Liebes Forum,
lange bin ich schon stiller (aber begeisterter) Mitleser. Nun gibt es aber doch ein Thema, was ich hier gerne ansprechen möchte. Hierbei handelt es sich meiner Meinung nach um eine der größten "Architektursünden" der letzten Zeit, über die kaum gesprochen wird: Das anhaltende Ausbleiben der Beleuchtung Kölner Baudenkmäler.
Seit September 2022 liegt nun schon das weltberühmte Kölner Rheinpanorama im Dunkeln. Dabei wurde die bundesweite Energiesparverordnung bereits im April 2023 wieder aufgehoben. Seitdem ist zum Glück mindestens wieder der Dom in den Abendstunden beleuchtet - wenn auch deutlich weniger als früher, dank der Umstellung auf LED-Beleuchtung (was ich optisch persönlich gar nicht so schlecht finde). Der Rest der öffentlichen Beleuchtung bleibt allerdings weiterhin ausgeschaltet. Stadtdirektorin Andrea Blome: „Wir halten es für das falsche Signal, Köln wieder so hell erstrahlen zu lassen, als sei der Krieg in der Ukraine beendet, als hätten wir Energie im Überfluss und als gäbe es keine Klimakrise, die uns zwingt, sparsam mit Ressourcen umzugehen.“
https://www.ksta.de/koeln/leds…om-leuchtet-wieder-548144
Klar ist, dass das Abschalten der abendlichen Beleuchtung von Anfang an den Charakter von Symbolpolitik hatte. Die Einsparungen sind minimal. Zahlen hierzu gibt es etwa aus Berlin. In der deutlich größeren Stadt wurde Strom in Höhe von "40.000 Euro" eingespart. Die Einsparungen in Berlin waren "150.000 bis 200.000 Kilowattstunden Strom" - also umgerechnet der Verbrauch von 50 Vier-Personen-Haushalten. In Köln ist es wahrscheinlich noch weniger. Wenn man bedenkt, um wie viele Haushalte Köln jährlich wächst, ist dies marginal. In den meisten Städten (auch teilweise in Berlin) ist man übrigens wieder dazu übergegangen, Gebäude nachts zu beleuchten (Bsp.: Lübeck, Nürnberg, Hamburg).
Die Aussage der Stadtdirektorin lässt mich deshalb doch ein bisschen erstaunen: Wenn es wirklich nur ein Signal war, bedeutet das, dass die Beleuchtung erst wieder eingeschaltet wird, wenn der Krieg in der Ukraine beendet sein wird (vermutlich erst in einigen Jahren)? In der Ukraine selbst, mit der man sich hier solidarisieren möchte, werden in Lwiw und anderen Großstädten die historischen Bauwerke abends übrigens beleuchtet, wie man Social Media entnehmen kann. Oder wenn es die um die Klimakrise geht, die Beleuchtung erst wieder im 22. Jahrhundert einschalten - wenn überhaupt?
Bilder einer vergangenen Ära:
Vor allem macht es mich stutzig, was das über die Würdigung unseres kulturellen Erbes aussagt. Das nächtliche Rheinpanorama Kölns mit dem Dom, Groß St. Martin, dem Rathausturm und den Rheinbrücken ist weltberühmt. Überall in Köln findet man dieses Motiv auf Postkarten oder auf Postern. Natürlich verstehe ich und finde es vollkommen sinnvoll, wenn Energie gespart werden soll. Eine Dimmung der Beleuchtung oder eine Umstellung LED finde ich gut und auch optisch sehr ansprechend. Gerne kann die Beleuchtung nach 23 Uhr auch komplett ausgeschaltet werden. Aber gerade in den Wintermonaten bekommt man als gewerbstätiger Mensch die Bauwerke der Stadt kaum zu Gesicht. Das gilt ja nicht nur für das Rheinpanorama, sondern auch für die Torburgen und die romanischen Kirchen.
Noch zu der These, dass es sich um eine"Architektur"-Sünde handelt: Beleuchtung ist m.E. durchaus Teil von Architektur. Die moderne nächtliche Inszenesetzung des Doms ist das beste Beispiel. Man denke sonst noch an die Commerzbank in Frankfurt oder das Empire-State-Buildung in New York City. In Hong Kong ist die Stadtbeleuchtung gar in einer "Symphony of Lights" arrangiert. Umso problematischer finde ich es, wenn im Kölner Stadtbild Reklametafeln und private Gebäude teils hell erleuchtet sind, während die Wahrzeichen der Stadt düster bleiben. Das ist nicht nur ein bizarrer Anachronismus von Prioritäten in der Beleuchtung, sondern wirkt auch ästhetisch nicht besonders gut.
Mich würde interessieren, ob es anderen hier genau so geht und ob sie vllt. mehr Informationen über die Beweggründe oder etwaige Zeithorizonte der Maßnahme haben. Eine Anfrage meinerseits an die Stadt blieb bislang unbeantwortet. Mich persönlich macht es jedenfalls traurig, wenn ich abends (oder aktuell nachmittags) das Rheinpanorama im Finstern sehe, während es mich früher stets mit Freude und Liebe für die Stadt erfüllt hat.