Beiträge von Berlinier

    Bei Sonnenschein und blauem Himmel kommt die Kombination von strahlend weißen Paneelen mit blau spiegelnden Glasscheiben natürlich immer gut. Ich bin hin und hergerissen. Die vielen Lamellen wirken auf mich "irgendwie 90er" und ich bin nicht sicher, ob die nicht schneller runtersiffen als die Fassade. Aus irgendeinem Grund assoziiere ich die auch mit Handtuchhaltern, was das Gebäude in die Nähe von mediterranen Hotelkomplexen mit angeschlossenen Poolanlagen rückt und den Wunsch nach Palmen aufkommen lässt, aber wahrscheinlich geht da nur die Fantasie mit mir durch.

    Wer die Verklärung von Kritikern der HH-Pläne am Alex als "reaktionär" befürwortet, leistet genau der art von ideologischen Windmühlenkämpfen Vorschub, die diese Stadt baupolitisch blockiert und ihre Architekturfindung erschwert. "Reaktionär" sind Putins Fernsehansprachen. Der Wunsch nach einer ausdifferenzierten "Stadtkrone", die ein dynamisches und hochwertiges Ensemble darstellt, das man gerne betrachtet und international vorzeigen kann, fällt mit Sicherheit nicht in diese Kategorie. Ebensowenig wie ein Olaf Scholz reaktionär ist, weil er den Weg für den Elbtower bereitet hat oder ein Macron reaktionär ist, weil er 300m Türme in La Defense goutiert oder ein sozialdemokratischer Ahmed Aboutaleb reaktionär ist, der seit 2008 Rotterdam regiert oder ein grüner Beppe Sala in Mailand. Es ist eine sehr spezielle "berliner" Weltsicht, die im Jahr 2022 noch der Überzeugung ist, "Klassenpolitik mit Hochhäusern" betreiben zu müssen. Das ist es u.a. was ich mit einem "Nährboden" beschreibe, auf dem architektonisch nichts gutes wachsen kann. Wir müssen als Gesellschaft in die Zukunft blicken. Dazu gehören Hochhäuser, dazu gehören ein Umdenken in Sachen Nachhaltigkeit, das auf regionale Urbanität, höhenmäßige Verdichtung und kurze Wege setzt und dazu gehört auch ein höherer Anspruch an die Gestaltung dieser neuen, verdichteten, urbanen Stadträume.

    "Gewinnmaximierung" ist so ein Wort, das man verwendet, wenn einem nichts einfällt. Eine leere Hülse. Was wäre denn der Umkehrschluss, ein Bauprojekte entwickelnder "Verlustminimierer"? Gibt es so etwas?

    Die Investoren (bis auf zwei) haben bereits ziemlich viel "Nehmerqualitäten" damit bewiesen, dass sie die Reduzierung um 20m hingenommen haben ohne den Klageweg zu beschreiten. Nein, der "schwarze Peter" ist in diesem Fall ausschließlich beim Senat zu finden und wenn man unbedingt will, dann kann man dem Besitzer vom ParkInn eine Teilschuld geben, weil er mit seiner (nachvollziehbaren) Weigerung das ParkInn abzureißen, wie es im Bplan vorgesehen war, einen Angriffsvektor für Lompscher geliefert hat, den sie ausgenutzt -und mit der haarsträubenden Begründung die 130er Regel eingeführt hat, dass der ParkInn Besitzer eh nicht höher bauen will und die Fernsehturmkugel sonst versperrt wäre. Um das ganze vollends ad absurdum zu führen, wurde aber ausgerechnet der einzige(!) Turm, der tatsächlich faktisch die Fernsehturmkugel aus einer prominenten Sichtachse versperrt, von der Regel ausgenommen (Alexandertower), weil der Monarch-Investor vorher Baurecht bekam und Bestandsschutz genoss. Das wussten Lompscher&Lüscher, wie aus Interviews aus der Zeit hervorgeht, in denen sie das auch offen zugaben. Sie waren völlig im Bilde darüber, dass sowohl Monarch als wahrscheinlich auch Hines Bestandsschutz hatten und die Fernsehturmkugel von keinem anderen Hochhaus, außer dem rechtlich "unverrückbaren" Alexandertower "in Gefahr" war. Und sie haben diese Regel bei aller offensichtlichen Fadenscheinigkeit trotzdem durchgedrückt!

    Mein erster Reflex ist jetzt zu sagen es ist an Kahlfeldt das zu korrigieren, aber das stimmt nicht. Es ist an uns. Wir müssen die Verantwortung dafür tragen, dass unsere Stadt in unserem Sinne entwickelt wird. Solange "bürgerliche Partizipation", die unter Lüscher zum Leitbild erhoben wurde, so aussieht, dass da genervte Anwohner auftauchen, die fordern, dass sich nichts ändert und antikapitalistische Gruppen, die fordern, dass sich nichts ändert und Sozialgruppen, die fordern, dass alles für jeden überall bezahlbar sein muss, was soll da auch auch bei heraus kommen.

    Nicht einmal in der City-West, wo es im Gegensatz zum Osten noch zaghaft sowas wie eine gutbürgerliche Mitte gibt, die sich mit der Stadt identifiziert, -sich für ihre Entwicklung interessiert und nicht im Substrat der eigenen Wutblase kochen muss, weil sie sich nicht dauerhaft als monetär bedroht empfindet und gedanklichen Raum finden kann, um die Stadt weiter zu denken, -nicht einmal dort gelingt es eine städtebauliche Vision für ein zukünftiges Berlin zu entwerfen, die nicht im Klein-Klein der Kompromissfindung mit x Variablen zerrieben und politisch/ideologisch zerredet wird. Man könnte auch sagen, die Bürger sind noch nicht reif für Architektur von Format. Das Verständnis hierfür muss sich in einer Stadt, die sich traditionell als eine art "Lotterladen" im Land begreift, scheinbar erst noch entwickeln. Wenn die HH am Alex stehen, werden mehr Leute beginnen zu verstehen, dass Berlin eine Metropole sein kann, wenn es denn mal will und viele werden beginnen sich zu fragen, warum die HH so emotionslos, monoton, kalt und unwirtlich sein mussten. Und dann wird er hoffentlich langsam beginnen sich einzustellen. Der neue Geist.

    Da hat sich Graft aber wieder ins Zeug gelegt. Von außen gefällt mir das Gebäude sehr gut. Angenehme Gliederung, schwarze Bänder, viel Glas, sexy Knick und sensible Berücksichtigung der Traufhöhe des Altbaus nebenan mit Abstufungen. Bei der Planung der Innenräume hat man sich offenbar an Berliner Designstudien der frühen 60er orientiert. Als nächstes dann Raufaser-Mosaik von Bisazza und Fußboden aus hochglanzpoliertem Asbestimitat. Und Fliesentische mit vernickelten Titanplatten. :klatschen

    Wirklich schade. Der alte DIN-Bau mit dem "Schiffchen" auf dem Dach hatte Charakter. Der neue lässt mich völlig kalt. Austauschbar, beliebig. Die Rasterfassade mit den Aluminiumstreben und faserverstärkten Betonplatten mag zwar neuesten technischen Parametern entsprechen, wie in diesem Artikel angedeutet wird, wirkt aber im negativen Sinne industriell (billig). Zur Krönung gibts dann außenliegende Jalousien, die mit der Zeit schön vom Wind zerbeult und zerfleddert werden, damit der Ramscheindruck sich auch verfestigt. Auch will der Turm mit dem großformatigen Glas und wechselnden Stockwerkshöhen nicht so recht zum Sockel passen und erzeugt eine unangenehme Spannung. Das ist gar nix. Ebenso wie der ~60m Neubau an der Budapester. Zwei Ikonen der City-West, die verunstaltet und "gesichtslos" gemacht wurden. Aber das olle Hutmacherhaus am Hardenbergplatz wird unter Denkmalschutz gestellt und darf nicht modernisiert und auf 100m aufgestockt werden?! Das ist doch nur noch ein Witz was in der City-West für Entscheidungen gefällt werden.

    https://entwicklungsstadt.de/u…n-der-budapester-strasse/

    Ich glaube die Kausalität ist anders herum. Nicht die "Ideologie der Moderne" hat dazu geführt, dass ein Abweichen von der Massenproduktion die Kosten erhöht hat, sondern die Möglichkeit der Massenproduktion hat dazu geführt, dass sich eine "Moderne" durchgesetzt hat, die ursprünglich mal auf Ideologie (z.B Bauhaus) gründete,- mit diesem Ursprung im Sinne einer ideologischen Prägung der Auftraggeber aber im Großen und Ganzen nichts mehr zu tun hat, bzw. wo nur noch in Nischenbereichen (Suhrkamp, Neubau-Zentrale der Linken ect.) wert darauf gelegt wird, das eine "ideologische Handschrift der Moderne" an der Architektur erkennbar wird.

    Es gibt neuerdings auch immer mehr "corporate architecture", also Gebäude, die im Sinne einer bestimmten Marke entworfen werden und diese optisch ins Stadtbild übertragen sollen. Ein besonders frühes Beispiel hierfür wären die Zylinder-Hochhäuser von BMW in München. Das sind oft auch "Massenkisten", denen ein paar Paneele in den Markenfarben vorgehängt werden oder die sonstwie auffällig daherkommen (Siehe z.B. Euronews Zentrale).

    In der Debatte um Moderne versus Historismus geht oft unter, dass es die "corporate architecture" ist, welche wohl am meisten prozentuale Zuwächse hat. Ist die modern? Nein, nicht unbedingt. Apple Stores z.B. sind auch gerne in sanierten Altbauten zu finden. Und wenn man böse ist, kann man auch finden, dass die besprochenen kleinen Stadtvillen auf den letzten Bildern eher aus der "corporate world" entlehnt sind, daher auch der Verweis auf die Ähnlichkeit zu modernen "Handtaschen-Tempeln" wie sie Luis Vuitton und co. z.B. am Rodeo Drive in LA bauen würden. Für die vollkommene Tempel-Anmutung müsste aber auch die mittlere Säule weg, wie Architektenkind schon beschrieben hat. So bleibt der Eindruck einer Vitrine oder eines Terrariums. Zwei Wohn-Terrarien quasi in denen Millionäre gehalten werden.

    dass es nach 2 Jahren Pandemie inklusive aller schrecklichen wirtschaftlichen, politischen und gesamtgesellschaftlichen Verwerfungen guten Grund zum Aufatmen und Feiern gibt

    Das glaube ich persönlich erst, wenn alle Maßnahmen beendet sind inklusive Maskenpflicht, die jetzt neuerdings verdächtig oft in den Medien als "wenig invasiv" oder "niedrigschwellige Maßnahme" bezeichnet wird. Auch die vielen Kommentare in den Kommentarbereichen der Medien (Spiegel, FAZ) machen mir Sorgen. So Sachen wie "Ich geh nicht mehr ins Restaurant, wenn die da jetzt Ungeimpfe reinlassen" ect. lese ich erschreckend häufig in den letzten Tagen. Und die Sache mit Gysi, der von 30% spricht, die von der Politik nicht mehr erreicht werden. Die Gesellschaft wird wohl noch weiter in Extrempositionen zersplittern, die Mitte noch weiter aufgelöst.

    Im großen Stil gestorben wird in diesem Land nicht mehr, jedenfalls nicht an Covid. Ich sehe dennoch eine Überlastung des Gesundheitsystems auf uns zukommen in den nächsten Jahren, die wirklich prekär werden könnte. Die Impfpflicht fürs Personal wird ihren Teil beitragen, aber auch die hochschnellenden Zahlen bei Herz&Kreislauferkrankungen (Mangelbewegung), Rückenleiden (homeoffice) und anderen Dingen (mangelnde Krebsvorsorge) die in den nächsten Jahren verstärkt auftreten werden, weil die Leute in der Pandemie nur noch ins Testcenter, aber nicht mehr zum Arzt gegangen sind. All diese Effekte werden kombiniert heftig einschlagen. Ich habe auch noch keine "Einstellungsoffensive" mit deutlich mehr Gehalt ect. von Lauterbach vernommen. Er sollte anfangen zu handeln, statt den halben Tag lang zu warnen und die Maßnahmen (die mehrere internationale Experten mit Ausnahme der Maskenpflicht als weitgehend unwirksam bezeichnet haben) selig zu sprechen.

    Ich finds "kitschig" und das mit den Fake-Säulen stößt mir auch bitter auf. Die Gebäude wirken durch die übertriebene Betonung der Vertikale auf so kleinen Kästen mehr wie eine Vitrinen, als wie Wohnhäuser. Leute aus dem Proletariat, die auf welchen Wegen auch immer zu Geld gekommen sind, stehen aber oft auf solchen "Las Vegas-Historismus". Auch (bzw. gerade) mit viel Geld würde ich nicht in einer Louis Vuitton Filiale wohnen wollen. Aber wie Georges Henri schon korrekt beschrieben hat, es sind Privatvillen und die dürfen "kitschig" sein.


    Ein "Diktat der Moderne" gibt es aber nicht, schon gar nicht bei Privatbauten. Es gibt wenn überhaupt ein "Diktat der Ökonomie", das dazu tendiert, "moderne" Entwürfe aufgrund der in den meisten Fällen standardisierten, günstigeren Bauweise ohne aufwendige Handwerksarbeiten zu bevorzugen und neuerdings mit Abstrichen eine art "Diktat der Nachhaltigkeit", das teilweise diese Form des standardisierten Bauens bevorzugt, wobei die Übergänge allerdings derart fließend sind, dass ich mir kein Urteil erlauben will. Auch "Stein&Glastürme" prahlen ja heute mit allerlei Umwelt-Ratings nach Gold und Platin usw.

    Wie es die Linke in Berlin geschafft hat mit grosser Mithilfe einer Senatsbaudirektorin, die ganze Stadt in Geiselhaft zu nehmen und die Stadtentwicklung wieder auf das Jahr 1989 festzuschreiben und zudem eine Architektur aufzuzwingen, die nur noch als ernüchternd bezeichnet weden kann, das ist schon irrsinnig.

    Nun, ich muss Architektenkind insofern recht geben, als dass es nicht ausschließlich Lompscher&Lüscher war, die "1989 aufzwingen wollte". Auch die Koalitionen davor haben teils DDR-erhaltend in die Planungen eingegriffen. Allein auf sich gestellt, hätte eine Baudirektorin Lüscher nicht so tiefgreifende Veränderungen wie den Erhalt des HdR und HdV durchsetzen können. Das war bevor die Linke in der Regierung war. Von Lompscher kamen aber letztlich die 130m, was den finalen Ausschlag für die "ParkInn-Klone" gegeben hat. Kleihues hat schon recht damit, dass man einen derart schmalen HH-Grundriss nicht noch groß verjüngen und 20m abknapsen kann. Das hätte ihr klar sein müssen. Und nein, nur weil Covivio auch mit weniger Höhenmetern zufrieden war, war das kein Grund hier eine neue Leitlinie einzuziehen, zumal die selbstgesteckte Leitinie von vornerein von Hines und Monarch nicht berührt worden wäre, was sie auch in dem Interview zugibt. Daher ist auch das Argument mit der "HH-Einheitstraufe am Alex" für die Katz, denn die hätte es ohnehin nicht gegeben. Aber wie gesagt, hier treffen zwei architektonische Weltbilder aufeinander. Das eines Kollhoff, der den Alex "USA-affin" mit "Kronen" ect. plante und das einer Lompscher. In einem Interview mit der BZ hat sie gar "120m" (Oton: wie das Park Inn) als für den Alex angemessen bezeichnet, nur um mit dem Satz abzuschließen, dass der Alex nicht als Immobilienverwertungsort gesehen werden dürfe. Das ist schon ziemlich skurril, denn mit einem Bebauungsplan für 8 Hochhäuser ist der Alex defakto ein Immobilienverwertungsort. Als würde man vor dem Bau eines Schwimmbads davor warnen, dass es nass werden könnte. So wie ich den letzten Satz lese, hätte sie am liebsten gar keine privaten Entwickler gehabt. Interview in der BZ

    Mit Geisel, Giffey und Kahlfeldt haben wir deutlich vernünftigeres Personal, das den Alex dennoch behutsam behandeln wird. Dieser modus operandi ist, nach allen Quereleien, schon in Ordnung. Die Entwicklung mit den 3 im Bau befindlichen HH wird den Druck auf weitere HH nur erhöhen. Die Stadt muss in größeren Zeiträumen gedacht werden.


    Der Vergleich mit Frankfurt ist aber nicht fair. Die Stadt hat sich früh als HH-Standort deklariert und beworben. Darüber hinaus sind auch die entsprechenden Mieter vorhanden, die von der HUB Funktion Frankfurts in Sachen (Flug)Verkehr, (Internetknoten)Infrakstruktur und (Finanz)Politik angezogen werden (und hinter den Kulissen entsprechend viel mehr Druck auf die Politik->Amtsträger ausüben können). Zwar sieht die Stadt mit ihrer Skyline klasse auf Fotomotiven aus (nicht ohne Grund ist Frankfurt die meistfotographierte Stadt Deutschlands), aber ich würde die engen Gassen, schmalen Straßen und dörflichen Stadtvillen nicht gegen den Berliner Traufhöhen-Blockrand tauschen wollen.

    Kollhoffs Vision hätte die "Traufe" zum Bindemittel der variierenden, sich abstufenden Gebäude gemacht.

    Genau auf den Punkt. Kollhoff sah die Notwendigkeit der Fernsehturmkugel nicht zu nahe zu kommen, ebenso wie die Linken unter Lompscher, unter dessen Initiative die Reduzierung vorgenommen wurde. Nur war sein Ansatz mit Gebäuden, die zwischen 130 und 150m einen verjüngenden Abschluss bekommen, deutlich differenzierter und durchdachter. Es gibt eigtl. nur zwei Möglichkeiten warum man das geändert hat.


    a) Man ging davon aus, dass die Investoren diesen Plan nach unten hin skalieren würden, also zwischen 110 und 130m mit Verjüngung bauen.

    b) Man wusste, dass die Investoren nach Reduzierung nur noch "Vierkantbolzen" bauen würden und goutierte dies, wollte womöglich gar diesen "ParkInn-Klone" Look am Alex herbeiführen.


    Eine "Traufhöhe im Hochhausformat" ist grundsätzlich unsinnig, es sei denn, man möchte die Postkartenmotive versauen. Hochhäuser variieren sowieso je nach Perspektive und räumlicher Nähe zu den Gebäude untereinander und aus der Fußgängerperspektive dürfte es fast unmöglich sein, dass am Ende zwei Türme am Alex "gleich hoch" aussehen, egal wo man steht. Das wird, wie gesagt, vor allem aus Luftperspektiven, also auf allen Fotomotiven, die das Zentrum Berlins zeigen, auffallen. Meine Theorie ist daher, dass Lompscher tatsächlich ihrer ideologischen Ausbildung in der Bauakademie folgend, auf Teufel komm raus durchsetzen wollte, dass der Alex stilistisch nicht "aus dem vom ParkInn gesetzten Rahmen" fällt und als originärer "DDR-Stadtplatz" und ganzer Stolz der damaligen Verantwortlichen (unter denen sie gelernt bzw. dessen Bücher sie im Studium gelesen hat) nicht nur in Bezügen, sondern möglichst in Gänze erhalten und kongruent mit diesem architektonischen Geist weiterentwickelt wird.

    Eben das wollte Kollhoff nicht! Seinem Plan lag ein Abriss fast aller DDR-Gebäude zugrunde und ihm schwebte irgendwas zwischen ArtDeco- und US-amerikanischer Internationale vor. Das konnte eine Lompscher gar nicht hinnehmen, dass am Alex am Ende lauter kleinere "Rockefeller Center" entstehen. Die Ärmste hätte doch vor Alpträumen kein Auge mehr zubekommen. Eine Frau Lüscher, die zwar ideologisch sicher nicht in der DDR beheimatet, aber aus einer eher minimalistisch ausgerichteten schweizer Architekturschule stammt, dürfte nicht begeistert gewesen sein (sie hat die Hinweise von z.B. Kleihues, dass die Investoren keinen Spielraum für Verjüngungen mehr hätten meines Erinners nach z.B. auffällig unkommentiert gelassen) , konnte sich aber letztlich mit den Zielen im Sinne einer weniger "auftrumpfenden" Architektur solidarisieren. Kahlfeldt möchte denke ich vor allem eines momentan und das ist keine Kontroversen mehr produzieren, zumindest vorerst. Sie hat auch keinen unmittelbaren Handlungsdruck den Alex betreffend, denn die HH sind ja bereits durchgeplant und im Bau. Bis der zweite Covivo oder die TLG-HH konkret werden, dürften noch 2-3 Jahre vergehen, denke ich. Ich glaube es zwar nicht, aber evtl. kommt Hines vorher aus den Löchern, dann könnte es nochmal spannend werden. Ich denke, sie wird hier erstmal abwarten und sich um andere Projekte wie den Molkenmarkt kümmern.

    Erkundige dich bitte bei den Tausenden von Bewohnern sanierter "Plattenriegel" über den Grad der "Entkernung". Da musste nicht eine Wand rausgerissen werden (vielleicht mal abgesehen von der Gipskartonplatte im Bad zur Erneuerung des Sanitärstrangs), im unveränderten Fahrstuhlschacht steckt heute ein handelsüblicher Aufzug, der Ersatz für eine kaputte Tür war im Baumarkt um die Ecke zu finden.

    Ich rede von einer Modernisierung u.a. der "Puppenkisten-Grundrisse" und du argumentierst damit, "man müsse ja keine Wand rausreißen". Ich wohnte selbst einige Zeit in einem in den 90ern sanierten Plattenbau, WHH-GT Typ. Die Deckenhöhe beträgt mickrige 2,48m. Heizungsrohre sind frei in der Luft verlegte, unisolierte, blanke Strahlrohre, die gerne mitten in der Nacht ein Pfeifkonzert veranstalten, wenn zwei drüber einer aufdreht. Das gilt natürlich nur, wenn die gesamte Heizungsanlage nicht ausgefallen ist. Die Gebäude haben trotz ~150 Wohnungen keinen Keller. Nein, die Türen kann man nicht von der Stange im Baumarkt kaufen, wie andere, nach DIN genormte Türen. Google selbst und finde eine Tür mit Breite 68cm und Höhe 195cm, die nicht als Sondermaß angefertigt werden muss und entsprechend teurer ist. Auch die Türschlösser passen nicht (der Schließkasten der in die Tür geschoben wird), dafür hat sich eigens ein kleiner Gebrauchtmarkt an DDR-Schließkästen entwickelt. Das Schreiben vom Vermieter zu dem wo alles Asbest drin sein könnte, hab ich auch noch irgendwo. Die Aufzüge sind hier aber scheinbar zu DIN kompatibel und modern. Natürlich kann man die WHH-GT Typen horizontal sanieren, das wurde z.B. hier (das hintere schwarze HH, nicht der Neubau vorne) vor einigen Jahren auch recht vernünftig gemacht. Aber aufgrund der baulichen Grundmängel (kein Keller, niedrige Decken, Schallübertragung usw.) schwer aufwerten.


    Die Kachelfassadenriegel von der WBM nahe Alex im speziellen haben Deckenhöhen von etwa 2,70m, bieten etwas mehr Luft nach oben, aber leiden noch stärker als die WHH-GT Typen unter zu kleinen Zuschnitten der Zimmer, die allesamt relativ quadratisch angelegt, maximal etwa 3x3,5m betragen.

    Warum man die uralten "Kleiderschrank-Aufzüge" nicht modernisiert, weiß ich nicht. Ich vermute schon, dass ein Austausch entweder tiefgreifende Einschnitte ins Gebäude oder sehr teure Spezialanfertigungen zur Folge hätte, die man offenbar scheut. Grundsätzlich sind die Wohnungen selbst abgesehen davon vor einigen Jahren moderat saniert worden. Die Badzellen sind z.B. auf üblichem Standart (große, weiße Kacheln) neu gemacht worden. Da ist nix schmuddelig oder heruntergekommen, aber die Wohnungen entsprechen keinem auch nur moderatem Baustandart mehr. So sind z.B. beide Typen unfassbar hellhörig. Läd sich der Nachbar zwei Freunde ein, hörst du ein ständiges Gemurmel. Bohrt der Nachbar fünf Stockwerke tiefer drei Löcher in die Wand, kippst du vor Schreck aus dem Stuhl. Hast du nur einen einzigen "Störenfried" im Haus, sei es ein schreiendes Kind, ein streitendes Paar, ein Dauerrenovierer oder sonstwas, gibt es kein "entkommen" davor. So etwas lässt sich schwer "wegsanieren", denn entkoppelt abhängen kann man die ohnehin schon niedrigen Decken kaum. Hierfür wären wohl mindestens 30cm mit Steinwolle o.ä. nötig, um halbwegs Wirkung zu erzielen, wobei ich vermute, dass nicht mal dicke Lagen aus Steinwolle hier was bringen, weil es durch die Modulbauweise mit ungedämpft, ineinandergesteckten Fertigbauteilen, die Wände selbst sind, die den Schall schwingend wie Lautsprecher übertragen.


    Klar kann man das alles auch irgendwie "urig" finden und ggfs mit den Nachteilen leben. Es ist aber nicht mein Plädoyer, diesen städtebaulich so wichtigen Abschnitt zwischen Alex und Strausberger Platz als eine vom Stadtraum abgeschottete art "Enklave" a.k.a. "Puppenkasten-Paradies der Urigkeit" zu konservieren, das darüber hinaus noch nicht mal (mehr) besonders günstig zu mieten ist, weil die Betriebskosten so hoch sind und das durch eine Aufwertung kaum "gentrifizieren" würde, aber städtebaulich enorm profitieren könnte. Mein Plädoyer ist diesen Abschnitt stück für stück in die Zukunft Gegenwart zu befördern. Der Hinweis mit der Entkernung ist hierbei ein Zugeständnis an die Mieter, um diesen Prozess so gestalten zu können, dass sie dort ihre Wohnungen erhalten- und mit größeren Grundrissen, Deckenhöhen, modernen Aufzügen, Schallschutz nach DIN usw. wiederbekommen könnten.

    Die DDR hat vor allem unter dem Zwang notorisch klammer Kassen gebaut! Selbst wenn man die Ideologie mal völlig ausklammert und so tut, als wäre die DDR ein historisch und ökonomisch erfolgreiches, multinationales Projekt -sagen wir mal, "Die Hanse" gewesen. Wäre "die Hanse" notorisch klamm gewesen und hätte zentral Hamburg mit Billigplattenriegeln und Fliesenkachelbehelfsfassaden vollgeklatscht, glaubt jemand, die Hamburger würden die Stadt heute "ihre Perle" nennen?! Oder dass sich eine Hamburger Fanbasis gegründet hätte, die mit Bannern und Parolen dafür kämpft das alles erhalten zu wollen?

    Ich habe schon öfter ausgeführt, dass man den Teil der DDR-Gebäude, der auch tatsächlich noch weitgehend ohne Abstriche mit verhältnismäßigem Einsatz von Mitteln -im Sinne der DDR Planer- gebaut werden konnte, erhalten sollte. Das sind dann auch die Gebäude, die tatsächlich eine gewisse architektonische Qualität mitbringen, also am Strausberger Platz und Frankfurter Tor, bzw. dazwischen. Zwischen Strausberger und Alex sollten die Parzellen sukzessive wieder in den Blockrand überführt und nachentwickelt werden. Evtl. kann man die Plattenriegel erhalten und integieren, das weiß ich nicht, da müssten sich dann Architekten die Köpfe drüber zerbrechen, wie man diese schmalen, langen Riegel mit ihren Puppenkisten-Grundrissen in die moderne Welt überführen kann. Man muss wissen, dass dort alles nach "DDR-Norm" gebaut ist und quasi nichts aus der normalen Welt passt. Die Türmaße, Klinken, Aufzugschächte ect. Nichts davon erfüllt baurechtliche DIN-Normen. Die Dinger müssen bei einer Sanierung sowieso irgendwann quasi mehr oder weniger "entkernt" werden. Diese Chance sollte man m.M.n. nutzen und direkt tabula rasa machen.

    Eine Exfreundin von mir hat in so einem Riegel zw. Strausberger und Alex kurze Zeit gewohnt und ich schwöre es euch, der aus DDR-Zeiten stammende Fahrstuhl, den man mit einer Holztür zuklappt, wie einen Kleiderschrank, war mindestens einmal alle 1,5 Wochen kaputt. Ich will gar nicht wissen was die WBM dafür ausgibt, allein diese Aufzug-Dinosaurier zu warten und zu reparieren. Das zahlt ja alles der Mieter über die Betriebskosten mit. Deshalb war die Wohnung am Ende (trotz Puppenkisten Grundriss und Kleiderschrank-Aufzug) am Ende auch vergleichsweise teuer und sie ist nach 1-2 Jahren wieder ausgezogen, weil es besseres gab für das Geld. Aber Modernisierungen und Neubau-Ersatz von DDR Riegeln sind kapitalistisches Teufelszeug für die Berliner Linke. Absurd.

    Ich habe geschrieben, dass ich eine Impfpflicht derzeit ablehne und allgemein unsicher wie, welche Maßnahmen man derzeit ergreifen sollte. Was willst Du eigentlich von mir?

    Du reagierst zuverlässig empfindlich, wenn du dich in eine Ecke gestellt fühlst. Es ist aber überhaupt nicht meine Intention irgendjemand zu "pro-" oder "anti-" Positionen zu drängen. Mit den Hinweis auf Precht&Lanz wollte ich der Diskussion lediglich weiteren Nährboden verleihen, weil ich -naiv wie ich bin- dachte, du schaust dir das an und könntest aus deiner Perspektive etwas dazu sagen. Precht (und durchaus auch Lanz) ist ja hierzulande bekannt und geschätzt als Kommentator kritischer Zeitfragen. Wenn ich auf etwas aus war, dann also eher auf eine art kurze "Kritik/Review" dieser Sendung, aber seis drum.

    Ich verstehe nicht mal, wo genau die Trennlinie zwischen Precht und Lanz liegen soll. Für mich ist das ein offenes Gespräch, wo Lanz logische Nachfragen stellt - kein Streitgespräch, wo er eine Position mit allen Mitteln verteidigt [...] Auch wenn ich seiner Partei nicht nahe stehe, würde ich mir einen Gysi übrigens gerade aktuell auch sehr in der Berliner Landespolitik wünschen - und sei es als Oppositionsfigur. Der hat jedenfalls mE noch den politischen Instinkt

    Ja, natürlich ist es ein offenes Gespräch. Ich habe auch nicht behauptet, es würde sich um ein "Streitgespräch" handeln. Das mit dem "näher bei Lanz", was er in den falschen Hals bekommen hat, war vor allem als Incentiv bzw. als "Nudge" gedacht, damit er sich die Sendung anschaut.


    Zu Gysi: Danke, ich schau mir das gleich an. Gysi ist grundsätzlich unglaublich schwer einzuschätzen für mich (was irgendwie auch für ihn spricht). Vielleicht kann ich daraus was mitnehmen.

    Würde Kant jetzt also finden, ich dürfe mich nicht impfen lassen, weil das staatlichem Willen entspricht? Nein. Denn ich tue damit gewiss nichts Sittenwidriges, und wenn es meiner eigenen Maxime entspringt, ist der staatliche Wille sogar sekundär (siehe oben).

    Es geht weniger um den "staatlichen Willen" (theoretisch ist dieser ja auch Ausdruck des Souverän) bzw. darum, das dieser irgendwie "verdorben" wäre, sondern im Kern um das Beispiel mit dem Bundesverfassungsgericht und dem Flugzeugabschuss, welches du aus deiner Argumentation ausgeklammert hast. Der Staat darf kein Leben gefährden, um ein anderes zu retten. Wenn der Staat eine Maßnahme per Pflicht durchsetzen will, die potentiell (Impf)Schäden an Leib und Leben verursachen könnte, dann ist das vor dem Hintergrund Kants quasi ein "heißes Pflaster" auf das er sich begibt und es bedarf besonders guter Erklärung über die Folgen, sowie besonders hoher Sensibilität gegenüber z.B. Kindern, sowie besonders hoher Sensibilität gegenüber Menschen, die aus welchen Gründen auch immer Angst/Sorge vor einer Impfung haben (die sollen ja von innen zur Einsicht kommen, nicht durch Zwang). Ich finde das größtenteils nicht mehr "sensibel" wie hier vorgegangen wird. Die Verkürzung des Genesenenstatus, völlig willkürlich. Die Risiken für Kinder -> nicht annähernd hinreichend erforscht, egal, wir Erwachsenen haben keinen Bock mehr also rein mit den Nadeln. Die teilweise fast schon ans Mittelalter erinnernde an den Pranger stellung von Menschen, die sich skeptisch oder (schlimmer) gar kritisch gegenüber Maßnahmen/Impfungen zeigen. usw.

    Richard D. Precht hat sich zu dem Thema ein "Streitgespräch" mit Lanz geliefert, das ich sehr interessant fand. Ich bin absolut bei ihm. Du scheinbar eher bei Lanz. https://www.youtube.com/watch?v=Q_xlgN28NDo

    Dass es ein "Opfer" für ältere Kinder sei, sich impfen zu lassen, halte ich dennoch für unangemessen pathetisch. Die größeren Kinder, die ich kenne, wollten alle eine Impfung und haben sie allesamt gut vertragen – wobei sie die Studie aus Neuseeland (die natürlich schon deshalb unhinterfragbar wahr sein muss, weil sie Berlinier in den Kram passt) sicher nicht kannten.

    "Ich kenne ein paar Leute denen ging es immer gut und gebe nichts auf Studien aus Neuseeland", soso. Von mir aus, aber der Vorwurf ich würde diese Studie erwähnen, weil sie mir in den Kram passen würde, hat eine gewisse Ironie vor dem Hintergrund Lauterbachs mit seiner Genesenenverkürzung, wo er sicher auch Studien zu gelesen hat von.. "irgendwoher".

    Ich hoffe die hochwertig gepflasterte Freiraumgestaltung legt Wert auf eine gute Ausleuchtung - Nicht dass der Wohnpark trotz Umzäunung zum Angstraum mutiert.

    Zumindest die Tiefgarageneinfahrt sieht wirklich gruselig aus. Ansonsten stimme ich weitgehend zu.

    Was mich am meisten abstößt, neben dem Sichtbeton (oder ist das blos Verschalung mit Putz drüber?) der jetzt bereits teils so verwittert aussieht, als hätte man die Blöcke aus dem Führerbunker geschnitten, sind die blanken Maschendrahtzaunbrüstungen. Nicht einmal einen Hund würde ich darin einsperren!

    Immerhin sind die Fensterprofile großzügig. Für die Bewohner sicher von Vorteil, dass Sonne reinkommt. Auch wenn ein Teil wieder durch die Blöcke verschluckt wird.

    Erstens ist ein Sars-Cov-Virus kein Grippevirus, ob milde oder nicht. Zweitens gibt es zwar einige Hinweise darauf, dass Omikron milde bleibt; ob die Sache als Ganze damit ausgestanden ist, bleibt aber in der Wissenschaft umstritten.

    Zu 1. Die Liste der Symptome ist identisch mit denen, die andere (milde) respiratorische Erkältungs&Grippeviren verursachen. Diese zwei Bezeichnungen haben schon immer einen ganzen Korb aus Viren umfasst, der Jahr für Jahr zirkulierte. Zu diesem "Korb" gesellt sich Omikron nun hinzu. Welchen Grund gibt es hier eine neue Bezeichnung einzuführen und wie soll die lauten? Omikrongrippe?


    zu 2. Dazu müssten wir erstmal eine Definition von "ausgestanden" festlegen. Für mich ist das der Fall, wenn sich die Bundesrepublik nicht in einer akuten Versorgungskrise auf den Intensivstationen befindet oder dieses unmittelbar droht. Problematisch wird es, wenn der Staat glaubt, jeden ü60 jährigen Impfunwilligen, der das Kunststück vollbracht hat, bis dato noch nicht genesen zu sein mithilfe von freiheitseinschränkenden Maßnahmen, die letztlich dem ganzen Land schaden dazu drängen will, sich impfen zu lassen, damit er hoffentlich, wenn alles gut geht, eine geringere Chance hat auf einer Intensivstation zu landen und gegebenenfalls dort eine Pflegekraft einspart, welche die Bundesregierung(en) durch Mißwirtschaft, Korruption und Pflegeimpflicht vorher aus dem Job gemobbt hat. Delta ist in Großbritannien übrigens auf unter 1% gefallen. Die enorme Ansteckbarkeit bei gleichzeitiger Milde verdrängt die älteren, gefährlicheren Formen und eine Genesung immunisiert zusätzlich gegen sie. Weil ein Virus nicht gleichzeitig enorm viel ansteckender und enorm viel pathogener werden kann, ist es extrem unwahrscheinlich, dass was schlimmeres und noch stärker verbreitbares als Omikron auftaucht.

    Kant will, dass man autonom, also aus einer selbstgesetzten Pflicht heraus handelt. Die Frage wäre also, ob ich eine Maske tragen und mich impfen lassen sollte - unabhängig von der Rechtslage.

    Das bringt es auf den Punkt. Eine "selbstgesetzte Pflicht" kann nur aus der inneren Einsicht heraus kommen. Sie kann nicht mit Maßnahmen erzwungen werden. Wieviele Menschen haben sich impfen lassen, einzig, weil sie sich von den staatlichen Zwängen befreien wollten? Das dürfte ein nicht unerheblicher Teil sein. Ist das im Sinne Kants?

    Und lass mich nicht von den Kindern anfangen. Aktuelle Studien aus Neuseeland ergeben keinen Unterschied in der Virenlast bei infizierten Jugendlichen unter 17 Jahren mit- und ohne Impfung. Das Risiko einer Impfnebenwirkung bei diesen Jugendlichen ist nicht = 0 (so wie die Wirkung)! Wo es genau liegt werden wir eines Tages erfahren. Als Kind würde ich nicht wollen, dass man mich einem Krankheitsrisiko aussetzt (wie hoch oder niedrig es auch am Ende sei), um ein Krankheitsrisiko zu verhindern, dass vor allem die älteren Erwachsenen betrifft. Wie ist das im Sinne des kategorischen Imperativs einzuordnen? Einen Schutzbefohlenen einem Risiko auszusetzen, um eine Wirkung für sich selbst zu generieren? Ist das noch Kant oder sind wir da nicht schon bei Nietzsche?

    Leider zeigt auch diese Krise wieder, dass Deutschland zunächst dringend seine Verwaltungen modernisieren und ertüchtigen muss, damit man überhaupt noch effektiv arbeiten/regieren/verwalten kann.

    Dänemark hat das modernste Gesundheitssystem der Welt, inklusive elektronischer Patientenakte usw. mit allem wovon wir seit Jahrzehnten träumen.

    Ich bin froh, dass wir das (noch) nicht haben. Vor Daniel Düsentrieb im Gesundheitsministerium, der täglich auf neue warnt, dass morgen eine Tsunamiwelle "frisch Genesener" auf den Intensivstationen einschlagen könnte, möchte ich nicht "gläsern" sein.

    Ich bin auch froh darüber, dass die absurde Scharade um eine allgemeine Impflicht aller Vorraussicht nach daran scheitern wird, -wenn die Deutschen schon zu konfirmistisch, anmaßend und geschichtsvergessen ihrer größten Denker sind, um von allein auf den Trichter zu kommen, dass sowas in einer freiheitlichen Demokratie nichts zu suchen hat. Im (vor allem englischsprachigen) Ausland hat man die Impfpflicht-Debatte hierzulande übrigens mit großer Befremdung wahrgenommen. Zusammen mit dem peinlichen Eiertanz die Ukraine betreffend, dürfte diese Administration die Erste seit langem sein, dessen "Bekenntnis zur freiheitlichen, westlichen Werteordnung" in der internationalen Betrachtung, vor allem unserer transatlantischen Verbündeten, deutliche Bruchstellen bekommen hat. Dänemark hat am 01.02.2021 alle Coronamaßnahmen aufgehoben. In Deutschland wird aktuell gefordert, den Ausnahmezustand bis über den 19.03.2021 hinaus zu verlängern. Zwar heißt das nicht, dass auch die Maßnahmen darüber hinaus bleiben, aber es sieht aktuell ziemlich danach aus.


    Die Deutschen sind stolz auf die "Pflichtethik eines Immanuel Kant". Dabei beurteilt Kant die "moralische Wertung" einer Handlung nach der Handlung selbst, nicht nach dem Ergebnis. Was hätte er wohl zur Impflicht gegen ein mittlerweile nur noch mildes Grippevirus zu sagen? Wir wissen es nicht. Aber es gibt Hinweise. In seiner Erklärung zum kategorischen Imperativ stellte Kant zwei wichtige Regeln für "Handlungsmaxime" auf.

    1. Es bedarf der widerspruchsfreien "Denkung" als allgemeines, öffentliches Gesetz.

    2. Der Wille/Ausdruck dieser Handlungsmaxime darf sich nicht selbst im Weg stehen.


    Wenn man ehrlich ist, sind beide Punkte nicht erfüllt. Nicht nur, dass beide Formen der Impflicht, allgemein und die für Pfleger gesellschaftlich hoch umstritten und die Ausformulierung als Gesetz so fern von "widerspruchsfrei" ist, dass ein Söder, sowie die Kassen und Gesundheitsämter mittlerweile offen dagegen rebellieren. Auch der zweite Punkt wird nicht erfüllt, denn das Gesetz steht sich offenkundig selbst im Weg. Ziel ist es die Versorgung der Patienten zu verbessern. Wie kann dieses Ziel erreicht werden, wenn man Teile des Personals rausschmeißt?!


    Das Bundesverfassungsgericht hat mit Hinweis auf Kants Pflichtethik einmal den Fall durchgespielt, dass ein Flugzeug entführt würde und über einem Wohngebiet zum Absturz gebracht werden sollte. Kern der Untersuchung war, ob ein Abschießen in der Luft gerechtfertigt wäre, um wenigstens die Menschen am Boden vor dem Einschlag zu retten. Das Gericht kam -unter Bezug auf Kant- zu dem Schluss, dass ein Abschuss als Mord zu werten wäre und in keinem Fall gerechtfertigt wäre. Der Zweck heiligt nicht die Mittel. Oder: Es gibt kein richtiges Leben im falschen

    [..], aber um keine billigen Kisten mehr zu produzieren, muss man nicht historistisch bauen.

    Da würde ich gerne mal ein paar Beispiele sehen, um abschätzen zu können was dir so vorschwebt.

    Mir fallen hier die Nöfer-Gebäude in der Paulsternstr. ein, die er für die WBM "günstig" entworfen hat. https://www.noefer.de/en/projekte/paulsternstrasse/

    Und was finden wir hier, abgesehen von dem obligatorischen "Billigkisten-Putz"? Gesimse, eine Akzentuierung der Traufe und immerhin eine Handvoll Klinker (bzw. Riemchen oder sowas). Nach deiner Lesart, hat Nöfer hier "historistisch-günstig" gebaut oder geht das noch als "zeitgenössisch" durch oder sind die Paulstern-Nöfers gar "zeitlos" und wenn ja, warum? Sind diese "historisierenden" Merkmale nicht genau das was die Paulstern-Nöfers von so ziemlich jeder anderen 0815-Kiste abheben? Was wäre von den Gebäuden ohne denn noch übrig?