Beiträge von Ziegel

    Nach all dem berechtigten Klagen über die LWB hier mal ein nettes Projekt. Es handelt sich um die Sozialwohnungen in der Samuel-Lampel-Straße.


    xwj67xls.jpg


    gu7qbt6y.jpg


    8mod6xsn.jpg

    (eigene Fotos)


    Ja, das sind tatsächlich Eichentüren, Strukturputz und Schmuckfliesen. Und das ganze auch noch farbig und symmetrisch. Architektin ist Gabriel Weis von W&V, ein Büro, dessen Entwürfe ich im Allgemeinen nicht so mag. Dass die mal eine runde Linie planen, ist eine äußerst seltene Ausnahme.

    Die Essenz der Demokratie sollte sein, dass sie den Mehrheitswillen ihrer Bürger berücksichtigt (und dabei Rechte von Minderheiten schützt). Gerade mit Blick auf die Überwindung der DDR und die Friedliche Revolution. Da war es eine Mehrheit, die sich die Demokratie wünschte. Wenn das heute nicht mehr so gewiss scheint, sollte man dem nicht noch ein Denkmal setzen.


    LEt's go! Wenn du schon selbst die These aufstellst, dass sich heute viele Menschen "so einen Koloss als Vorbild für heut[ig]e Denkmäler wünschen", sollte dich das doch auch zum Nachdenken anregen, ob es nicht legitim sein könnte, diesen Wunsch aufzunehmen. Vielleicht geht es weniger um das Kolossale, sondern um das Sinnliche, das Würdige, das Greifbare des Völkerschlachtdenkmals. Die Fahnen sind in einer Hinsicht gar nicht mal so schlecht: ihre Symbolik ist ablesbar, während viele Entwürfe völlig abstrakt waren. Nur ist es eben eine schiefe Symbolik, die nicht zum Ereignis passt und daher nach meinem Eindruck viele Menschen verärgert. Auch dem Völki kann man diesen Vorwurf in Teilen machen! Da haben wir dann eine Parallele im Negativen.


    Es würde mich reizen, deine erneut aufgestellten Behauptungen ausführlich durchzugehen. So spielt es doch gar keine Rolle, wie hoch der Anteil Thiemes am Entwurf war, das Denkmal wurde und wird trotz den Kritikern und der teils berechtigten Kritik, die es immer gibt, breit unterstützt. Und regelmäßige Demokratie-Kundgebungen gibt es dort auch bis heute, so war dort zuletzt das Lichtfest zu Gast. Inkonsistent ist da eher deine Argumentation. Aber hier soll es ja eher um den Fahnen-Entwurf gehen. Und da könnte ich auch ein gelungenes modernes Beispiel anführen: die Säule auf dem Nikolaikirchhof. Kürzlich sagte eine Besucherin zwar, deren Bedeutung würde man auch nur mithilfe einer Erklärung verstehen, aber ich glaube, das ist mit Denkmälern immer so.


    Die Säule ist:

    - symbolisch verständlich und schlüssig

    - ortsbezogen

    - städtebaulich gut eingeordnet

    - schön

    - spendenfinanziert


    So weit ich weiß, hat sich nie jemand über Vandalismus Gedanken gemacht und sie wurde auch nie demoliert. Einziger Nachteil, wenn man das so sehen mag: sie ist nur regional bekannt und ein Denkmal nur für Leipzig. Ich denke aber, dass dies durch das Fahnenmeer nicht ausgeglichen wird. Kein Eisenacher wird das neue Denkmal als Denkmal für die Eisenacher auffassen und nach anfänglicher Berichterstattung wird das neue Denkmal zum "Geheimtipp" absteigen. Die städtebauliche Einordnung tut ihr übriges, weil es nur aus Drohnenperspektive möglich sein wird, das Denkmal bildlich zu erfassen. Beim unmittelbaren Erleben, wie es auch die Visus zeigen, wird man nur wenige Fahnen sehen. Allzu eindrucksvoll stelle ich mir das nicht vor. Dagegen wird die Wippe in Berlin, obwohl auch ihre Symbolik voll daneben geht, einen wesentlich höheren und dauerhafteren Bekanntheitsgrad haben und auch als bundesdeutsches Denkmal verstanden werden.


    Ein Blick auf die Bilder von 1989 ist immer wieder ein Gänsehautmoment und diese Dokumente sind wirklich Denkmäler der Demokratie. Das Fahnenmeer mit seiner "Top down"- Logik, mühsam bemäntelt mit sogenannter Bürgerbeteiligung, die ganz klar kommunizierte, dass die Bürger diesmal nichts mitzuentscheiden haben, ist vielleicht wirklich ein Denkmal dafür, dass die Wenigen ihre Entscheidungsmacht vor den Vielen schützen wollen.

    LEt's go! Da hast du in deiner offenkundigen Abneigung gegen das Völki leidenschaftlich gegen eine These argumentiert, die hier niemand aufgestellt hat. Das wäre dir vielleicht nicht passiert, wenn du dich mit der einleitenden Frage beschäftigt hättest:

    Wie man überhaupt in die Verlegenheit kommt, ein Nationaldenkmal (erbaut in der Kaiserzeit ein Jahr vor dem Ersten Weltkrieg) dafür zu bemühen, ist mir wirklich schleierhaft.

    Das liegt an folgenden Parallelen: beide Denkmäler sollen an weltverändernde Ereignisse erinnern und beide Denkmäler sollen explizit deutschlandweite und internationale Beachtung finden, und zwar dauerhaft. Dem Völki gelingt beides, beim Fahnenmehr ist das zweifelhaft.


    Die Hinweise auf Vereinnahmung durch unschöne politische Systeme führen völlig ins Leere, schließlich ist das Völki ebenso Kulisse für die Demokratie, ob es die Courage-Konzerte gegen Rechts waren, das WGT oder demnächst das "PEACE!"-Konzert. Umgekehrt wurden auch Rembrandt und Tierschutz von den Nazis vereinnahmt. Das Denkmal ist ein Identifikationsobjekt für Menschen verschiedenster Coleur und die erwähnten 300.000 Besucher jährlich sind ja wohl nicht alle Neonazis oder DDR-Nostalgiker, ne?


    Die begleitende Ausstellung erfüllt die Ansprüche an eine detaillierte Darstellung historischer Ereignisse, was ein Denkmal natürlich nicht leistet. Ein Denkmal ist ein Denkanstoß.


    Dass Clemens Thieme über das Denkmal "quasi allein entschieden" habe, ist eine alberne Aussage. Auch für das Leipziger Fahnen-Denkmal haben sich nur wenige Personen aktiv eingesetzt, letztlich sogar sehr, sehr viel weniger Menschen als für das Völki. Für die Blechfahnen wurden und werden, wenn ich es richtig überblicke, keine einzige Münze gespendet.


    Das Völki hat natürlich seine Ambivalenzen. Es hat einen kriegerischen Habitus, aber für die damalige Zeit wenig Hurra-Patriotismus. Es ist ein Nationaldenkmal, aber kein nationales Denkmal. Es idealisiert, zeigt aber traurige, nachdenkliche Gesichter. Zurecht würde man heute kein solches Denkmal bauen. Aber man schafft es umgekehrt auch nicht, etwas von gleichrangigem architektonischem und künstlerischem Wert, mit einem solchen Identifikations- und Anziehungspotenzial zu schaffen.


    Die verschiedenen Lesarten zum Völki allein hier im Forum bereichern die persönliche Auseinandersetzung mit Geschichte und jede Perspektive hat dabei ihre Berechtigung. Von einer "Verengung des Blicks" kann gar keine Rede sein, wie allein unsere Diskussion zeigt. Alle Perspektiven zusammengenommen ergeben ein stimmiges Bild dieses vielschichtigen Denkmals.


    Genau dieses Bild ergibt sich beim Fahnenmeer eben nicht. Keine der Interpretationen, die ich bisher gelesen habe, passt zum historischen Ereignis, das Anlass der Würdigung sein soll. Wofür ist dies ein Denkmal? Ein Denkmal für die Freiheit, dann aber nur für die Demonstrationsfreiheit? Eine erstarrte, eine sprachlose, eine leise Demonstration? Welches sinnliche Erlebnis, wie User "Lipsian" es eindrücklich beschrieben hat, bieten die Fahnen? Welche Verortung? Die Kritik, das Völki könne überall stehen, gilt für die Fahnen umso mehr. In Bezug auf das Völki ein Quatsch-Argument, schließlich hätte die Schlacht auch genauso gut woanders stattfinden können. Die Geschichte macht sie zu einem Leipziger Ereignis und das Denkmal zu einem Leipziger Denkmal. Und nicht die Größe und der Blutzoll der Schlacht macht sie so bedeutsam, sondern ihre Wirkung auf die Europäische Ordnung.


    Das Völki sollte - zurecht - Waterloos Bekanntheit Konkurrenz machen, die Fahnen sollen Berlin Konkurrenz machen. Waterloo bleibt bekannter und auch die Bilder vom Mauerfall am Brandenburger Tor werden die Nr. 1 im Bildgedächtnis bleiben. Und im Gegensatz zur Völkerschlacht gibt es mit Brandenburger Tor oder Nikolaikirche ja authentische Erinnerungsorte der Revolution bzw. mit dem Reichstag für die Einheit. Schon daher das Befremden, die Frage nach dem Wozu für ein neues Denkmal.


    Die Interpretation, die "Let's go" anbietet, verstört mich: die weißen Fahnen als Symbol für die Anfälligkeit der Demokratie, die geschützt werden muss. Muss die Demokratie vor ihren eigenen Bürgern geschützt werden, ist das jetzt unser Selbstverständnis?


    Es würde zur Genese dieses Denkmals passen.

    Das ist vermutlich zu konventionell für die Verantwortlichen.

    Dabei wäre es etwas Besonderes, während ungeordnete Bepflanzungen heute eher der üblichen Norm entsprechen.


    Deine Brunnenidee geistert mir auch schon länger im Kopf herum. Bei den Balustradenfiguren handhabt man es ja ähnlich. Fähige Bildhauer/innen gibt es also. Fraglich sind eher die Fähigkeiten der Entscheidenden.

    Neustädter Str. 20

    Häuser von Baugemeinschaften fallen immer wieder durch Originalität auf. Richtig schön sind sie kaum einmal, aber besonders und detailverliebt.


    Aus den Perspektiven deiner Fotos ist es nicht zu erkennen: hat das Haus ein Schrägdach?

    Irgendwie habt ihr ja alle recht, nur Bezeichnungen wie "Sozialistenforum" verdienen einen Rüffel.


    Was die Einzelarchitektur betrifft, würde ich es so sehen: immerhin wird wieder DDR-Niveau erreicht, welches man ja in unvorstellbarer Weise in den 00er-Jahren oft genug unterboten hatte. Die Fassade hat Sockel und Dachzone, die eine solche Benennung auch verdienen, es gibt gestalterische Details und symmetrisch angeordnete Fenster. Der Blick auf die anderen prämierten Entwürfe bzw. Vollkatastrophen zeigt ja deutlich, dass unser Jammern über das niedrige Niveau immer noch Jammern auf hohem Niveau ist.


    Selbstverständlich ließen sich unendlich viele Entwürfe finden, die schöner, interessanter und wertiger auch für diesen Ort wären, aber leider wurde entweder kein solcher Entwurf eingereicht oder keiner prämiert.


    Lob und Kritik, die hier zum Städtebau geäußert wurden, kann ich jeweils unterschreiben. Die angesprochene Ecke zur Kreuzung ließe sich ja später noch schließen, nur der Rathaus-Sockel erschwert diese Aufgabe vielleicht ein wenig.

    Ivar Schon ein Widerspruch, dem Denkmal eine erdrückende Wirkung zu attestieren und ihm gleichzeitig abzusprechen, den Wahnsinn des Krieges zu vermitteln bzw. zu unterstellen, manches sei gar nicht so weit weg von heutigen Ideen, das Denkmal andererseits zu beschuldigen, dass es auch den Zeitgeist von vor hundert Jahren repräsentiert.


    Es ist ein Denkmal der Völkerschlacht und zugleich ein Denkmal der Zeit um 1913. Und es ist so ambivalent wie die Geschichte selbst. Dennoch wird nicht die Ambivalenz zum Prinzip erkoren wie beim Fahnenmeer. Das Völki will präsent sein, will aufrütteln, hält auch nicht hinterm Berg mit seiner Aussage. Im Übrigen würde ich dem Völki positiv anrechnen, dass es die namenlosen Krieger thematisiert und nicht etwa große Reiterstandbilder von Herrschern platziert wurden.


    Heutige Denkmäler flüchten sich oft in eine Ungreifbarkeit, um unangreifbar zu sein. Haltung und Aussage bleiben dabei auf der Strecke und die Denkmäler wirken eher wie Spielgeräte. Zum Glück haben wir die Nikolaikirche. Ohne sie hätte die Friedliche Revolution wenig örtliche Präsenz im Stadtbild. Die Runde Ecke und die Ringbespielung am 9. Oktober könnten die Erinnerungslandschaft mit verbesserten Konzepten nochmal deutlich nach vorne bringen. Das neue Denkmal wird der Fremdkörper bleiben, der es jetzt schon ist.

    Wie schon erläutert, hat das Völkerschlachtdenkmal durch seine Momumentalität eine so hohe Anziehungskraft und Bekanntheit, dass quasi jede/r es mit Leipzig verbindet und kennt. Ich würde sogar so weit gehen, dass viele Leute ohne das Denkmal gar nicht wüssten, dass es eine Völkerschlacht gab. Es regt zur Beschäftigung damit an und erfüllt seinen Zweck auch nach über 100 Jahren sehr gut.

    Damit wurde insgesamt an dem Dach genauso lange herumgebaut wie es in Nutzung war, jeweils etwas über 10 Jahre. Die Bedenklichkeit der Glasfaser-Teflon-Plane für Umwelt und Gesundheit steht dann noch auf einem anderen Blatt.


    Foster hat doch sonst auch, wie viele Architekten, einen Glas-Fimmel. Aber dort, wo historisch Glas war, muss dann natürlich etwas anderes hin, klar. Auf keinen Fall so wie früher.


    Fosters Werke gefallen mir oft, um das klarzustellen. Auch das Bahnhofsdach finde ich schön. Die Nachhaltigkeit stelle ich aber infrage.


    Das Abnehmen der Netze wurde übrigens einst schon für Januar angekündigt:

    https://www.tag24.de/dresden/b…ch-ein-lebenswerk-3334265

    Kurios: auch der Kracht-Brunnen auf dem westlichen Neustädter Markt bleibt abgeschaltet, während sein östliches Pendant für 2 Millionen Euro rekonstruiert wird. Damit könnte man alle städtischen Brunnen fünf Jahre lang betreiben.

    Mich interessiert vor allem das Prozessuale.


    2020 wollte der Eigentümer den Robotron-Riegel abreißen. Er legte grobe Ideen für einen Neubau vor. Die damalige Gestaltungskommission empfahl übrigens: "Die Kleinteiligkeit und Differenziertheit innerhalb eines großen Ganzen soll ein wichtiges Thema sein, welches mit der Aufgabenstellung zum Fassadenwettbewerb auch deutlich vermittelt werden muss."


    Ein B-Plan-Entwurf auf dieser Basis wurde im Bauausschuss für nicht gut befunden (Kritikpunkte: zu massive Baukörper, Lingnerallee). Daraufhin wurde die Verwaltung beauftragt, den Entwurf zu überarbeiten. Dies ist nun, wie üblich, seit einigen Jahren nicht passiert.


    Was passiert ist:

    • Die Stadtverwaltung verlängerte ihren Mietvertrag für den Robotron-Riegel um 5 Jahre.
    • Die Stadtverwaltung legte einen Entwurf für die teilweise Freilegung des Kaitzbaches vor, welcher an den im Bauausschuss abgelehnten B-Plan anknüpft.
    • Just mit Auslaufen des Mietvertrages fand ein Eigentümerwechsel statt und der neue Eigentümer plant nun mit einem Architekten aus dem "Zeitgenossen"-Verein eine Sanierung.
    • Ein neuer B-Plan wird von der Verwaltung nicht mehr als notwendig angesehen.

    Nun bereitet die Verwaltung aber gleichzeitig einen städtebaulichen Ideenwettbewerb für diesen Stadtraum vor. Wäre es daher nicht absolut naheliegend, das Bauleitplanverfahren, wie es ja auch beschlossen ist, weiterzuführen? Wäre angesichts der geäußerten Bauabsichten eine Veränderungssperre nicht das Mittel der Wahl, um eine städtebaulich durchdachte und demokratische Entscheidung über das Areal zu ermöglichen?


    Andererseits, falls maßgebliche Leute in der Verwaltung schon immer der Meinung gewesen sein sollten, dass DDR-Städtebau das Beste ist, was Dresden dort passieren kann, dann hätte man bisher alles richtig gemacht.

    Deine Ermüdung kann ich zum Teil nachvollziehen, angesichts vieler BV, die irgendwie hinter den Erwartungen zurückbleiben.

    Der Optimismus, dass es diesmal anders läuft, kommt mir bekannt vor. Am Scheitern ist immer alles mögliche schuld, nur nicht die einst moderne Architektur. Nutzungsmischung allein macht jedenfalls noch keinen erfolgreichen Städtebau.


    Bei allen Unterschieden fällt mir eine Gemeinsamkeit zum Matthäikirchhof in Leipzig auf: auch hier gibt es einen Hof, von dem mit Blick auf die Visualisierungen offenbar erwartet wird, dass er die Funktionen eines Platzes erfüllt. Meine These ist: diese Typologien sind so grundverschieden (Hof: privat, Platz: öffentlich), dass das nicht funktionieren kann. Der Wettbewerbssieger in Leipzig hat das immerhin erkannt, viele andere hingegen nicht. Ich bin davon überzeugt, dass die Architekturströmung der Moderne ihr Versagen ganz besonders städtebaulich unter Beweis gestellt hat und grundlegend infrage gestellt gehört. Wen Details dazu interessieren, wie es besser geht, wird beim Institut für Stadtbaukunst fündig.


    Meine konkrete Vorschläge wären:

    1. Die Gebäudemauer zur Otto-Braun-Straße erschlägt alles auf beiden Seiten. Auch wieder ein Beispiel aus Leipzig: beim ehem. Technischen Rathaus war mal geplant, den Riegel in vier Teile aufzutrennen (Projekt "Four Living"). Das könnte ich mir auch in Berlin gut vorstellen, um die Durchlässigkeit zu dahinterliegenden Räumen herzustellen.
    2. Die aufgeweiteten Straßen wie die Otto-Braun-Straße sollten wieder enger gefasst werden, ergänzende Gebäudeteile mit menschlichem Maß (Höhe) näher heranrücken. Solche Vorbauten (die auch schon zu DDR-Zeiten geplant wurden und heute oft noch ganz gut funktionieren), könnten auch gut mit Dachgärten bestückt werden. Dachgärten sind schwer und die Statik bei niedrigeren Gebäuden leichter darstellbar. Zudem würde dies die Straßenansicht aufwerten.
    3. Gestalterisch an den erhaltenen Altbau anknüpfen, der ja erfreulicherweise sein Schrägdach zurückerhalten hat. Die durchaus kleinteilig geplanten Neubauten in der zweiten Reihe (hier rot) böten dazu Anknüpfungspunkte. Ich kann in der Planung leider keine interessanten Blickbeziehungen erkennen, die aber beliebte Stadträume ausmachen. Auch die Architektur wird sicher traditionelle Erfolgsrezepte vermissen lassen.
    4. Wichtig für die Anziehungskraft einer Architektur ist Unverwechselbarkeit, Vielfältigkeit. Ein Fries wie beim Haus des Lehrers hätte schon Abhilfe geschaffen. Überhaupt kann Kunst heilende Wirkung haben. In Halle-Neustadt gehen viele Projekte in diese Richtung. Aber auch dort fällt auf, dass sich Kunstprojekte an den eher gelungenen Stadträumen ansiedeln, weniger an den ganz sterilen Lagen. Das Statistik-Areal soll ja wohl künstlerisch bespielt werden, aber an den Fassaden sieht man nichts davon, oder?

    Ich gehe auch davon aus, dass sich der aktuelle Reparaturversuch zum Flop entwickelt.


    Das, was JimmyMcGill als "Trend" bezeichnet, sehe ich auch. Bisher hat diese Strömung tatsächlich noch den oberflächlichen Charakter eines Trends, weil eine grundlegende Kritik des Architekturbetriebs und ein disruptiver Veränderungsdruck ausbleibt. So etwas kann aber ganz schnell kommen und wird durch jahrelange-, manchmal jahrzehntelange Graswurzelarbeit unter der Oberfläche vorbereitet. Stur an Prinzipien der Moderne festzuhalten und bei jedem Projekt wieder zu denken: diesmal wird alles ganz anders, viel besser, das wirkt schon etwas verblendet.

    Es ist übel, aber wie "nicht mal im Ansatz" wäre, kann man zum Beispiel hier sehen:


    aku


    Beim roten Haus sitzen die Fenster immerhin an der richtigen Stelle und haben stehendes Format. Der Architekt hat halt im Studium gelernt, dass Dekorationen unnötig sind und mit vor- bzw. frühmodernen Gebäuden gestalterisch gebrochen werden muss. Nun sieht es halt aus wie ein notdürftig improvisierter Kriegsschaden mit DDR-Aufzugs-Anbau. Mit anderer Farbe und ein paar Stuckleisten lässt sich dieser Gestaltungsunfall später aber leicht beheben.

    Hotel Ringstraße finde ich gut. Vier von fünf Sternen. Ein paar Details wie die dezent gerundete Ecke zum Pirnaischen Platz sind noch nicht abgeschlossen. Gerade die Fernsicht überzeugt mich, dank des Daches und der ruhigen Anordnung stehender Fenster. Lediglich die helle Farbe stört von weitem etwas, aus der Nähe wiederum nicht. Es ist ein absolutes Paradebeispiel, wie man unaufgeregt und eingepasst entwerfen bzw. bauen kann.


    Civitas fortis Stadtplanung sollte sich keinesfalls an einem architektonischen Missgriff orientieren. Das Gebäude gehört halt so früh wie möglich überformt. Mit entsprechenden Anpassungen kann es dann auch gern prominent im Stadtbild stehen.

    Dabei, und ich muss es wiederholt sagen, ist das gar nicht mal ein günstiger Entwurf. Verklinkerungen sind teuer, Glas ist teuer, große, über zwei Geschosse reichende Entrees zur Aufbewahrung von Luft sind teuer.


    Der Gedanke, Klinker zu verwenden, ist mit Blick auf die Umgebung schon gut (wobei mich die Farbe auf der Visu nicht überzeugt). Aber es fehlt die Abwechslung. Vorschlag: nur das quadratische Raster in Klinker ausführen und die Innenfelder als Putzfassade, das allein würde schon etwas Spannung reinbringen und wäre sogar günstiger. Den Sockel mit glasiertem Klinker betonen und statt der nicht nutzbaren Luftnummer an der Ecke irgendeine schöne Idee für den Dachbereich.


    Es liegt nicht am Budget des Bauherren, sondern an dessen Entscheidung, solche Architekten zu wählen. Wobei sich der Entwurf ja immerhin wegduckt. Wir haben auch schon genug auftrumpfende Hässlichkeiten mit durcheinandergewürfelten Fenstern, klobigsten Erkern, grausigen Farbkombinationen usw. gesehen.


    Städtebaulich ist der Entwurf auch nicht schön, aber relativ unauffällig. Die verschiedenen Höhen sind ein guter Ansatz, der durch die uniforme Gestaltung freilich zunichte gemacht wird.

    FredO Die Phallus-These war nicht speziell auf dich und deinen Kommentar gemünzt, sondern auf die überdurchschnittliche Begeisterung hier im Forum für alles, was möglichst hoch ist und die Klagen, die immer angestimmt werden, dass alles mögliche zu niedrig gebaut werde. Hier und da mag das ja auch städtebaulich gerechtfertigt sein, aber als pauschale Forderung eben nicht. Ich kann mir das anders als psychologisch nicht mehr erklären und in Kombination mit der Beobachtung, dass Architektur traditionell vor allem Männersache war und oft noch ist...


    Danke übrigens für die Präzisierungen deines Kommentars. Ob 16 Geschosse irgendeine magische Grenze, baurechtlich oder technisch darstellen, kann ich nicht beurteilen.

    FredO Davon abgesehen, dass die DDR mit ihrem eklatanten Wohnungsmangel und ihren städtebaulichen Sünden uns heute kaum als Vorbild dienen kann, waren 16-Geschosser ("Punkthochhäuser") keineswegs Standard und Hochhäuser über 16 Geschossen auch damals schon eine ganz seltene Ausnahme. Ein interessanter Artikel nennt Zahlen für Berlin, wonach sich selbst in Marzahn nur 10% der Wohnungen in Hochhäusern befanden.


    Gründe dafür sind bekannt und werden auch im Artikel aufgeführt:


    "Auch die Baukosten je Wohnung unterschieden sich erheblich. Bei den Hochhäusern lagen sie zwischen 50.000 und 78.000, bei der Semi-Variante dagegen nur zwischen 27.000 und 44.000 Mark der DDR. Wohnhochhäuser waren also schon damals teurer, ihre Planung dauerte länger, die Baustellen waren aufwendiger, in Brandschutz, Aufzüge etc. musste mehr investiert werden. Sie fielen daher bei 'Einsparungswellen' dem Rotstift der Planer als erste zum Opfer."


    In ganz Berlin sind demnach gerade einmal 0,35% der Gebäude über 35 Meter hoch und nur 120 Häuser über 60 Meter hoch.


    https://www.die-hellersdorfer.…4/hoch-hinaus-in-marzahn/


    Hinzu kommt, dass der Flächengewinn, der mit hohem Bauen verbunden ist, von Laien immer überschätzt wird.


    Kurz: allein die Lust am Phallischen ist nicht überzeugend genug, um Hochhäuser zu bauen, es sei denn an Orten, die für Menschen mit zu viel Geld attraktiv für Schwanzvergleiche sind, wie etwa Mainhatten. Aber dort, wo Wohngebäude für Normalverdiener gefragt sind, bleiben (hohe) Hochhäuser seltene Ausnahme. Das Holzhochhaus fällt auch eher in die Kategorie Prestigeprojekt, das ohne dicke Förderung aussichtslos wäre.


    Hier und da sind Hochpunkte städtebaulich erstrebenswert und können dann auch z. B. in B-Plänen festgesetzt werden. Das würde ich mir zum Beispiel für das Tor zur Windmühlenstraße wünschen, um den Bayrischen Platz besser zu fassen. Oder auch nördlich des Westin, wo offenbar wirtschaftlich nicht tragfähige Pläne seit längerem in der Schublade liegen.


    Aber für die Wohnungsfrage bleibt behutsame (!) Nachverdichtung weiterhin die richtige Antwort, Leipzig hat da auch noch viel Potenzial, wie jüngste Meldungen hier im Forum zeigen.

    Und auch, wenn es billig aussieht, ist es noch nicht einmal billig, so zu bauen. Ganz im Gegenteil.


    Von Proportionenlehre hat der oder die Architektin noch nie etwas gehört. Stattdessen wird behauptet, dieses Ergebnis entspreche der "Harmonielehre des Feng Shui", na danke. Die Farb- und Materialwahl ist ebenso absurd.


    In Kombination mit einem verträglicheren Unterbau und in einer anderen Umgebung wären die Dachgeschosse ja noch ganz interessant. gacki Hier könntest du doch mal argumentieren, dass die Umgebung stark durch rot ziegelgedeckte Schrägdächer geprägt ist und ein Flachdach nicht dazu passt. ich höre gar nichts? Gilt wohl doch nur umgekehrt?


    So sah es in der Beilstraße 24 vorher aus:

    File:Beilstraße 24, Dresden (450).jpg - Wikimedia Commons


    Mit einer Sanierung wäre der Bauherr seinen Anpreisungen, nachhaltig zu bauen, tatsächlich gerecht geworden.