Beiträge von Stuttgarter

    Naja, Kuhn hat ja immerhin seine Mobilitätskampagne "Stuttgart steigt um" gestartet – er steht deshalb für mich schon in der Pflicht, da mehr zu tun. Und was die Tage mit den Fahrverboten angeht, wird es bei der momentanen Fahrzeugmenge natürlich voll in den Bahnen. Besonders viele Autopendler wird das dann auch nicht überzeugen, ein Jahresabo zu kaufen...

    Jetzt muss ich mich als Pendler doch mal in die Diskussion einschalten:


    Ich wohne in Ditzingen und arbeite im Stuttgarter Westen – mit dem Auto sind es morgens sehr entspannte 25 Minuten Fahrt bis zum Büro. Parkplatz direkt vor dem Haus.


    Ich bin drei Jahre lang mit der S-Bahn ins Büro gefahren und hatte mir das so richtig schön vorgestellt: entspannt in der Bahn sitzen und Zeitung oder ein Buch lesen...


    Die Realität war eine andere: wenn die S-Bahn morgens in den Bahnhof einfuhr und die Türen aufgingen, war der Zug schon komplett voll. Ich habe mich dann mit den anderen einsteigenden Personen irgendwie noch in den Zug gequetscht.


    An Zeitung lesen war in dem Gedränge natürlich nicht mehr zu denken. Ich konnte ja teilweise nicht mal mehr die Arme bewegen. An der nächsten Haltestelle hat man dann oftmals die Personen bemitleidet, die nicht mehr hineinkamen.


    Gerade im Winter, wenn die Heizungen bollerten, man in Winterjacke schön vor sich hin schwitzte – zum Ausziehen fehlte an vielen Tagen schlichtweg der Platz – konnte man dann noch den Schweiß an den beschlagenen Fenstern bestaunen.


    Am Hauptbahnhof angekommen stand man an 90 von 100 Tagen noch eine Weile im Tunnel nur um dann ein Stockwerk weiter oben die Stadtbahn in den Stuttgarter Westen zu verpassen. Wenn dann die nächste Stadtbahn kam, war die ebenfalls so voll, dass sich alle Einsteiger in die Bahn pressen mussten.


    Es kam mehrmals im Monat vor, dass die Bahn aber gar nicht kam, weil wieder irgendwo ein Auto eine Stadtbahn gerammt hatte...


    Ich bin also morgens um 7.10 Uhr aus dem Haus und war meist gegen 8.20 Uhr im Büro.


    Abends war es dann so, dass ich mit der Stadtbahn problemlos zum Hauptbahnhof kam, dort aber JEDEN Abend ein komplettes Chaos herrschte und ich ewig auf meine S-Bahn warten musste, die natürlich meistens komplett überfüllt war.



    Mittlerweile fahre ich wieder Auto, da ich zwei kleine Kinder habe und jede Sekunde zuhause kostbar geworden ist – vor allem meine Frau und meine Kinder.


    Morgens 25 Minuten Fahrt ins Büro, abends 24 Minuten Fahrt nach hause.
    Soviel zu der Mär, dass man als Pendler mit der Bahn schneller ist und man im Auto nur stundenlang im Stau steht...


    In der Mittagspause treffe ich mich öfters mit Freunden zum Mittagessen in der Innenstadt und muss jedes Mal für die kurze Fahrt fast 5 Euro bezahlen.... Mit diesen Preisen überzeugst Du niemand – da nimmt man nicht nur aus Bequemlichkeit lieber das Auto, sondern weil man es gar nicht einsieht, soviel Geld für so eine lächerlich kurze Strecke zu zahlen (Parkhausgebühr übrigens 2,50 Euro).


    Ich bin auch der Meinung, dass einfach mehr für den Personennahverkehr gemacht werden müsste – dass Fritz Kuhn ausgerechnet die Preise für Kurzstreckentickets erhöht hat, anstatt sie deutlich günstiger zu machen, nimmt mir aber jede Illusion.


    Übrigens fahre ich in meiner Freizeit viel und geren Fahrrad, ohne E-Akku-Motor. Für die Fahrt ins Büro fällt das aufgrund der Topographie von Stuttgart für mich aus...



    Zur Mooswand wollte ich auch noch kurz was loswerden: ich bin kürzlich am Neckartor vorbei nach Cannstatt gefahren und hab die seit Monaten komplett dunkelbraun vertrocknete Mooswand gesehen.


    Was ich aber viel schlimmer als die Geldverschwendung für die Mooswand fand, war die Tatsache, dass die Betonwände vorher meterdick mit Efeu überwuchert waren und jetzt quasi kahl sind.


    Nach kurzer Recherche im Internet fand ich heraus, dass Efeu genauso gut als Feinstaubsammler funktioniert. Wir haben also jetzt für 500 000 Euro einen schlechteren Zustand als vor der Mooswand.


    „Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.“

    Also, mal ganz im Ernst – so hässlich das Breitling-Gebäude und die Gebäude dahinter auch sein mögen – sie sind doch nicht der Grund, weshalb der Marktplatz so wenig Atmosphäre versprüht. Die Hälfte des Jahres verschwindet der Breitling doch sowieso hinter den Platanen.


    Das Problem sind die bunten(!) 60er-Jahre-Bauten in Kombination mit dem kühl wirkenden, modernen Rathaus und dem hässlichen und viel höheren Betonbunker vom Breuninger. Zusammen mit der fehlenden Gastronomie und dem schlechten Zustand des Platzes ergibt sich eben dieses traurige unharmonische Bild.


    Ich wäre zwar auch für eine Rekonstruktion des alten Rathauses, allerdings ist das in der heutigen Konstellation im Rathaus (Pätzold/Kuhn/etc) völlig utopisch. Außerdem muss man einräumen, dass es sogar eine gewisse architektonische Qualität besitzt und die verwendeten Materialen hochwertig sind. Die goldene Uhr passt allerdings gar nicht zu dem modernen Gebäude...


    Ich habe im Rathaus angerufen und es wurde mir versichert, dass das Thema neuer Bodenbelag und das Thema Gastronomie in Arbeit sind. Beim Breuninger ging es auch nicht darum, dass der Breuninger keine Gastronomie betreiben darf, sondern dass er nicht das ganze Areal um die Platanen bekommen soll. Insofern dürfen wir beim Thema Gastronomie noch hoffen.


    Beim Breuninger könnte ich mir vorstellen, dass sich in den nächsten Jahren auch noch etwas tun könnte – dass man dort bereit ist Geld für Architektur in die Hand zu nehmen, kann man ja am Dorotheen Quartier sehen.


    Allerdings muss es dafür ein Konzept für alle Gebäude rund um den Platz geben.


    Zum Beispiel sollten die Gebäude um den Platz farblich mit dem sehr hellen Stein des Rathauses harmonieren. Das Benger-Haus wirkt trotz der Nachkriegsarchitektur seit der Renovierung viel hochwertiger, dezent und fast schon gelungen.


    Die Gebäude Haufler/Eppli (moosgrün), Nespresso (brombeer/rotorange) und Binder (hellblau/gelb) ergeben farblich überhaupt keinen Sinn und der angebliche „Bezug“ auf die alten Fachwerkhäuser hört sich zwar romantisch an, ergibt aber in Wirklichkeit nur folgenden Effekt:


    Hässliche, mittelmässige Architektur sticht dem Betrachter durch wilde Farbgebung noch mehr in die Augen. Die Farben haben weder etwas mit Stuttgart zu tun noch sind sie in irgendeiner Form gelungen.



    In meinen Augen gilt es einen Plan zu entwickeln, wie man die Gebäude optisch etwas aufwertet (siehe Benger-Haus), um dann im zweiten Schritt zu planen, wie man die Gebäude nachundnach durch neue Gebäude ersetzt, die dann besser zum weißen Stein des Rathauses passen.


    Ein rundum heller Marktplatz mit im optimalen Fall schönen/hochwertigen Steinfassaden könnte eine Vision für diesen Platzes sein.


    Eine rekonstruierte (alte) Rathausfront würde zu diesem einheitlich wirkenden Platz dann übrigens auch sehr gut passen...

    Heute morgen in der Stuttgarter Zeitung (Printausgabe):


    Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle kann sich eine Bewirtung durch ein Breuninger Café (ähnlich dem Café Scholz) nicht vorstellen und lehnt diese Pläne ab – der Gemeinderat folgt ihr.


    Nun sollen Studenten ein Konzept für einen kleinen Café-Pavillon erstellen, dass dann einer Bürgerbeteiligung(!!) vorgestellt wird. Bürger sollen dann den Pavillon betreiben. Daraus kann ja gar nichts Vernünftiges werden.


    Das darf doch alles gar nicht wahr sein....


    Wirklich JEDER wünscht sich ein Café wie das Scholz mit Sitzmöglichkeiten in der Sonne zurück – nur Veronika Kienzle kann diesen Plänen nichts abgewinnen.

    Ich wäre der Erste, der eine Freilegung des alten Rathausturms leidenschaftlich unterstützen würde:


    http://www.circulus.de/blog/2007/pix/altes_rathaus_gr.jpg


    Allerdings befürchte ich leider, dass es neben der Kostenhürde viele Sprecher dagegen geben wird, die Angst vor einer Rückkehr zum "alten Kitsch" haben.


    Aber es wäre ein Anfang die Häuserzeilen rundum den Marktplatz in Angriff zu nehmen, die kann man ja ausnahmslos als Bausünden betrachten. Der Breuninger sollte den Anfang machen – wenn das Dorotheen Quartier fertig ist und das alte Betonbunker qualitativ dagegen noch mehr abfällt... Wie könnte man den BB doch noch dafür gewinnen?

    Da mir das Thema Stuttgarter Marktplatz sehr am Herzen liegt, beteilige ich mich nun auch einmal an Eurer Diskussion. Vielen Dank aber schon mal, dass ich jahrelang einfach nur mitlesen durfte... ;)


    merlinammain: Stuttgart hat ein Einzugsgebiet von knapp 3 Millionen Menschen – es besteht also keinerlei Problem Menschen auf den Marktplatz zu bringen.


    Das Problem ist einfach nur, dass es kaum einen Grund gibt auf dem Platz zu verweilen. Das letzte Café hat ja leider schließen müssen...


    Von der Anlage hat der Platz absolut Potenzial, er ist witzigerweise fast gleich angelegt wie der Piazza del Campo in Siena – leider sind die Gebäude viel neuer/hässlicher und die Cafés und Restaurants bestehen bei uns aus teuren Fachgeschäften.


    Es muss einfach wieder Gastronomie auf den Marktplatz, damit man wieder entspannt einen Kaffee in der Sonne trinken kann. Breuninger macht da ja hoffentlich schon mal den Anfang – ich hoffe, weitere ziehen nach.


    Dann kommt dazu, dass die Architektur des Platzes für 99 % der Menschen furchtbar hässlich und abweisend wirkt, auch wenn so mancher Architekt das anders sieht. Wie oft hab ich mich bei Besuchen von Auswärtigen schon für dieses merkwürdige, komisch bunte Ensemble geschämt. Ob eine Rekonstruktion des alten Fachwerkensembles möglich wäre, weiß ich nicht. Schön wäre es – ein harmonischer/einheitlicher Facelift mit hochwertigen Materialien wäre aber auch schon ein Segen.


    Anders sieht es für mich beim Rathaus aus – die wunderschöne alte Fassade ist ja an drei Seiten noch perfekt erhalten, es dürte also schon genügend Argumente geben, den alten Rathausturm wieder freizulegen und auch die alte Fassade vorne wieder anzubringen. Für mich persönlich wäre das ein Traum.


    Zur Not kann ich aber auch mit dem modernen Rathaus leben – es ist definitiv qualitativ hochwertiger als die bunten Häuschen gegenüber, hier muss wirklich etwas passieren. Der BB hat ja zumindest schon mal versprochen, den Bodenbelag zu erneuern.


    Zur Library bzw. zum "Bücherknast" muss ich sagen – mein ganzes Leben gab es dort nur Matsch und alte rostige Gleise, völlig menschenleer – da empfinde ich selbst das
    Milaneo als einen Segen. Insofern ist der Marktplatz, die Seele einer Stadt, tausendmal wichtiger als das, was auf dem S21-Areal so alles passiert.