Genau deshalb gibt es die Gestaltungsleitlinien, damit eben diese Erkenntnis dazu führt, dass ein Hochhaus in der Regel kein in Dresden städtebaulich gewünschtes Ergebnis ist und deswegen nicht gebaut und nicht geplant werden soll.
Die Gestaltungsleitlinien stufen Hochhäuser als unerwünscht ein, und die Hochhausleitlinien beschreiben dann, wie diese unerwünschten Hochhäuser genau gebaut werden. So in etwa?
Da braucht es auch keine interpretativen Verrenkungen bzgl. "Sonderbauformen" - die werden zurecht für spezielle Fälle erwähnt, nicht für stinknormalen Wohnungsbau und Mischnutzungsquartiere.
Ich hatte die "Sonderbauformen" angeführt, weil diese für mich auf den ersten Blick (!) die einzigen Fälle sind, wo über mehrere Parzellen gebaut werden kann. Wenn das für die angeführten Anwendungen "Forschung, Kultur, Schule, Gewerbe" möglich ist und im Hochhausleitbild aber auch explizit Wohnhochhäuser erwähnt werden, müssten die entsprechenden Merkmale auch dafür gelten.
Wie gesagt, es ging mir um Widersprüche zwischen den verschiedenen Leitlinien.
Die Gestaltungsleitlinien wurden, genauso wie das Hochhausleitbild und die Gestaltungskommission, vom Stadtrat ins Leben gerufen, weil es eben im Stadtplanungsamt keine intrinsische Motivation zu geben scheint, Bauen in Dresden nach den Vorstellungen der Stadtgesellschaft zu fördern, und das durch solche Instrumente immer wieder erkämpft werden muss.
Zitat Hochhausleitbild: "Das Amt für Stadtplanung und Mobilität der Landeshauptstadt Dresden begann 2018 mit der Erstellung eines Hochhausleitbildes für die Gesamtstadt." Klingt für mich eher so, als ob das vom Stadtplanungsamt ausging.
Gestaltungsleitlinien und Hochhausleitbild sind also insofern verbindlich, als sie demokratischer Ausdruck einer städtebaulichen Vision sind, und Ausreden wie "ist ja eh nicht verbindlich" oder "kann man ja als Sonderfall interpretieren" wirken da aus meiner Sicht etwas verächtlich.
Wenn man eine Verbindlichkeit haben möchte, möge man sie bitte auch in die Leitlinien reinschreiben. Dass an mehreren Stellen darauf hingewiesen wird, dass man es natürlich auch anders machen kann, hilft Deiner Argumentation nicht unbedingt.
Die Gestaltungsleitlinien sind an vielen Stellen sehr spezifisch, funktionieren aber dadurch eben nicht für die gesamte Stadt. Die Abschnitte C und D enthalten z.B. Dinge, die in den Stadtrandsiedlungen (und anderswo) komplett deplatziert sind.
In Abschnitt E der Gestaltungsrichtlinien wird dann auf die Stadtstrukturtypen abgestellt. Aus meiner Sicht ist dieser Bereich am ehesten unter E.8 "Assemblage" zu verorten. Zitat: "Die Weiterentwicklung und Nachverdichtung dieser Gebiete stellt eine besondere Herausforderung für die Planung dar, da hier sozusagen nicht mit einer einheitlichen Sprache gesprochen wird: der richtige »Ausdruck« für neue Interventionen in einer städtebaulichen Assemblage ist je Ort neu zu finden, zu entdecken, zu entwickeln. Maßstab, Historie und Nachbarschaft bilden mögliche Ankerpunkte einer baulich-gestalterischen Fortschreibung." Ich interpretiere das so, dass dort in vielen Dingen die Gestaltungsrichtlinien nicht oder nur eingeschränkt anwendbar sind; im gesamten Abschnitt E werden Beispiele dafür gebracht, welche Teile der Richtlinien in den verschiedenen Stadtstrukturen relevant sind bzw. sein können (womit für mich klar ist, dass andere Teile der Richtlinien dort keine Rolle spielen).
Zu allgemeinen Verbindlichkeit noch mal ein Zitat aus der Einleitung:
"Der Verwaltung geht es nicht darum, neue Regularien in die Welt zu setzen. Die Leitlinie ist auch kein „Gestaltungskatalog“, aus dem sich Bauherren und Planer bedienen können oder sollen. Die Gestaltungsleitlinie versteht sich vielmehr als Einladung zum Dialog zwischen Stadtrat, Stadtgesellschaft, Bauherren, Architekten und Verwaltung über die Frage: Wie entwickeln wir Baukultur in Dresden weiter? [...] Damit kann sie einer notwendigen Diskussion zur qualitätsvollen und umsichtigen Entwicklung des Dresdner Stadtraums die fachliche Grundlage geben. Sie gibt Orientierung und Anregung, um gemeinsame Antworten zu finden, wie wir uns eine lebenswerte Stadt bewahren und wie wir sie fortentwickeln wollen."
keine neuen Regularien, "Einladung zum Dialog", "Orientierung und Anregung", "gemeinsame Antworten [zu] finden" usw. - Verbindlichkeit klingt für mich anders.