Beiträge von Architektenkind

    ^ Ja. Ich steig an dieser Stelle aus und nehme mal wieder eine Foren-Auszeit.


    Finde immer noch, dass Du Eigentum moralisch überhöhst - auch als Mieter zahle ich anteilig Grundsteuer und als ETF-Anleger Kapitalertragsteuer. Außerdem sorge ich selbst für's Alter vor, auch ohne eigene Wohnung. Und ich werfe niemandem, der sich das nicht leisten kann, vor, deshalb ein schlechterer Bürger zu sein.


    Aber na gut, dann sind wir uns halt einig, uneinig zu sein. Außerdem gehört das nicht in diesen Strang. Bis Mai, dann!

    Bewohner von Eigentumswohnungen zu verunglimpfen, die ein Garant sind für Verbundenheit, finanzielle Selbstständigkeit und Beteiligung an der Gemeinschaft und gleichzeitig unabhängig sind von Vermietern

    Das hat sich überschnitten, nochmal sorry. Ich habe nichts gegen Eigentümer, einige meiner besten Freunde sind Eigentümer. Meine Eltern und Geschwister auch. Ich weiß bloß nicht, warum sie Garanten für irgendwas sein sollten. Es sind halt bloß Leute, die sich eine eigene Wohnung leisten können und wollen.

    Was die Argumentationskette "Eigentum ist aus XYZ besser" zu "Zweiklassenwahlrecht" angeht, ist das aber auch die Extremstauslegung einer (wahrscheinlichen) Theorie und wirkt auf mich wie mit Kanonen auf Spatzen zu schießen.

    Die erwähnte Theorie ist der libertäre Versuch - z.B. von Leuten wie Elon Musk oder Peter Thiel -, aus einer Staatsbürger-Demokratie eine Besitzbürger-Oligarchie zu machen. Ich hab ja explizit geschrieben - und betone es nochmals -, dass ich dem Kollegen Rathaus nichts in der Richtung unterstelle. Es gibt dennoch einen Unterschied zwischen einerseits: "Eigentum ist besser, dann kann einem nicht wegen Eigenbedarf gekündigt werden" (damit bin ich einverstanden) und andererseits: "Der Eigentümer ist besser, denn ihm ist eine staatsbürgerliche Verbundenheit garantiert, die Mietern verwehrt ist" (das finde ich hoch bedenklich).


    (Kann alles in die Lounge oder weg. Wollte hier eigentlich nie wieder politisch werden. Fühle mich grad nicht sonderlich wohl angesichts der Weltlage und war vorhin richtig angefasst. Sorry.)

    Mehrfamilienhäuser mit überwiegend oder sogar 100% Eigentumswohnungen sind im Schnitt ordentlicher und besser in Schuss.

    Nachtrag: Das liegt nicht selten daran, dass die Hausbesitzer nur das nötigste in den Erhalt stecken und sich Schönheitsreparaturen sparen. Ist bei mir auch so, und der Eigentümer ist die WBM. Risse im Hausflur entstehen nicht durch mangelndes Verantwortungsbewusstsein der Mieter. Sondern, weil das Gebäude sich setzt.

    ^ Wie kommst Du darauf, dass Mieter grundsätzlich alle vier bis fünf Jahre umziehen? Gerade wer einen alten Mietvertrag in Berlin hat, wird einen Teufel tun. Ich bin in den letzten 25 Jahren genau zweimal umgezogen. Und auch Wohneigentum kann man verkaufen. Im übrigen ist das - sicher oft richtige - Argument, dass man als Mieter pfleglicher mit der Substanz umgeht, kein Argument dafür, dass man ein besserer Staatsbürger sei. Ich erinnere an die NIMBYs, die über Jahrzehnte den Ausbau der Dresdner Bahn verhindert haben, weil sie Wertverlust für ihre Immobilien befürchteten. Ökonomisch nachvollziehbar, ja - dem Gemeinwohl verpflichtet, eher nicht.


    Mein Problem ist die moralische und politische Hierarchisierung, die mit dieser Argumentation einhergeht. Auf dieser Basis kann man soziale Segregation verteidigen (keine Mietwohnungen mit verantwortungslosen Subjekten in Innenstädten!) oder sogar ein Zwei-Klassen-Wahlrecht (nur wer ökonomisch autonom und eigentverantwortlich ist, hat die staatsbürgerliche Reife, das volle Stimmrecht auszuüben).


    Ich bin sicher, darauf will Rotes Rathaus nicht hinaus. Das will ich nicht unterstellen. Aber das sind die Implikationen, die in solchen Argumenten stecken. Gerade, wenn man nicht von einer Tendenz spricht, sondern von einer "Garantie".


    P.S.: Gerd Kommer, "ETF-Papst" und mit Sicherheit Millionär, wohnt übrigens zur Miete - er argumentiert, dass es für die meisten Normalverdiener im Sinne der ökonomischen Unabhängigkeit viel sinnvoller sei, zur Miete zu wohnen und sein Geld statt in Hauskredite in Aktienfonds zu investieren. Ich erlaube mir da kein Urteil, aber diese Position gibt es auch.

    Nur diese Wohnform garantiert Autonomie, ökonomische Eigenverantwortung und Verbundenheit mit der städtischen Gesellschaft und dem Staat insgesamt.

    Was hast Du gegen Mieter? Ich bin Mieter, also in Deiner Lesart fremdbestimmt, verantwortungsscheu, gleichgültig gegenüber der Stadt und ein Staatsbürger 2. Klasse. Ernsthaft?


    Mal ganz abgesehen davon, dass Du damit alle vor den Kopf stößt, die sich Wohneigentum nicht leisten können. Und die ganze Cum-Ex-Blase (von denen garantiert keiner zur Miete wohnt) zu garantiert guten Staatsbürgern erklärst - denn Eigentum garantiert ja Verantwortung und Verbundenheit mit Staat und Gesellschaft.


    Ich schätze Deine Beiträge meist sehr. Aber das hier regt mich auf. Sorry.

    ^ 13 Jahre nach Ankündigung des Projekts, 8 Jahre nach Baugenehmigung und 7 Jahre nach Verkündung des Baubeginns ist die Sauberkeitsschicht fast fertig. Ist doch schön, wenn in Berlin auch mal was zügig vorankommt. 8o


    Aber Du hast natürlich recht: Dass hier überhaupt noch was passiert, grenzt schon fast an ein Wunder. Hoffe sehr, dass (Ex-)Monarch auch so eine Wiederauferstehung erlebt.

    Vielleicht, und ich habe einige Zeit gebraucht, um das zu erkennen, ist es eher dieses recht dominant und für meinen Geschmack zu grobe Raster, das hier den Maßstab vorgibt, das irritiert. Meiner Erinnerung nach war es vor der Neuverlegung keineswegs so dominant wie jetzt.

    Ich glaube, da trügt Dich Deine Erinnerung, wie man etwa hier auf einem Bild von 1984 erkennt. Auch Fotos aus der Zeit kurz vor dem Umbau zeigen im Wesentlichen dieselben Kontraste wie jetzt danach (höchstens ein wenig verstaubt). Das DDR-Pflaster war allerdings rauher und teilweise kleinteiliger. Das vermisse ich ein wenig bei der neuen Version.


    Ich finde, das Raster passt ziemlich gut zu Schinkels Konzerthausfassade – beide haben sie eine strenge, geometrische Anmutung. Zusammen macht der Blick über den Platz auf die Freitreppe in meinen Augen einen feierlichen, beinahe erhabenen Eindruck, der Schinkel sicher gefallen hätte. Nicht optimal finde ich dagegen den Kontrast zwischen dem Raster-Pflaster und den leichteren Fassaden der beiden Dome. In deren Umfeld hätte man die strenge Ordnung gerne ein wenig auflockern können.


    Funfact: Nachdem hier in den letzten Tagen so viel negative Presse zitiert wurde, ist in der Welt ein Kommentar mit dem Titel: "Genau so muss ein klassischer Platz aussehen!" erschienen. Ich kann zwar nur den Anreißer lesen, aber anscheinend liegen Die Welt und ich hier mal auf einer Wellenlänge. Den Tag muss ich mir glatt im Kalender anstreichen. ;)

    Wie oft hatten wir jetzt eigentlich schon die Geschichte "Grüner Park = 19. Jahrhundert = historisch korrekt"? Es stimmt halt nicht. Die "grüne Phase" war eine wilhelminische Besonderheit und in meinen Augen ein Irrweg. Ich wiederhole mich gern: Der Gendarmenmarkt ist als europäischer Stadtplatz konzipiert und als solcher gepflastert. Gedacht für Versammlungen, Feste und Märkte. Nicht als Schmuckplatz. Ähnlich wie die Piazza del Populo in Rom, die Plaza Mayor in Madrid oder, um mal ein anderes Beispiel zu wählen, der Luisenplatz in Potsdam. Nur beim Gendarmenmarkt beharren viele auf einer kurzen Phase in der Kaiserzeit, als gespflasterte Plätze zu Miniparks umgebaut wurden.


    Versteh ich nicht. Und was mich wirklich befremdet, sind die Versuche, die Beibehaltung einer historisch und für die Nutzung sinnvollen Gestaltung als ideologische Verirrung zu delegitimieren. Die Grünen, eine "fragwürdige" Beteiligung, "Ostalgie". Als wäre der Wilhelminismus ein Gebot des gesunden Menschenverstands, Schinkel und Friedrich Zwo aber quasi linksgrün-versiffte DDR. Leute!


    Was die Klimafrage angeht: Hier wurde mehr getan als man sieht. Das Regenwasser läuft nicht mehr ab, sondern versickert langsam in Zisternen. Schwammstadt. Gegen andere und größere Bäume an der Nordwest-Ecke hätte ich nichts. Den Bestand dafür abzuholzen, erschiene mir aber übertrieben.

    Bismarck war Einer der bedeutendsten Deutschen des 20 Jahrhunderts.

    Des 19. Jahrhunderts. Der prägende Reichskanzler des 20. Jahrhunderts hieß anders. Und "Bedeutendste Deutsche" finde ich als Kategorie grundsätzlich mäßig interessant. Aber nein, ich habe nichts gegen ein Bismarck-Mosaik in der Bismarckstraße. Das gehört da hin und gefällt mir gut.


    Einerseits kann ich das Bedauern von Der Kritiker gut nachvollziehen: Da wurde eine Zeitschicht des Berliner U-Bahnbaus getilgt. Andererseits finde ich diese Fliesen von Kahfeldt so gut und so berlinerisch, dass sich mein eigenes Bedauern in engen Grenzen hält. Muss ich mir dringend mal in 3D angucken.

    ^ Danke für den Link! Der Zeitraffer ist cool. Und die Höhenentwicklung ist ein wenig verwirrend – man kommt kaum nach, es wäre die vierte Änderung:


    Masterplan: 150 Meter

    Vorgabe für die Baugenehmigung: 130 Meter (unter dem Einfluß der, ich sag mal, Fernsehturm-Blickachsen-Schutzverordnung von RRG)

    Späteres Zugeständnis, noch unter RRG: 134 Meter

    Erlaubnis für eine weitere Aufstockung unter Schwarz-Rot: 138 Meter

    Neue Angabe von Züblin: 141 Meter


    Wenn das stimmt, sind wir jetzt näher am Masterplan als am ursprünglich genehmigten Entwurf (wobei das MYND bei Wikipedia noch mit 138 Metern gelistet ist). Gefällt mir – ich frage mich bloß, wie diese Mini-Aufstockungen aussehen. Okay, ca. drei Meter mehr sind ein zusätzliches Stockwerk. Aber was macht man mit vier Metern mehr? Ein Stockwerk für sehr große oder zwei für sehr kleine Leute? ;)


    Bin jedenfalls gespannt auf weitere Infos.

    Umbau Petersburger Straße

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    In der Petersburger Straße hat sechs Monate nach Beginn der Bauarbeiten der Wiederaufbau der östlichen Fahrbahn begonnen (Projekt-Vorstellung hier, zuletzt hier). Das Bild ist vom Bersarinplatz aus Richtung Norden aufgenommen:


    1j1lDn.jpg


    Die Pflastersteine dürften die Grenze zum Parkstreifen markieren, die Bordsteinkante die zum Radweg. Neben den kommen dann noch ein Grünstreifen mit neuen Bäumen und der Bürgersteig. Das wirkt auf dem Bild enger als es ist: Zwischen Bordstein- und Häuserkante sind knapp 10 Meter Platz. Sieht dennoch ganz danach aus, als müssten auch die Peitschenlampen (v)ersetzt werden. Gut so, ein zeitgemäßeres Beleuchtungskonzept wäre schick.


    © Bildrechte liegen bei mir.

    Eberty 25

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    Nach knapp neun Monaten mal wieder ein Update von der Baustelle des Eberty 25 (zuletzt hier, Projektseite hier). Der Tiefbau ist abgeschlossen, seit dem Jahreswechsel geht es in die Höhe. Die Arbeiten am 1. OG haben begonnen:


    AuvzaH.jpg


    Die Brache ist weg, und die positive Wirkung der neuen Raumkante lässt sich schon jetzt erahnen. Ein bisschen schade ist es nur um den schönen Blauwal an der Brandwand. Werde ihn sicher noch ein paar Mal dokumentieren.


    © Bildrechte liegen bei mir

    ^ Ach, der Versatz stört mich an dieser Stelle nicht so sehr. An sauber gezogenen Blockrändern mangelt es der Ecke ja nicht. Mich stört eher, dass die Freifläche zwischen Hotel-Auffahrt und Oper den Charme einer Hinterhof-Zufahrt versprüht. Das Hotel könnte da einiges machen, wenn es eine Terrasse mit Café oder Restaurant bauen und ein wenig Grün pflanzen würde.


    Städtebaulich finde ich diesen Abschnitt der Behrenstraße übrigens reizvoll: Man hat auf kleiner Fläche ein direktes Nebeneinander von Kaiserzeit-Historismus, Ost-Moderne, DDR-Historismus und Nachwende-Moderne. Architektonische Abwechslung bei städtebaulich (nahezu) geschlossener Struktur. Hier geht Herrn Stimmanns Konzept gut auf.


    Wo ich Dir recht gebe: Der schmale Bürgersteig vor dem Haupteingang der Oper wirkt etwas gedrängt. Das liegt allerdings nicht an Nachkriegs-Umbauten, sondern war schon immer so. Das Haus, in das später die Komische Oper einzog, war ursprünglich ein Privattheater, das sich in den gegebenen Blockrand fügte – kein Repräsentationsgebäude mit großem Vorplatz wie das Schauspielhaus oder die Oper unter den Linden. Eine großzügige Freifläche vor dem Entrée hat es dort nie gegeben.

    Dann hat man dieses Gebäude mit dem "Schweeewittchen-Sarg" umbaut, was dazu geführt hat, dass die bauliche Kante ein bis zwei Meter nach vorne gewandert ist.

    Das ist ein Irrtum, den wir, glaube ich, schon mal hatten: Nicht die Komische Oper ist zu weit nach vorne gerückt, sondern das (viel jüngere) Westin Grand zu weit nach hinten - und zwar um ca. fünf Meter. Ich vermute, man wollte Platz für die Vorfahrt schaffen.

    ^ Und zwar so. Viele Braun- und Orangetöne, passend zur Entstehungszeit und zum Fries. Bei Hauptgerichten bis 65 Euro auch preislich nicht ganz Raststätten-Niveau.


    Ich hätte mir ja ein richtiges Café gewünscht statt eines Restaurants, den Namen "BEAST" finde ich albern. Aber wenigstens ist es kein austauschbares Franchise-Ding geworden, und die Einrichtung passt zum Haus.

    Die PARTEI ist eine Satire-Gruppe, die aus dem Magazin Titanic hervorging. Absurde Ideen sind ihr Programm. Der Spitzenkandidat heißt Dominic Harapat; er trägt auf Plakaten einen Bierhelm und raucht zwei (!) Zigaretten. Also: Bitte nicht ernstnehmen, niemand will das umsetzen... ;)


    (Funfact: Trotz des Satirecharakters hat die PARTEI zwei Sitze im Europaparlament – besetzt mit dem Satiriker Martin Sonneborn und der Schriftstellerin Sybille Berg.)

    Hmpf, die Lücke in der Mitte der Langfassade ist wieder zu, ohne dass der alte Fassadenschmuck angebracht wurde. Das finde ich fatal, denn damit fehlen die einzigen Elemente, die dieser Riesenwand früher ein wenig Struktur und Rhythmus gaben. Hinzu kommt: Wenn man so einen Brocken schon rettet, dann bitte wenigstens mit denkmalpflegerischem Anspruch. Will sagen, die Kunst am Bau gehört dazu – gerne restauriert und im selben Farbton wie die Platten an den kleineren Baukörpern. So hat man ihn gewissermaßen "entstuckt". Ärgerlich. (Aber vielleicht läuft es ja wie beim Haus des Berliner Verlags – dort hat man die abgebauten Schmuckteile der Fassade irgendwann auch wieder drangesetzt und aus einem öden Klotz wieder einen halbwegs interessanten Klotz gemacht.)


    Die Dachaufbauten werden Teil einer modernen Klima- und Belüftungsanlage sein. Finde es gut, dass die Technik wenigstens eingehaust wird, statt einfach offen auf dem Dach verteilt zu sein, wie das andernorts Usus geworden ist. Kann ich wesentlich besser mit leben als mit dem fehlenden Schmuck.