Beiträge von mainstadt

    Der Leiter des Hilfszentrums in der Elbestraße hat sich schon vor Jahren darüber beklagt, dass es viel zu wenig Polizei gibt. Bei solchen Sozialarbeitern ist übrigens ein ziemlicher Hass auf die Dealer spürbar.

    Was den Beitrag davor betrifft: Die Szene ist nicht im Bhf.-Viertel, weil dort die Einrichtungen sind, sondern weil sie vor Jahrzehnten dorthin verdrängt wurde. Danach kamen dann die Einrichtungen dahin. Die Szene in ein Industriegebiet zu verlagern, das wird nicht klappen. Man kann den Dealern so was schlecht vorschreiben, die werden sicherlich immer zentrumsnah zu finden sein. Dort können sie auch leichter in der Masse untertauchen. Die Abhängigen sind auch eher dort zu finden, z.B. wegen der Beschaffungskriminalität.

    Die Sozialarbeiter hatten zwischenzeitlich sogar schon Angst, dass durch die Maßnahmen der Polizei die Abhängigen zu weit abgedrängt werden und man sie dann nicht mehr erreichen kann.

    ^^


    So einfach ist das auch wieder nicht. Die Einrichtungen waren ja nicht zuerst da, sondern die Drogenszene. Man wollte dann den Abhängigen dort helfen, wo sie sich aufhalten und hat sehr viel Geld in die Gebäude der Drogenhilfe gesteckt. Wenn man das jetzt über die Stadt verteilen würde, ginge das nur mit zusätzlichem finanziellem Aufwand.


    Man hat ja jetzt schon Angst, dass man die Leute nicht mehr erreicht, weil durch Polizeimaßnahmen die Szene unter Umständen verdrängt wird. Wenn man die Einrichtungen verteilt, erreicht man viele nicht mehr. Ein Teil wird die Drogen immer dort konsumieren, wo sie gekauft wurden. Außerdem muss man erst mal eine Gegend finden, wohin man so was verlagern kann. In deiner Nachbarschaft möchtest du so eine Einrichtung wahrscheinlich nicht haben.

    Viele hier scheinen gar nicht genau zu wissen, was der „Frankfurter Weg“ eigentlich ist. Er besteht aus den 4 Säulen Prävention – Beratung/ Therapie – Überlebenshilfen – Repression. Das wird dann oft auf die Fixerstuben reduziert, welche Teil der Überlebenshilfen sind. Bei der Bahnhofsviertelnacht hatte ich die Gelegenheit, mich mit Mitarbeitern der Hilfseinrichtungen zu unterhalten. Auch diese sind der Meinung, dass es zu wenig Polizei gibt. Das ist die vierte Säule, Repression (von Dealern).


    Die Fixerstuben auch nachts aufzulassen, würde nicht viel bringen, da diese eh nur nachmittags von 15-19 Uhr voll ausgelastet sind. Als ich in der Elbestr. 38 war, saßen gegen 22 Uhr nur 3 Abhängige im Druckraum bei 10 Plätzen. Um diese Zeit wird dann aber auch die Einrichtung geschlossen, in der Niddastr. ist bis 23 Uhr offen. Neu ist der Spritzentausch die ganze Nacht über in der Elbestr. Da es dort auch Übernachtungsplätze gibt, kann man beobachten, dass auch der Körper der Fixer irgendwann Ruhe braucht und die Leute nachts schlafen und höchstens mal eine Zigarette rauchen, wenn sie aufwachen.


    Problemgruppe im Viertel sind 300-350 obdachlose Abhängige, für die etwa 123 Schlafplätze zur Verfügung stehen. Alle Anfragen diesbezüglich können von den Hilfszentren immer erfüllt werden. Zur Not kommen sie woanders unter, wenn's in der Elbestr. voll ist. Einige lehnen aber das Angebot aber ab, reinzukommen und zu duschen oder etwas zu schlafen (auch tagsüber gibt’s Plätze). Grund: zu schwach und kaputt, sie kommen teilweise kaum noch hoch und campieren vorm Haus.


    Es ist möglich, dass in einigen Jahren keine Fixerstuben mehr gebraucht werden, da den Jungen das mit dem Spritzen zu lange dauert und sie sofort einen Rausch haben wollen. Also rauchen sie Crack, auch wenn das die gegenteilige Wirkung des Heroins hervorruft. Fixer sind mehr und mehr die Leute über 40.


    Im Augenblick entsteht Druck durch junge Bankangestellte, die in den neuen Apartmenthäusern wohnen und sich über die Verhältnisse massiv beschweren - bei den Hilfszentren und bei der Stadt. Wahrscheinlich wird der Druck durch weitere Wohnungsprojekte noch stärker. Auch gehen Plätze wie am leerstehenden IBM-Haus verloren, wo die Fegerflotte (Reinigungskräfte, die im Methadonprogramm sind) oft viele Spritzen findet.


    Wenn ich höre, dass manche (angeblich auch die Polizei) das Viertel schon aufgegeben haben, kann ich nur lachen. Hier werden zig Millionen investiert von Leuten, die wissen was sie machen. Diese Investoren kennen bestimmt die Beispiele aus Manhattan, wo Künstler, Musiker und ähnliche in ein Slum zogen und dadurch die Wegbereiter der Gentrifizierung waren, wodurch die Kreativen wieder in ein anderes Viertel verdrängt wurden. In stark abgeschwächter Form läuft so was jetzt im Bahnhofsviertel ab. Ein Slum im amerikanischen Sinn war es sicherlich nie, aber was in einem Teil seit ca. 1990 abgeht, kann man sicherlich als Drogenhölle bezeichnen.


    Ziehen die Fixerräume Abhängige von auswärts an? Eher nicht. Der Preis für ein Gramm Heroin liegt in FFM zwischen 25 und 30 Euro, anderswo in D meist zwischen 40 und 85 Euro. Das zieht die Leute natürlich hierher, es geht immer nur um die Kohle. Abhängige haben mir erzählt, dass sie besonders oft Fixer aus BW treffen, die mit dem Verkauf bei sich zuhause ihre Sucht finanzieren. Das war übrigens auch schon früher so. Als es 1971 die ersten größeren Mengen Heroin in FFM gab, kamen auch Leute aus der halben Republik hierher. Verkauft wurde das am Anfang im damaligen King's Club im Keller des Fürstenhofs. Aber das ist wieder eine Geschichte für sich.


    Auch von mir der Link zum ZDF-Info-Bericht (erfreulich sachlich!):


    https://www.zdf.de/dokumentati…f-dem-pruefstand-100.html