Beiträge von Ziegel

    Gerade in Zeiten leerer Kassen sollte die Frage nach einer Fusion Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wieder aufgeworfen werden.


    Tja, das ist eine Frage, die ich mir auch schon gestellt habe: ob eine Fusion der genannten drei Länder wünschenswert und möglich wäre. Sachsen-Anhalt und Thüringen haben gemeinsam so viele Einwohner und ein BIP wie Sachsen. Allein diesen Faktor betrachtend, wäre eine Fusion dieser beiden Länder am naheliegendsten. Aber auch alle drei Länder würden die Kriterien der "landsmannschaftlichen Verbundenheit, geschichtlichen und kulturellen Zusammenhänge, die wirtschaftliche Zweckmäßigkeit sowie die Erfordernisse der Raumordnung und der Landesplanung", die das Grundgesetzt nennt, in hohem Maße gemeinsam haben.


    Es ist aber nicht nur die Frage der Landeshauptstadt, die dem entgegen steht. Eine Fusion bedeutet auch ein geringeres Maß an politischer Repräsentation, sowohl bei Landtagswahlen, als auch z. B. im Bundesrat. Dort hätte man als Bundesland "Mitteldeutschland" (nebenbei ein diskutabler Begriff) sechs Stimmen statt bisher - zusammengezählt - neun.


    Zudem sind vier der sechs ostdeutschen Bundesländer (Ausnahme sind Sachsen und Berlin) aktuell ungefähr gleich stark bevölkert und gleich leistungsstark. Ein Ungleichgewicht innerhalb der ostdeutschen Länder könnte zu stärker unterschiedlichen Interessenlagen führen und dazu, dass man künftig weniger mit einer Stimme spricht und damit weniger politisches Gewicht hat.


    Außerdem werden Landesgrenzen immer (neben Vorteilen) auch Nachteile haben, was sich nie vermeiden lässt, egal wie groß man fusioniert. Deshalb ist es sinnvoll, verschiedene Belange auf verschiedenen Ebenen anzusiedeln. Verkehrspolitik sollte zum Beispiel länderübergreifend geregelt werden. Aber man schafft es ja noch nicht einmal, innerhalb z. B. des Bundeslandes Sachsen eine Landesverkehrsgesellschaft zu gründen und endlich die fünf Verkehrsverbünde zu entmachten. Genug Einsparpotenzial ließe sich gewiss finden, etliche Doppelstrukturen existieren schon innerhalb der Bundesländer.


    Gerade in Zeiten schwindender Identifikation mit der Politik hielte ich es für riskant, zu fusionieren. Man sieht zum Beispiel an den Kirchen, zu welchen Verwerfungen die Zusammenlegung von Gemeinden und eine zunehmende Zentralisierung führen kann. Eine Lehre, die man daraus vielleicht ziehen kann, ist, dass eine Fusion übergreifender Strukturen nur angenommen wird, wenn auf lokaler Ebene gleichzeitig mehr Selbstverwaltung und mehr finanzieller Spielraum ermöglicht wird. Ob das die erhofften Synergien dann nicht wieder auffrisst, müsste genauer untersucht werden.

    In Bad Schandau, wo sich ein Brückenabriss nach nicht einmal 50 Jahren Nutzungsdauer ebenfalls nicht vermeiden lässt, wird gerade eine provisorische Brücke für den Übergang geprüft. Und das, obwohl man nachfolgend einen Ersatzneubau errichten will, wie ihn auch die Dresdner Verwaltung bevorzugen würde. "Die Behelfsbrücke ist der Fokus derzeit. Wir prüfen verschiedene Varianten und Orte. Entscheidend werden die Kosten", hieß es vom Verkehrsministerium.


    Die Stadt Bad Schandau habe bereits die "Verfügbarkeit von Behelfsbrückengeräten angefragt". Alternativ prüft man, ob sich die Bad Schandauer Carolabrücke, die bisher nur für Zugverkehr genutzt wird, auch temporär für KfZ nutzen lässt. Deren zwei Strompfeiler stehen seit 1877 ihren Mann.


    Bad Schandau: Die nächste Elbbrücke muss abgerissen werden


    Ich bin gespannt, ob die Bad Schandauer Behelfsbrücke schon stehen wird, während der Dresdner Baubürgermeister entsprechende Forderungen mit dem Hinweis, dies dauere zu lange, noch abwehren wird.


    Ist eigentlich im kollektiven Bewusstsein angekommen, dass das Blaue Wunder auch ohne spektakulären Einsturz eine Generalsanierung für geschätzte 130 Mio. Euro benötigt? Eingeplant sind bisher nur 34 Millionen. Soweit zu lesen ist, vor allem für einen neuen Anstrich. Allein die Erneuerung der Ankerkammern benötige jedoch "mindestens 45 Millionen Euro". Diese sind wohl typische Sorgenkinder und wurden offenbar zuletzt in den 1980ern saniert. Hier in den Bestandserhalt zu investieren, scheint mir am allerdringendsten. Nächstes Jahr läuft der TÜV aus und eine statische Prüfung steht an. Wer weiß, welche "Überraschungen" uns da erwarten. Schon 2009 wurde sogar über einen evt. nötigen Ersatz- oder Ergänzungsneubau spekuliert. Auch für andere, "besonders kritische" Brückenbauvorhaben stehen noch nicht die vollen Investitionssummen bereit.


    Ich würde es ganz vernünftig finden, sich an Bad Schandau ein Beispiel zu nehmen und frühzeitig, also jetzt, eine Carola-Behelfsbrücke als Backup zu planen, dann vielleicht auch zu bauen, um sich Zeit zu kaufen. Nicht nur Zeit für die Carolabrücke. Es ist wahrlich Aufgabe genug, und dringend genug, sich sofort um jene Brücken zu kümmern, die schon vor dem Einsturz auf dem Zettel standen.


    Mit anderen Worten: selbst für die billigste Variante einer neuen Carolabrücke ist eigentlich kein Geld da! Weder 2027, noch 2030. Es müssen also besondere Lösungen für dieses besondere Problem gefunden werden. Und zur Besonderheit gehört auch der für das Stadtbild sensible Standort. Der Verkehrsdruck würde eine Behelfsbrücke rechtfertigen, bis die Mittel für eine langfristige Lösung bereitstehen, der Städtebau rechtfertigt maximale Qualität einer langfristigen Lösung.


    Übrigens finde ich in dem Zusammenhang interessant, dass sich Politiker verschiedener Parteien zur Orientierung an der KöCa-Brücke von 1895 äußern, wenngleich bisher eher ablehnend: Engel (SPD), Löser (Grüne), indirekt auch Böhm (CDU). Das heißt nämlich vor allem: dieser Vorschlag ist präsent. Jede Idee muss zuerst einmal wahrgenommen werden, auch auf Ablehnung stoßen, bevor sie überzeugen kann. Die Bewertungskriterien Zeit und Geld basieren aktuell auf Spekulation und Ausblendung anderer Faktoren. Bei einer hoffentlich vertieften Diskussion können sich die Bewertungen ändern.


    Die Meinung, dass eine Anmutung wie bei der KöCa von 1895 schon aus gestalterischen Gründen abgelehnt wird, hat bisher öffentlich niemand vertreten.

    Baukörpers Ausführungen sind derart lieblos begründet, dass es sich kaum lohnt, darauf einzugehen. Nur drei kurze Anmerkungen.


    Die Fassaden des Berliner Schlosses waren schon bei ihrer ersten Erbauung Kulissenfassaden, die dem viel älteren Schloss dahinter eine damals neue, moderne Anmutung gaben. Sie lassen sich hervorragend mit verschiedenen Raumkonzepten in Einklang bringen und Baukörper wäre für seine These, andere Fassaden würden die Nutzung erleichtern, ein Beispiel schuldig.


    Das Humboldtforum liefert, wie belegt, eine hervorragende Performance ab - trotz einer schwachen Führung. Mit interessanteren Wechselausstellungen ließe sich eine noch höhere Resonanz erzielen. Vielleicht ist der vom Land Berlin angestrebte Auszug des Stadtmuseums eine Chance, hier schon Verbesserung zu erreichen.


    Statt der Schinkelschen Bauakademie ein modernes Gebäude zu fordern, ist etwas albern. Sie ist ein modernes Gebäude. Gerade das macht ja den Großteil ihres Wertes aus. Dass es für den Schinkelschen Entwurf keine Verwendung gäbe, lässt sich schon durch ein einfaches Gedankenexperiment ad absurdum führen. Wer ginge denn ernsthaft davon aus, das Haus stünde heute leer, wenn es im Krieg und unter der SED nicht zerstört worden wäre?

    Das sind aber "Holzplatten", die da hochgezogen werden - nix Beton

    Ich wollte noch eine Quelle heraussuchen, dass meine Vermutung richtig sein könnte: man baut aus statischen Gründen ausgehend von den massiven Treppenhauskernen.


    "Die Treppenhauskerne dienen der statischen Aussteifung der Gebäude und stellen die Fluchtwege im Brandfall sicher."


    Hier kann man das gut nachlesen: Treppenhäuser: Holz vor Beton - Timbatec Holzbauingenieure Schweiz AG


    Genauso wurde es zum Beispiel bei diesem Projekt gemacht: NOKERA | Projekte: Mannheim 1

    Umweltverbände sind klageberechtigt, daher habe ich die ins Spiel gebracht. Sie klagen, wenn sie der Meinung sind, dass gesetzliche Vorgaben nicht ausreichend berücksichtigt werden.


    Wenn dieses oder jenes Tier sein Zuhause an der Carolabrücke haben sollte, ist das ein Thema, das schon im Zuge des Abrisses zu klären ist. So recht vorstellen kann ich mir nicht, wen man dort noch finden will, nachdem die Bergepanzer bereits über alles drübergefahren sind.


    Entsprechend sollten die Gutachten einer Umweltverträglichkeitsprüfung doch schnell gemacht sein, oder? Und wenn die Umweltverbände einbezogen und ihre Anliegen ernstgenommen werden, klagt auch niemand.


    Überhaupt, je mehr Stimmen man einbezieht und moderiert, desto weniger Einwendungen gibt es dann im Planfeststellungsverfahren.

    Die Kantine ist ein etwas besseres Beispiel für DDR-Architektur, allerdings kein herausragendes. Der Denkmalschutzstatus ist diskutabel, vor allem vor dem Hintergrund, wie das Landesamt aktuell geführt wird. Eine Wiederherstellung des Blüherparks an dieser Stelle könnte sinnvoll sein, gerade, wenn künftig bedeutend mehr Menschen in der Nähe wohnen. Aber das steht wohl eh nicht zur Debatte, da das Kunsthaus ja bereits in die Kantine einzieht.


    Gegenwartskunst darf gern auch in der Altstadt einen eigenen Ausstellungsort haben, dafür ist die ehemalige Kantine gut geeignet. Für die Stadt Dresden ging es um nur 1,5 Millionen Euro (zugegeben: Baukostensteigerungen sind gut möglich), während 5,5 Millionen vom Bund und Familie Arnhold gekommen wären. Diese Geldgeber stößt man nun vor den Kopf. Vielleicht seien die Gelder vom Bund trotzdem abrufbar, schreibt der mdr.


    Ist denn gar kein Mittelweg möglich? Die Kosten definitiv auf 7 Millionen begrenzen und so einfach wie möglich sanieren? Bisher fanden schon Ausstellungen dort statt, das sollte doch weiterhin möglich sein, auch ohne Maximalsanierung. Weitere Spenden einwerben? Bei letzterem könnten sich die späteren Nutzer gern hervortun. Beides wäre vielleicht auch kombinierbar, indem man bestimmte Arbeiten erstmal auslässt, bis genug Geld zusammengekratzt wurde.

    Prof. Marx hat in seinem Vortrag gesagt, eine derart schlanke Ausführung wie bei der nun ruinösen Carolabrücke, sei "selbst heute noch eine Herausforderung, auch bei den heute verfügbaren Materialien". Auch das ist zu berücksichtigen.


    Ich nehme an, dass es auch für einen Ersatzneubau einen Planungswettbewerb gäbe. Dieser Zeitfaktor wäre also bei allen Herangehensweisen der gleiche.


    Die Umweltverträglichkeitprüfung stelle ich mir nicht sehr kompliziert vor, da ja keine unberührte Natur bebaut wird, sondern nur eine alte Brücke gegen eine neue ersetzt wird. Die Umweltverbände sollten frühzeitig eingebunden werden und hätten ja sogar ein Interesse daran, dass Spuren reduziert und/oder näher aneinander gelegt werden. Wenn man einen gemeinsamen Konsens erzielt, gibt es hinterher auch keine großen Klagen, die solche Verfahren ja ganz maßgeblich in die Länge ziehen.


    Wenn man sich 2025 für das großzügige Ausdiskutieren von allem Für und Wider gibt, könnte Anfang 2026 ein Wettbewerb und danach ein vierjähriges Planfeststellungsverfahren starten. Auf die vier Jahre komme ich, weil diese Frist für Vorhaben im Transeuropäischen Verkehrsnetz (TEN-V) vorgeschrieben ist. Das betrifft z. B. auch die Elbe, aber wohl nicht eine europäisch unbedeutende Brücke über die Elbe. Jedoch heißt das: vier Jahre sind möglich. Zwischen einem und sieben Jahren (siehe #268) läge das genau in der Mitte. Dann wäre 2030 das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen und es könnte gebaut werden.


    Für die beiden Vorgängerbrücken wurden jeweils drei Jahre benötigt. Diese Bauzeit würde ich wieder veranschlagen. Die Verwaltung präferiert mit einem Ersatzneubau einen Baubeginn 2027. Das würde bei drei Jahren Bauzeit eine Fertigstellung 2030 bedeuten. Da frage ich mich dann schon: sind 5 Jahre gegenüber 7 Jahren (+ 1 Jahr Diskussion) so ein relevanter Zeitgewinn, wenn man auf der anderen Seite die Chancen betrachtet, die man damit vergibt?

    Die Verwaltung möchte dem Stadtrat im Januar mögliche Zeit- und Kostenpläne für die drei möglichen Vorgehensweisen vorlegen (Ersatzneubau, Plangenehmigungsverfahren, Planfeststellungsverfahren). Sie kann dies nicht jetzt schon tun, weil sie diese Vorlage erst noch erarbeiten muss. Sie hat aber jetzt schon eine Meinung. Und um diese Meinung durchzudrücken, feuert sie auf allen medialen Kanälen, dass ein Ersatzneubau quasi alternativlos ist.


    Was ich stattdessen von einer guten Verwaltung erwarten würde: dass sie geräuschlos und möglichst objektiv Fahrpläne für die drei Varianten erstellt und dabei jeweils Vor- und Nachteile darstellt. Dass sie, bevor sie dies getan hat, die Medien auf Januar vertröstet. Dass sie das Prüfergebnis dann zuerst dem Stadtrat vorlegt. Dass sie dann zeitnah die Öffentlichkeit informiert und Dialogformate vorschlägt.

    die Nutzung jene Kleinteiligkeit nicht rechtfertigt

    Jetzt hast du meinen Gedanken fast verstanden. Das Problem liegt bereits darin, dass es kaum Kleinteiligkeit der Nutzungen gibt. Man ordnet lauter Großstrukturen, noch dazu mehrere ähnliche Nutzungen, nebeneinander an. Zwei Forschungsinstitute, eine Fakultät, eine VHS und eine Musikschule. Natürlich werden dort viele Menschen verkehren. Ich sehe aber schon ein bisschen die Gefahr, dass die Stimmung auf dem östlichen Leuschner dem Biocampus auf der Technischen Messe (Institutsgebäude, Stadtarchiv, Hit-Markt) ähneln wird.


    Die LBW-Wohnungen werden auch Großgebäude sein, deren Bewohner sämtliche Bedarfe in der nahen Innenstadt abdecken können. Dass von denen allzu viel Lebendigkeit ausgeht, erwarte ich eigentlich nicht, die werden dort nur wohnen. Eine richtig gut gemachte Markthalle (woran ich nicht glaube) könnte der einzige für die Allgemeinheit interessante Anziehungspunkt mit Wirkung auf den Platz werden. Für VHS und Musikschule ist der Platz nur Transitraum. Das Naturkundemuseum wird unter der Erde liegen und auch nur geringe Wirkung auf die Bespielung des Platzes haben.


    Das alles bezieht sich auf den Ostteil. Im Westteil wird das mit den kleinteiligen Nutzungsmöglichkeiten im "Ökotopia" vermutlich anders sein. Hier bekommt auch das Museum eine pädagogisch nutzbare Freifläche. Aber das ist eben nur der halbe Platz. Auf dem Osten des Leuschners erwarte ich sehr wenig städtebauliche Kommunikation und Vernetzung.


    Als Trostplaster müssten die Großkubaturen zumindest architektonisch stark gegliedert werden. Nicht unbedingt durch mehrere Fassadenabschnitte, sondern durch detaillierte und abwechslungsreiche Fassadengestaltung. Da aber kaum ein Architekt dazu in der Lage und die Bauwirtschaft überhaupt nicht darauf eingestellt ist, bekommen wir weitgehend monotone Fassaden an lauter sehr großen Gebäuden. Diese Gebäude werden also nicht nur funktionell selbstbezogen sein, sondern auch noch ästhetisch abschreckend wirken. St. Tetris hat in dieser Hinsicht schonmal vorgelegt und Leibniz-Institut und Global Hub schicken sich an, nachzuziehen.

    Es hieß gestern, man sei mit der Landesdirektion als Genehmigungsbehörde im Gespräch. Es wurden explizit die aufgefächerten Zufahrten als Teil eines Ersatzneubaus genannt.


    Nebenbei bemerkt würde das auch bedeuten, dass ein Strompfeiler neu gebaut und genehmigt wird.


    Stephan Kühn war heute nochmal im Radio zu hören. Mit einem Bau könne man frühestens 2027 beginnen. Bei einem Planfeststellungsverfahren würde man nicht mehr in diesem Jahrzehnt, also nicht vor 2030 beginnen.


    Ich versteh die Verwaltung ja ein bisschen, dass sie keine Lust auf eine Dresdner Debatte hat. Aber soviel sollte man doch gelernt haben, dass sich die Debatte zu einem so wichtigen Thema ohnehin nicht vermeiden lässt und man die Wir-ziehen-das-jetzt-schnell-durch-bevor-einer-muckt-Phase besser gleich überspringt.


    Wir reden hier von einer Entscheidung, die, wenn nicht nochmal so ein Pfusch gebaut wird, 100 Jahre, bestenfalls deutlich länger Bestand hat. Was interessiert es da, ob man in 3 oder in 6 Jahren mit dem Bau beginnt? Die verkehrliche Bedeutung der Brücke ist aktuell bei Null und dabei bleibt es jetzt für einige Jahre. Es müssen also ohnehin tragfähige Lösungsansätze für den Übergang gefunden werden, die, wenn sie 3 Jahre lang funktionieren, auch 6 Jahre lang funktionieren.


    In einer politischen Dimension gedacht, kann es auch nicht sein, dass ein Planfeststellungsverfahren vermieden wird, nur weil das zu lange dauere. Es dauert länger, weil es dazu dient, vielgestaltige Belange im Sinne eines optimalen Ergebnisses zu berücksichtigen. Direkt an der Dresdner Silhouette gelegen ist die Notwendigkeit einer optimalen Lösung ja wohl erkennbar. Wenn es bisher zu lange dauert, dann müssen die Verfahrensabläufe eben optimiert werden. Dazu gehört meiner Meinung nach auch, die Bevölkerung möglichst früh mitzunehmen und durch Moderation und Verständigung über die Zielsetzung späte Kehrtwenden zu vermeiden. Man kann an dieser Stelle nicht so planen, als wäre es eine Autobahnbrücke im Tal von Kleinwichtelhausen.


    Dass ein Ersatzneubau günstiger wäre, kann sein, ist meines Erachtens aber noch nicht nachgewiesen, erst recht nicht per Nennung einer Summe. Im Konjunktiv gesprochen: sich mehr Zeit bis Baubeginn zu lassen, kann auch Vorteile haben. Die Stadt könnte Rücklagen bilden statt sich zu verschulden. Die Baupreise, die derzeit auf einem relativ hohen Niveau sind, könnten vielleicht sinken. Eine Entscheidung, eine Spur weniger zu bauen, könnte Kosten sparen. Falls sogar eine Entscheidung zugunsten eines historisierenden Neubaus fällt, wären Spendengelder nicht unwahrscheinlich und auch bei einer Neuordnung der St. Petersburger könnten Einnahmen für aktuell wertlose Flächen erzielt werden. Nicht zuletzt kann eine Brücke mit anderem Konstruktionsprinzip dauerhafter und reparabler sein, und damit auf lange Sicht Kosten sparen. Mit der Spannbeton-Carolabrücke wurden jedenfalls enorme Gelder in der Elbe versenkt. Die langlebigsten Brücken sind und bleiben Bogenbrücken.

    Beim Stadtschloss gibt es keine Verwendung? Bei 1,7 Millionen Besuchern 2023 und damit Platz 2 der meistbesuchten Museen Berlins? Allein diese Aussage zeigt schon deine negative Voreingenommenheit.


    Und ja, großartige Bauwerke sind oft genug "Denkmäler für sich selbst". Das ist irgendwie auch das Wesen des Denkmalschutzes und des Verständnisses von Kulturerbe.


    Ob die angedachte Nutzung für die Bauakademie eine sinnvolle Ergänzung der deutschen Forschungslandschaft sein wird, wird sich zeigen. Und wenn nicht, findet sich für das Gebäude ganz sicher eine andere Nutzung. Schinkels Entwurf ist für verschiedenste Nutzungen geeignet.


    Auch ästhetisch hat er einen großartigen, ja perfekten Entwurf vorgelegt, sodass gar keine Notwendigkeit besteht, hier etwas Neues zu erfinden. Erst recht nicht am Schinkelplatz, in Sichtweite zu anderen bedeutenden Schinkel-Bauten. Von einer "willkürlichen Quote" würde ich da nicht sprechen, sondern von einer ganzheitlichen Betrachtung eines historisch bedeutenden Stadtraumes, in dem jeder Baustein den gewachsenen Gesamtzusammenhang verdeutlicht und die Gesamtwirkung aufwertet.

    Der Livestream zur Carolabrücke ist wie ein Horrortrip. Mir war klar, dass diese Brücke ein einziger Schrott ist, aber es ist trotzdem hochgradig erschreckend, wie schrottig! Ich kann das hier nicht alles zusammenfassen, aber es lohnt sich, das anzusehen. Herr Prof. Marx erklärt es äußerst anschaulich. Mein Lieblingszitat:


    "Beim Öffnen der Spannglieder [zu Testzwecken] hat's geknallt. Da sind Drähte gerissen. Das hat den Leuten, die da arbeiten, ganz schön Angst gemacht. Denn jeder Draht kann der letzte sein. Das ist wie zwei rohe Eier über der Elbe."


    Ich fasse mal zusammen:

    1. Die Prüfungen entsprachen dem Stand der Technik und waren engmaschig. "Man hätte hellseherische Kräfte haben müssen, um diese Schädigung zu erkennen."
    2. Die Schäden durch Spannungsrisskorossion in allen Brückenzügen sind enorm und teils schon in der Bauzeit entstanden. "Ich habe das noch nie so krass gesehen wie bei der Carolabrücke."
    3. Die Schäden sind kaum zu erkennen [außer mit fluoreszierendem Magnetpulver an Proben im Labor] und das Versagen der Brücke ist sehr "ankündigungsarm". Die Spannglieder sehen richtig gut aus, rostfrei, "aber wenn man mit dem Schraubendreher in den Stahl geht, zerbricht er wie Glas".
    4. Es gibt eine "Kettenwirkung", sodass "der Einsturz eines Feldes den Einsturz der gesamten Brücke nach sich zieht" und "jede Laständerung kann zum Einsturz führen".
    5. Eine Wiederinbetriebnahme "verbietet sich", selbst ein weiteres Testen mit Robotern zur Probebelastung würde er nicht raten, um die teuren Testgeräte nicht zu gefährden, falls der Rest auch noch spontan einstürzt. Es gebe dabei ein großes Risiko des Scheiterns.
    6. Auch die Weiterverwendung anderer Bauteile, wie der Pfeiler, für eine neue Brücke "verbietet sich".
    7. Zur sicheren Unterquerung der Ruine könnten Stützen und weitere Schallresonanzmessung nötig sein.

    Herr Prof. Marx findet die Brücke übrigens prinzipiell wertvoll, aber sie lasse sich eben einfach nicht retten. Das Ziel seines Teams sei eigentlich gewesen, die Brücke zu halten.


    Rund tausend Brücken in Deutschland befänden sich mit einer ähnlichen Situation in Nutzung.




    Abriss


    Vier Wochen werden Emissionsmessungen durchgeführt und dann ausgewertet, bevor ein kontrolliertes gefahrloses Unterfahren zwecks Abriss und Fahrrinnenherstellung beginnen kann. Man tüftelt noch, wie genau man den Abbruch bewerkstelligt. Tausend Tonnen aus der Elbe zu ziehen, dauert seine Zeit. Das möchte man bei den anderen Brückenzügen nicht nochmal machen. Es müssen Methoden entwickelt werden, da man hier nicht wie üblich abreißen kann. Damit Wirtschaftsschiffe auch wieder unter der Ruine fahren können, muss die "schweineteure" Schallemissionsprüfung dauerhaft durchgeführt werden.




    Neubau


    Von den drei Varianten

    • Ersatzneubau
    • Plangenehmigungsverfahren
    • Planfeststellungsverfahren

    bevorzugen Baubürgermeister und Frau Prüfer deutlich ersteres, also eine Brücke in gleichen Dimensionen mit der Auffächerung der Fahrbahnen an den Auffahrten, weil schnell und billig (mehr als 100 Mio.). Aus gleichen Gründen lehnt man eine Übergangsbrücke ab. Die Straßenbaulast läge bei der Kommune, Gespräche zwecks Hilfe vom Bund seien seit Ende der Berliner Koalition erstmal unterbrochen.


    Manche Stadträte/rätin hatten selbst nach dem Gänsehaut-Vortrag von Prof. Marx noch nicht richtig verstanden, dass die Schrottbrücke nicht mehr genutzt werden kann. Das muss wohl erst noch verdaut werden. Ich bin gespannt auf die sicherlich schon bald beginnende Diskussion über das Wie-weiter, für die es heute offenbar noch zu früh war.

    Man tut so, als wäre es ein historisches Gebäude, aber eigentlich ist es das nicht.

    Ach, das ist ein Problem, das sich nach wenigen Jahrzehnten von selbst erübrigt. Viele Rekonstruktionen werden heute gar nicht mehr als solche wahrgenommen. Sie sind selbst Teil der Geschichte geworden.


    Wenn manchmal geschrieben wird, man müsse modernen Entwürfen eine Chance geben, muss ich immer sehr lächeln. Ja, moderne Entwürfe haben heutzutage kaum eine Chance, erst recht nicht in Berlin, wo auf jedem Grundstück eine Rekonstruktion entsteht.


    Ich kann es total akzeptieren, wenn jemand diese oder jene Rekonstruktion skeptisch sieht. Aber die Skeptiker können sich ja nun auch nicht immer durchsetzen. Und da es nur ganz wenige ausreichend wertvolle Gebäude (oder Treppenhäuser) gibt, deren Rekonstruktion möglich ist, sollten die Wünsche der Befürworter in diesen wenigen Fällen eine höhere Gewichtung haben. Zumal sie, soweit es bekannt ist, zumeist für Mehrheiten sprechen.

    Das Tragwerk vom alten und neuen Technischen Rathaus soll wohl doch nicht abgerissen werden:

    Rolle rückwärts: Altes Technisches Rathaus soll nun doch stehenbleiben - Radio Leipzig


    Ich habe mir noch keine Meinung gebildet, was ich davon halten soll. Einerseits sehe ich die Risiken einer Weiterverwendung, andererseits sind auch die Abrisskosten recht hoch. Einerseits halte ich den unproportionierten Klotz für städtebaulich fatal, andererseits ist höchst unsicher, ob heutige Architekten denn überhaupt zu Ansprechenderem in der Lage wären.


    Überhaupt ist ja mehr als fraglich, woher die Mittel zum Losbauen kommen sollen. Bis 2029 will man eigentlich umgezogen sein. Allzu viele Kehrtwenden kann man sich dann nicht mehr leisten.

    Ich muss etwas Wasser in den Wein gießen. Ich hatte es anfangs auch nicht mitgeschnitten, da Spars Abgang unmittelbar nach der Pro-Reko-Sitzung verkündet wurde: er verlässt seinen Posten wohl nicht vorzeitig, sondern wird nur seinen "Vertrag, der Ende August 2025 ausläuft, nicht verlängern". Ich bin mal gespannt, ob die Stiftung es jetzt mit dem Wettbewerb sehr, sehr eilig hat, damit Herr Spars noch an der Jury-Sitzung teilnehmen kann. :D


    Gründungsdirektor Prof. Dr. Guido Spars verabschiedet sich von der Bundesstiftung Bauakademie͏

    Als drittes Großprojekt - für Weißenfelser Verhältnisse - möchte ich noch auf den Bildungscampus eingehen. Volkshochschule, Musikschule und Goethegymnasium sollen diesen gemeinsamen Campus bilden. Damit soll endlich auch das faszinierende Kloster St. Claren einer Nutzung zugeführt werden. Es ist das älteste Baudenkmal der Stadt!


    Kloster Sankt Claren Weißenfels in Saale-Unstrut - einzigartig faszinierend


    Und so soll es dann aussehen:


    wr9n2voa.png

    Umbau Kloster St. Claren zum Bildungs­campus Weißenfels - Jäger Ingenieure GmbH


    Entwurf: Junk & Reich und Baum - Kappler


    chvexp2i.png


    so34smk9.png

    Bilderquelle: https://www.competitionline.co…roup/zuschlag-178334.html


    Auch für dieses Projekt sollte ein Denkmal abgerissen werden:

    Bauvorhaben: Landkreis plant für Bildungscampus Abriss von Denkmal

    In der neueren Meldung zur Auftragsvergabe heißt es zum Glück: "sensibler Architekturentwurf, der die denkmalgeschützte Anlage des Klosters Sankt Claren und das barocke Bürgerhaus in der Saalstraße 4 einbezieht" (für die Campusverwaltung).


    Auch zu diesem Projekt gibt es einen kleinen Film:

    Externer Inhalt www.youtube.com
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    Der zweite, kürzlich entschiedene Wettbewerb dient der neuen Stadtbibliothek, die sich deutlich vergrößern und in die Jüdenstraße am Markt ziehen soll. Dafür sollen zwei Altbauten saniert werden, einer wird abgerissen. Auch eine Baulücke in der Kleinen Kalandstraße wird dafür gefüllt. Leider kommt es in Weißenfels nach wie vor zu Abrissen alter Häuser.


    Das Eckhaus in der Jüdenstraße 1 ist denkmalgeschützt und soll laut Siegerentwurf auch erhalten werden:


    odenpx8z.jpg

    Bild: Tilman2007, CC BY-SA 4.0, Jüdenstraße 1 Weißenfels 20180809 001 - Category:Jüdenstraße 1 (Weißenfels) - Wikimedia Commons


    Hingegen genießt die Nr. 3 keinen Schutz und wird abgerissen:


    q7blkocc.jpg


    Bild: Tilman2007, CC-BY-SA-4.0, File:Weißenfels, Jüdenstraße 3 20170704 001.jpg - Wikimedia Commons


    Nummer 5 soll hingegen saniert und integriert werden:


    hn5d4ueh.jpg


    Bild: Tilman2007, CC-BY-SA-4.0, File:Weißenfels, Jüdenstraße 5 20170704 001.jpg - Wikimedia Commons


    Den Wettbewerb haben Behles & Jochimsen aus Berlin gewonnen und ich hoffe sehr, dass sie auch bei der Umsetzung zum Zuge kommen, da ich die anderen Entwürfe deutlich zu schlecht finde. Zudem frage ich mich, was so schwer daran zu verstehen ist, dass Nr. 1 denkmalgeschützt ist und erhalten werden soll. Die Städtebauförderung des Bundes hatte der Stadt zu verstehen gegeben, dass es Fördermittel für das Projekt gibt, wenn Nr. 1 erhalten wird. Aber Abriss lässt mehr Platz für den eigenen Entwurf, der sowieso das Schönste und Beste ist. Architekten!  :rolleyes:


    Na immerhin, das Siegerbüro hat es ja ganz gut gemacht.

    Ergebnis: Quartiersentwicklung Jüdenstraße – Bibliothek in Weißenfels


    elcs8czw.jpg


    Im Modell sieht man die Dimensionen. Diagonal die Kleine Kalandstraße, die zum Markt führt, welcher sich an der oberen Ecke der Modellplatte befindet. Schön, dass an der Kalandstraße giebelständige Schrägdächer vorgesehen sind. Zur rechten unteren Ecke verläuft die Jüdenstraße. Das Backsteinhaus Jüdenstraße 5 steht natürlich nicht mitten auf der Straße, sondern an der Straße, eigentlich in der Lücke im Modell:


    hrsd5ova.png

    Foto und weitere Infos: Stadt Weißenfels, Entwurf für die neue Stadtbibliothek in der Jüdenstraße liegt vor / weissenfels-erlebnis.de


    Was aus dem Novalishaus wird, in dem die Bibliothek zur Zeit untergebracht wird, ist mir nicht bekannt.

    Es würde mich in den Fingern jucken, für das schöne Weißenfels mit seinen 40.000 Einwohnern einen eigenen Strang zu eröffnen, aber schon Halle (Saale) hier im Forum zu begleiten, ist eine Herausforderung.


    Laut Landesarchitektenkammer gibt es in Sachsen-Anhalt derzeit ganze vier Architekturwettbewerbe. Zwei davon fanden in Weißenfels statt. Das erste hat, als einziges im Bundesland, eine Förderung als "Nationales Projekt des Städtebaus" erhalten. Gefördert wurden die Leistungsplanphasen 1-3 mit etwa einer Million Euro.


    Es geht dabei um das ehemalige Kino Gloria von 1928...


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    Bild: Catatine - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=50369247


    ...das zu einem Indoor-Spielplatz und Kletterhalle mit Gastro umgebaut werden soll. Eine sehr gute Idee, generell und besonders an dieser Stelle ein Angebot für die Jugend zu machen! Das Gloria ist städtebaulich sehr bedeutend am Tor zur entvölkerten Neustadt sowie direkt an den Bahngleisen gelegen.


    Gewonnen hat das Büro gildehaus.partner aus Weimar.

    1. Preis : Umnutzung ehemaliges Lichtspieltheater Gloria-Palast in Weißenfels - competitionline


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    Ein unschöner Anbau an das Kino wird entfernt und stattdessen eine öffentliche Freifläche geschaffen.


    Interessant finde ich, wie der Bürgermeister seine Eindrücke aus der Jurysitzung schildert. Er musste wohl deutlich machen, dass es keinen Sinn macht, einen Entwurf zu prämieren, den sich die Stadt nicht leisten kann. Ich hoffe sehr, dass es Weißenfels gelingt, ordentlich Fördergeld einzuwerben.


    Hier zwei kurze Filmbeiträge vom Regional-TV:


    Was wird aus dem Gloria in Weißenfels?

    Wie entwickelt sich der Filmpalast Gloria in Weißenfels

    Ich hatte es schon geahnt (und gehofft): es wird eng für das Denkmal auf dem sog. "Platz der Friedlichen Revolution".


    Die CDU findet den Entwurf misslungen, die AfD sowieso, Linke und BSW fordern einen Bürgerentscheid. Diese drei Fraktionen haben zusammen 44 Sitze, 35 Stimmen reichen für ein Unentschieden, 36 für eine Mehrheit der 70 Sitze.


    Die Linke-Fraktionsvorsitzende Riekewald hat zu Protokoll gegeben, mit BSW und CDU könne sich die Linke „gut vorstellen, dass wir da gemeinsam ins Gespräch kommen“. Die drei hätten zusammen 32 Sitze.


    Die SPD kann sich den Erstplatzierten, aber auch den zweiten Platz ("Lichtermeer") vorstellen. Die Grünen unterstützen Platz 1 vorbehaltslos. Interessant wären ja noch die Positionen der anderen Stadträte, aber zu denen hat die LVZ offenbar keine Kontakte.