Beiträge von Zadar

    Bei der Betrachtung von monumentalen NS-Repräsentationsbauen wie z.B. dem Detlev-Rowedder-Haus habe ich den Eindruck, dass die Verhältnisse zwischen Vertikalen und Horizontalen unproportioniert sind, zugunsten der Vertikalen.* Und dass das nicht durch andere bauliche Akzente gegengewichtet wird. (Sockelgebäude z.B.)


    Doch trotz der betonten Vertikalen wirkt der Bau enorm schwer, klotzig und statisch und lässt keinen Bezug zu seinem Inneren zu, er nimmt sich nicht zurück bzgl. seiner (sachlichen) Funktionalität (Ministerium), sondern repräsentiert das, was er repräsentieren soll: Macht des Regines gegenüber dem eingeschüchterten Bürger, so kommt es mir vor, nachdem ich nun mehrere Gebäude aus der Zeit verglichen habe.


    Unterstützt wird dieser Eindruck durch die Verwendung des Natursteins, dessen Farbigkeit - ein stumphes Grau - weder etwas nach außen Leuchtendes noch nach Innen Transparentes hat. Der Blick wird einfach geschluckt.


    In der oben verlinkten Magisterarbeit wird ziemlich gut dargestellt, dass die NS-Machthaber sich architektonisch auf preussische Repräsentativbauten beziehen wollten, allerdings in deren Weiterführung was neue Monumentalität angeht, die Moderne aber wiederum als "Undeutsch" abgelehnt wurde. Stattdessen die Antike zitiert wurde als Vorbild für das angetrebte Großreich.


    Das ist letzlich genau mein Eindruck bei diesem Bauwerk, nämlich dass es weniger ein Vertreter des Baustils der Moderne und auch nicht des Klassizismus ist, sondern viel eher ein ziemlich vulgärer und grober direkter Rückgriff auf die Formsprache der antiken Klassik ist.
    Ist nur mein Eindruck, also keine Fachmeinung.



    *bzgl. der Fassadenaufteilung

    Ich bedanke mich erstmal für diese Rückmeldungen, möchte mir die Verweise/Beispiele in Ruhe ansehen. Den Nazis war ja grundsätzlich zu eigen, dass sie sich hinsichtlich ihrer "Kultur" aus allen möglichen Töpfen bedienten, so auch offenbar architektonisch, ohne tatsächlich dabei einen Stil zu kreieren.


    Hab übrigens zwischendurch noch ein paar andere Beispiele gegoogelt, man landet dabei relativ schnell auf rechtsradikalen I-Seiten...

    Alles was ich schreibe ist meine subjektive Sicht, da geht es mir wie allen anderen :)



    Batō:


    Ich verstehe deine Hinweise zur zenralen nationalen wie internationalen kulturellen Bedeutung der Museumsinsel und teile sie natürlich.


    Meine Überlegungen zum "offenen Raum" explizit an diesem Platz sollen dazu gar kein Gegenargument bilden sondern eher einen anderen Aspekt der Bedeutung dieser besonderen Stadtgestaltung an diesem besonderen Ort hinzufügen. Reflektion über die Wirkung von Historie nicht nur durch ihre museale Ausgestaltung resp. in diesem Fall Rekonstruierung, sondern im Hinblick auf das Individuum, die Stadtgesellschaft und ihrem lebendigen Anteil an der eigenen Geschichte, zumal wenn es die der deutschen Geschichte des 19./20. Jhdts. ist.


    Vielleicht klingt das alles etwas spinnert, aber ich gebe das wieder, was ich selbst empfunden habe an diesem Ort, nämlich: lass mir Platz, ich möchte nachdenken, in der Betrachtung der Gebäude, die ich um mich herum sehe.


    Man hätte etwas wagen können an diesem Ort, das nicht nur durch rein architektonische Gesichtspunkte gewichtet gewesen wäre.


    Aber wer weiß, wie letztlich die Aussage dieses Platzes nach Fertigstellung des HF sein wird. Ich fürchte sie wird sein: seht her - ein Schloss.


    "Aus meiner Sicht war diese Weite, der leere Raum dann doch deutlich zu offen und undefiniert; als ob etwas gefehlt hat um den städtischen Raum (vor allem in Bezug auf Altes Museum und Lustgarten die sich ins Leere wandten) zu begrenzen."


    Dieses Argument verstehe ich - "zu" offen und undefiniert.



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    "dass Diskussionen wie diese auch in diesem Thread stattfinden können"


    gut.

    Nun, das Stadtschloss als zentraler Bezugspunkt - architektonisch und politisch - ist Vergangenheit.


    Das Humboldtforum wird seinen Platz einnehmen und diesen Teil der deutschen Geschichte in der Außenfassade "zitieren".
    Die Komplexität der Zeit der Teilung Berlins wird dadurch - am zentralen Ort - zugebaut, mit preussischer Fassade. Dadurch entsteht aus rein stadtplanerischer Sicht zwar wieder ein Bezugspunkt, von der Aussage aber letztlich nicht, oder eine falsche.


    Daher wäre mir der freie Raum lieber gewesen. Die umliegenden Gebäude finde ich ihrer Wirkung für sich sehr stark und spannungsvoll im Gegenüber, das aufzugreifen und den leeren Raum dem Betrachter zur Verfügung stellen, der die "leere" Mitte dann selbst füllen kann.
    Dann ist der individuelle Betrachter der zentrale Bezugspunkt.


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    Es hat mir jemand auf meinen Beitrag #241 oben testiert, ich würde das Thema im falschen Thread bringen.
    Nun bin ich ganz neu hier und habe das bereits bestehende Thema aufgegriffen. Da finde ich es schon höflich und freundlich darauf hinzuweisen worin jetzt genau mein Fehler besteht, bzw. mich darauf hinzuweisen, wo mein Beitrag eigentlich zu platzieren wäre.


    Dass das Thema darüber hinaus in diesem Forum schon oft diskutiert wurde - was soll ich mit dieser Aussage anfangen?
    Ich denke, es ist ein Merkmal von Internet-Foren, dass sich Themen oft wiederholen, man kann sich vielleicht für neue Aspekte interessieren oder es lassen. Aber die Themenwiederholung allein zu bewerten, finde ich schulmeisternd.

    Mal eine Frage an die Experten:


    ich hatte neulich eine Diskussion mit einem Berliner Stadtführer, wir sprachen über das Detlev-Rohwedder-Haus (heute Finanzministerium, ganz früher NS-Reichsluftfahrtministerium).


    Ich meinte, die NS-Ästhetik würde einem bei diesem Bau direkt ins Gesicht springen.
    Er wandte ein, dass man das Gebäude durchaus als Neo-Klassizistisch resp. in Teilen der neuen Sachlickeit zuordnen könne.
    Ist das so? Gründet meine Anmutung lediglich auf dem historischen Wissen um die politischen Umstände (und wäre somit unsachlich) oder gibt es bestimmte bauliche Aspekte und/oder Stilelemente die man ausschließlich dem NS zuordnen kann?

    Willkommen im Forum, aber "zugekleistert" hat nun wirklich nichts mit gemäßigt zu tun.


    Das gibt's dort bereits: Spree, Rathaus- und Marx Engels Forum.



    Hast Recht mit "gekleistert".


    Ich war 2012 da, als noch grüne Wiese dort war, die Perspektive aus der Musikschule heraus war umwerfend, genauso ging es mir mit dem Blick aus Richtung Lustgarten in umgekehrte Richtung.


    Die Situation Rotes Rathaus (archäolog., Alex) und Marx-Engel-Forum ist für mich eine andere als hier, hier empfinde ich mehr "Mitte" und einen solchen Ort zum Nachdenken, zum sich konzentrieren, hätte ich gut gefunden, in der Mitte der (Bau-)Geschichte.
    Aber das ist natürlich sehr subjektiv.


    Aber mal sehen wenn das HF fertig ist, vielleicht ändere ich meine Meinunug dann :)

    Mut zur Lücke

    Hallo zusammen,


    ich bin neu hier und das ist mein erster Beitrag.



    Meine Gedanken zum Humboldtforum:


    ich hätte es im Hinblick auf die Geschichte der Stadt Berlin, sowie die deutsche Geschichte insgesamt klasse und mutig gefunden, wenn dieser Platz gar nicht bebaut worden wäre, die Perpektiven auf die umliegenden Gebäude verschiedener Epochen der deutschen Geschichte frei geblieben wären. Luft und Raum im Zentrum der Stadt, schön bepflanzt und ein variabler Ort für Veranstaltungen und Begegnungen - und des Nachdenkens!


    Die Kunstsammlungen hätten sicher auch einen anderen repräsentativen Ort finden können.
    Dass dieser Platz nun ausgerechnet mit einer historisierenden Hohenzollernfassade zugekleistert wird, halte ich für historisch höchst unsensibel, um es ganz gemäßigt auszudrücken.