Hier sind nicht die Investoren schuld, sondern die Höhe entspricht der im (sehens- und lesenswerten) Bebauungsplan 4635 festgelegten. Dort sind für das Baufeld WA3, um das es hier geht, nur drei bis maximal vier Vollgeschosse vorgesehen. Das Modul I von Lichtenreuth soll insgesamt ein grüner und eher kleinteiliger Stadtteil werden, mit einzelnen Hochpunkten von max. sechs oder sieben Vollgeschossen an markanten Eckpunkten wie im Westen dem Zugang zum Park (WA4), im Osten bei den beiden Eckgrundstücken von Park und Brunecker Straße (WA7 bzw. WA15) und im Süden beim Scharnierpunkt von Bruneckerstraße und südlicher Erschließungsstraße (WA20). Höher hinauf dürfte es dann im Bereich von Modul II gehen, also dem nordöstlichen Teil von Lichtenreuth, für den ein Wohn- und Geschäftsviertel mit Blockrandbebauung und Straßen im Schachbrettmuster vorgesehen ist. Der entspr. Bebauungsplan ist noch in Aufstellung.
Die Übersichtsseite mit allen Nürnberger Bebauungsplänen habe ich erst neulich entdeckt. Auch für den Laien wie mich interessant. Vielleicht kennt´s nicht jeder:
https://geoportal.nuernberg.de/masterportal/bebauungsplaene/
Was den Entwurf von Oliv Architekten betrifft, würde ich sagen: bessere Stangenware. Ich bin kein Fan von Flachdächern, aber für Lichtenreuth sind sie sogar vorgeschrieben, nebst Photovoltaikanlage auf dem Dach. Die Fassade ist unspektakulär, aber immerhin kann man im Unterschied zu den vielen Schaumstoffkisten der letzten Jahre positiv würdigen: organischere Fassadenanmutung (Klinker oder "Riffelung"), unterteilte, bodentiefe Fenster statt der üblichen Einscheiben-Löcher, Gesimsbänder zwischen den Etagen, Fallschutz bei den Fenstern nicht durch Gefängnis-Gitter, sondern durch Glas. Es ist schon ganz ok. Mehr aber auch nicht.
Was halt wirklich schade ist: Lichtenreuth wäre die Gelegenheit, ein markantes Viertel mit eigener Identität und Formensprache aufzubauen. Stattdessen werden die einzelnen Baufelder an die üblichen Investoren verscherbelt (Schultheiß ein Baufeld, Evangelisches Siedlungswerk ein Baufeld, BPD Bouwfonds Immobilienentwicklung m.W. schon drei Baufelder...), die dort einfach "Wohnraum schaffen". Gestalterischer Anspruch: unterausgeprägt.
Schade, dass die Stadt hier nicht in der Lage oder willens ist, auch Vorgaben bei Geschosshöhe, Fensteranteil, strukturierenden Gesimsen/Lisenen oder Materialwahl zu machen. Noch was Positives zum Abschluss: Zumindest die Zahl der zu pflanzenden Bäume und deren Standorte ist festgeschrieben, bis hin zu den Baumarten. Es besteht also die realistische Aussicht, dass es wirklich ein nicht nur vom Ost-West-Park, sondern auch von Alleen durchzogener Stadtteil wird.