Beiträge von HamBau150

    Die Renderings zeigen leider auch hier wieder den Rückgriff auf das ewig gestrige Motto der leblosen Kommerzialisierung der Städte: Wieder mal etliche aneinander gestapelte Kästen in Form von Fenstern, dieses Mal zur Abwechslung in erfrischendem Hellgrau. Auch sogar noch ein bisschen Grün wurde mit rein gequetscht. Büros und Hotel. In dieser Strassenlage. Die Hoffnung, dass derartig einfallslose Blockränder neues Leben in die Strassen spülen, hat man anscheinend noch immer nicht aufgegeben. Und auch hier wieder die Kardinalfrage: Wann bauen wir endlich wieder schöne Städte? Wieso gelingt es nicht mal ansatzweise, eine Referenz auf den bedeutenden expressionistischen Vorgängerbau hinzubekommen?

    Wenn man die städtebaulichen Leistungen der gründerzeitlichen Architektur und selbst die der Neuen Sachlichkeit unter Fritz Schumacher mit obigen Bildern des neuen Pergolenviertels vergleicht, fragt man sich zunehmend, was in den Denkmodellen des heutigen Städtebaus ignoriert wird. Sicher, die Wahl von Klinker / Klinkerriemchen ist vorteilhaft; der Mut, Bogengänge und feiner differenzierte Fassaden zu realisieren, ist anzuerkennen, aber die Proportionierungen der einzelnen Gebäude wirken monoton, klobig. Es fehlen bauliche Highlights, an denen das Auge verweilen mag. Und dann ist da die ziemlich lieblose Ausgestaltung des Platzes. Geht denn wirklich nicht mehr?

    Die neu hinzugekommenen Hochbauten Edge Hafencity & Edge Elbside sowie die 3 neuen "Türmchen" des Überseequartiers sind meines Erachtens durch eine höchst simple Formgebung wenig anziehend, besonders wenn man sich das Ensemble aus weiterer Entfernung anschaut. Hier hatte ich mehr auf die richtigen Schlüsse gehofft, die man aus dem unförmigen "Intelligence Quarters"-Turm (warum auch immer der so heisst) an der Hafencity-Universität hätte ziehen können. Auch kleine Hochhäuser können zum Beispiel durch Verschmälerung nach oben, Verdrehungen des Baukörpers oder interessanter Fassadengestaltung mehr ikonischen Charakter erhalten.

    Es sind ja bereits vereinzelte Fensterelemente an der Nordseite des Elbtowers installiert. Hier habe ich aktuell die Befürchtung, dass diese sehr eng unterteilten Elemente aus weiterer Entfernung optisch eher grau-weiss aussehen. Ich hätte hier mehr sichtbaren Glasanteil erwartet, der dem Gebäude mehr Leichtigkeit geben würde.

    Ich habe mir das auch mal vor Ort angeschaut. Es handelt sich bei den Fassadenelementen um gefärbte Betonfertigteile. Damit nun das gesamte Gebäude einzukleiden, finde ich vorsichtig gesagt überaus mutig, zumal sich in diesen rostbraun-klobigen Balkonnischen später einmal Menschen wohlfühlen sollen.

    Vom Strassenraum Grosser Burstah präsentiert sich das Trident-Haus wuchtig und erinnert von der Kubatur her an ein Hamburger Kontorhaus, von der Trostbrücke aus allerdings ein eher trostloser und enttäuschender Anblick, bei dem die helle Fassade metallisch wirkt und überhaupt nicht mit dem Ensemble aus Laeisz-Hof und Globus-Hof korrespondieren mag.

    Zum Abriss Altbau: Ich glaube (und hoffe), dass das nicht ganz richtig ist. Meines Wissens bleibt die Fassade des Altbaus (Commerzbank) erhalten, nur die Geschossigkeit dahinter wird neu aufgebaut. Der Entwickler Procom schreibt hierzu: "Der nicht denkmalgeschützte Altbau von 1874 soll in seinen städtebaulich charmanten Fassadenelementen nicht abgebrochen, sondern mit einem Neubauteil verbunden und erweitert werden. Geplant ist zudem, stilbildende Fassadenelemente des weißen Altbaus daneben zu erhalten und in einen zweiten Neubau zu integrieren."


    Weiterhin ist der vollständige Abriss des Nissen-Hochhauses meiner Meinung nach in vielerlei Hinsicht unnötig. Das Gebäude besitzt Denkmalqualität: man beachte den wellenförmig verlaufenden Dachaufsatz, den steinernen Sockel und die locker gegliederte Fassade. Vermutlich wäre eine umfassende Sanierung günstiger als der komplette Neubau. Allerdings kann man an dieser Stelle auch mit einem Neubau in Klinkerfassade analog zum gegenüberliegenden Zürichhofs leben.

    Das sieht ja wirklich eher ernüchternd aus. Zu klobige Giebel, zu wenig differenzierte Fassade. Hoffen wir, dass die Fassade nicht aus typischem Aufputz-Gips besteht, der nach 3-5 Jahren bereits grau-grüne Farbe annimmt. Der Klinker-Bau rechts (hoffentlich Echt-Klinker) scheint hingegen gelungener.

    Ein kurzer Blick zum bereits fertiggestellten "Campus Tower", zum "Intelligence Quartiers", zum "Tower" am Sandtorpark oder zum hellweissen Hochhaus an der Hübenerstrasse sollte reichen, um das oben gesagte bestätigt zu sehen. Eine unverwechselbare, abwechslungsreiche Silhouette entsteht mit diesen Hochbauten für meinen Geschmack nicht. Auflockerungen mit z.B. einer krönenden Spitze auf dem Dachgeschoss oder einer nach oben zunehmenden treppenartigen Verschmälerung sind für die Stadtlandschaft und Fernsicht interessanter als das beliebige Klonen eines simplen Kubus.