Beiträge von xbrumairex

    Bzgl. Alternativen, habe ich bereits in einem anderen Thread darüber geschrieben (Julius Pintsch Brache). Auch diverse brachliegende Grundstücke um den Ostbahnhof herum könnten eine Option für weiteres Wohnen sein.

    Die Julius Pintsch-Brache wurde nach meinem Kenntnisstand als Schulstandort gesichert. Das Gebäude an sich wird derzeit in Büros umgewandelt. Und wenn ich mir die aktuellen Luftbilder vom Senat und ALKIS-Daten anschaue, dann bleibt um den Ostbahnhof auch nicht mehr viel übrig an leeren Flächen. Außer halt vereinzelte Nachverdichtung zwischen den Platten.

    Wo gibt es denn noch "zahlreiche Brachflächen" um den Alexanderplatz herum? Das Gebiet hinter dem Alexa bis zur Jannowitzbrücke ist komplett durch. Das Haus der Statistik befindet sich in der Sanierung. Und in den paar übrigen Lücken kommen dann so Schönheiten wie das Hines-Ding, Monarch usw. Höchstens Richtung Strausberger Platz lässt sich punktuell verdichten, das war's.


    Für mich ist die Memi ein wichtigeres Zeitdokument der Stadtgeschichte als das nutzlose Stadtschloss. Aber wie gesagt, jede Diskussion darüber ist eigentlich müßig. Und subventioniert wird darin auch niemand, ich würde behaupten, dass sich der Bau seit einer Weile refinanziert hat.

    Wir erhalten jetzt abrißreife Schrottbuden, weil die Wohnungen darin schön groß und billig sind?! Wo ist der Unterschied zu jedem anderen abrißreifen Haus?

    (....)Und nein, das Memi ist keine Architekturikone. Nicht mal im negativen Sinne.

    Die Memi ist baulich nicht abrissreif, sondern sanierungsreif. Und als ikonisch würde ich sie schon betrachten, es ist sicherlich eines der meist fotografierten Gebäude in der Ecke, besitzt sogar Merchandise und zieht auf jeden Fall mehr Blicke auf sich als jeder Neubau, der in der Gegend in den letzten Jahren entstanden ist. Einzigartig ist das Gebäude auf jeden Fall.


    Und Wohnungen zu erhalten, die groß und günstig sind...wo ist da das Problem? Eine Stadt dient dem Menschen und nicht umgekehrt. Die meisten Menschen interessieren sich nicht für Fassadengestaltung, Materialwahl, Fensterformen, die Menschen wollen wohnen (idealerweisen in großen und schönen Wohnungen) und das zu einen fairen Preis und dass das in Berlin an so prominenter Stelle ermöglicht wird ist ja kein bescheuerter Fehler sondern das was die Stadt aus- und lebenswert macht. Und es ist ja nicht so, als würden rund um den Alexanderplatz nicht alle möglichen gesichtslosen Häuser hochgezogen, in denen menschenfeindliche Architekten mit bodentiefen Fenstern für viel Geld wohnen können. Ich guck ehrlich gesagt lieber auf die Memi als auf das Student Hotel oder Grandair. Aber diese Diskussion wurde jetzt auch oft genug geführt, ich will die gar nicht erneut anfeuern. Ich wollte euch nur die Illusion nehmen, dass die Memi bald abgerissen werden könnte. Sorry, ihr müsst leider damit leben, dass sie bleibt.


    Praktischerweise gibt es von der WBM auf https://www.jeder-qm-du.de/ueber-die-platte/ einige Beispiele für die Fassadenumgestaltung von Plattenbauten. Vielleicht ist das ja ein Lichtblick für euch.

    Ich melde mich hier mal zu Wort, als jemand, der tatsächlich einige Jahre in der Memi gewohnt hat, genauer gesagt in der Wohnung mit dem berühmten "Mielke-Fenster". Eine wunderbare 4 Zimmer-Maisonette-Wohnung, großes Tageslichtbad und Gästeklo in der 9. und 10. Etage. Knapp 80qm für 440€ kalt.

    Ich habe selbst öfters Kontakt mit der WBM bezüglich der Zukunft des Hauses gehabt, da der Zustand des Gebäudes auch von innen teilweise durchaus Besorgnis erregend war. Große Risse in den Wänden, Wassereintritt nach starkem Regen überall im Haus. Unsere Wohnung wurde 2016 komplett saniert, bekam neue Bäder und Bodenbeläge und sah wirklich Top aus. Es herrscht eine recht hohe Fluktuation im Haus bei den kleineren Wohnungen, aus den großen Maisonettewohnungen zieht eher selten jemand aus. Nach meinem Auszug 2019 wurde die Wohnung sofort neu vermietet, auch die übrigen Wohnungen in unserer direkten Flurnachbarschaft wurden umfassend saniert, nachdem langjährige Mieter ausgezogen sind. Von langsam leer ziehen lassen kann also keine Rede sein. Tatsächlich wurden bis ca. 2015 in der Regel nur befristete Mietverträge mit Neumietern abgeschlossen, wir waren so ziemlich die ersten die wieder einen unbefristeten Vertrag bekommen haben. Angeblich, weil die WBM nicht genau wusste, wie es mit der Memi weitergehen wird. Alles deutet aber darauf hin, dass das Haus allzu bald nicht verschwinden wird. Die Wohnungen werden nach und nach durchsaniert und was das Äußere angeht wird vermutlich in den kommenden Jahren auch was passieren. Ich befürchte aber, dass es auch eher auf Styropor dran klatschen hinauslaufen wird.

    Ich kenne selbst nicht alle Wohnungsschnitte im Haus, würde aber aufgrund der Flure und Etagen, die mir bekannt sind, schätzen, dass ca. 50% der Wohneinheiten 1 Zimmerwohnungen sind und der Rest 3-6 Zimmer-Wohnungen. 2 Zimmerwohnungen habe ich bisher keine zu Gesicht bekommen.


    Das größte Problem aus Mietersicht ist meiner Meinung nach vor allem der bauliche Zustand der Gemeinschaftsbereiche. Die Flure, Treppenhäuser und Aufzüge sind wirklich gruselig und es halten sich nachwievor häufig Obdachlose im Haus auf, die gerne mal in die Ecke pissen und scheißen, bzw. teilweise auch problematische Einzelmieter. Grundsätzlich gibt es aber ein funktionierendes Sozialgefüge im Haus, auf meiner Etage haben hauptsächlich junge Familien mit Kindern gewohnt, eher deutsche Akademiker als Großfamilien mit Migrationshintergrund. Es gibt aber eine Gewisse Segregation zwischen den Stockwerken...die größeren Wohnungen liegen eher in den oberen Stockwerken und haben eine funktionale Mieterstruktur, die kleinen Wohnungen in den tieferen Stockwerken eher weniger. Die WBM hat extra eine Sozialarbeiterin eingestellt, es gibt einen großen Gemeinschaftsraum mit Küche, der gerne angenommen wird, es gibt eine Art Indoorspielplatz für Kinder, der viel benutzt wird und einen Fitnessraum. Grundsätzlich besteht eine recht große Identifikation der Bewohner mit ihrem Haus und die meisten Menschen sind froh, dort zu leben und das für eine Miete, die im Vergleich zum Rest von Mitte wirklich lächerlich niedrig ist.

    Der außenstehende Betrachter sieht natürlich erstmal nur einen hässlichen braun-grauen Klotz, der sofort abgerissen werden muss. Ich habe darin eine wahnsinnig schöne Maisonette-Wohnung mit Sichtbetonwänden, toller Aussicht und ein wunderbares Zuhause für einige Jahre gefunden, so wie ein paar Hundert weitere Menschen auch. Das ganze Gefüge einfach abzureißen kann man natürlich machen, aber damit würde der Alexanderplatz auch ein (für mich) wertvolles Stück Geschichte und einen sozialen Organismus verlieren, den kein blankpolierter Glaskasten ersetzen kann. Ich persönlich würde mir schon wünschen, dass mit der Memi bald was passiert, aber eher in Richtung einer behutsamen Erneuerung. Ich bin selbst Stadtplaner und habe lange an der Uni gearbeitet und dort auch einige Entwürfe von Architekturstudierenden gesehen, die sich mit dem Haus befassen, die sehr interessant waren.