in der Kollegiumsitzung wurde für mich deutlich, warum es nötig bzw. möglich ist, von den vorgesehenen 68 Metern abzuweichen und ein paar Meter draufzusatteln. Das Argument: für die ursprünglich vorgesehene Hotelnutzung ließ sich kein Betreiber finden. Nun will man den Bau an dieser prominenten Stelle aber voranbringen (und eben nicht behindern). Also muss man die alte vorgesehen Nutzung aufgeben und auf eine Büronutzung umschwenken. Büroetagen haben nun im Vergleich zu Hoteletagen einen höheren Etagenquerschnitt. Allein aus diesem Grund kommt man schon bei gleichbleibender Etagenanzahl auf eine wesentlich größere Gesamthöhe. Eine Neuplanung ist also notwendig.
Wenn ich das richtig verstanden habe - korrigiert mich, wenn ich falsch liege - soll dann mit einer Neuplanung auch die Hochhausrichtlinie umgesetzt werden. Die damit eingeforderten Nicht-kommerziellen Nutzungen müssen natürlich auch wieder irgendwo reingeholt werden. Soweit wäre das noch eine Win-Win-Situation. Nun geht der Investor einen Schritt weiter, und bietet mit seinem Nutzungsmix auch eine weit über das Ziel hinausschießende Gesamthöhe an. (Oder hat jemand von Seiten der Stadt gesagt, dass 115 Metern ne tolle Sache für diesen Ort wären? Da fehlen mir die Informationen.) Nun kommt das Baukollegium ins Spiel, dass gerade dafür doch gegründet wurde und tauscht die Argumente aus, die aus rein städtbaulicher Sicht für oder gegen die 115 Metern sprechen. Die Vertreterin des Landesdenkmalamtes hat dann in einem sehr nachvollziehbarem Beitrag gezeigt, warum die 115 Metern gerade in Bezug auf die vorhandenen Türme der Alt-Stadt eine Störung wären. Die 90 Meter dagegen akzeptabel. Ich finde, so muss man argumentieren, weil es davon ausgeht, was die Stadt in seiner vorhandenen gebauten Struktur verträgt und was es in Bezug auf ein gewünschtes Stadtbild benötigt und welchen Mehrwert das Haus schließlich sozial und kulturell für die Stadt hat. Da ist es mir auch völlig gleichgültig, was in Tokyo oder schlimmer noch in autokratischen Ländern so gebaut wird.
Das hat nichts mit verhindern zu tun, wie es oben bei Einigen anklingt, sondern mit gestalten. Ist das Kollegium nicht genau das notwendige demokratische Instrument, um den Willen der Stadtbevölkerung gegenüber Einzelinteressen zu benennen?