Beiträge von Architektenkind

    Es fehlt ihm an einem nahegelegenem Autobahnanschluss.


    Ja, genau das ist das Problem an dieser Ecke der Stadt: Viel zu wenig Platz für Autos! Man sollte vom Schöneberger Kreuz aus die A103 quer durch die Rote Insel, den Gleisdreieckpark und die südliche Friedrichstadt brechen. Von da wird sie über die Gertraudenstraße und Grunerstraße zum Alex geführt. Von Norden her könnte man für die A114 eine schnurgerade Schneise durch den Prenzlauer Berg schlagen. Vielleicht müsste man dafür ein paar hundert Gebäude abreißen, aber das ist es wert - wie anders soll der freie, deutsche Autofahrer denn zum Alexanderplatz kommen? Lang lebe die Stadtplanung von 1965! :rolleyes:

    ^ Nein, die meine ich nicht; die standen, wie Du ja selbst schreibst, auf dem Europaplatz. Ich meine die ständige Vermietung des Washingtonplatzes an irgendwelche "Markt"-Betreiber oder Schausteller, die dort gefühlt die Hälfte der Zeit über irgendwelche Zelte oder Butzen aufstellen (ähnlich wie auf dem Breitscheidplatz und dem Alex). So etwas gehört auf den Rummel, für einen urbanen Platz ist es würdelos. Solange am Cube gebaut wird, kann ich das tolerieren, danach sollte aber (vielleicht mit Ausnahme eines Weihnachtsmarktes) Schluss damit sein.


    Übrigens verschaffe ich mir *persönlich* beinahe täglich einen (aktuellen) Eindruck vom Zustand des Platzes, denn ich komme morgens und abends auf dem Weg zur Arbeit daran vorbei – danke ebenfalls. ;)

    Wie viele Bürger und Steuerzahler finden das richtig, das Graffitis und asoziale Randgruppen das Umfeld des Kanzleramtes vermüllen und vermalen?


    Genau, das Regierungsviertel ist eine verkommene Gegend in der Hand von "Asozialen", ein bisschen wie die Bronx – es ist schon lustig, was man sich aus 500 Kilometer Entfernung so zusammenphantasieren kann... :lach: Tatsächlich zelten unter den Betonvorsprüngen am Bettina-von-Arnim-Ufer manchmal Obdachlose. Sie tun niemandem etwas zu leiden, die Strandbar daneben ist trotzdem proppenvoll und mich stören sie nicht: Ihr Elend ist Teil unserer Wirklichkeit. Es kann nicht schaden, wenn die Regierenden dieses Problem im wahrsten Sinne des Wortes vor Augen haben.


    Was die Graffiti betrifft: Sind manchmal Kunst, oft nervig und an schönen Gebäuden ein Ärgernis. Sie sind außerdem seit Jahrtausenden Teil der urbanen Kultur und werden es auf absehbare Zeit bleiben. Man wird lernen müssen, sie zu tolerieren (von tolerare, lat. für ertragen, aushalten, erdulden).


    Ich spreche dabei vom Spreebogenpark nicht von einer Brache.


    Das Problem ist doch, dass der sogenannte "Spreebogenpark" nichts anderes ist als eine Brache, eine echte städtebauliche Fehlplanung: Ein zugiges, sporadisch gemähtes Feld, auf dem unmotiviert die Schweizer Botschaft herumsteht. Niemand mag sich dort aufhalten, und deshalb gibt es dort auch kein städtisches Leben. Das kann meines Erachtens nur eine Bebauung ändern, die die Botschaft in ein Blockrandkonzept einschließt. Ideen dazu gab es ja mal, weiß aber gerade nicht mehr wo.


    Insgesamt sollte man dem Hbf-Umfeld Zeit geben, so bis ca. 2022 werden wir uns wohl noch gedulden müssen. Es gibt aber schlimmere Hbf-Umgebungen!


    Du sprichst mir aus der Seele: Die Gegend wird noch für Jahre von Kränen, Betonmischern, Staub und Lärm dominiert sein. Erst danach ist ein Urteil möglich, ob das Konzept aufgeht. Wird es am Humboldthafen Cafès und Restaurants geben? Wird der unsägliche Budenzauber auf dem Washingtonplatz verschwinden? Wird es ausreichend Wohnungen und Gebäude mit öffentlicher Nutzung geben (wie die Landesbibliothek), oder dominieren Hotel- und Büroklötze? Durch so etwas wird die städtebauliche Qualität des Bahnhofsviertels bestimmt werden – nicht durch ein paar Graffiti an der Hafenmauer.

    ^ Diese Uferbefestigung war ewig Teil einer Brachfläche, was Sprayer geradezu einlädt. Derzeit ist sie Teil einer Baustelle, was ein sauberes, ordentliches Erscheinungsbild ohnehin ausschließt. Wenn das Viertel eröffnet wird, sieht die Sache anders aus – ich nehme mal an, man wird die Wände reinigen, wenn die Gebäude fertig sind. Also Pragmatismus statt "Volltoleranz", kein Anlass für Stoßseufzer über Sittenverfall. ;)

    ^ "Lone Star" (was für ein geiler Name!) ist laut Wikipedia nicht mehr an der TLG beteiligt, größter Anteilseigner ist demnach die "Government of Singapore Investment Corporation" (GIC). Also durchaus ein öffentlicher Anleger – allerdings einer, dem Ostberliner Nostalgie-Gefühle am Hintern vorbeigehen dürften. Auch die GIC besitzt aber nur 13,33 Prozent der Anteile und ist damit von einer Sperrminorität, geschweige denn von einer Aktienmehrheit, weit entfernt.


    Das Problem (zumindest ein großer Teil davon) dürfte wirklich in der Entwicklung der Grundstückspreise liegen. Warum jetzt verkaufen, wenn sich der Preis bis 2025 verdoppelt, und man bis dahin Mieten (z.B. von Primark) kassieren kann, von denen vor zehn Jahren noch nicht einmal zu träumen war? Für Architekturfreunde: Dumme Sache, das...

    Danke an alle, die zu dem Informationsschwung heute beigetragen haben. Ich habe einiges dazugelernt und revidiere meine Meinung insofern, dass offenbar nicht nur der Mangel an potentiellen Bauherren ein Problem ist, sondern auch die Unlust der Grundstücksbesitzer, an potentielle Bauherren zu verkaufen. Ich mag dennoch nicht Konstantins These folgen, es gebe eine Art geheime Strippenzieherei des Senats (bzw. der Senate), den status quo der DDR-Zeit zu bewahren.


    Über D3 und D4 wurde bereits alles gesagt, über D1 und D2 auch. Zur TLG wäre Batos Beitrag zu ergänzen: Laut Wikipedia-Eintrag gehörte der Laden bis 2012 dem Bund (nicht dem Land Berlin), wurde dann zunächst von dem US-Finanzinvestor "Lone Star" übernommen und ist seit 2014 eine börsennotierte Aktiengesellschaft. Weder dem Vorstand noch dem Aufsichtsrat gehören Berliner Politiker an, und sollte das Land überhaupt Anteile an dem Unternehmen besitzen, fielen diese unter "Streubesitz".


    A12:Zwar steht das Haus des Reisens nun unter Denkmalschutz, für ein Hochhaus wurde aber eine Fläche direkt dahinter bereits ausgewiesen.


    Um der Wahrheit die Ehre zu erweisen: Der Hochhaus-Standort hinter dem Haus des Reisens ist der einzige, den Lompscher tatsächlich in Frage gestellt hat. Was ich aber schlüssig finde, genau so wie den Denkmalschutz für das Haus des Reisens. Letzteres zählt für mich mit dem Haus des Lehrers (inkl. Kongresshalle), den Behrens-Bauten und dem Kaufhaus zu den unbedingt erhaltenswerten Gebäuden am Alex.


    Ein einfacher Schritt für mehr Sicherheit (bzw. zumindest für ein besseres Sicherheitsempfinden) wäre es übrigens, den Betondeckel zwischen ParkInn-Hotel und Kaufhaus abzureißen. Das ist nun wirklich eine finstere Ecke...


    P.S. Den Rekowilli habt Ihr umsonst. [...] Obwohl ... das "Haus mit denn 99 Schafsköpfen" hier viele Fans finden dürfte.


    Wenn Konstantin einen Rekowilli nimmt, nehme ich einen Schafskopf.

    So weit sind wir mittlerweile gekommen, dass eine sachliche, mit Fakten unterlegte Argumentation bzw Meinung als "pöbeln" bezeichnet wird.
    Zwischen pöbeln und einer ironischen Bemerkung ist ein erkennbarer aber wichtiger Unterschied.


    Peinlich, Architektenkind! :Nieder:


    "Pöbeln" bezog sich auf Konstantins Suada von Vorurteilen, die mit dem, was ich hier über die Kriminalität auf dem Alexanderplatz geschrieben hatte, nichts zu tun haben. Ironie nicht erkennbar. Davon ab hatte ich eine ganz ernsthafte Frage an Konstantin gerichtet, die auf Erkenntnis gerichtet ist, und auf deren Antwort ich hoffe: Warum wird am Alex nicht gebaut? Konstantin behauptet, die Gründe zu kennen. Ich kenne sie nicht, ich bitte um Info.

    ^ Was den Grund betrifft, warum es am Alex nicht weitergeht: Ich lasse mich gerne aufklären (ernstgemeint). Allerdings sehe ich nicht, dass die beiden beschlossenen und genehmigten und hier vor Ewigkeiten vorgestellten Hochhaus-Projekte vorankämen – und ich denke nicht, dass dafür der Senat verantwortlich ist.


    Was den Rest betrifft: Du pöbelst. Ich habe genau beschrieben, wo ich den Unterschied mache zwischen einer Beschreibung der Probleme (auch mit Banden und Clans) und xenophober Propaganda. Also pack' mich nicht in Deine Schubladen.

    ^ Heute kocht Saxonia für Sie – Ideologien-Allerlei. Lecker!


    Denn bei 2° höherer Durchschnittstemperatur droht der Zusammenbruch der Zivilisation, schlimmstenfalls mediterrane Zustände!


    Wohl eher solche Zustände.


    Kriminalität ist hingegen ein ganz heißes Eisen. Wie beim Klimawandel sind natürlich auch hier Menschen Schuld, aber welche genau, das sagt man lieber nicht allzu deutlich.


    Für dieses Geraune verleihe ich Dir die Alexander-Gauland-Gedenkmedaille II. Klasse. Warum nicht I. Klasse? Dafür hätte der Relativsatz am Ende "...das darf man hierzulande ja nicht offen aussprechen!" lauten müssen (um die Opferposition deutlich zu machen). Aber zum Thema: An der Kriminalität sind Kriminelle schuld. Die werden in Berlin nicht zuletzt auch durch Angehörige osteuropäischer Banden und arabischer Clans gestellt. Ich habe kein Problem, wenn man das so benennt – das Problem beginnt, wenn der Subtext lautet, die Osteuropäer, die Araber oder die Flüchtlinge per se trügen die Schuld.


    Im Falle des Alexanderplatzs bin ich schon der Meinung, dass man dem mit baulichen Maßnahmen begegnen könnte. Allerdings würde die politische Führung dieser Stadt alles sofort als "Gentrifizierung" brandmarken.


    Der modifizierte Kollhoff-Plan steht; was bislang fehlt, sind Investoren. Von Gentrifizierung redet deswegen niemand, auch wenn Dir das noch so gut in die Feindbild-Kiste passen würde. Bis es soweit ist, kann man Kriminalität nicht nur mit baulichen, sondern – kaum zu glauben – auch mit polizeilichen Mitteln bekämpfen. Und das macht der Senat am Alex gerade mit einigem Erfolg: Dem bereits verlinkten Tagesspiegel-Text ist auch zu entnehmen, dass die Zahl der Raub-Delikte im 1. Quartal 2017 gegenüber dem Vorjahr dank erhöhter Polizeipräsenz um 37 Prozent gesunken ist, die der Taschendiebstähle sogar um 51 Prozent. Sorry, aber die Schlagzeile "Links-grün versiffter Senat lässt Berlin in Multikulti-Chaos versinken" muss noch warten.


    Die momentane Strategie aller Entscheider, alles und jedes zu relativieren und die verschiedensten Unheber vom Klimawandel bis zum Grünflächenamt des Bezirk Mitte von Berlin für Mißstände verantwortlich zu machen prolongiert zwar den status quo, macht die Situation jedoch nocht besser.


    Wir diskutieren dieses Thema, weil der Senat am Alex a) eine Polizeiwache baut, b) eine mobile Videoüberwachung einführt und c) bereits seit Anfang des Jahres die Zahl der Streifenbeamten erhöht hat (mit Erfolg, siehe oben). Und nun kommst Du und sagst, alle redeten sich nur raus, niemand handele. Muss man nicht begreifen, oder?

    der Baupreis ist Dir vermutlich auch nicht erklärlich, oder?


    Vielleicht stellt man den Beamten ja knarrende Dielen, Corbusier-Sessel und ein ZEIT-Abo zur Verfügung. Sowas geht schnell ins Geld. ;)


    Aber im Ernst: Die reinen Baukosten können das nicht sein, das Ding wird doch nur eine bessere Behelfsbaracke. Vielleicht bezieht sich die Million nicht allein auf das Gebäude, sondern enthält auch die technische Ausstattung. Lauter Geräte für die Steuerung der Videoüberwachung, den Funk, ein Panzerschrank für die Aufbewahrung der Waffen, kugel- und steinwurfsichere Fensterscheiben, etc. Keine Ahunung, ob es so ist, aber so etwas wäre auf jeden Fall teuer.

    ^^ Na ja, es lohnt sich schon, genauer hinzuschauen. Der Zustand der Grünflächen ist keineswegs einheitlich schlecht, sondern höchst unterschiedlich. Auf meiner Joggingstrecke liegen z.B. der Görlitzer- und der Treptower Park, und beide sind trotz intensiver (und nicht immer schonender) Nutzung eigentlich gut gepflegt: Rasen gemäht, Wege gefegt, Müll abtransportiert, etc. In Teilen des Treptower Parks (zwischen Spree und Puschkinallee) wurden im letzten Jahr die Wege neu gemacht, die Rosengärten sind immer akkurat beschnitten und die Blumenrabatten werden regelmäßig bepflanzt.


    Der langen Rede kurzer Sinn: Von einer allgemeinen Vernachlässigung der Grünflächen abseits des Tiergartens kann keine Rede sein. Warum also die konkrete Vernachlässigung an den beschriebenen und anderen Stellen? Ich spekuliere mal, das hat mit den Zuständigkeiten zu tun. Wo eine Grünflächenverwaltung (z.B. Grün Berlin) direkt zuständig ist, läuft die Sache; wo irgendeine Liegenschaftsverwaltung alles nebenbei mit erledigen soll, bleibt es liegen. Für die Pflege des Beetes auf dem Hausvogteiplatz ist wahrscheinlich der Hausmeister der TU zuständig, und der hat "Beet mähen" auf Platz 48 seiner 48 Punkte umfassenden To-Do-Liste.


    Übrigens sind solche Unterschiede nichts spezifisch Berlinerisches. Ich kenne das aus allen Städten, in denen ich gewohnt habe. Aktuell habe ich auf dem Weg zur Arbeit immer ein Beispiel in Potsdam vor der Nase: Die Freundschaftsinsel topp gepflegt, der Steubenplatz der reinste Acker.


    P.S. Alles Gute zur Hochzeit, Twisted! :59:

    ^ Meiner Erfahrung nach musst Du in Potsdam nur an die Pforte gehen und sagen, Du willst in die Kantine; dann kommst Du rein und hast Deine Bewirtung zwar nicht im Hof, aber auf der Dachterrasse mit schönem Blick über die Stadt. Ich war schon öfter da, und man wollte nie meinen Perso sehen. Einen Besucherausweis oder gar einen Metalldetektor (wie im Bundestag) gibt es auch nicht. Für ein Parlamentsgebäude ist die "Türpolitik" in Potsdam erstaunlich liberal.


    Auf einem anderen Blatt steht, was Besucher dort erwartet. Außer der eleganten, aber leider nutzlosen Knobelsdorff-Treppe und dem überkuppelten Plenarsaal ist es ein funktionales Büro- und Tagungsgebäude mit Auslegware in den Fluren und weiß getünchten Wänden. Kein Higlight für Touristen, sondern ein Haus zum Arbeiten – deshalb ist am Wochende auch dicht, soweit ich weiß.


    So, sorry für Off-Topic. Zurück nach Berlin!

    Immerhin.


    Habe ich nie bestritten. Hübsch ist nicht zu vernachlässigen. Den Rest der Debatte brauchen wir nicht zum tausendsten Mal zu führen.


    Es hat dadurch einen höheren Nutzen, als im Gegensatz dazu zum Beispiel das Potsdamer "Landtagsschloss".


    Der Nutzen des Landtagsschlosses besteht darin, einen Landtag zu beherbergen (und einen Rechnungshof). Auch hier ist die Hülle hübsch, nur wirkt der Putz noch ein wenig neu, als dass man das Baujahr 2013 vergessen könnte. Aber Konstantin hat recht, Patina und Figuren werden den Anschein von Schlossigkeit mit der Zeit verstärken.

    ^ Den Vorplatz des Stadthauses habe ich nicht mitgemessen, weil er, sofern der B-Plan noch geändert wird, so bliebe, wie er ist (hier erläutert). Den Parkplatz habe ich natürlich mitgemessen. Was denn auch sonst? Mir geht es um den Eindruck, den der Stadtraum auf die Wahrnehmung macht. Um was geht es Dir? Um's Rechthaben? Die Messmethode habe ich in dem oben (heute zum zweiten Mal) verlinkten Beitrag auch genau ausgeführt, und diese Ausführung war damals eine Antwort auf Dich:


    Derzeit klafft zwischen der südlichen Ecke des Roten Rathauses bis zum Beginn des Molkenmarkts (Grenze der Platzbepflasterung) eine Lücke von gut 113 Metern, und dann beginnt keine Bebauung, sondern ein bepflastertes Nichts.

    ^ Richtig, ich wiederhole mich: Auf Höhe des Roten Rathauses soll die Grunerstraße von 113 Meter auf ca. 37 Meter (inkl. Bürgersteigen) verengt werden. Das ist knapp ein Drittel der heutigen Breite. Schon in der Debatte vor zwei Jahren hat sich Konstantin schlicht geweigert, das zur Kenntnis zu nehmen, und das macht die Diskussion ein bisschen anstrengend. (vgl. Seite 25 dieses Strangs, einschlägiger Beitrag von mir hier)


    Aber es sieht ja danach aus, dass auch r2g sich nicht wird durchringen können, die große Verkehrsachse der Leipziger-Grunerstraße zu brechen, wie es bei den Linden ja auch nur durch den Einfluß des Bundes möglich war.


    Ja, das ist in der Tat das zentrale Problem bei einer Wiederherstellung der historischen Proportionen in dieser Gegend. Aber das Problem hat objektive Gründe und ist keiner Mutlosigkeit/Dummheit/Bösartigkeit des Senats geschuldet – in welcher Parteien-Konstellation auch immer. Die autogerechte Innenstadtplanung der DDR hat hier die Büchse der Pandora geöffnet, und wie es solche Büchsen an sich haben, bekommt man sie nun nicht mehr zu: 60.000 Autos pro Tag müssen da durchgeschleust werden, solange sich an der Ich-und-mein-Auto-Fixierung der Deutschen nichts ändert – und das wird auf absehbare Zeit nicht passieren, fürchte ich. (Ich fürchte das wirklich: Ich hasse die Autofixierung; sie ist der wichtigste Grund für die Unwirtlichkeit heutiger Städte.)


    Die Verschwenkung des Mühlendamms auf die Spandauer ist der Versuch, einen Teil des Verkehrs über die Liebknecht-Straße abzuleiten, aber das reicht nicht, um aus der Gruner eine Anliegerstraße zu machen. Sie bleibt Hauptverkehrsachse für alle, die von Westen aus in die KMA, in die Landsberger Allee oder in die Greifswalder wollen. Und das muss die Stadtplanung schlicht berücksichtigen – zumal ja, wie Konstantin zu recht erwähnt, die alte Ost-West-Achse vom 17. Juni über UdL schon seit Langem mehrfach unterbrochen ist und ab 2019 zumindest zwischen Staatsbibliothek und Dom komplett dicht sein wird. Das muss die Stadtplanung schlicht berücksichtigen, alles andere ist schöne Phantasie.

    Ich schließe mich den Vorschlägen von Ted Mosby und Schmittchen an, es ausgehend von dem Siegerentwurf mit einer Annäherung an historische Bautypen zu versuchen. Damit meine ich explizit keine Rekonstruktionen (bzw. Fake-Rekonstruktionen, denn an dieser Stelle war historisch keine Straße), sondern moderne Interpretationen. Ein Dachgeschoss mir Erkern oder ein Giebel können da schon Wunder wirken.


    Dass so etwas umgesetzt wird, halte ich für wünschenswert, aber für unwahrscheinlich – genau wie den Erhalt des Schuhstraßen-Eingangs in seiner jetzigen Form. Beides würde Kosten verursachen bzw. Gewinnaussichten schmälern und liegt deshalb nicht im Interesse des Investors (der bekanntlich großen Einfluss auf politische Entscheidungen hat, weil an seiner Entscheidung für oder wider den Standort eine Menge Gewerbesteuern hängen). Dennoch sollte die Stadt den Investor in dieser Richtung unter Druck setzen, auch da schließe ich mich Ted Mosby an. Und öffentliche Kritik in dieser Richtung kann nur helfen.


    Auch die Meinung der Leser von News38 fällt unmissverständlich aus. Die ablehnenden Stimmen sind eindeutig in der Mehrheit. Hier geht es zum Artikel: https://www.news38.de/braunsch…teil-ist-vernichtend.html


    Ich finde, dieser Artikel ist eine Unverschämtheit. Schon die Überschrift ("Euer Urteil ist eindeutig") ist distanzlos, ranschmeißerisch und außerdem falsch: im Text kommen auch Gegenstimmen zu Wort, also ist "unser" Urteil wohl doch mehrdeutig. (Ursprünglich lautete die Überschrift, wie der URL noch zu entnehmen ist, sogar "Euer Urteil ist vernichtend", aber das war wohl selbst "News38" zu reißerisch)


    Dann scheint kaum eine der zitierten Stimmen begriffen zu haben, was eigentlich Thema ist. Z.B. wird unterstellt, es gehe um 90 Mio. Euro aus dem Stadthaushalt statt um Investorengeld – was die Verfasser unwidersprochen stehen lassen. Ja, die Behauptung, das Ganze sei "teuer" (für wen denn?), wird sogar in diese dämliche Entweder-oder-Umfrage übernommen. Sorry, aber bei dieser indifferenten Form von "Content"-Journalismus werde ich aggressiv. War mal vom Fach und hätte mir nicht einmal als Praktikant erlaubt, eine derart manipulative Sülze zu veröffentlichen.


    P.S.: Ich habe übrigens den Eindruck, die Reaktion auf jedes größere Städtebau-Vorhaben fällt seit Jahren erst einmal "vernichtend" bzw. "eindeutig" aus, und zwar relativ unabhängig von Charakter und Qualität eines Projektes: Der wutbürgerlich gesenkte Daumen überwiegt immer. Sollte man an anderer Stelle vielleicht einmal grundsätzlich diskutieren, woran das liegt.

    ^ Das SouthGate-Center in Bath sieht so sehr nach authentischem Bath aus, wie das The Venetian-Resort-Hotel in Las Vegas nach authentischem Venedig aussieht. Schauderhaft, da stimmt gar nichts! Da lobe ich mir das ECE-Monstrum in Braunschweig, dort ist wenigstens die Schloss-Fassade gelungen. Und mit dem Dom-Römer-Areal in Frankfurt hat das Projekt in Braunschweig nicht das Geringste zu tun: In Frankfurt geht es um die Rekonstruktion eines zentralen Teils der alten Innenstadt, in Braunschweig soll eine moderne Bebauung eine andere moderne Bebauung ablösen - auf einem Gelände, das nie etwas anderes war als eine Hinterhoflage.


    Ich finde die Planung, wie sie ist, schon in Ordnung - mit Ausnahme des Abrisses in der Schuhstraße. Sonst sind es anständige, moderne Fassaden, eine relativ kleinteilige Gliederung und ein sehr schmaler Straßenzuschnitt, der einen interessanten Raumeindruck ergeben wird. Nicht zu vergessen, sollen an beiden Gassenseiten zwei bzw. drei Stockwerke für neue Wohnungen mitten in der Innenstadt entstehen. Bisher ist dort nur Einzelhandel. Auch so etwas ist wichtig für diese Lage.


    P.S. an die Moderation: Könnt Ihr für dieses Projekt einen eigenen Strang aufmachen? Das wird uns ja längerfristig beschäftigen...