Ich halte es auch für richtig, dass es ein OBM schafft, von großen und tiefgreifenden Veränderungen auszugehen. Die gegenwärtige Bevölkerungsentwicklung liegt ja weit oberhalb früherer Optimist-Prognosen, d.h. Mut zum Denken ist schon notwendig. Die genauen Zahlen spielen dann keine so große Rolle. Eher die Dauer der Trends.
Was mich nur verzweifeln lässt, ist das völlig gegenteilige Handeln, wenn es konkret wird: Der B-Plan an der Neuen Messe neben dem S-Bf wird anstelle dichter Bebauung nur eine öde Lager- oder Produktionshalle, an deren Stirnseite, idealerweise schmauchend-verdreckt, die Messegäste vom ÖV zur Messe flanieren sollen. Was soll das? Warum werden Key-Arreale mit diesem Mist besetzt, der nun weißgott hektarweise Land rund um BMW nutzen kann.
Warum werden andere Flächen an zentral-verknüpften Punkten nicht wesentlich dichter weiter entwickelt als pit-stop & Co.? Ich denke da an den S-Bf Leipzig Nord + Berliner Brücke, hier gammeln Areale zwischen Dortmunder/Mockauer/Rosenowstraße bis zu den Gärten herum, da können gut und gern attraktiv mehrere 100 WE entstehen, plus Büro-Riegel-Ergänzung.
Dito am S-Bf Connewitz: Ein 80 bis 50 m breiter Streifen als ewig blockierte und inzwischen fallen gelassene Reserve für eine Schnellstraße kann kreativ direkt an der Eisenbahn bebaut werden. Züge und Tram + Bus halten 10-minütig und öfter, große Straßen sind ebenso angebunden.
Rund um Leutzsch gibt es Flächen en masse, die ab 2017/2018 mit Umsetzung der S-Bahn-Verdichtung nach Grünau bestens angebunden sind. Eine Betonburg wie die Berliner Brücke wäre auch nicht nötig, das lässt sich viel eleganter und vor allem preiswerter lösen, so dass ÖV und IV ebenso gut da stehen.
Gleiches am S-Bf Wahren: Auch hier kann Gewerbe + Wohnen in Größenordnungen Einzug halten. Spätestens dann ist allerdings eine Taktverdichtung bis Schkeuditz West nötig.
Auch muss kombiniert gedacht werden: Vor kurzem klagte Miltitzer Ortsrat (?), dass die S-Bahn-Freihaltetrasse nach Markranstädt zu nahe an Siedlungen und Friedhof sei und sowieso alles vage. Hier bietet sich ein Kombinieren von Uferstabilisierung und Neubaustrecke an, z.B. aufgeständert in der Plus1-Ebene. Für sich gesehen eine aufwändige Bahnstrecke, da jedoch sowieso Hand angelegt werden muss und vermutlich tausende Bohrpfähle in die Erde kommen, können daraus auch Stützen werden.
Auch hat gerade die Debatte um eine Straßenbahn am Südrand Leipzigs gezeigt, dass bei konkreten Maßnahmen tiefprovinziell gedacht wird. (Halt: In den Provinzen werden die Straßenbahnen ausgebaut, Leipzig ist neben Essen (was nun wirklich kein Vergleich ist) die einzige Stadt, die Strecken noch einstellt)
Kurzum: Selten standen die Chancen auf eine Gründerzeit 2.0 so gut wie heute, doch die Verwaltung und natürlich auch der Stadtorganismus muss sich zuerst an einen neuen Maßstab gewöhnen. Leipzig braucht keine Angst zu haben. In der Stadtgeschichte waren Gigantomanie und Anspruchsdenken stets wie Castor und Pollux ein Begleiter auf Erfolgswegen.