Unter dem Aspekt, dass die zu unter Schutz stellenden Gebäude von sehr vielen Menschen bewohnt werden, finde ich die Abrissfantasien sehr elitär und befremdlich. Ich habe selber in einem denkmalgeschützten Gebäude gelebt, dass dann eben keine Wärmedammfassade erhielt, so what.
Für die in Rede stehenden Gebäude halte ich die Nachrüstung aber für möglich. Das erinnert mich alles an das Gerede nach der Wende über den notwendigen Abriss der Plattenbauten. Die denkmalgeschützten Plattenbauten an der Alexanderstraße erhielten eine Wärmedämmfassade, die dem Original stark ähnelt.
Wenn Denkmalschutz auch politisch motiviert ist, dann hat Hr. Lederer vielleicht einen cleveren Schachzug vollbracht, indem er nun auch Großwohnbauten des ehem. West-Berlin (gerne auch verächtlich Wohnmaschinen genannt) unter Schutz stellt. Die Idee dieser Anlagen hatte ja sozialistische Ansätze, man vergleiche z. B. mit der Anlage in Alt-Erlaa in Wien.
Selbstverständlich sind diese Gebäude zu sanieren und sanierungsfähig. Sollte es aufwändig sein, gilt zu bedenken, dass dieser Aufwand auf ungleich mehr Bewohner verteilt werden kann. Das gilt übrigens auch für die Nachrüstung einer modernen Breitband-Anbindung (die berühmten letzten Meter in die Wohnung), das Vorhalten sozialer Infrastruktur bis hin zum Portier-Service. Mögen Einige nach wie vor solche Großwohnbauten verteufeln, der Grundgedanke hatte auch zahlreiche richtige Ansätze.
Beim Denkmalschutz ändert sich eben auch die Werrtung darüber, was schützenswert ist und was nicht. Das ist gut so, denn sonst wären Gründerzeitbauten auch noch in den 1980ern großflächig der Abrissbirne zum Opfer gefallen. Nur Taxifahrer und schlechte Ärzte haben eine unerschütterliche Meinung.