Beiträge von Intemon

    Neubau Vonovia

    Databo 08.05.2018: Warum der Eingang vom Parkplatz her? Ich vermute, weil nur so die Adresse "Universitätsstraße" lautet - klingt doch viel besser als eine poplige "Wasserstraße".
    Und warum überhaupt so ein riesiger innerstädtischer Parkplatz (der im übrigen im Sommer 2018 bereits zu einer ziemlichen Aufladung des Klimas beigetragen hat): entweder technische Gründe, weil ja der Untergrund zwecks Stabilisierung gegen Tagesbrüche mit Unmengen von Beton verfüllt werden musste, oder den Vonovianern war eine Tiefgarage einfach zu teuer... Im Anhörungsverfahren wurde uns Anwohnern dazu gesagt, man könne vielleicht noch mal mit einer Gitterkonstruktion eine zweite Parkebene darüber anlegen. Soviel zur Bauästhetik in Bochum!

    Vonovia-Publicity?

    Angesichts der Kaskade von Fotos von Baufortschritt und animierten Ansichten des Endzustands, garniert mit Pressemitteilungen der Vonovia, frage ich mich, ob das hier inzwischen zur ausgelagerten Publicity-Abteilung der Vonovia geworden ist.
    Hier mal der Versuch eines sachlichen Beitrags:
    1. Die Animationen oben vom 29.04. zeigen die städtebaulich Qualität des Vorhabens: ein riesiger Parkplatz mit einem Bäumchen für acht Autos an einem architektonisch anspruchslosen 08-15 Bau. Ist das die Soft-Nachfolge der Brutalismus-Architektur, die gerade im Dortmunder U künstlerisch verarbeitet wird?
    2. Laut Aussage der Vonovia auf einer Anliegerversammlung Ende Juni soll der Parkplatz möglicherweise auch auf das anschließende Gelände, das laut Bebauungsplan von der Stadt für einen Erweiterungsbau freigehalten wird, ausgedehnt werden.
    3. Was aus dem Gebäude der bisherigen Vonovia-Hauptverwaltung wird, ist völlig offen: Auf der Anliegerversammlung erklärte Stadtbaurat Dr. Bradtke, man warte mal ab, was der in Insolvenz befindliche Investor dort vorhabe - also Verzicht der Stadt auf aktive städtebauliche Planungspolitik.
    4. Der alte Bürokomplex wurde seinerzeit auf Grundlage einer Einzelgenehmigung zum Bauen im Außenbereich (heute: § 35 BBauG) erstellt, also ohne Bebauungsplan. Das war damals vermutlich hart am Rande des Zulässigen, da der Bau nicht an die Bebauung der Umgebung angepasst war (und ist).
    5. Dazu rutschte auf der Anliegerversammlung dem Stadtbaurat die Bemerkung raus, 60 % der Bebauung Bochums sei ohnehin nicht auf der Grundlage von rechtsgültigen Bebauungsplänen erfolgt. Ist das vielleicht der Grund, weshalb die Süddeutsche Zeitung vor einigen Jahren die städtebauliche Architektur Bochums als die eines "besoffenen Frettchens" charakterisierte?

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    All das ist Gegenstand der Eingaben zum Bebauungsplan gewesen: Alles ohne Debatte abgelehnt. Da wird nichts mehr geändert. Lediglich ein sog. Verkehrsmonitoring ist geplant, um ggf. nachzusteuern - aber zeitlich geschickt so getimet (nämlich nach einem halben Jahr, vor Neubezug des alten Gebäudes und vor der geplanten Aufstockung der Zahl der Beschäftigten bei Vonovia!), dass man keinen Anlass für Veränderungen sehen wird.


    Es wird ein städtebaulicher Schandfleck bleiben.

    Vonovia Bebauungsplan

    Ich habe nie für "Vonovia ziehen lassen" plädiert, sondern für einen Bebauungsplan, der auch städtebauliche Kriterien berücksichtigt, wie das der seinerzeitige Architektur-Wettbewerb gemacht hat. Doch die Verwaltung hat damals anscheinend nichts unternommen, um Investoren für eine Bauausführung zu gewinnen, und so war der neue Oberbürgermeister froh, als er das Gelände der Vonovia zurückgeben konnte (der Kaufpreis wird ja bezeichnenderweise nicht offen gelegt).


    Bochum ist wahrlich nicht reich an Straßen und Plätzen mit Einladung zu urbanem Aufenthalt. Beispiel Exzenter-Turm: Ein architektonisch interessantes Gebäude, doch umgeben von sterilen Parkplätzen, am Rande der Straße wuchernde Brennesseln.


    Das neue Vonovia-Gelände - ein innerstädtisches Filet-Stück - enthält keinerlei Reize des Aufenthalts in einer Stadtlandschaft - Einzelhandel wurde auf Druck der Einzelhandelsvereinigung nicht in den Bebauungsplan aufgenommen, Gastronomie ebenfalls nicht. Vielleicht wird das Gelände mitsamt dem riesigen Parkplatz (der dennoch selbst nach dem Verkehrsgutachten für den B-Plan bei weitem nicht für die Zahl der Beschäftigten ausreicht) eingezäunt werden.


    Und die Verkehrssituation nach potenziellem Wiederbezug des jetzigen Vonovia-Gebäudes: schwierig bis chaotisch, wie sogar in der Bezirksvertretung Süd der Stadt BO festgestellt wurde - doch Oberbürgermeister, Verwaltung und die Fraktionen wischten alle vorliegenden konstruktiven Vorschläge ohne Erörterung vom Tisch.


    Ein Armutszeugnis für eine Stadt, die sich gerne als Teil der "Metropole Ruhr" sehen möchte. Und der arme Architekt... einen Preis wird er wohl nicht erringen...

    Die architektonische Einfallslosigkeit ist kein Wunder - Bauträger Goldbeck gilt als Marktführer bei Parkhäusern.


    Vonovia ließ von Goldbeck einen Bauplan erstellen, um den herum der Bebauungsplan von der Stadtverwaltung faktisch unter Federführung der Vonvia gebastelt wurde.


    Bochum nun Sitz eines DAX-Konzerns und nach Börsenwert damit sogar an Düsseldorf vorbeigezogen? Quatsch: Sitz der Vonovia SE ist nach wie vor Düsseldorf und dort wird zunächst auch die Gewerbesteuer (zu einem niedrigeren Hebesteuersatz als in Bochum) abgeführt, dann auf die Standort-Städte verteilt. Wieviel für Bochum übrig bleibt, wird aus Gründen des Steuergeheimnisses nicht offengelegt.


    Schließlich: das schlechte Ansehen des Unternehmens beruht nicht nur auf seinen Praktiklen gegenüber Mietern, sondern auch darauf, dass es sich vor einigen Jahren bei der Umwandlung in eine SE (Europäische Aktiengesellschaft) durch einen Trick der Mitbestimmung im Aufsichtsrat entzogen hat: Ein DAX-Unternehmen ohne Arbeitnehmervertretung im Aufsichtsrat - ein toller Erfolg für einen sozialdemokratischen Oberbürgermeister!