Zu Bau-Lcfr
Das klingt nach einem für Deutschland ganz besonderen Gebäude, welches unbedingt wiederhergestellt werden sollte - damit die künftigen Generationen es nicht nur auf alten Fotos sehen können.
Ganz richtig, es war ein besonderes Gebäude. Eine Rekonstruktion ist aber ein Neubau und als Neubau in der heutigen Zeit ist es, meiner Ansicht nach, unpassend. Damit die zukünftige Generation unseren eigenen Versuch sehen kann, wie wir mit der Problemstellung umgehen und dass es wenig förderlich ist, in Altem zu verhaften. Nochmal: das ist kein Plädoyer für eine Geschichtsvergessenheit, eher das Gegenteil: sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen bedeutet auch, sich als ein Teil dieser zu verstehen und in diesem Sinne verantwortungsbewusst zu handeln.
BTW: Formulierungen wie "Schinkelfetisch", "der verkümmerte dritte Humboldtbruder", "in die Schinkelreligion konvertieren" klingen nicht besonders überzeugend. Was für eine "Religion"?
Kurz darauf schreibe ich explizit, dass ich die Perspektive bewusst ins Extreme verschiebe, mit der Hoffnung, sich in der Mitte zu treffen. In etlichen Büchern, oder auch Publikationen des Fördervereins Bauakademie wird von Schinkel gesprochen, als sei er der nächste Heiland. Das war mein Kritikpunkt und ich denke, er war auch als solcher erkennbar.
Wie so oft geschrieben - außerhalb der Altstadt und zum Teil auch in dieser, auf den restlichen 99,9...% des Stadtgebiets, kann man sich mit der Suche beliebig austoben. Dass es nicht geschieht, liegt bestimmt nicht an den Plänen für dieses eine Grundstück.
Das ist nicht die Fragestellung. Es geht um die Bauakademie und darüber kann man streiten. Solche Sätze sind nicht hilfreich, sonst sind wir nur damit beschäftigt und gegenseitig zuzurufen, dass die jeweils andere Meinung sich doch in 99,9…% des Stadtgebiets austoben darf.
Gerade habe ich im Düsseldorfer Unterforum den Streit um eine öde beschmierte Tankstellenmauer […]
Was hat diese Mauer mit der Bauakademie zu tun? Du kennst meine Meinung zu dieser Mauer doch gar nicht (habe auch keine).
Meine Beobachtung: Leute, die so gerne über "vergangen ist vergangen" oder "Zeitschichten" (falls ein Bau aus der Zeit vor den 1920er Jahren nicht ganz vergangen ist) reden, bei späteren Bauten würden plötzlich jede hässliche Fuge oder Sichtbeton-Mauer wiederherstellen. Da spielt die Echtheit keinerlei Rolle, einzig die privaten Vorlieben. Na gut, dann erübrigt sich die Echtheit-Problemstellung für frühere Bauten wie die Bauakademie wohl ebenso.
Deine Beobachtungen treffen auf mich nicht zu.
Zu Whywolf_Larry
Eine 1:1 Rekonstruktion ist doch sowieso nicht möglich, alleine Brandschutz, Elektrische Leitungen, je nach Nutzungsprofil Barriefreiheit und Fahrstuhl lassen das auch nicht zu. Zum anderen wird eine wie auch immer geartete Nutzung das Gebäude zusätzlich verformen, ich weiß nicht worin das Problem liegt, auch das man ein Funktionsfähigeres "Flachdach" verbaut um die Unterhaltskosten zu senken ist doch wohl klar.
Ich verstehte ehrlich gesagt nicht wie man auf eine 1:1 Rekonstuktion kommen kann?
Ich kann Dich beruhigen, das ist wohl jedem klar. Mit 1:1 Rekonstruktion meine ich natürlich den gestalterischen Aufbau der Fassade nach möglichst exaktem Vorbild und gehe nicht davon aus, dass hier sonst jeder von einem archäologischen Nachbau spricht.
Ich bin 26, ich glaube wie gehören durchaus zur selben Generation.
Und genau da spielt die Bauakademie eine wohwohlende Rolle. Ein Rationalistischer Industriebau mit relativ Nutzungsneutralen Grundriss, Tektonischer Ausformulierung und zurückhaltenden Dekor.
Ich sehe es als Diachronischen Idealbau, welches alte Architektonische Wertigkeiten in Ihrer Endkonsequenz mit Modernen Problemen vermengt, darstellt. Der Grundgedanke vom (Architektonischen) Rationalismus, nicht unbedingt in einer Telelogie aber in einer Analogie von Bestimmten Prinzipien die nicht umsonst von der Urhütte bis zum Wolkenkratzer immer und immer wieder angewandt wurden und ihre Grundberechtigung haben, spielt hier für mich ein große Rolle.
Das sind doch alles Dinge, die man auch bei einem hochwertigen Neubau beachten kann. Und ich gehe soweit, dass es mit heutigem Wissen auch besser geht! Es gibt offenbar eine Entwicklung von der Urhütte bis zur Bauakademie und die gilt es fortzusetzen, nicht in ihr zu verharren. Auch hier ist die Bauakademie ein gutes Beispiel: zur Zeit Schinkels und die Jahrzehnte danach wurde die Bauakademie sehr kritisch begutachtet, wenn nicht sogar als hässlicher roter Klotz verschrien. Aber nur durch diesen Schritt war eine weitere Entwicklung möglich.
Ebend diese Probleme der Zukunft, sind es die einen dazu antreiben nach Lösungsansätzen zu suchen. Es ist nun einmal so das die Energieverschwendung an offenen Bebbauungsstrukturen, Kapitalistische Pseudoökohäuser und Gehrys Disney-Konstruktionen nichts lösen und Probleme eher verstärken(zumindestens grob weitestgehend).
Deswegen denke ich das bestimmte Bebauungsformen der Geschichte, Materialwahlen als auch Konstruktionsgedanken das Grundlegende Lösungsformat (natürlich ergänzt durch "Modernes" Wissen) sein können. Ebend die angesprochene Diachronie und zu diese zähle ich die Bauakademie als Aspekt.
Zunächst einmal ist eine Rekonstruktion sicher nicht per se die Vorhut des Antikapitalismus (siehe Schloss Arkaden Braunschweig). Das wäre genauso falsch, wie Pauschalurteile über moderne Architektur – egal ob positiv oder negativ – zu fällen.
Zu Gehrys Dekonstruktivismus besteht doch immerhin zwischen uns kein Dissens – Disney-Konstruktion trifft aber eher auf die Rekonstruktion zu. Sie spielen eine Heile-Welt-Nostalgie vor. Bilbao und Co. würde ich eher unter effekthascherisch einordnen (aber da könnte man auch noch drüber diskutieren, vielleicht sollten wir weiter bei der Bauakademie bleiben).
Kapitalistische Pseudoökohäuser ist doch auch nicht das, wofür ich plädiere. Das Wort Nachhaltigkeit wird oft missbraucht - das heißt doch aber nicht, dass Nachhaltigkeit schlecht ist, sondern der Missbrauch.
Nachhaltigkeit fasst ja nicht umsonst ökonomische, ökologische und soziale Fragestellung in ihrer Fülle zusammen. Zur Ökonomie gehört somit der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes, oder zur Ökonomie, dass langlebige und qualitativ hochwertige Materialien genutzt werden (man also auch hier wieder in langen Zeiträumen denkt). Redliche Nachhaltigkeit würde es allerdings einer Rekonstruktion doch etwas schwieriger machen. Jedenfalls schränkt eine Rekonstruktion ungemein ein, will man in anderer Hinsicht (wie Nachhaltigkeit) optimieren (man denke z.B. an die Graue Energie des Backsteins).
Denken sie nur an die Rekonstruktion der Meisterhäuser in Dessau, ich denke das ist ein sinnvoller Ansatz für den Rekonstruktiven Umgang mit der Bauakademie.
Du bist also für einen an das Original angelehnten Neubau, wie bei den zerstörten Meisterhäusern? Das kommt doch meiner Auffassung viel näher, als der Wunsch nach einer Rekonstruktion! Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass einige Aspekte der Bauakademie auf der Suche nach der besten Lösung übernommen werden müssten. So zeigt der Lageplan sehr schön, wie sich der Solitär der Bauakademie mit einer Seite an die Spree und mit der anderen an die Straße ausrichtet und gleichzeitig mit der wieder anderen Seite den Werderschen Markt (Platz) begrenzt. So geschickt in die Umgebung eingefasst und trotzdem unverkennbar als Solitär gedacht – mir fällt auch keine bessere Form ein! Aber das heißt zunächst einmal nur, dass ein Neubau die Form übernehmen kann, es sei denn, irgendwem fällt eine noch viel bessere Möglichkeit ein, die natürlich ordentlich begründet werden müsste. Aber diese Form des Neubaus würde ich nicht unter Rekonstruktion fassen.
P.s.: ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich hier duzte.