Beiträge von Restitutor

    @ Andi_777:


    Das ist doch Unsinn. Lies bitte noch einmal, was ich geschrieben habe. Ich sagte ziemlich eindeutig:


    Ganz abgesehen davon, dass dies alles bei der Frage nach der Rekonstruktion des Schlosses absolut zweitrangig ist.


    und


    Steht ja überhaupt nicht zur Debatte und trägt zur Diskussion um das Schloss ungefähr so viel Sinnvolles bei wie die Behauptung, dass dann dort wieder ein Kaiser einziehen würde...


    Die Rekonstruktion des Schlosses hat nix zu tun mit einer "Wiederkehr der Preußen". Nicht ich, sondern Dvorak hatte dieses Argument in die Debatte gebracht.

    In Süddeutschland werden auch heute noch Hexen verbrannt.


    Das wäre, wenn es stimmen würde, eher ein Argument für meine Position, oder?


    Darauf kann man nicht sinnvoll antworten.


    Man kann schon. Will man auch?


    Na, egal. Ich fasse noch einmal zusammen, dann ist für mich die Debatte erledigt:
    - Geschichte ist kein Selbstbedienungsladen. Man kann sich nicht das für seine Argumentation Brauchbare herausholen und den Rest ignorieren. Die Nazis z. B. instrumentalisierten den Alten Fritz für die Art von "preußischem Geist", der sie ansprach, blendeten aber seine Homosexualität, die ihnen nicht passte, völlig aus. Genauso sinnlos wie unreflektierte Preußenglorifizierung ist einseitiges Preußen-Bashing: Dieser Staat hatte eben nun mal neben der militaristischen noch eine andere Seite.
    - Dass die preußische Geschichte eine "dunkle Seite" hat, wird ja nicht bestritten. Doch Toleranz ist eben auch ein wesentliches Element der preußischen Geschichte. Will das jetzt aber nicht vertiefen.
    - In der Geschichtswissenschaft wird Preußen übrigens auch weitaus differenzierter gesehen.

    Die Nationalfarben der BRD sind schwarz-rot-gold.


    Dürfte allgemein bekannt sein, steht aber nicht im Widerspruch zu meinen obigen Ausführungen (Relevanz?).


    unter anderem gegen Preußen aufgelehnt haben


    "unter anderem" ist richtig... Österreich... Bayern... Sachsen... etc.


    und habe auch den letzten Spiegel oder Spiegel-Special nicht gelesen,


    Es ist auch schon ne Weile her.


    auch nur im geringsten ein Musterstaat war


    Kommt immer auf das "wann" an und auf welchen Aspekt... so werden z. B. in Preußen zu einem Zeitpunkt Toleranzedikte erlassen, zu dem in Süddeutschland noch Hexen verbrannt werden...


    ob sie mit der BRD zufrieden sind, oder ob sie lieber die Preußen wieder haben wollen.


    Steht ja überhaupt nicht zur Debatte und trägt zur Diskussion um das Schloss ungefähr so viel Sinnvolles bei wie die Behauptung, dass dann dort wieder ein Kaiser einziehen würde...

    Wenn man auf eine Fassade verzichtet, stört das den Bau in seiner Wirkung kaum, wenn er gut gemacht ist, wirken die Schlossfassaden vielleicht sogar besser, es ist aber ein klares Zeichen, das unser Land ncht auf den Wurzeln Preußens steht.



    Entschuldigung - aber ganz genau das tut es doch!


    Unser heutiger Staat ist letztlich ein Ergebnis preußischer Politik, unser Rechtssystem steht in preußischen Traditionen, die Bundeswehr verwendet das Eiserne Kreuz als Hoheitszeichen, und sogar unsere Fußballnationalmannschaft trägt noch die alten preußischen Farben Schwarz und Weiß...


    Ein modernes Zitat halte ich aber für bitter nötig, damit wenigstens eine kleine Abgrenzung zwischen Preußen und BRD bleibt. DIese Staat war nun wirklich das Gegenteil von allem was wir unserer Demokratie anrechnen, und auch die Bewohner des Stadtschlosses kann man durchaus als fragwürdig bezeichnen.


    Das ist nun wirklich eine einseitige Geschichtsbetrachtung. Selbst der SPIEGEL kam in seiner Ausgabe zum Thema "Preußen" zu einem differenzierteren Bild: das janusköpfige Preußen, das auf der einen Seite militaristisch, auf der anderen Seite modern und fortschrittlich war und beispielsweise früh Anzeichen von Rechtstaatlichkeit erkennen ließ. Und während der Weimarer Republik war Preußen demokratisches Musterland.


    Ganz abgesehen davon, dass dies alles bei der Frage nach der Rekonstruktion des Schlosses absolut zweitrangig ist.

    In der Rhein-Main-Zeitung (= Regionalteil der FAZ) vom vergangenen Freitag ist ein kurzer Artikel mit dem Titel "Nicht noch mehr Rekonstruktionen" erschienen. Die wesentlichen Inhalte:


    - Mäckler fordert, dass auf dem Areal wirklich nur die 7 bereits genannten Häuser rekonstruiert werden sollen. Der Aufbau weiterer Häuser werde nur "zu endlosen Streitereien" führen.
    - Weiterhin plädiert Mäckler für einen Gestaltungsbeirat mit höchstens 5 Mitgliedern. Letztere sollten aber keine "dogmatischen Modernisten" sein, sondern interessiert an einer "Weiterentwicklung der Moderne". Als Beispiel führte Mäckler Rafael Moneo an.
    - Damit eine "abwechslungsreiche Gestalt" entstehe, sollten laut Mäckler unterschiedliche breite Parzellen und unterschiedliche Geschosshöhen vorgesehen werden.
    - Mäckler betonte zudem wieder, dass sich mit der Absenkung des Krönungsweges auch die Frage nach der Umgestaltung der Schirn stelle. Auch der Leiter des Historischen Museums, Jan Gerchow, sei der Ansicht, die geplante Bebauung des Areals und der jetzige Zustand der Schirn seien "nicht vereinbar". Anders als Mäckler zieht Gerchow jedoch daraus nicht den Schluss, dass in die Gestalt der Schirn eingegriffen werden müsse, sondern dass die Pläne für die Bebauung des Areals so nicht umsetzbar seien.

    Ich bin der Meinung, das man immer nur intellektuell bauen sollte, auch wenn das heißt den Willen der Bevölkerungsmehrheit zu ignorieren.


    DAS, und zwar haargenau das, ist der Grund für die Unzufriedenheit mit dem Antlitz unserer Städte. Eigentlich hätte außer diesem einem Satz gar nicht anderes mehr geschrieben werden müssen. Er besagt im Grunde alles.


    Es ist genau die hinter diesem Satz stehende Einstellung, die die zahlreichen Bürgerbewegungen in verschiedenen deutschen Städten hervorgerufen hat.

    Ich wollte mit dieser Ausführung eigentlich eher nochmal Dvoraks Definition einer lebendigen Stadt wiedergeben, in der alle Zeiten ihre Berechtigung haben. Natürlich kann man vieles Neubauen, aber eben diese Totalabkehr von der moderneren Architektur halte ich für "unhistorisch" und in dem Sinne für nicht "ortstypisch", da sich das heutige Dom - Römer Areal aus extremer Diversität architektonischer Stile zusammensetzt. Eine komplett homogene Bebauung widerspricht diesem Zustand.


    Nun, es ist ja eben gerade *keine* Totalabkehr von der modernen Architektur. Es wäre eine Komplett-Rekonstruktion auf einem relativ kleinen Areal, die dort eine ganz bestimmte Funktion erfüllen würde.


    In anderen Bereichen soll ja auch modern gebaut werden (und nicht rekonstruiert), bloß wären wir da bei einem anderen Thema, nämlich was qualitätsvolle zeitgenössische Architektur wäre. "Moderne Architektur" im wahrsten Sinne des Wortes würde für mich bedeuten, dass sie einerseits in die Zukunft weist, andererseits aber auch in der Vergangenheit wurzelt. Das wäre eben keine Reko und auch kein Historismus, sondern einfach "Weiterentwicklung" statt "Bruch".
    Aber eben, wie gesagt: Nicht auf diesem Areal!


    Ich habe jedoch nie gesagt, dass die aktuelle Situation so erhaltenswert wäre und ich will bestimmt nicht die ganze Gegend unter Denkmalschutz stellen.


    Na ja, du hast Gebäude aufgezählt, die deiner Meinung nach alle erhalten werden müssten - und zwar nur aufgrund der Tatsache, dass sie einen bestimmten Zeitgeist repräsentieren (also unabhängig von ihrer tatsächlichen architektonischen Qualität). Was aber heute gebaut wird, ist die Geschichte von morgen, und auch eine Komplett-Reko würde den heutigen Zeitgeist repräsentieren...


    Ich denke, so einfach darf man es sich nicht machen. Man muss den Mut haben zu sagen: Das waren Fehlentwicklungen, das ist nicht erhaltenswert, das kann weg! Sonst würde man zu einem "Mann ohne Eigenschaften": Alles, was ist, ist gut, weil es ist... davon halte ich nichts.


    Ob gut oder schlecht, international oder lokal spielt da gar nicht mal so die Rolle. Aber man kann nicht einen Stil von vor 300 Jahren als Den regionalen Stil festnageln, der - obwohl technisch und gestalterisch überholt - uneingeschränkten Vorrang genießt. Besonders unter dem Aspekt, dass dieser Stil von vor 300 Jahren seit 60 Jahren gar nicht mehr vor Ort vorhanden ist!


    Doch. Wenn meine These ist, dass die Bauten der letzten 60 Jahre überwiegend (also natürlich nicht alle) wesentlich zur Unzufriedenheit der Menschen mit ihren Städten beigetragen haben, dann charakterisiere ich sie als Fehlentwicklung, die es zu korrigieren gilt. Sie sind in diesem Sinne "ortsuntypisch", weil sie mit der Tradition des Ortes gebrochen haben und die Bevölkerung sich nicht mit ihnen "versöhnen" konnte. Daher auch der Begriff "Stadtreparatur".

    Zuerst die "kritische Rekonstruktion" der bescheidenen 50er, dann die 70er Betoneuphorie gefolgt vom Wiederaufbau der Ostzeile und der postmodernen Renaissance traditioneller Stadtstrukturen mit der Schirn...
    Wenn wir uns in der Altstadt ernsthaft mit Geschichte befassen wollen, so müssen auch Überbleibsel dieser Epochen erhalten werden. Sonst verliert jede Neubebauung ihren historischen Anspruch!


    Deine Ausführungen würden zuende gedacht bedeuten: Ganz egal, was jetzt gebaut wird auf dem Areal - sobald es erst einmal steht, müsstest du deiner eigenen Argumentation folgend für seinen Erhalt plädieren.


    Dann könnte es dir ja eigentlich auch egal sein :D

    Eine Stadt lebt davon, dass sie das Rad ständg neu erfindet, erst so beginnt sie zu leben.


    Kleiner notwendiger Exkurs in die Gefilde der deutschen Sprache...


    Die Redewendung "Das Rad ständig neu erfinden" ist im Deutschen eindeutig NEGATIV konnotiert. Sie bezeichnet eine unnötige und überflüssige (und daher auch unsinnige) Handlung. Genauer: Sie beschreibt eine Mentalität, etwas anders machen zu wollen als die Vorgänger - nicht etwa, weil es sinnvoll wäre, sondern nur damit es eben um jeden Preis anders wird. Sie umschreibt also sinnentleerten Neuerungswahn, einen Schildbürgerstreich der Moderne. Welcher vernünftige Mensch würde das Rad schon neu erfinden wollen, wenn er es bereits hat? Städte leben natürlich NICHT davon, das Rad ständig neu zu erfinden. Richtiger wäre es zu sagen: Sie bewahren Bewährtes und eignen sich das neue Notwendige an.


    Von daher denke ich, du hast deine Formulierung falsch gewählt...

    Die Materialien waren fast 1000 Jahre lang dieselben, aber auch die Gesellschaft und Kultur!


    ?????????


    Dir ist schon bekannt, dass es massive Unterschiede gibt im Menschenbild des Hochmittelalters und jenem der Renaissance? Im Selbstverständnis eines spätmittelalterlichen Herrschers und eines Monarchen des aufgeklärten Absolutismus? Unterschiede zwischen katholischer und protestantischer Ethik (und letztere KONNTE es im Mittelalter logischerweise noch gar nicht geben)? Dass in den letzten tausend Jahren auf eine Epoche der Prüderie immer eine der Freizügigkeit folgte und dann wieder umgekehrt?


    Wie kann man denn da behaupten, Gesellschaft und Kultur seien 1000 Jahre lang dieselben geblieben? Mir stehen die Haare zu Berge.


    Aber dieser "Bruch" begründet sich eben durch unsere aufgeklärte, technisierte Zeit.


    Nein, der Bruch begründet sich aus den Theorien einer Elfenbeinturm-Expertenschaft, die jegliche Bodenhaftung verloren hat und keine Impulse aus der Mitte der Gesellschaft mehr aufzunehmen vermag. Nicht nur die Architektur dieser Herrschaften ist ein Ausdruck unserer Zeit, sondern auch die Ablehnung dieser Architektur durch weite Teile der Bevölkerung. Woher soll denn sonst die ganze Unzufriedenheit kommen? Die Interpretationen solcher "moralischer" Zusammenhänge zwischen Architektur und Gesellschaft sind völlig willkürlich, werden aber dennoch in den Rang von Dogmen erhoben. Glas als Symbol für Demokratie? Warum nicht als Symbol für Zerbrechlichkeit? Als Symbol für Täuschung (es spiegelt ja die Umgebung)? Alles reine Beliebigkeit. Und dennoch gibt es einen Sturm der Entrüstung unter den Fachleuten, wenn Laien nicht bereit sind, sich diese platten und hanebüchenen Metaphern zu eigen zu machen. Die Experten fürchten um ihre Deutungshoheit - zu Recht!

    @ Dvorak:


    Ich hab mir die in den letzten Tagen die gesamte Diskussion noch enmal durchgelesen mitsamt der meißten Artikel aus Zeitungen, Homepages von Bürgerbegehren und den Freunden Frankfurts, und was es sonst noch alles gab.
    Durch Zufall auch die Altstadt-Broschüre der CDU, in der man auf Seite 40, also lediglich im Anhang einen Verweiß auf eine Umfrage des Ipos oder Ipas Institutes im Auftrag der FAZ findet.
    Da sind doch 49% der repräsentativ Befragten (!) für eine Mischung aus Reko und moderner Bebauung. Da 5% auch keine Angaben gemacht haben, kann man durchaus von einer Mehrheit sprechen.
    Ich hab nicht noch einmal alles durchgeguckt, aber ich glaube nicht in dieser Diskussion davon gelesen zu haben. Allerdings sehr oft von Mehrheiten für eine Reko, wenn nicht eine komplette. Bei über tausend Befragten kann ich mir das statistisch nicht erklären.


    Zur Erläuterung: Bei einer ersten Umfrage in der FAZ war damals eine 66%ige Mehrheit für einen historischen Wiederaufbau ermittelt worden. Du zitierst die Ergebnisse der zweiten Umfrage, zu der einiges zu sagen wäre.


    Richtig, hier hatten sich 49% für eine Mischung aus Reko und moderner Bebauung ausgesprochen. Die Fragestellung sagte allerdings nichts aus über das zahlenmäßige Verhältnis rekonstruierter und moderner Gebäude. Es kann also nicht als Zustimmung für ein "4 Rekos und alles andere modern"-Konzept interpretiert werden. Die Befragten könnten bei dem Wort "Mischung" nämlich auch an eine 50:50-Aufteilung gedacht haben, wer kann das schon wissen? Zudem glaube ich, dass das Ergebnis auch massiv davon beeinflusst ist, dass "Experten" monatelang Unwahrheiten über die Komplett-Reko verbreitet hatten ("viel zu teuer", "technisch gar nicht machbar", usw.). Welcher Befragte wollte sich noch offen für seine Wunschvorstelltung "vollständige Rekonstruktion" bekennen, wenn Fachleute ständig erfundene Nachteile zum Besten geben, weil sie eine Reko aus ideologischen Gründen ablehnen?


    Die Umfrage müsste mit einer differenzierteren Fragestellung wiederholt werden, um Licht ins Dunkel zu bringen...


    So sollten nur die wirklich wertvollen Fachwerkshäuser rekonstruiert werden und der Rest mit anspruchsvoller, harmonischer moderner Architektur aufgefüllt werden.


    Wie gesagt: Darüber macht die Umfrage im Grunde keine Aussage.


    @ mik:


    Es ist eben doch ein recht bedeutender Ort um den es hier geht, wobei auch dessen Nachkriegsgeschichte eine besondere Bedeutung hat.
    Deswegen räumen die Anhänger zeitgenössischer Architektur auch nicht kampflos das Feld, sondern wollen eine Bebauung die unter dem Aspekt des "kulturellen Niveaus" (und damit der von mir bereits genannten Entfremdung zwischen Volk und Kulturszene) dem Gelände zwischen Dom und Römer würdig ist.


    Falsch. Viele Anhänger zeitgenössischer Architektur (Lüpke, Dreysse, Scheffler, Engel usw.) räumen nicht kampflos das Feld, weil sie aus ideologischen Gründen GENERELL gegen Rekos sind, d. h. sie würden sie auch an jeder anderen Stelle bekämpfen.

    Wegen des wundervollen Monopoly-Arguments... also, wenn ich mich nicht irre, gibt es ja nicht nur eine Frankfurt-Ausgabe von Monopoly, sondern von nahezu jeder größeren deutschen Stadt, z. B. Berlin, Hamburg, München, Stuttgart, Düsseldorf, Dresden, etc.


    Könnte es da nicht sein, dass weder die Skyline noch historische Gebäude Frankfurt auf das Monopoly-Spielbrett gebracht haben, sondern schlicht und einfach seine Einwohnerzahl?

    Ob In Frankfurt geboren oder nicht, halte ich für ziemlich egal, allerdings ist das auch kein "offizielles" Argument von "Modernisten


    Ja, aber ein "offizielles" Argument von Denkmalpflegern ist es, dass die Skyline Frankfurt auf das neue Monopoly-Brettspiel gebracht habe, im Gegensatz zu Fachwerkhäusern...:nono:


    Nachzulesen in der Berichterstattung des Wiesbadener Kuriers über die IHK-Veranstaltung:


    http://www.wiesbadener-kurier.…t.php3?artikel_id=2780537

    Das TR war in diesem Sinne politisch gewollt und insofern hat Mäckler dann sogar etwas Recht.


    Ja und nein. Natürlich haben das TR demokratisch gewählte Volksvertreter zu verantworten, in diesem Sinne ist der Bau natürlich schon irgendwie legitimiert. Diese Volksvertreter haben allerdings selbst häufig keine Ahnung von Architektur und hören dann viel auf entsprechende Experten und wenig auf Bürger.


    Was Mäckler gemeint haben KÖNNTE ist aber was anderes als das, was er gesagt hat. Bloß, weil es den Frankfurtern damals knapp nicht gelungen ist, das TR zu verhindern, heißt das nicht, dass sie es mehrheitlich gewollt haben. Die Behauptung, dass eine Entscheidung, die von einer demokratisch gewählten Regierung getroffen wird, automatisch auch dem mehrheitlichen Bevölkerungwillen entspricht, ist eine unzulässige Verkürzung. Nach dieser Logik dürfte niemand in Hessen gegen Studiengebühren protestieren.

    Bezeichnend, dass sich die IHK zum Mittler aufschwingen möchte, wie aus einem aktuellen FR-Artikel hervorgeht, Befürworter einer möglichst vollständigen Rekonstruktion aber erst gar nicht zu dieser Diskussionsveranstaltung einlädt. Unter Mediation verstehe ich etwas anderes.


    Richtig. Und wenn dann auch noch der Vermittler den Abend mit den Worten beginnt "Die IHK ist gegen eine vollständige Rekonstruktion", dann hat er sich in dieser Funktion natürlich gleich wieder disqualifiziert.


    Ich wollte übrigens auch eben die Artikel aus FNP und FR reinstellen, aber da warst du diesmal schneller...;)

    Kurzer Bericht zur IHK-Veranstaltung "Zukunft mit Vergangenheit? - Die Frankfurter Altstadt"


    Begrüßung durch den Frankfurter IHK-Hauptgeschäftsführer Gräßle, die unter anderem den merkwürdigen Satz enthielt: "Die IHK lehnt eine vollständige Rekonstruktion ab." Mehr dazu weiter unten.


    Vortrag von Lüpke über den bisherigen Verlauf der Ereignisse (sogar relativ neutral).


    Andreas Wurff, Leiter des Stadtplanungsamtes Dresden, erklärte dann, was am Neumarkt alles schlecht ist.


    Dr. Mathias Müller, Vizepräsident der IHK Ffm, hielt einen Vortrag über wirtschaftliche Aspekte.


    Denkmalpfleger Gerhard Weiß erläuterte in seinem Beitrag, dass der Denkmalschutz eigentlich gar nicht zuständig ist (warum war er dann da?!?).


    Dann Podiumsdiskussion. Ardi Goldman fehlte leider krankheitsbedingt, die anderen Teilnehmer waren Engel, Lüpke, Mäckler, Schmal (Leiter des Architekturmuseums), Weiß und Wurff.
    In Erinnerung geblieben ist mir Engels Bekenntnis als moderner Architekt, er wolle auf dem TR-Areal das Konzept der "Brüche" verwirklicht sehen (unverbesserlich!). Mäcklers Selbstbeweihräucherung war auch genial: Er führte den Portikus auf der Maininsel als gelungenes Vorbild für eine Bebauung des TR-Areals an, da es sich hierbei wirklich um Architektur von hervorragender Qualität handele (Anmerkung: Er hat NICHT explizit darauf hingewiesen, dass das Gebäude von ihm selbst ist). Ansonsten nervte er mich durch die x-te Wiederholung des Wortes "Hessenpark".
    Schmal redete irgendwas davon, dass man gar nicht vom TR-Areal reden sollte, weil andere Bereiche von Ffm viel wichtiger seien. Er kam mir insgesamt reichlich konfus vor.


    Der eigentlich interessante Teil bestand dann auch in den Wortbeiträgen aus dem Publikum. Da gab es beispielsweise Jürgen Ahas Hinweis, dass Gräßles "Die IHK lehnt eine vollständige Rekonstruktion ab" falsch sei, da er (Aha) ja auch der IHK angehöre und dies keineswegs tue. Aha führte dann noch die Namen weiterer Mitglieder an, die alle mit einem Geschäft in die rekonstruierte Altstadt wollen.
    Insgesamt sehr viele Pro-Reko-Stimmen aus dem Publikum. Am Ende habe ich aber wirklich meinen Respekt für Mäckler verloren: Als Frau Christensen in ihrem Wortbeitrag davon sprach, dass ja schon damals beim Bau des TR die Bürger nicht berücktsichtig worden seien, ist Mäckler ausgeflippt. Sinngemäß sagte er sowas wie: Mir geht es auf die Nerven, dass dauernd die Architekten angegriffen werden. Die Architekten tun das, was sie tun, im Auftrag der Gesellschaft, und wenn das TR damals gebaut wurde, dann nur deshalb, weil eine Mehrheit der Menschen das TR damals gewollt hat...
    (Architeken angreifen darf man also nicht. Aber was sollen die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Hessenparks dazu sagen, dass immer wieder ihr Betätigungsfeld als Negativbeispiel herhalten muss?)


    Na ja. Legen wir gnädig den Mantel des Vergessens über diesen verbalen Ausrutscher.


    Der Knaller kam ja dann bei den Gesprächen im kleineren Kreis nach der eigentlichen Veranstaltung. Man konnte nämlich noch eine Weile im Gebäude bleiben, es gab Häppchen und Getränke. Ein junger Mann (Architekturstudent?) kam an unseren Tisch und wies uns darauf hin, dass Rekonstruktionen "rückwärtsgewandt" seien. Wie vom Donner gerührt ob dieses noch nie vernommenen Vorwurfs waren wir einen Moment lang in Versuchung, doch noch ins Lager der Rekogegner zu wechseln. Nach einer kurzen Bedenkzeit von 2,32 Sekunden aber entschieden wir uns doch, unserer bisherigen Linie treu zu bleiben. Der junge Mann war vorher auch noch der Ansicht gewesen, dass sich nur alte Menschen für die Reko engagieren würden. Dem konnten Rohne, Jörg Ott und ich unter Verweis auf unsere jugendliche Frische entgegentreten. Da holte der wortgewandte Rekogegner zu einem neuen Schlag aus: Er sei sich sicher, dass wir drei nicht in Ffm geboren seien (was auch stimmt). Alle, die hier geboren sind (also echte Frankfurter), seien gegen die Reko.
    Da musste ich einen Moment lang drüber nachdenken. Wollte der junge Mann uns damit sagen, dass nur die in Ffm Geborenen ein Mitspracherecht haben sollten? Eigentlich eine fremdenfeindliche Konzeption... Zugezogene (solche mit Migrationshintergrund und auch solche ohne) haben also in Ffm nicht dieselben Rechte wie Alteingesessene. Wieder mal ein Aspekt der Modernität, der mir bisher fremd war.


    Nun ja! Wir gingen unserer Wege und wussten, dass die Veranstaltung eigentlich ganz gut verlaufen war...

    Rathaus Froschhausen


    Dies gehört in den Bereich "ungewöhnlich"... außerdem verlassen wir jetzt in diesem Thread erstmals die Seligenstädter Altstadt.


    Im Seligenstädter Stadtteil Froschhausen (bis 1977 eine eigenständige Gemeinde) gibt es ein Rathaus mit einer interessanten Geschichte. Bis 1939 stand nämlich hier an dieser Stelle eine Kirche. Beim Abbruch im Jahr 1939 hat man lediglich den alten Kirchturm erhalten und in den neuen Fachwerk-Rathausbau integriert. Das Ergebnis präsentiert sich heute so:




    Eine Tafel erzählt die Geschichte des Gebäudes:




    Hinter dem Froschhäuser Rathaus befindet sich eine Tischlerei:




    Interessantes Gebäude für das Jahr 1939, wie ich finde...