Das Prizeotel im ehemaligen Gesundheitshaus hat bereits vor über einem Jahr seinen Betrieb aufgenommen. Erst kürzlich, am 14. November 2024, veröffentlichte die Hörmann KG Verkaufsgesellschaft eine Pressemitteilung zum Bauvorhaben. Da Fotos des sanierten Schmuckstücks aus den 1950er Jahren hier noch fehlen, nutze ich die Gelegenheit, um Bildmaterial dieses tollen Projekts mit euch zu teilen.
Prizeotel in Dortmund von pinkarchitekten und HLK + Partner
Zuversicht
Das Dortmunder „Prizeotel“ im ehemaligen Gesundheitshaus lässt den Optimismus der 1950er-Jahre wieder auferstehen. Es bietet heitere Architektur voller Zuversicht. Bei der Sanierung sollte, wo möglich, Altes bewahrt werden. Das galt auch für bestehende Bauelemente. So blieben die vorhandenen Türblätter erhalten und wurden mit neuen Zargen versehen. Hörmann fertigte rund 150 dieser individuellen Zargen, die passgenau auf die jeweiligen Türblätter abgestimmt wurden.
Spurensuche
Eben diesen Optimismus strahlt es noch immer aus – oder besser: wieder. Denn aus dem ehemals als Gesundheitsamt genutzten Gebäude wurde kürzlich unter anderem ein Hotel. pinkarchitekten übernahm die Vor- und Konzeptplanung, Heyen Lippross Kiefer waren für Planung und Bauleitung zuständig. Denkmalpfleger Michael Holtkötter legte mit seiner Spurensuche den Originalzustand unter zahlreichen Schichten der Umnutzung wieder frei. Die originale Farbpalette aus Braun, Rosa und Orange ist wieder sichtbar und unzählige, wunderschöne Details sind gerettet. Handläufe, Terrazzoböden, Gemälde und geflieste Wände – fast alles ist zurückgekehrt und wurde wo nötig in neuen Funktionen fortgeschrieben.
Der Innenhof des ehemaligen Gesundheitshauses wird von der Kita „Villa Luna“ genutzt, die im anderen Gebäudeteil untergebracht ist.
Die ehemalige Auskunft ist heute ohne größere Funktion. Für die Rezeption des "Prizeotel" reichte die Fläche nicht.
Orientierung
Wer das zum Budget-Designhotel umgewandelte Gebäude betritt, der steht zuerst ratlos vor einer leeren, gläsernen Box im Eingangsbereich mit dem historischen Schild „Auskunft“ darüber. Jahrzehntelang wurde dort Orientierung im Behördendschungel angeboten. Heute ist die Rezeption des Hotels zwar exakt gegenüber dem Eingang – aber dennoch nicht wirklich im Laufweg des Gastes. Der ehemalige Paternoster ist leider funktionslos. Stattdessen befördert ein unauffällig weißer Lift den nach Schlaf verlangenden Reisenden nach oben. Die Glastüren zwischen Treppenhaus und Zimmerfluchten öffnen sich bei Annäherung auf geradezu servile Art – die perfekt im Stile der 1950er-Jahre hergerichteten Flure zu den Zimmern atmen dagegen weiter den Charme einer freundlich gemeinten Behörde. Auch die Türblätter mit ihren streifenförmigen, schwarzen HPL-Beschichtungen tragen dazu bei. Sie wurden allesamt aufgefrischt und wieder eingesetzt. Für die Montage wurden rund 150 neue Stahlzargen individuell von Hörmann angefertigt. Diese Individuallösungen waren nötig, da alle Türblätter einen Doppelfalz haben und nicht rechtwinklig sind. Deswegen verfügt jede der Zargen über ein anderes Maß. Zwar liegen die Unterschiede nur im Millimeterbereich, aber nur so kann die Funktion der Türen hundertprozentig gewährleistet werden.
Die ursprüngliche Farbpalette aus Braun, Rosa und Orange ist im Eingangsbereich wieder sichtbar. Das eher kleinteilige Design aus den 1950er-Jahren findet sich jedoch in der Rezeption nicht wieder.
Von der Dachterrasse aus hat man einen guten Blick über Dortmund.
Zeitgenössisch
Die Zimmer selbst wurden vom US-Amerikaner Karim Rashid gestaltet und changieren zwischen 1950ern und Gegenwart. Die Verkleidung des Heizkörpers, der Schrank, der Spiegel oder auch die Grafik der Wände ahmen das typische Nierentisch-Design der 1950er nach. Rashids Farbpalette lehnt sich an jene von Will Schwarz an – wirkt dabei aber bewusst nicht rein retrospektiv, sondern durchaus zeitgenössischer. Die Kunststoff-Freischwinger zitieren zwar den weltberühmten Panton Chair – in der kantigen Variante des (ebenfalls von Rashid entworfenen) Voxel Chairs wird eine allzu museale Gestaltung jedoch vermieden. Schon Will Schwarz stilisierte das Dachgeschoss als Höhepunkt. Wer dort nun sein Frühstück einnimmt, genießt aus überhohen Fenstern den Blick über das benachbarte Schauspielhaus zum „Dortmunder U“ und weiter über den „Pott“. Und wer gar auf die Dachterrasse tritt, sieht über sich nur noch das eindrucksvolle Flugdach mit den runden Öffnungen und dahinter den plötzlich ein klein wenig mehr Zuversicht stiftenden Himmel über dem Ruhrgebiet.
Die vorhandenen Türen aus dem Bestand sollten, soweit möglich, erhalten bleiben. Allerdings mussten neue Zargen eingebaut werden, die Hörmann individuell fertigte.
Die Hotelflure haben auch nach der Sanierung ihren Behörden-Charme behalten.
Die Hotelzimmer wurden von Karim Rashid gestaltet. Sie verbinden das 1950er-Jahre-Design mit der Gegenwart.