Beiträge von Der Altstadtfan

    Aber Leute, warum so traurig? Die Entscheidung ist doch demokratisch zustande gekommen (Im Gegensatz zum Abriß des Stadtschloßes unter Ulbricht).


    "Es geht auch nicht darum, in Berlin alle Brüche der deutschen Geschichte und an allen Orten zu dokumentieren."


    Aha, wieso dann gerade diesen Bruch? Ideologische Gründe?

    genau, deshalb gab es ja zwei Bundestagsbeschlüße über den Wiederaufbau des Stadtschloßes, die parteiübergreifend mit überwältigender Mehrheit zustande kamen. Dazu noch eine Mehrheit in den Umfragen und jede Menge spendenbereite Leute wie bei der Dresdner Frauenkirche (einschließlich mich).
    Was will man mehr? :lach:

    wenn man in Berlin alle "Brüche" der deutschen Geschichte ordnungsgemäß durch ihre Wahrzeichen hätte dokumentieren wollen, dann hätte man die Neue Reichskanzlei in der Vossstraße auch stehen lassen müßen.
    Das wollte natürlich keiner, den PdR will auch nur eine Minderheit. Er steht völlig bezugslos auf dem riesigen Schloßplatz und kann ihn weder räumlich noch architektonisch ausfüllen.
    Man hätte auch die Quadriga halb zerstört auf dem Brandenburger Tor stehen lassen können, aber wer will das schon?

    Ich glaube, daß der Wiederaufbau des Stadtschloßes als Rückgriff auf ein sechsjahrhunderte währendes Wahrzeichen Berlins das wiedervereinigte Deutschland eher zur Normalität führt.
    Möge die Kuppel des Schloßes auch die deutsche Union fortbestehen lassen.

    Tröstet Euch, Berlin ist nicht die einzige Hauptstadt die sich von einem Kriegs- und Nachkriegstrauma erholen mußte. Hier mal einige Zeilen aus einem Reiseführer über eine vergessene Episode und Rekonstruktionen der amerikanischen Haupstadt Washington:


    "Die Arbeiten an dem reich verzierten Kapitol wurden 1793 aufgenommen, doch noch vor seiner Fertigstellung wurde es 1814 im britisch-amerikanischen Krieg von britischen Truppen niedergebrannt. Das Kapitol wurde zwar später wieder aufgebaut, doch zunächst fiel die Stadt in eine Depression, von der sie sich erst mehrere Jahrzehnte später wieder erholen sollte. Entmutigt stimmte der Kongress ab, ob man die Hauptstadt aufgeben sollte, doch die Befürworter setzten sich noch einmal mit einer hauchdünnen Mehrheit von nur neun Stimmen durch.
    Der Amerikanische Bürgerkrieg machte auch vor Washington nicht Halt. Vor den Toren der Stadt errichteten die Soldaten ihre behelfsmäßigen Nachtlager und Feldlazarette. Angesichts des Chaos und der Kosten, die der Bürgerkrieg verursachte, geriet die Washingtoner Bevölkerung ins Grübeln, ob man den aufwändigen Bau der Kapitolkuppel nicht lieber aufgeben sollte, doch Präsident Lincoln antwortete: "Wenn wir mit dem Kapitol weitermachen, sehen die Menschen das als Zeichen, dass die Union fortbestehen soll".

    Jai-C


    Zitat: " Der Altstadtfan - Du machst es dir ein wenig zu einfach. Dies ist ein Architekturforum bei dem es bei weitem nicht nur um Hochhäuser geht."


    Das weiß ich, aber hier war eben mein kontroverser Einstieg. Ich habe hier auch Themen entdeckt, bei denen wir absolut konform sind (z.B. Rekos wie Berliner Stadtschloß).


    "Wir akzeptieren Hochhäuser als eine von vielen Formen der Architektur und schließen diese nicht kategorisch aus."


    Ich schließe halt auch eine Architekturform aus, so wie Ihr Euch auch einig wart, daß Kaufhausbunker keine optimale Architekturform darstellen.


    "Stattdessen macht es uns Spaß über das Für und Wider dieser und jener Möglichkeit zu debattieren, während wir das aktuelle Geschehen verfolgen. Dabei bleibt es jedem überlassen was ihm persönlich gefällt und missfällt, wichtig ist nur die Toleranz gegenüber der Meinung anderer."


    Gilt hoffentlich auch für mich,oder?


    " Zu Toleranz gehört auch dass man die Argumente des Gegenübers aufgreift und mit den eigenen entkräftet oder widerlegt."


    Das nennt sich Diskussion, nicht Toleranz.
    Hier eine offizielle Definition zur Toleranz:
    1. Toleranz ist die individuelle Bereitschaft, für die Würde eines jeden anderen Menschen einzutreten.
    2. Toleranz findet ihren Ausdruck in einer auf die Würde des Menschen verpflichtenden Werteordnung.
    3. Toleranz erfordert die Fähigkeit des Menschen, den Anderen zu verstehen und ihn in seinem Anderssein zu respektieren.
    4. Toleranz setzt einen sicheren Standpunkt voraus.
    5. Toleranz dient dem Schutz, der Würde und Freiheit jedes Menschen in seinem kulturellen Umfeld.
    6. Toleranz zu garantieren und weiterzuentwickeln, ist allgemeine Verpflichtung und Kernelement jeder Erziehung.


    (Man beachte hierzu auch Punkt 4)


    Oder Toleranz im Baubereich:
    Die Toleranz bzw. zulässige Abweichung vom Nennmaß ist eine konstruktions- und fertigungsbedingte Maßgröße und bezeichnet die Differenz zwischen den dem oberen und dem unteren Grenzmaß. Innerhalb der Toleranz darf das Istmaß eines Werkstücks bzw. Bauteils vom jeweiligen Nennmaß (Null-Linie) abweichen.




    "Wer aber stattdessen mit Pauschalurteilen daherkommt ohne in die Argumentation einzusteigen, beweist die Unfähigkeit sich mit der Thematik im Sinne einer kontroversen Diskussion auseinandersetzen zu wollen. Diese Haltung könnte man auch als Intoleranz bezeichnen und die wollen wir hier nicht haben."


    Kontrovers kann eine Debatte nur bei unterschiedlichen Standpunkten sein. Aber ich habe ja schon angeboten, mich aus dem homogenen Meinungsbild zurückzuziehen.

    Wagahai II


    Die Meinung darüber, daß Du möglichst viele HH`s bevorzugt, hatte ich mir beim Durchstöbern dieses Forums im Toky-Thread gebildet. Dort hast Du Dich total begeistert über die Skyline der Stadt geäußert, während ich bei näherem Hinsehen nur ein Meer grauer Blöcke entdecken konnte.

    Wagahai


    Ich finde, die Lösung von Paris könnte hier Vorbildfunktion haben (für diejenigen, die HH`s unbedingt wollen). Schön aufgeräumt in einem separaten Stadteil wie La Defense und weitab der Altstadtensembles stören sie nicht weiter. Aber die vereinzelten Hochhausstangen in europäischen Innenstädten oder sogar Hochhausensembles wie in der Frankfurter Innenstadt finde ich äußerst abschreckend.

    Schmittchen


    So ist das nunmal in einer Gesellschaft. Warum und wann werden Kompromisse geschlossen? Nur dann, wenn es zwischen zwei klaren Standpunkten zu vermitteln gilt. Dazu müßen aber erstmal klare Standpunkte vorhanden sein. Meine Maximalforderung besteht eben darin, möglichst keine Hochhäuser in europäischen Städten zu bauen. Wenn es nach Wagahai geht, werden eben möglichst viele Hochhäuser gebaut. Vielleicht wird die Gesellschaft dann als Kompromiß einige HH´s je nach Lage und Situation zulassen. Solche Entwicklungen hängen durchaus auch mit einflußreichen Personen zusammen, so wurde zur Zeit des OB Kronawitter in München sogar das Hertie-HH an der Münchner Freiheit wegen der Sichtachse gestutzt und aktuell zur Zeit des OB Ude mehrere HH´s in Folge gebaut. Wenn in den siebziger Jahren in Frankfurt ein anderer OB bzw. Bausenator an der Macht gewesen wäre, hätte es dort auch keine solche Entwicklung gegeben. Ich unterstütze eben Leute wie Kronawitter (unabhängig von der Partei).
    Es gibt ja in anderen Bereichen des Lebens auch klare Entscheidungen Für oder Wider einer Entwicklung.
    z.B. steigt Deutschland aus der Atomkraft aus, während Länder wie Finnland wieder einsteigen. Man kann trotzdem eine klare Meinung dazu haben.
    Den Ausdruck "Fundamentalismus" halte ich für verfehlt, da er eher mit dem militanten Agieren einer Religionsgruppe zusammenhängt. Ich bin nicht militant oder gewalttätig, sondern vertrtete meine Meinung in einem demokratischen Prozeß. :booze:

    Ich hatte mal vor ca. 3 Jahren den Münchner Stadtbaurat angeschrieben und die Schaffung einer Gestaltungsrichtlinie für die Münchner Innenstadt angeregt. Ich beschwerte mich in diesem Zusammenhang über die zunehmende Bebauung mit verglasten Kuben in historischer Umgebung.
    Mir wurde damals geantwortet, daß diese Beschwerden zwar OFT zu hören wären, aber aufgrund der Vielzahl der Architekturstile in München keine verbindliche Gestaltungsrichtlinie entworfen werden könne. Zudem gäbe es ja auch gute Beispiele für Bauten in Massivbauweise, wofür aber keine konkreten Benennungen in dem Schreiben erfolgten.
    Mir ist schleierhaft, was so schwierig daran sein soll, wenigstens eine Richtlinie für das Verhältnis Glas/Stein in einem Bauwerk, die Traufhöhen, Proportion (Kleinteiligkeit) und auch Material zu gestalten.

    Wagahai


    Ich fand den Ausdruck für unsere Städte passend, auch wenn er drastisch formuliert ist. Sollte es aber in diesem Forum quasi mit einer gewissen Fäkaliensprache gleichgesetzt werden, werde ich ihn in Zukunft weglassen und mich um andere Definitionen bemühen. :angel:


    bezüglich Weltstadt: wir waren uns ja einig, daß ein Kriterium für eine Weltstadt deren wirtschaftliche oder politische Bedeutung ist. Natürlich gibt es da unterschiedliche Schwerpunkte und daher auch verschiede Sichtweisen. Man kann natürlich auch anführen,daß eine Weltstadt auch Treffpunkt vieler Menschen aus aller Welt ist.
    So ist z.B. Washington politisch bedeutsam, aber durch seine geringe Größe und geringe wirtschaftliche Bedeutung nicht so weltstädtisch wie New York. Tokyo ist durch seine Größe und Bedeutung sicher eine quasi-Weltstadt, wenn auch kaum jemand aus der Welt dorthin fährt bzw. kaum Menschen aus anderen Ländern dort leben.
    Rom ist sicherlich wirtschaftlich weniger bedeutend als Tokyo, doch ist es durch die Kontinuität seiner Geschichte und als religiöses Zentrum der katholischen Welt eine Begegnungsort für Menschen aus aller Herren Länder und daher sicherlich weltstädtisch.


    Hochhausgegner gibt es nicht nur in Deutschland. In London poitioniert sich die `princes foundation` von Prinz Charles gegen weitere Hochhäuser in der Innenstadt.


    Zitat: "Hat Keiner behauptet, aber es ist vermutlich nicht ausgeschlossen, dass verirrte Außenseiter in München an Bürgerentscheiden teilnehmen
    Nein, allein aus der Bildung von Interessengruppen lässt sich die Richtigkeit einer Meinung nicht zwangsläufig folgern."


    Diese Interessengruppe in München handelte aus ihrer (und aus meiner) Sicht auch richtig, aus Deiner eben nicht. ;)
    Du siehst einen Wettbewerbsnachteil für München darin und ich nicht. München war und ist wirtschaftlich auch ohne HH`s sehr erfolgreich und muß gegenüber dem HH-Frankfurt bestimmt keine Nachteile in Kauf nehmen.


    Ich weiß nicht, warum man mit mir nicht hitzig und fair diskutieren können sollte. Bei Hochhäusern werde ich immer etwas hitzig, da ich sie nunmal für eine Verschandelung europäischer Städtebilder halte. Die Architekten sollten durchaus neue Architekturstile entwickeln, die sich aber in Traufhöhe und Formsprache an der gewachsenen Umgebung orientieren müßen.

    Jai-C


    zu.1) Wie schon ausgeführt, beinhaltet die Aussage eine Meinung. Es gibt keinen qualitativen Unterschied zwischen pro oder contra Hochhausbebauung. Das Bürgerbegehren in München wurde auch mit der Ästhetik des Stadbildes begründet und war ERFOLGREICH. Es gab keine Debatte über die Funktionalität dieser Gebäude, sondern über deren Höhe und Beinträchtigung des Stadtbildes. Da ich ursprünglich Münchner bin und an einem demokratischen Referendum teilgenommen habe, gehöre ich bestimmt nicht zu einem verirrten Außenseiterkreis.
    zu 2.) Hier ist es also plötzlich wieder Ansichtssache? Gut, einverstanden, dann ist es eben hier AUCH Ansichtssache.
    zu 3.) Ich habe in Punkt 1. begründet, daß Hochhausgegner keine Einzelgänger sind. Mag sein, daß der Standpunkt, keine Hochhäuser zu wollen, hier im Forum fundamentalistisch erscheint, ist aber im Lande und in Europa gelebte Realität in vielen Städten.


    Kleiner Auszug aus der "Initiative unser München":


    "Dann kamen Aussagen wie zum Beispiel: „Wie kann man München nur so verschandeln?“, „Wer hat dies verbrochen?“, „Wir wollen kein zweites Frankfurt werden!“. Spitzenarchitekten sprachen von „importierter Imitationsarchitektur“ (Prof. Rolf Kücker), von „gesichtloser Meterware“ (Stephan Braunfels), von „renommiersüchtiger Überdimensionierung“ (Prof. Dr. Gerd Albers).


    Seit diese „Sündenfälle“ sichtbar geworden sind, bekamen wir von den Münchnerinnen und Münchnern ständig mehr Zuspruch. Die Initiative-Unser-München hat einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass sich die Menschen ein Bild von dem machen können, was mit überzogenen Hochhäusern auf sie zukommt."


    Quelle: http://www.sueddeutsche.de/mue…kel/21/42978/article.html


    Sollte es aber der Harmonie im Forum wirklich abträglich sein, gegen Hochhäuser Stellung zu beziehen, so werde ich mich nach Aufforderung selbstverständlich sofort zurückziehen und die Herrschaften wieder unter sich fachsimpeln lassen. ;)

    @ Jai-C


    Sie ist bestimmt nicht unqualifizierter als die Behauptung, Rom sei keine Weltstadt bzw. Städte ohne HH`s seien keine Weltstädte. Es sind schlicht Meinungen und ich finde HH`s in europäischen Metropolen nun mal fehl am Platz.
    Du fandest sicher auch das Bürgerbegehren in München gegen HH`s unangemessen, aber es ist Realität. Ich denke schon, daß ich mich in einem Architekturforum grundsätzlich positionieren und einer bestimmten Bauform ablehnend gegenüberstehen kann. Dazu gehört auch eine drastische Meinung, die schließlich niemanden persönlich beleidigt.
    Ich empfinde nunmal HH`s optisch als störend, daher mein Vergleich.

    ein Wahrzeichen muß nicht durch seine Höhe bestechen, sondern kann auch durch seine Lage und sein unverwechselbares Aussehen bestechen. Man könnte z.B. auch eine künstliche Insel in der Außenalster aufschütten und darauf ein spektakuläres Museum/Aquarium/Theater setzen. Mit der richtigen Architektur würde es auch ohne Höhe mit dem Hintergrund DAS Photomotiv werden.

    Wagahai


    "Nein, aber Du bringst mich auf was "


    haha, probiere es mal. In München gab es ein erfolgreiches Referendum gegen Hochhäuser.
    Ich bin auch für eine Ausgewogenheit zwischen traditioneller und moderner Architektur, aber Hochhäuser brauche ich eigentlich überhaupt nicht. Wenn schon in Europa, dann so wie in Paris: in einem eigenen Stadtteil (La Defense) schön getrennt von der Altstadt.