Erstmals: Ich weiß, dass ich hier viel zitiere. Ich weiß, dass das eigentlich nicht wirklich gern gesehen wird, aber wir befinden uns in einem Unterforum und nicht in den Hauptthemen. Daher würde ich es begrüßen wenn meine Antwort hier nicht gelöscht wird.
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2. Zu irgendeinem Zeitpunkt lebten einfach mehr Menschen in Dresden als in Leipzig oder wie darf ich deine Frage verstehen :D?
3. Wenn ich an Leipzig denke, fallen mir da als erstes das Bundesverwaltungsgericht (Dieselgate ), das Rathaus, das Hochhaus beim HBF, die Thomas Kirche, das BMW Werk ...
Zu 2.
Leipzig war (vor dem Krieg u. auch deutlich danach) größer als Dresden und hatte nur die Hälfte an Wohnraum verloren, dennoch entwickelte sich Dresden dann zur größeren Stadt. Ich habe da bereits im Hamburg Forum die These aufgestellt, dass der hohe Bestand an Altbauten vielleicht der Knackpunkt gewesen sein könnte - einfach zu anspruchvoll in der Pflege = Sukzessiver Wegfall von beziehbarem Wohnraum. Könnte das Sinn machen? Mir geht es darum diese Fragen zu erörtern :).
Zu 3.
Ich persönlich, als an Städtebau/Geschichte/Architektur interessierter Mensch, kann mir natürlich einiges unter Leipzig vorstellen. Das Völkerschlachtdenkmal, das Reichsgericht, das Rathaus, den Augustusplatz, der hohe Bestand an Altbauwohnungen... Doch der Normalo, der nicht täglich ins DAF schaut, bei dem sieht es anders aus (wage ich mal zu behaupten). Hier wäre eine Studie natürlich wunderbar, doch bis dahin kann man halt nur mit persönlichen Beobachtungen argumentieren. Aber! Jede Großstadt hätte sehr schöne Gründerzeitviertel gehabt, auch Hamburg, schau hier und hier und hier - wenn diese nicht zerbombt wurden wären. Das besondere an Leipzigs Gründerzeitvierteln ist, dass diese nicht,wie in anderen Städten, vollständig zerstört wurden. Ich bin auf der Suche nach Leipzigs ''Kölner Dom'', nach Leipzigs ''Balkon Europas'', nach Leipzigs ''größten Hafen des Landes''
Ein Alleinstellungsmerkmal, dass nicht darauf beruht, dass andere Städte zerbombt wurden.
Leipzig wurde im Krieg nicht verschont, die Tonnage an Bomben war sogar wesentlich höher als die auf Dresden abgeworfene Bombenlast. (siehe Wikipedia bombardierung deutscher staedte).
Zuerst einmal meinte ich verschont im Vergleich zu anderen Städten. Die Stadt wurde nicht verschont, sondern die Angriffe waren einfach (durch verschiedenen Faktoren) vergleichsweise extremst ineffektiv.
"Verschont" ist relativ. Aufgrund der Lage war Leipzig länger vor Luftangriffen sicher als westlicher gelegene Städte und wurde später und wohl auch weniger intensiv bombardiert als diese. Wobei es auch etwas von den Zahlen abhängt, die man heranzieht. Laut der verlinkten Grafik soll es etwa 20 Prozent Wohnungstotalzerstörungen gegeben haben. Der Wiki-Artikel zu Leipzig nennt Zahlen für den zerstörten und zusätzlich auch für den schwer beschädigten Wohnraum - kombiniert soll das 40 Prozent der Wohnungen betroffen haben.
https://de.wikipedia.org/wiki/Luftangriffe_auf_Leipzig
Exakt, mir ging es um Leipzig im Vergleich zu anderen Großstädten, also relativ Wenn du für Leipzig diese Zahlen kombinierst, musst du das auch für andere Städte tuen. Die 40% sehen natürlich böser aus, als die 20%. Doch wenn man sich Studien und auch Trümmermengen anguckt, dann wird man definitiv feststellen, dass Leipzig von großer Zerstörung (relativ gesehen) sehr glimpflich davon gekommen ist. Schau dazu mal hier rein, von Volker Bode, der heutzutage selbst in Leipzig tätig ist.
auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland überstanden lediglich Lübeck, Wiesbaden, Halle und Erfurt den Zweiten Weltkrieg mit relativ geringen Schäden. Zwar verzeichneten auch Gelsenkirchen, Solingen, Bielefeld und Leipzig annähernd gleiche Wohnungszerstörungsraten, doch war das Ausmaß der Zerstörungen in den Innenstädten beträchtlich größer. In der Rangfolge der prozentualen Wohnungsverluste steht Würzburg mit 75 % in der entsprechenden Schadensstatistik an der Spitze (HOHN 1991), gefolgt von Dessau, Kassel, Mainz und Hamburg.
Leipzig hat viele Alleinstellungsmerkmale nach 1945 leider verloren. Den Status als Stadt der Bücher und Verlage, die Deutsche Bücherei bzw. Nationalbibliothek ist heute auf Frankfurt und Leipzig verteilt, prominente Verlage mit Ursprung in der Stadt sind abgewandert. Andere Messestandorte wie Hannover, Köln und Frankfurt haben der ehemaligen "Reichsmessestadt" den Rang abgelaufen. Auch im Verkehr hatte die Teilung einen großen Bedeutungsverlust zur Folge, interessantererweise wieder zugunsten Frankfurts.
Das stimmt. Da lohnt sich auch mal ein Blick in die größten Messen Deutschlands, in denen Hannover, Frankfurt und andere Städte teilweise weit vor Leipzig liegen.
Aber ich denke dennoch, dass den meisten zu Leipzig einiges spontan einfällt. Sei es das Völkerschlachtdenkmal, der Haubtbahnhof, die Musik, Bach, Auerbachs Keller etc. Wobei ich es nicht verwunderlich finde, dass insbesondere im Westen während der Teilung wenig Interesse an der Heimatstadt Ulbrichts bestand und einiges an abrufbarem Allgemeinwissen verloren gegangen ist.
Das Denkmal ist wirklich einzigartig und für viele bestimmt ein Besuch wert. Ob ich das zum Bahnhof sagen würde... Halte ich mich vage. Größter Kopfbahnhof Europas und nettes Sandstein-Interior , aber ob das wirklich attraktiv für den normalen Touristen ist, darüber lässt sich wohl streiten. Ich gebe dir natürlich Recht, dass Städte auch durch Kultur und Persönlichkeiten Bekanntheit erlangen (Hamburg mit Brahms und auch Ballin, bzw. Hamburgs Rolle in der Emigration in die USA im 19. Jahrhundert usw.). Doch ich würde gerne auf der Ebene des Städtebaus bleiben (z.B. Hamburgs UNESCO Welterbe Kontorhausviertel und Speicherstadt).
Baulich fehlt halt ein Marker wie der Eiffelturm oder das Brandenburger Tor.
Ja gut, wenn dies niemand bestreitet, dann hat sich hier eine Frage erübrigt. Eine andere wirft es aber auf. Warum? Warum fehlt der einstig fünft größten Stadt Deutschlands so ein Marker? Vielleicht weil das sächsische Adelsgeschlecht einfach Leipzig so etwas nicht ''gegönnt'' haben?