@ Heidewitzka:
Ich bin gerne polemisch, sorry. Ich fühle mich als Autofahrer nicht wie die Melkkuh der Nation, das war jetzt ein wenig übertrieben. Aber wie Du schon sagtest: "billig" ist Autofahren nun wirklich nicht.
Ich bin mit dem Berufsprofil wie das eines Handelsvertreters tätig, muss also täglich montags bis freitags viele Kunden in Düsseldorf und Umgebung besuchen, die oft weit auseinanderwohnen (fast alle zum Glück nicht in der Innenstadt). Meine Tätigkeit weiterhin mit Bus und Bahn zu wuppen (wie ich das im übrigen mehrere Jahre getan hatte), schaffe ich einfach nicht mehr. Sonst verlöre ich viele Stunden Lebenszeit in der Woche. Das Auto ist für mich also zunächst Mittel zum Zweck - und manchmal ein notwendiges Übel.
Dabei kann man aber nicht stehenbleiben. Das Auto ist auch emotional besetzt. Menschen hängen an ihren Autos, sie nutzen sie nicht nur für Fahrten zur Arbeit, sondern auch zu Freunden oder auf einen Wanderparkplatz, der weit draußen liegt und mit dem Bus unerreichbär wäre. Ein Freund von mir braucht das Auto sogar zum Überleben, weil er zweifach chronisch erkrankt ist. Ohne Auto käme er nirgendwohin. Wenn ich ins Auto steige, dann werde ich stressfreier (es sei denn, es ist gerade mal Stau), weil ich in meinem eigenen Reich bin. Keine quatschenden Marktweiber hinter mir, kein Mr Wichtig, der in sein Handy blökt etc. pp. Ich habe mein Auto noch gar nicht so lange - aber ich will es nicht mehr missen. Nennt mich egoistisch und eine Umweltsau, ist aber so.
Aktuell fahre ich wegen Corona sowieso nur im äußersten Notfall Bus und Bahn. Womit wir auch beim Thema wären - bei dem Thema, was Du in Deinem letzten Satz als "Flaschenhälse" angesprochen hast. Ich fuhr heute aus dem Düsseldorfer Süden nach Hause in die Innenstadt. Im Werstener Tunnel staute sich der Verkehr Ri. Uni bereits bis zur Ausfahrt Wersten zurück - also entschloss ich mich, über Siegburger Straße und Oberbilker Allee zu fahren. Ich kam vom Regen in die Traufe: wieder endloser Stau ab Provinzialplatz. Und natürlich dann - wie immer - Dauerstau auf der gesamten Oberbilker Allee - dort ist momentan die Rechtsabbiegespur auf die Kruppstraße nicht befahrbar wegen einer Baustelle. Und da die linke Spur ja neuerdings für die Rheinbahn abschraffiert ist, drängt sich alles auf der einen Geradeausspur Ri. City.
Alle Umweltspuren inkl. der abschraffierten Oberbilker Allee sind nicht stauverhindernd, weil sie niemanden zum Umstieg auf Bus und Bahn bewegen - sie sind staufördernd. Im übrigen entstehen diese Staus nicht, wie Du schriebst, in weniger bewohnten Gebieten, sondern wie in Bilk oder Oberbilk mitten in dichtestem Wohngebiet. Der Preis, den die Anwohner dort für eine angeblich schneller durchkommende Straßenbahn 705 zahlen, ist ein Dauerstau 12 Stunden am Tag, direkt vor ihren Fenstern. Da frage ich mich dann: welcher hirnlose Ochse von Verkehrsplaner hat die Oberbilker Allee überhaupt abschraffiert (die Maßnahme wurde noch kurz vor der OB-Wahl durchgepeitscht)??? Und warum wird diese Spur in Corona-Zeiten, wo Frau Merkel uns allen von der Nutzung des ÖPNV abrät (!), nicht wieder freigegeben?
Interessante Beobachtung noch zur 705: Seitdem die Spur für die Bahn abschraffiert wurde, fährt sie nicht etwa pünktlicher, sondern deutlich unpünktlicher als früher in Ri. City . Verspätungen von 5-8 Minuten sind die Regel. Also ist auch diese Maßnahme komplett für die Füße gewesen, wie viele hier ja bereits mutmaßten.
Genauso die Umweltspur auf der Witzelstraße. Sie erzeugt Stau in Höhe Uni, wo vorher keiner war. Aber auch da wohnen Menschen!
Fazit für mich, der ich nunmal leider in der Innenstadt wohne und keine anderen Routen habe, um zu meiner Wohnung zu kommen: Ich werde Düsseldorf nächstes Jahr verlassen. Ich lasse mich nicht mehr von umweltbewegten Gretaisten und sonstigen Spinnern gängeln und fertigmachen. Umweltpolitik ist inzwischen zum neuen Fetisch hochstilisiert worden und lässt jegliches vernünftige Maß, jede goldene Mitte vermissen.