@rrridge
Schlechtwetter: Bei sehr schlechtem Wetter fahren weniger Leute Rad, gleichsam in der kalten Jahreszeit. Das ist so, das Dashboard ist auf Leipzig.de einsehbar. Wichtig: Es sind "nur" weniger. Weiterer Fakt dazu: Auch der PKW-Verkehr nimmt bei schlechtem Wetter ab. Das liegt daran, dass der Großteil der Fahrten Freizeitfahrten sind, von denen viele bei schlechtem Wetter entfallen. Beide Verkehrsträger nehmen zahlenmäßig ab.
Induzierter Verkehr: Dieser Effekt ist immer zu beobachten. Werden Radverkehrsanlagen attraktiver, werden diese häufiger genutzt. Wird der ÖPNV besser, wird er häufiger genutzt. Werden Straßen ausgebaut, wird mehr PKW gefahren. In Summe bleibt der Verkehr ! gleich, also die Mobilität mit ca. 3,5 Wegen je Tag je Person. Es ändert sich die Verkehrsmittelwahl. Regional gibt es je nach Ortsbezug Verschiedenheiten, die Gesetzmäßigkeiten dazu sind überall gleich. Beispiel: Der Radstreifen vor dem Hbf sorgte bereits in seiner zeitlich kurzen Existenz für ein deutliches Wachstum. Angegeben war die frühere Nutzung mit ca. 4.000 Radlern vor dem Hbf, inzwischen liegt der Wochentagsschnitt bei über 6.000. Gründe für Attraktivität können verschiedene wirksam werden. Das ist die Summe ALLER individuellen Gefühle. 2001 sorgte die Liniennetzumstellung der LVB für Fahrgastverdopplung, wo aus 20er ein 10er Takt wurde (Linie 7) oder aus Tatra-Zügen ein NGT8 wurde (Linie 4)
breitere Bahnen: Die Wirkung ist nicht wie bei einem Lichtschalter, denn Funktion sofort "sichtbar" wird. Sondern wirksam ist auch hier die von dir genannte "zuverlässige" Betriebsführung des ÖPNV. Wie sich das bewerkstelligen lässt, ist vielseitig. Breitere Bahnen gehören definitiv dazu. Die von dir gewünschte (von allen gewünschte) Pünktlichkeit wird doch gerade zuverlässiger erreicht, wenn größere Gefäße unterwegs sind. Gleiches, um deine privaten Erlebnisse aufzugreifen, gilt ebenso in Bussen und Zügen. Je besser auch in der HVZ das Aus-/Einsteigen und Mitfahren allgemein klappt, umso stabiler wird der ÖPNV wahr genommen. Um Fahrgastnutzen zu ziehen, ist es jedoch nicht nötig zu warten, bis die allerletzte Krümellinie stabil läuft, sondern jeder sollte nach individuellen Bedürfnissen prüfen, ob der aktuell finanziell irre billige ÖPNV nicht doch eine gute Lösung für den Weg xyz darstellt. Von Leipzig gen Halle kann ich deine Sorgen bestens nachvollziehen, nutze diese Relation seit 13 Jahren. Mit vielen Anekdoten.
Die Dauerausfälle sind Ergebnis der falschen Unternehmens- und Bestellpolitik der letzten 10 - 20 Jahre, mit der Neuvergabe und dem Betrieb ab Dez. 2026 sollten die Personal und Zugreserven / -vorräte dem geplanten Netz entsprechen. Personalgewinnung ist keine Aufgabe, die von heute auf morgen gelöst wird.
Apps: Alle Apps greifen zumindest auf eine Datenbasis zu, welche Insa für Sachsen-Anhalt bereit stellt. Die Insa-App liefert fürs Regionale auch profunde Ergebnisse.
Angebote sind nicht nur gut gemeint, sie sind gut (dann werden sie angenommen, z.B. Taktverdichtungen) oder sind nicht gut, und werden nicht angenommen, z.B. die Bushaltestelle Wachau, Globusmarkt, welche auf der Rückseite des Publikumsmagneten versteckt hinter einer Laderampe liegt.
Noch ein Aspekt: Wie reibungslos muss reibungslos funktionieren sein? Reichen gemäß Pareto-Prinzip 80% aus? Reichen 90%? Muss es 100%ig sein und damit auch eine exorbitante Kostensteigerung in Kauf genommen werden? Was ist hier die richtige Lösung?
Wem das zu wenig ist: Die Kommunal- und Landeswahlergebnisse sind nicht Folge, sondern Ursache für weitere Stockungen.
Denn, @PeterL, die Ursache fehlender Akzeptanz liegt nicht allein im Unwissen. Untersuchungen (bundesweit) haben schon vor vielen Jahren ergeben, dass intensive MIV-Nutzer das ÖPNV-Angebot als halb so häufig und halb so schnell und doppelt so teuer einschätzen, wie es tatsächlich ist. Gefühlswelt halt, wenig Wissen. Das habe ich mir nicht ausgedacht, denn das wäre arrogant.
Und hier geht es um die Vorschau, wie sich die Akteptanz einer Gruppe (regionaler Bereich der Bevölkerung Südostleipzig + angrenzendes Umland) verhalten wird. DAS ist eine Prognose. Entweder trifft man diese hochskalierend vom eigenen Verhalten oder diese fußt auf komplexe und vielseitige Analysen und Untersuchungen und Hochrechnungen nach verschiedenen Modellen samt externen Rahmenbedingungen. Da kommt die Antwort leider nicht binnen Sekunden aus dem Bauch, sondern nach langer Zeit aus dem Kopf. Die heutige Zeit schneller und schnellster Schlagzeilen bzw. Informationsstakkato konditioniert die Gesellschaft mehrheitlich auf schnelle Bauchgefühle. Nachdenken ist verpönt. Das trifft leider auch auf Wahlentscheidungen zu. Mit allen Folgen. Die Begründungen können dann nur Ausreden sein.
Das betrifft inzwischen viele Gesellschaftsbereiche. Es findet ein starkes Bedrängen fachlicher und faktischer Grundlagen statt. Physikalischer, biologischer, chemischer und mathematischer. Allesamt Naturgesetze, die sich nicht um die politischen Ideologien scheren sondern gnadenlos wirken. Leider sind das nicht die Lieblingsfächer vieler Menschen. Inhaltlich nehme ich einen Rückschritt um viele Hundert Jahre war, als Dogmen das Geschehen beeinflussten und eine Inquisition über deren alleinige Deutungshoheit wachte. Heute nicht mehr religiös, doch dafür lobbygetrieben wird weiter weit entfernt von naturwissenschaftlichen Wirkprinzipien agiert. Ob das Kernenergiegreenwashing ist oder eben im Kleinen die bauliche Entwicklung von Verkehrswegen.
Entsteht auch das Gefühl des Abgehängtseins, wenn man mental überfordert ist, die komplexen und sogar globalen Abhängigkeiten zu überblicken? Oder fehlt die Fähigkeit, (wie am Themenbeispiel zu sehen) mehr Möglichkeiten für stadtverträgliche Verkehrsträger als Gewinn denn als Verlust zu fühlen? Was sagt dein 60jähriger Beispieleinwohner dazu?