Jeder hat ein anderes Bild vor dem geistigen Auge wenn er sich einen "68er" vorstellt. Ich denke an Peter Lustig, andere vielleicht an Guildo Horn oder Ozzy Osbourne. Meiner Lebenserfahrung mit "Hippies" nach, die ich u.a. reichlich in meiner Familie habe, interessieren die sich überhaupt nicht für Architektur, außer sie entspringt der Natur. Bienenwaben, Pilzkolonien usw. Darüber hinaus ist das glaube ich eine art Kampfbegriff geworden, der für alles herhalten muss, was aus den architektonischen "Ur-Mantren", wie Monumentalität, Zierde und Proportionalität auszubrechen versucht oder diese gar negiert.
Die 68er wollten nicht Eleganz/Zierde/Schönheit zerstören, sondern diesen Begriffen ihre Bedeutungsschwere nehmen und die Gesellschaft damit aus den Ketten befreien, die ein (übersteigertes) Festhalten an diesen Prinzipien langfristig für sie bedeuten würde. Zierde führt zu Reinheit, Schönheit zu dem Drang nach Perfektion, Eleganz zu Hochmut ect.. Der Gegenentwurf hierzu wäre die Schauparade uniformierter, chinesischer Tänzerinnen, die eine bunte Choreographie höchster Eleganz darbieten und vor einer Kulisse aus glitzernden Türmen synchron lächeln. Das sind ja irgendwie auch Sozialisten, aber es liegen Welten dazwischen. Die Bewegungen in der Architektur, auch wenn sie uns rückwirkend merkwürdig oder überzogen erscheinen (Entstuckung ect.), haben eine Stellvertretungsfunktion für die Gesellschaft eingenommen, die teils Ausdruck, teils aber auch Taktgeber unserer modernen Welt war und die würde ich nicht tauschen wollen, weder gegen ein Germania, noch gegen ein Hong Kong. Lieber einmal zu oft die Büste kaschiert, als bis zum Lebensende im Gleichschritt marschiert.