Beiträge von kassner

    Unabhängig von der Problematik des Ortes möchte ich noch einmal auf die architektonischen Eigenschaften des vorgestellten Entwurfs von Thomas Hille eingehen.
    Da ich mich intensiv mit der Chemnitzer Architekturgeschichte beschäftigt habe, nutze ich dieses Beispiel. Drei Jahrzehnte war dort zu Ende des 19. Jahrhunderts der erste Stadtbaurat Hechler auch für den Schulbau zuständig. Seine Schulen differieren in Detail, sind aber durchweg die damals in ganz Deutschland üblichen Kastenbauten. Als 1900 Richard Möbius sein Nachfolger wurde, änderte sich das gründlich. Möbius war überhaupt kein Modernist, sondern in den historistischen Schemata befangen. Doch für die 15 Schulen, die er in nur 15 Jahren entwarf (neben etlichen andern Bauten wie Neues Rathaus, Oper und Museum), ging er grundsätzlich von den spezifischen Raumanforderungen und den Besonderheiten des Bauplatzes aus. So gleicht keine seiner Schulen einer anderen, auch wenn alle historistisch oder neoklassizistisch dekoriert sind.
    Thomas Hille geht nun um 120 Jahre zurück. Ein Kasten muss für jeden Zweck passen. Das wird dann auch noch mit Rücksicht auf die Umgebung begründet. Nein, dass ist keine Architektur, dass ist Immobilienspekulation in Reinkultur.

    @ dancingdwarf


    Wie wäre es denn mit echten Argumenten, warum meine Meinungsäußerung "schräg" ist? Dass ich Anwohner bin, steht ja schon im Artikel. Da kommen dann eben die üblichen, aber sagenhaft primitiven Verdächtigungen: Angst vor dem Baustellenlärm, Verlust des Parkplatzes, Angst vor neuen Nachbarn und dem Schullärm ...
    Ich muss mich teilweise wiederholen:
    - Auto habe ich nicht
    - Baustelle ist gegenwärtig nebenan wegen der Sanierung der angeblich wellblechverkleideten Sporthalle, lässt sich ertragen
    - vor neuen Nachbarn habe ich nie Angst, selbst wenn es Asylbewerber sind
    - die drei Sporthallen in direkter Nachbarschaft sind geräuschintensiv, eine Schule und ein Kindergarten sind kaum 100 Meter entfernt, kein Problem.
    Sie urteilen wahrscheinlich, ohne das Areal zu kennen, sehen nur, dass da wieder einmal "Wutbürger" sinnvolle Stadtentwicklung verhindern wollen. Stupid!
    Der Architekt Thomas Hille stellt falsche Behauptungen auf, und die Medien glauben ihm. Es ist eben keine Brache, sondern eine intensiv und vielseitig genutzte Grünfläche, ein ähnlich nutzbares Areal ist in ziemlich weitem Umkreis nicht zu finden. Die Kommune hat hier Ende vorigen Jahres 27 Bäume und einige kleinere Gehölze anpflanzen lassen.
    Sie haben natürlich das Recht, meinen Blog schlecht zu finden. Ich habe ebenso das Recht, den sogenannten Entwurf Thomas Hilles miserabel zu finden. In meiner Dissertation und späteren Publikationen habe ich mich u.a. intensiv mit der Architektur der 20er Jahre beschäftigt. Damals setzte sich die Auffassung durch, dass die äußere Erscheinung eines Bauwerkes der Funktion entsprechen müsse. Davon sind viele heutige Architekten weit entfernt. Hille weiß zwar noch nicht, was für ein Gebäude es werden könnte - Schule, Wohnblock, Hotel oder noch anderes. Aber eine 08/15-Fassade, wie man sie zur Genüge kennt, hat er schon mal fertig. Das ist keine schlechte Architektur, sondern gar keine. Es ist lediglich ein Andienen an die Verwertungsinteressen der Immobilienfirmen. Und wenn es "schräg" ist, dagegen zu opponieren, dann bekenne ich mich gern dazu.