Beiträge von Restitutor

    Naja, nimm es mir nicht übel, aber "wir leben nicht mehr im Mittelalter..." ist an Plattheit kaum zu überbieten.
    (Fehlt bloß noch, dass der Spruch kommt: "Wollt ihr etwa die hygienischen Verhältnisse des Mittelalters wiederhaben?)


    Und das Disneyland-"Argument" ist nun wirklich das durchgekauteste, was es in Debatten dieser Art gibt. Tausendmal wurde auf die Unterschiede zwischen Disneyland und qualitätsvollen Rekonstruktionen verwiesen, ohne dass Reko-Gegner auch nur die geringste Anzeichen zeigten, hier mal die Scheuklappen zu entfernen...

    @ GJM

    Das liegt aber mehr an der unzulänglichen Nutzung, als an der Architektur (über die man streiten kann, die man aber nicht für stadtplanerische Fehler verantwortlich machen kann).


    Gut, ich will die Bebauung der Saalgasse jetzt auch nicht schlechter machen, als sie ist. Sagen wir einfach mal, dass ich sie nicht für den großen Wurf halte.


    @ oeoeoe


    1. leben wir nicht mehr im Mittelalter liebe(r) Herr/Frau "Rohne"
    2. Möchte ich nicht in einem Sinnentleertem Disneyland wohnen.


    Witziger Zufall: Gerade gestern habe ich mich mit einem Artikel befasst, der u. a. die abgedroschensten und unsachlichsten "Argumente" von Reko-Gegnern aufzählte.
    Deine Punkte 1 und 2 zählen dazu. :D

    ich liebe nun mal freejazz, stockhausen und bach gleichermaßen (aktiv wie passiv). und so geht es mir in der bautechnik eben auch mit glas, stahl und lehm (auch hier aktiv über 30 lehmhäuser in freilandmuseen aufgebaut).


    Jaja, du kannst dir unserer allgemeinen Bewunderung auch sicher sein - und nun zurück zum Thema:


    man hat sich gegen die rekonstruktion des pellerhauses entschieden, und nach einem wettbewerb ein heute für die 50iger jahre typisches gebäude errichtet. diese entscheidung wurde damals gefunden, und ist teil eines historischen prozesses


    ... und alles, was heute entschieden wird, ist auch Teil eines historischen Prozesses.
    Wird heute der Innenhof des Pellerhauses wieder aufgebaut, wird in 60 Jahren ein anderer "bluecher" erklären, warum das damals okay war, es heute aber nicht nicht mehr wäre...:nono:


    Der Rest deines Beitrages ist mir, ehrlich gesagt, zu sehr auf Krawall aus (und zu wenig auf Argumentation), als dass ich mich heute abend noch damit befassen würde...


    Gute Nacht!

    So viel gibt es jetzt eigentlich gar nicht mehr zu berichten... es ist ja auch natürlich so, dass sich vieles wiederholt, wenn man all diese Veranstaltungen besucht - denn die Lage hat sich bislang ja auch nicht so wahnsinnig geändert.


    Wolfgang Hübner hat zu Beginn über einige interessante Dinge referiert, die aber hier im Forum eigentlich schon bekannt sein dürften, da darüber ausgiebig diskutiert wurde. Erwähnenswert finde ich noch, dass er die Anwesenden über die Wohnsituation zweier Reko-Gegner, nämlich Engel und Dreysse, aufgeklärt hat: Wie nahezu alle bekannten Architekten, so wohnen auch diese beiden nicht etwa im Betonklotz, sondern natürlich in einer schönen alten Villa. Hierzu hat er auf das bekannte SPIEGEL-Interview mit Rem Kohlhaas verwiesen. Weiterhin betonte Hübner, dass die Sachlichkeit stets auf unserer Seite gewesen ist, was sich ja vor allem in den Argumenten von Dominik Mangelmann zeigt, während die Gegenseite mit häufig mit Unterstellungen und Halbwahrheiten argumentiert.
    Dann sagte Hübner noch, dass der Anbau beim Frankfurter Hotel "Villa Kennedy" ja auch historisierend sei, wobei das Historisierende sich aber nur auf die Fassade beschränke - also viel eher ein Fall von "Fassadismus" und "unehrlicher" Architektur als bei unserem Altstadt-Projekt, aber seltsamerweise gibt es hier keinen Architekten-Protest. Edwin Schwarz, ein prominenter Gegner der Altstadt-Reko, sei von dem Hotelprojekt sogar ganz begeistert gewesen. Für Hübner zeige sich hierin, dass mit zweierlei Maß gemessen werde: Ein historisierendes Luxushotel für die Reichen werde natürlich nicht kritisiert.


    Dann gab es die Präsentation des Altstadt-Modells von Jörg Ott. Das kann man natürlich nicht mit Worten wiedergeben. Ich kann nur sagen: Einfach fantastisch. Beeindruckend fand ich auch, dass die "Alten" im Publikum bei jedem Bild sofort alles wiedererkannten und die Straßennamen reinriefen.


    Anschließend folgte der Vortrag von Dominik Mangelmann. Er referierte über die üblichen Themen: hygienische Verhältnisse, Brandschutz, Klima, niedrige Decken, etc. Er betonte nochmal, dass das Büro Engel nicht in der Lage ist anzugeben, wie teuer ihre moderne Bebauung würde. Unter diesen Umständen ist natürlich die Behauptung, eine Fachwerkbebauung würde in jedem Fall teurer, reine Polemik.


    Wolff Holtz, der im Publikum anwesend war, sprach davon, dass derzeit etwa 10 000 Unterschriften für das Bürgerbegehren vorlägen (hat ja schon Rohne erwähnt).


    A propos Rohne: Ich nehme an, du warst der junge Mann, der sich kurz vor seinem Gehen noch mit Dominik Mangelmann und mir unterhalten hat, oder? Ansonsten habe ich ja noch RMA persönlich kennen gelernt...


    Der Verein wurde an diesem Tag nicht gegründet, sondern es wurde beschlossen, dass der Verein gegründet werden soll. Anschließend meldeten sich Freiwillige, die den Auftrag erhielten, die Vereinsgründung vorzubereiten (Satzung erarbeiten usw.). Dem Verein wird auch die Aufgabe zufallen, das Bürgerbegehren voranzutreiben.


    Ich denke, das war's erst mal...

    Zur Konkretisierung hier Näheres zu der oben von mir erwähnten Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative:
    - Jörg Ott wird sein virtuelles Altstadtmodell präsentieren.
    - Dominik Mangelmann wird erklären, warum die Rekonstruktion der Altstadt technisch und finanziell machbar ist.
    - Wolfgang Hübner wird über den derzeitigen Stand der Ereignisse referieren, besonders im Hinblick auf die politische Situation.
    - Anschließend wird die Bürgerinitiave in einen eingetragenen Verein umgewandelt werden.

    Am Donnerstag, den 8. Juni, findet um 19.30 im Saal des Historischen Museums eine Veranstaltung der Bürgerinitiative "Pro Altstadt" statt, bei der der die BI sich nun auch offiziell als Verein gründen wird. Außerdem wird es wohl noch Vorträge/Präsentationen von Dominik Mangelmann und Jörg Ott geben.


    Wer Interesse hat, möge erscheinen!

    Besonders pikantes Nebenprodukt des BDA-Workshop: Die versammelten Architekten haben festgestellt, dass der Engel-Entwurf teilweise engere Gassen vorsieht, als es vor dem Krieg der Fall war. Dabei war die angebliche Enge der Gassen ja die ganze Zeit als Argument gegen eine Reko im Sinne Mangelmanns verwendet worden.


    In der Workshop-Pressemitteilung heißt es daher auch, dass dies am Engel-Entwurf korrigiert werden müsse.

    Ich war heute im Historischen Museum und habe mir die ausgestellten Workshop-Ergebnisse angeschaut. Es gibt übrigens wirklich kein Gästebuch, in das man Kommentare schreiben könnte. Die haben also doch dazugelernt... ;)


    Ansonsten kann ich jetzt nicht viel Neues sagen, ihr habt ja schon in meinem vorangegangenen Bericht die Ergebnisse sehen können. Hier nur ein paar weitere Höhe-(oder Tief-)Punkte:


    Zum einen ein weiterer verzweifelter Versuch, zumindest Teile des Technischen Rathauses zu retten :rolleyes: :




    Und hier der Beweis, dass jede noch so dümmliche Argumentationsweise immer noch ausbaufähig ist:




    Macht euch keine Sorgen, glücklicherweise wird es historische Referenzen dieser Art geben :D :




    Und so stellt man sich eine angemessene Bebauung des Hühnermarktes vor:




    So, ich gehe mir jetzt erst einmal die Augen auswaschen...

    Vielen Dank für deinen Bericht, Kardinal (vor allem deshalb, weil ich selbst es nicht geschafft habe, die Veranstaltung aufzusuchen).


    Der erste: Herr Thomas von der Frankfurter Rundschau, welcher als erstes sagte:
    Die Bevölkerung habe kein Recht auf Fachwerk! Die habe nur Recht auf Bildung und damit würde sich die Frage nach dem Recht auf Fachwerk sowieso erledigen.


    Schön! Das sollte in Leserbriefen thematisiert werden. Wasser auf den Mühlen der Reko-Befürworter...


    Denkt alle daran, dass die Workshop-Ergebnisse bis zum 16. im Historischen Museum ausgestellt sind. Möglicherweise gibt es da auch ein Gästebuch, in dem man Kommentare hinterlassen kann - sollte man sich nicht entgehen lassen...
    (Sollte es ein solches Buch nicht geben, dann haben sie mittlerweile dazugelernt...)

    Und die Rhein-Main-Zeitung liefert eine kurze Beschreibung einiger ausgewählter Workshop-Gebäude:


    http://www.faz.net/s/RubFAE83B…Tpl~Ecommon~Scontent.html


    Es wird hierbei auf die große Spannbreite verwiesen, die von eher "konservativen" Entwürfen (Landes) bis hin zu Glaskisten reiche. Ein bisschen irritiert mich jedoch der Begriff des "ironischen Fachwerks" (Entwurf von Schumacher), und ich muss sofort daran denken, dass Mäckler mal sowas in der Art gesagt hat: "Wer will schon in einem ironischen Gebäude wohnen?" Weiterhin wird im Artikel von den verglasten vorspringenden Geschossen des Happ-Entwurfs gesprochen, worauf sich wohl auch Dreysse auf der Veranstaltung bezog, als er - so ist es mir zumindest in Erinnerung - davon sprach, dass bei einem bestimmten Entwurf die "typischen Frankfurter Überhänge" eine Referenz an die untegangene Altstadt darstellen würden.


    Und hier zum Bericht nun auch der Kommentar von Matthias Alexander:


    http://www.faz.net/s/Rub3DFC0D…Tpl~Ecommon~Scontent.html


    Er wertet den Workshop insgesamt als Erfolg und spricht daher von einer "Rehabilitation" der Architekten.

    Bericht vom Architekten-Workshop im Technischen Rathaus


    Ich war heute (Sonntag) dort. Der Kontrast hätte nicht größer sein können: Während im Elfenbeinturm des Technischen Rathauses gelehrte Konstruktionen bemüht wurden, was gute Architektur sei, fotografierten draußen auf dem Römerberg die normalen Menschen begeistert die Ostzeile:



    Später, als ich so gegen 15.00 Uhr das TR wieder verließ, war auf dem Römerberg wirklich die Hölle los...


    Im Technischen Rathaus kam ich gerade rechtzeitig zu einer Pressekonferenz. Hier ein paar Dinge, die bei mir hängengeblieben sind:


    - Es wurde immer wieder betont, dass die Architekten die Bürgernähe suchen würden; zwischen Dom und Römerberg solle ein Bürgerviertel und kein Investorenviertel enstehen. Man sehe in dem Workshop die Möglichkeit, zwischen den unterschiedlichen Positionen zu vermitteln.
    - Die Arbeit in den Räumlichkeiten des Technischen Rathauses sei so gut gewesen, dass man fast überlegen müsste, ob man das Gebäude nicht stehen lassen sollte (die versuchen's doch immer wieder...).
    - Interessant war auch, was Dreysse zu den von den Architekten geplanten Gebäuden in der Gasse "Hinter dem Lämmchen" sagte: Viele dieser Häuser würden zwar permanent im Schatten stehen, was aber nicht heißen solle, dass sie keine Wohnungen von hoher Qualität abgeben würden (komisch... denn genau das Argument wurde doch sonst immer gegen Fachwerkhäuser in dieser Gasse vorgebracht).


    Na ja! Hier erstmal ein Bild vom Modell, auf dem begeistert Häuschen hin und her geschoben wurden:





    Hier ein Blick auf den Krönungsweg:




    ...und auf die Braubachstraße:




    Ich denke, bei dem auf dem Modell zu erkennenden Gebäude an der Braubachstraße handelt es sich um dieses hier (Landes):




    Meister Dreysse selbst ist auch nicht faul gewesen:




    Hier noch ein schönes Bild:




    ... und der zu diesem schönen Bild zugehörige schöne Text:




    Beim nächsten Bild zur Orientierung: Links sieht man das Steinerne Haus...




    Und hier ist man versucht zu sagen: "Dann sucht mal weiter...":




    Und weiter geht's:




    Und der krönende Abschluss der modernen Altstadtbebauung:




    Witzig war es auch, wenn man beim Herumgehen die Gespräche der Architekten untereinander mitgekriegt hat: Da war die Rede davon, dass die Politik ja dem Druck der Bürger nachgeben und wirklich Fachwerk bauen könnte... aber diese Gefahr habe man ja jetzt, durch den Workshop, erfolgreich gebannt, da man Alternativen aufgezeigt habe.



    Morgen (Montag 20.00 Uhr) gibt's zum Workshop im Historischen Museum eine Podiumsdiskussion im Historischen Museum. Die Podiumsredner sind u. a. (oder sollte ich sagen: "Der Bürgerveräpplung zweiter Teil") Dreysse sowie Christian Thomas von der Rundschau.


    Vielleicht gehe ich da morgen hin. Will sonst noch jemand kommen?


    Vom 9.-16. Mai sind die Workshop-Ergebnisse im Historischen Museum ausgestellt.