Beiträge von Protector

    Mir lag es fern dich in irgendeiner Weise persönlich anzugreifen :) falls du dies so aufgefasst haben solltest, bitte ich um Entschuldigung.
    Mit der Aussage "die ganze Stadt in Schutt und Asche liegen lassen" wollte ich zum Ausdruck bringen, dass es meiner Meinung nach nicht möglich ist über "kritische Rekos" ein Bewusstsein der Menschen für die Zerstörungen des Krieges zu schaffen. Die meisten Menschen wissen ja gar nicht wie die Städte vor der Zerstörung aussahen. Ich denke daher ein solches Bewusstsein kann nur entstehen, wenn man den Vergleich vorher/nachher kennt.
    In Nürnberg hat man übrigens wirklich darüber nachgedacht die Stadt in Schutt und Asche liegen zu lassen, die Idee dann aber schnell wieder verworfen, da man neuen Wohnraum brauchte. Ich glaube wenn dies gemacht worden wäre, dann wäre die Wirkung um einiges höher als bei diesen als sie von kritischen Rekos ausgehen könnte.
    Ich lehne keineswegs den vereinfachten Wiederaufbau ab. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass oftmals von Rekos gesprochen wird, auch wenn es nicht zutrifft. Und es trifft nunmal in den wenigsten Fällen zu. Teilreko, oder historiesierender Wiederaufbau ist meistens zutreffender. In Nürnberg, Würzburg oder München ist dieser ja auch durchaus sehr gelungen. Dennoch sieht man, dass sich in vielen Städten quasi "Provisorien" befinden, die noch auf ihre Komplettierung warten, was aber meistens an ideologischen Dogmen scheitert. Das ist es was mich traurig macht. Mir ist klar, dass man keine ganzen Straßenzüge abreissen kann. Aber ich fände es schön, wenn an den Orten wo die Chancen und Möglichkeiten bestehen zu rekonstruieren, dies auch gemacht wird. Und Frankfurt ist für mich solch ein Fall. Hier hat man die einmalige Chance Frankfurt einen Teil seiner Geschichte zurückzugeben.
    Aber wie Schmittchen schon gesagt hat, gehört dies wohl eher in den "rekonstrukionen - für und wieder" thread. Ich könnte jetzt noch auf Dresden eingehen, aber ich glaube das würde den thread hier sprengen. ;)
    Also, nichts für Ungut. Wollt dich nicht angreifen und habe auch nichts gegen deine unterschiedliche Meinung! :)

    "So schön eine komplette Reko auch wäre - zum einen muss sie durch Investoren ( gibt es die für eine komplette Reko überhaupt ? ) finanziert werden und zum anderen spiegelt sie einem falsche Tatsachen vor - FFM wurde nun mal total zerstört."


    Dann hätte man die ganze Stadt auch als Schutthaufen liegen lassen sollen. Da hätte sicher auch der letzte Blinde gesehen, dass es einen Krieg gegeben hat.


    "Rekos des Alten gibt es mehr als genug"


    Wie kommst du denn zu dieser Ansicht? Es gibt kaum wirkliche Rekos. Entweder wurde vereinfacht wieder aufgebaut oder kritisch rekonstruiert. Das "Haus zum Falken" in Würzburg stellt eine der wenigen WIRKLICHEN Rekos dar!


    "Im Kontrast zwischen Alt und Neu, Sichtbarmachung der Spuren der Zerstörung liegt hier in meinen AUgen die sehr große Chance für FFM !"


    Hier bin ich gänzlich anderer Meinung. Es geht doch nur um ein klitzkleines Areal auf der Fläche des heutigen Technischen Rathauses. Die ganze Stadt ist doch ein einziges Zeugnis des Krieges. Wo ist da das Problem einen Teil wieder zu rekonstruieren? Dieselbe Diskussion gibt es in Dresden bei der Neumarktbebauung auch. Dieser macht auch nur einen winzigen Teil der gesamten Stadt aus, die heute eher den Namen "Betonflorenz" verdient hätte. Aber selbst wenn die Spuren des Krieges durch Rekos nicht mehr sichtbar sein sollten, ist mir das tausendmal lieber als Glas, Stahl und Beton. Die Moderne hat in den letzten 60 Jahren bewiesen, das sie nur in ganz wenigen Fällen zufriedenstellende Ergebnisse hervorbringt.

    Welches Argument ich absolut nicht einsichtig finde, ist die Frage des Wohnens. Da wird behauptet die Menschen würden nicht in Fachwerkhäusern leben wollen...Woher nimmt denn ein Herr Speer diese Erkenntnis? Hat er eine Meinungsforschung in Auftrag gegeben? Ich würde liebend gerne in einem Fachwerkhaus wohnen, und es gibt genug Städte (Einbeck, Hildesheim,Göttingen..) wo die Menschen in Fachwerkhäusern gut und gerne leben. Meiner Ansicht nach ist dies ein hergeholtes Argument, was im Grunde nur zum Ausdruck bringt dass dieser Mann einfach generell gegen Fachwerk ist. Erschreckend ist ebenfalls die Unwissenheit verantwortlicher Personen über die Frage ob sich die Rekonstruktion der Goldenen Waage und der Archäologische Garten ausschließen. Es kann doch nicht im Ernst sein, dass SOLCHE Menschen darüber zu bestimmen haben was mit der Altstadt Frankfurts geschieht!!! :nono:
    Wenn ich mal meine bescheidene Prognose abgeben darf, dann gehe ich davon aus, dass vielleicht 2-3 Fachwerkhäuser rekonstruiert werden und der Rest kleinteilg modern gebaut wird. Zwar könnte man sagen "besser als nichts", aber bei dieser einmaligen Chance etliche Bausünden der Vergangenheit durch eine kompromisslose Reko der Altstadt nach Kardinals Entwurf wieder gutzumachen, ist das für mich jedenfalls nur ein schwacher Trost.
    Dieselben Art von Diskussion (über Zweck und Unsinn von Rekos) gab es ja mit der Frauenkirche auch....und jetzt wo sie steht sind alle begeistert....:mad:


    Hier nochmal ein Link aus einer Schweizer Zeitung zum sogenannten "Rekonstruktionswahn" der Deutschen. Eine kritische Betrachtung eines Landes dass keine seiner Städte "verloren" hat.


    http://www.nextroom.at/article.php?article_id=1651


    Und ein interessantes Interview aus DER ZEIT:
    http://www.zeit.de/2003/14/Ganser-Interview

    hm...ich hoffe nach wie vor dass diese einmalige Chance zumindest einen Teil der historischen Altstadt Frankfurts wieder herzustellen, genutzt wird. Ich kann mich beim besten Willen nicht in die Köpfe der Architekten hineinversetzen, die dies ablehnen. Eine Rekonstruktion würde Frankfurt ein Stück geschichtlicher Identität zurückgeben. Heute lässt sich ja nur noch erahnen welch eine unfassbar schöne Stadt Frankfurt vor der Zerstörung gewesen ist. Lediglich einzelne Gebäude zu konstruieren, ist in meinen Augen halbherzig. Nur leider wird wie so oft die Stimme des Volkes nicht gehört werden....:Nieder: