Mit dieser Rundumkritik bin ich nicht einverstanden.
Gebäude sollten mit ihren Fassadenfronten dem Straßenverlauf folgen, auch und gerade bei gebogenen Straßenverläufen
Dieses Kriterium erfüllt ein Großteil der Gebäude. Lediglich der Schulbau schert aus, da dessen Schulhof sowie ein Vorplatz zur Straße hin angeordnet werden, sowie das optionale Gebäude an der Gleisschleife, das wirklich schlecht platziert ist.
Sie sollten eine klare Dreiteilung aus Erdgeschosszone, Mittelstück und Dachabschluss aufweisen
Das ist in einem städtebaulichen Wettbewerb nur sehr eingeschränkt darstellbar. Schrägdächer hätte ich, wie gesagt, auch befürwortet. Abstufungen bzw. Staffelungen im Dachbereich sind bei einigen der Wohngebäude aber angedeutet.
Funktionsmischung aufweisen
Drei der Blöcke weisen im Erdgeschoss öffentliche Nutzungen (Einzelhandel, Nachbarschaftszentrum, Bäckerei) und darüber Wohnen auf. Mehr kann man kaum erwarten, wenn selbst ein Discounteres nicht vermochte, dort seine Filiale zu halten. Auch die Freiräume sollen verschiedene Funktionen für diverse Nutzergruppen erfüllen.
sich ins Quartier nach Art und Maß einfügen
Die Körnung ist im Osten, der eher durch Einfamilienhäuser geprägt ist, kleinteiliger. Südwestlich davon erinnert die monotone Bestandsbebauung aus den 1950ern trotz der Anordnung der Wohnblöcke um Höfe eher an Zeilen- als an Blockrandbebauung. Hier könnten die vorgeschlagenen neuen Blöcke mehr Kleinteiligkeit ins Quartier bringen, was der Gegend sehr gut tun würde. Eine Schule lässt sich schlecht nach Maß und Art an Wohnbauten orientieren, gleiches gilt für eine Quartiersgarage. Den "Dialog mit der Umgebung" sehe ich bei den Sonderbauten darin, dass sie kleine Vorplätze entstehen lassen. Ob das nötig oder sinnvoll ist, lasse ich dahingestellt.
etwaige topographische Höhenunterschiede nachvollziehen
Ich kann nicht behaupten, dass mir derartiges dort mal aufgefallen wäre.
Hier fehlt ja alles. Keine Konturen, keine Orientierung im Raum, keine Adressbildung.
Der Entwurf hat sicher seine kritischen Momente und wirkt nicht wie ein großer Geniestreich. Am meisten zweifle ich noch an den Wegeverbindungen und dem Schulhof. Aber der Beitrag hat auch Stärken und könnte diesen Raum sehr aufwerten. Ich empfinde die Gegend als eine der deprimierendsten in Leipzig. Insofern habe ich nicht wirklich die Erwartungshaltung, dass der Zipfel an den Gleisen ein großartiges, quirliges Quartier voller Flair wird. Aber wenn ich das zum Beispiel mit dem Städtebau im viel bedeutenderen Löwitz-Quartier vergleiche, sehe ich für den Bahnbogen Leutzsch deutlich mehr Einfühlsamkeit und Abwechslungsreichtum am Werk.