Finds auch schade, auch im "Kleinen", wenn hier und dort ein Gründerzeit-Haus verschwindet. Wobei sich das ja in den letzten Jahren eindeutig verbessert hat, als noch in den 60-80er, weil die Häuser/Wohnungen auf dem Markt sehr gefragt sind. Wenn man sich so überlegt, das mal Ottensen und St. Georg komplett plattgemacht werden sollte (Stichwort Neue Heimat). Hatte hier ja mal eine Doku der ARD verlinkt (leider nicht mehr in der Mediathek), da ging es um den Wiederaufbau/Stadtplanung in Deutschland nach dem Krieg – da wurde ja mitunter noch mehr verhunzt, als die Bomben angerichtet haben, nur um die Stadt autogerecht zu machen. HH wurde da zwar nur kurz erwähnt, aber die Beispiele aus kleineren Städten waren schon sehr krass.
Allerdings hat das in Hamburg ja schon eine gewisse Tradition. 1912 hieß es ja schon von Alfred Lichtwark "Freie und Abrissstadt Hamburg". Beispiele gibts ja genug, wie die alten Gängeviertel an der Elbe (heute Speicherstadt) oder in der Altstadt (heute Mönckebergstraße). Die Speicherstadt oder Mönckebergstraße mit den schönen Bauten, würde heute wahrscheinlich auch keiner mehr missen möchten. Ist eben die Frage, ob der heutige Baustil in 100 Jahren auch als so schön empfunden wird, wie wir (oder zumindest ein Großteil) heute die Gründerzeit schätzen. Anderes Beispiel ist Paris, das ja nahezu komplett neu geplant wurde durch Haussmann – zum "Glück für Paris" vor mehr als 100 Jahren.
Bin jedenfalls sehr gespannt, ob irgendwann mal die große Abrisswelle bzgl. der roten 50er Jahre Nachkriegsbauten beginnt. Energetisch können die mit den Gründerzeit'lern oder Neubauten nicht mithalten, noch sind die architektonisch schön. Da könnte man, insbesondere in den Altbau-Vierteln, durchaus Stadtreparatur betreiben – auch was die unterschiedlichen Traufhöhen angeht, wenn optisch sozusagen ein Geschoss fehlt, schaut es eben mistig aus im Blockrandbau. Wobei Hamburgs Westen sich ja ganz gut gehalten hat und es dort nur ein paar hässliche Ecken gibt. Im Osten gibts, meiner Meinung nach, ein riesen großes Potenzial Stadtreparatur zu betreiben – dürfte politisch nur sehr schwer durchzusetzen sein.