Beiträge von Architektenkind

    Ich argumentiere nur, dass man gegen den C02 Footprint dort was machen muss, wo er passiert. Und das ist nunmal nicht in Deutschland.

    Das ist falsch. CO2 entsteht an überhaupt keinem spezifischen Ort, sondern überall - auch in Deutschland. Hier entsteht pro Kopf sogar mehr davon als z.B. in China. Also muss überall gespart werden. Siehe Gefangenen-Dilemma.* So wenig es die eine Lösung gibt, so wenig gibt es die eine Quelle.


    Die Argumentation, man müsse nur die passenden Technologien entwickeln, höre ich seit 20 Jahren - passiert ist nichts. Und die Technologien, die ein bisschen was bringen könnten (das E-Auto oder die Wärmepumpe) werden von den ach so unideologischen Vernunftparteien CDU, FDP und AfD bis aufs Messer als linksgrün-versiffte Ideologen-Verirrung bekämpft. Die FDP ist besonders gut darin, reale Zukunftstechnik mit dem Verweis auf künftige Zukunftstechnik auszubremsen. Und die CDU hat erfolgreich die Solar-Industrie aus dem Land vertrieben. Aber das war natürlich ganz unideologisch.


    *Das ist übrigens m.E. das Kernproblem: Ein globales Problem, das nur zu lösen ist, wenn alle Staaten gegen ihre (kurzfristigen) ökonomischen Interessen gemeinsam handeln, ist in einer Welt konkurrierender Nationalstaaten de facto kaum lösen. Wenn Du dieses Dilemma anerkennen würdest, statt immer auf irgendwelche "Ideologen" zu schimpfen und andere verantwortlich zu machen, wäre schon einiges erreicht.

    ganz unabhängig davon, dass eine eindimensionale Rechnung des einfachen CO2 Werts eines Landes wenig Sinn ergibt und extrem vereinfacht ist.

    ^ Ja, Oranien oder Floyd bringen halt dieselben Argumente, die man von Klimaschutz-Gegnern immer hört: Deutschland trage ohnehin nur 2 Prozent zum CO2-Ausstoß bei, also kann man hier auch nichts tun. Und die andern tun ja auch nichts. Das ist aber doppelter Sebstbetrug, denn:


    1. Muss man die Zahl ins Verhältnis zur Bevölkerung setzen, damit sie irgendeinen Sinn ergibt. In Deutschland leben etwa 1 Prozent der gesamten Menschheit (80 Mio. zu 8 Mrd.) - es liegt also mit 2 Prozent CO2-Anteil pro Kopf doppelt so hoch wie der Durchschnitt der Weltbevölkerung. Es ist billig, hier mit dem Finger auf andere zu zeigen, die pro Kopf viel weniger verbrauchen, nur damit man selbst weitermachen kann wie gehabt.


    2. Ist das eine Anwendung des Gefangenen-Dilemmas zu egoistischen Zwecken: Wenn ich was tue, die anderen aber nicht, dann schade ich mir selbst - also tue ich besser nichts. Da dies aber alle sagen können (selbst die USA tragen "nur" 13 Prozent zum CO2-Ausstoß bei), tut am Ende niemand was, und der Laden fährt vor die Wand. Aber schön, dass wir noch ein paar Jahre billig fliegen konnten.


    Diese Haltung ist weder ethisch noch praktisch zu retten: Ethisch, weil es keine Legitimation für falsches Handeln darstellt, wenn andere auch falsch handeln (das ist Kategorischer Imperativ für Anfänger). Praktisch, weil ein reiches Land wie Deutschland von anderen nicht erwarten kann, dass sie Maßnahmen ergreifen, die man selbst aus Eigennutz verweigert (siehe Gefangenen-Dilemma).


    Kann Deutschland "das Klima retten"? Gewiss nicht. Aber das kann kein Land allein. Muss Deutschland seinen CO2-Ausstoß senken, damit globaler Klimaschutz vorankommen kann? Unbedingt! Und dabei ist der Flughafen Halle-Leipzig nicht auszunehmen - denn es sind nun mal tausende kleine Maßnahmen, die den CO2-Ausstoß senken. Die eine, gewaltige, die alle Probleme löst, die gibt es schlicht nicht.


    (Randbemerkung: Klimaschutz-Gegner erklären immer, dass steigende Flug- und Benzinpreise unzumutbar für die "breite Masse" seien. Nie lese ich Ähnliches über zu teure Bahntickets. Im Flieger sind 40 Euro von Berlin nach Malle schon zuviel, bei der Bahn lösen 76 Euro Flexpreis von Berlin nach Hannover kein Schulterzucken aus. Vermutlich halten sie die Bahn für ein "ideologisches" Verkehrsmittel, das "normal denkende Menschen" ohnehin nicht nutzen - oder höchstens mal für den Weg zum Flugplatz.)

    ^ Könnte das ein Missverständnis sein? Schadstoffsanierung heißt hier nicht Weiternutzung, sondern Asbest raus für den Abriss. Geht also los. Dass es noch zwei, drei Jahre dauert, bis wirklich gebaut wird, glaube ich allerdings auch.

    ^ Hier wäre mal ein Jurist gefragt. Das eine ist, Strafen zu verhängen (auch wenn sie nicht vollstreckt werden können). Das andere ist, das Grundstück gegen den Willen des Investors anderweitig zu vergeben – sprich, zu enteignen und neu zu verkaufen. Eigentum genießt bekanntlich Verfassungsrang (wenn auch mit Einschränkungen). Was ist möglich, was verbietet sich? Ich könnte nur wild spekulieren. Fest steht, der Senat hat Juristen und kein Interesse am Stillstand. Eine Lösung scheint er bislang nicht gefunden zu haben.


    Technisch mache ich mir keine Sorgen – das Beispiel Max & Moritz beweist (unfreiwillig, immer wieder), dass Rohbauten über längere Zeit brachliegen und dann nahtlos fortgesetzt werden können. Aber bei Max & Moritz haben diverse Investoren irgendwann freiwillig weiterverkauft. Das scheint mir hier der Knackpunkt zu sein.

    Also:


    1. ist Katalin Gennburg mit ihrer Position zum Alexander-Tower seit Jahren bekannt.

    2. war diese Position auch zu RRG-Zeiten vor allem ihre persönliche Meinung. Weder Lompscher noch Scheel haben versucht, sie in Politik umzusetzen.

    3. ist die Linke in der Opposition. Wie übrigens auch die Grünen.


    Kurz: Ich staune ein bisschen über die Richtung der Empörung. Das Problem sind doch nicht irgendwelche Pressemitteilungen, die Oppositionsabgeordnete verschicken. Das Problem ist ein Investor, der anscheinend weder bauen, noch verkaufen noch aufgeben will, sich aber vom Senat auch nicht zur Rechenschaft ziehen lässt. Was kann man da tun? Eine gerichtlich angeordnete Enteignung? Keine Ahnung, jedenfalls sehe ich in absehbarer Zeit schwarz für das Grundstück.

    Die Erhöhung der Parkgebühren im Straßenraum soll Anreize schaffen, alternative Verkehrsmöglichkeiten zu prüfen und/oder Autofahrer dazu zu bringen, die nicht ausgelasteten Parkhäuser zu nutzen, wo das Parken in der Regel günstiger ist als am Straßenrand.

    Ich habe gerade mal nachgemessen: Die Entfernung zwischen dem riesigen Parkhaus in den Schlossarkaden (Osten) und dem Parkhaus in der Steinstraße (Westen) beträgt gerade mal 850 Meter Luftlinie. Kein Ort im Zentrum, der von diesen Parkhäusern nicht in zehn Minuten zu Fuß erreichbar wäre. Die Probleme des lokalen Einzelhandels haben in Zeiten des Internets ganz andere Gründe – auch wenn die FDP das nicht wahrhaben will (dazu hat der Postillon alles Nötige gesagt).


    Die Frage ist, wie man Innenstädte attraktiv macht, auch wenn die Bedeutung der Geschäfte abnimmt? Wohnen, Kultur, Gastro, Aufenthaltsqualität wären meine Gedanken. Autos, Autos, Autos eher nicht.

    Man erspart sich die enge und meist volle Kreuzung Friedrich-/Oranienburger Str. - ich nutze sie als solche oft und gern.

    Ich auch. Immer, wenn ich von der Friedrichstraße Richtung Hackescher Markt will, nehme ich den Weg über Passage und Platz – manchmal auch unterirdisch, denn der Rewe ist oft noch angenehm leer.


    Unangenehm leer ist bislang auch die Passage. Es sind ja nicht einmal ein Drittel der Ladenflächen vermietet; und was schon da ist, ist beliebiger, teils pseudo-hipper Kettenkram. Da wird sich noch was tun, aber etwas anderes als das bekannte Mall-Repertoire erwarte ich leider nicht.


    Mehr Potenzial traue ich dem Platz zu. Den finde ich städtebaulich ziemlich gelungen (über die Architektur kann man streiten). Wenn die Geschäfte alle vermietet und die Bäume ein bisschen gewachsen sind, kann sich da eine kleine Oase entwickeln. Aber auch hier ein "leider": Angesichts der Ladenmieten dürften keine originellen Kneipen oder Cafés zu erwarten sein. Vor allem keine (Off-)Kulturnutzung, die zur Geschichte des Ortes eigentlich gut passen würde.

    Hier das kurze Video:

    Nichts gegen das Projekt. Aber auf einen "Food Market" mit "Street Food Environment" neben "Rough Trade", "Smartvillage" und "The Delta Group" steht mir rein sprachlich nicht der Sinn. Kann man Projekte eigentlich nicht ohne dämliches Marketing-Denglish vermarkten? Und warum heißt das Ding "Kalle" und nicht "The Charles"? Ist doch voll der Bruch – wahrscheinlich ein "disruptive labeling", oder so... *Schauder*

    Umbau Petersburger Straße


    Zuletzt hier. Keine Sorge, das wird kein Baustellen-Ticker – aber diesen flüchtigen Anblick wollte ich mit Euch teilen:


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    Unter dem abgefrästen Asphalt kommen – vermutlich kaiserzeitliche – Kopfsteine zum Vorschein. Ich finde, das wirft Fragen zur Geschichte des (Ost-)Berliner Straßenbaus auf. War es Usus, Kopfsteine selbst auf Hauptstraßen einfach mit Asphalt zu überdecken, statt die Straße grundsätzlich neu aufzubauen? Und wurde das in der DDR gemacht, oder erst nach der Wende? Habe keine Ahnung, finde es aber interessant. Ebenso spannend die Frage, was jetzt mit den Steinen passiert: Bleiben sie liegen? Werden sie entsorgt? Oder wiederverwendet?


    Würde mich freuen, wenn mich jemand, der sich auskennt, aufklären könnte. :)


    © Die Bildrechte liegen bei mir.

    ^ Beide Seiten wären natürlich ideal, die Ecke hat Verdichtung bitter nötig. Wenn ich mich entscheiden müsste, wäre ich für die Ostseite – also den gelb markierten Bereich. Zum einen ließe sich dort der Block einfach komplett schließen, zum anderen verschwände dieser blöde Parkplatz.


    Interessant ist natürlich auch der politische Hintergrund. Heißt das, die Hardthöhe wird komplett aufgegeben? Ich würde es begrüßen, aber in Bonn sieht man das sicher anders...

    ^ Positiver Nebeneffekt wäre, dass das städtebaulich furchtbare Stadthallen-Parkhaus verschwände. Ich hoffe, das ist nicht im Denkmalschutz inbegriffen. Die Kreuzung Leonhardstraße/B4 könnte eine dichtere Fassung gut vertragen.


    Wo wir bei der Stadthalle sind: Ich freu mich ja wie Bolle, dass sie nach dem ewigen Gemurkse nun endlich doch gerettet scheint. Aber kennt jemand von Euch aktuelle Pläne, wie das Innere danach aussehen soll? Abgesehen vom Großen Saal (der optisch so bleibt, wie er ist) finde ich nur blumige Worte über ein moderneres Raumprogramm mit mehr "Break-out-rooms" (sprich Besprechungsräumen). Wie das gehen soll, wenn doch auch das Interieur weitgehend unter Denkmalschutz steht, finde ich nicht. Das wäre mal interessant.

    ^^ Ja, wie denn nun? Ist es der Bund (rechtliche Vorgaben, die es seit langem gibt), die Makroökonomie (relativ hohe Zinsen, die übrigens schon wieder sinken) oder eine spezifische "Berliner Geisteshaltung" (die dann mit Ökonomie gar nichts mehr zu tun hat)?


    Man könnte auch einfach feststellen: Wir haben a) eine Wirtschaftskrise und b) einen Investor, der offenbar rendite-optimiert bauen will – und das Ergebnis unterscheidet sich nicht groß von Dutzenden vergleichbaren Renditekisten im ganzen Land. Aber dann könnte man gar nicht mehr auf Berlin schimpfen.


    Was mich an dieser Lesart besonders ärgert, ist die selektive Wahrnehmung, die so vieles ausblendet, was nicht in den Kram passt. Der Karstadt am Hermannplatz etwa war – nach langen Kämpfen – politisch durchgesetzt und scheiterte daran, dass Benko sich verspekuliert hat. Gleichzeitig ist in Berlin gerade der höchste deutsche Wolkenkratzer außerhalb Frankfurts im Bau, außerdem zwei weitere Türme von knapp 140 Meter. Ein dritter 140-Meter-Turm wurde kürzlich fertiggestellt, am Ende der Europacity entsteht ein einigermaßen beeindruckender Bürokomplex, Hines plant für 150 Meter, etc. pp.


    Was den öffentlichen Sektor betrifft: Auch die Entwürfe für die Breite Straße orientieren sich keineswegs am Fischerinsel-Desaster, sondern weisen einen viel höheren Gestaltungsanspruch auf.


    Ich will keineswegs alles schön reden, die deutsche Wirtschaft ist ernsthaft angeschlagen. Aber dieses Urteilen von oben herab, wonach den Investoren nun leider, leider gar nichts mehr anderes mehr übrig bliebe, als WDVS-Lochfassaden zu bauen – das ist schlicht falsch.

    ^ Stimmt alles. Zum Central Tower ließe sich ergänzen, dass der unter RRG bereits eine Baugenehmigung hatte – allerdings für den ursprünglichen Plan mit etwa 70 Metern. Nach einem Bauherren-Wechsel kam dann der 115-Meter-Plan auf, und seitdem wird (unter schwarz-rot) neu verhandelt. Bei Covivio und MYND hat der neue Senat ein paar Zusatzgeschosse genehmigt, sodass die Türme acht bzw. vier Meter höher werden können als zunächst vorgesehen.


    Aber auch Hanbrohat liegt falsch, wenn er schreibt:

    Da kann man mal sehen wie es gehen kann wenn der Senat den Fuß von der Bremse nimmt und die Ideologie bei Seite gelassen wird.

    Beide Türme (MYND und Covivio) waren schon unter RRG in Bau, ebenso der Alexander Tower am Alexa. Was die Baustopps verursacht hat, war nicht "Ideologie" sondern:

    • Mehrmalige selbstgewählte Verzögerungen und schließlich Insolvenz beim Alexander Tower
    • Ein wegen der Baugrube abgesackter U-Bahnhof bei Covivio
    • Mir unbekannte, aber nicht politische Gründe beim MYND (vielleicht der Eigentümerwechsel)

    Egal. Es geht endlich in die Hochbauphase. Und vielleicht kommen ja auch Hines und TLG mal irgendwann in Schwung. Beim Alexander Tower wird sich wohl erst wieder etwas tun, wenn sich ein neuer Investor findet. Und dafür sehe ich angesichts der aktuellen Marktlage bis auf weiteres schwarz.