Beiträge von SchwarzesSchiff

    ^^Oh nein, oh nein! Nicht noch ein Turmklotz!


    Was da auf der Seite von Gruber Kleine Kraneburg zu lesen ist (der Name könnte fast als Zungenbrecher durchgehen), finde ich erschreckend: "Der Hochhauskörper muss zwischen dem Wohnhochhaus Praedium und Verwaltung Deutsche Bahn vermitteln".


    Da wird erst ein Baumassenplan für das Europaviertel erstellt (ich weiß nicht, wie viele Jahre das inzwischen her ist). In den Renderings entstehen für die einzelnen Gebäude ganz einfache Platzhalter (die berühmten aus-der-Luft-Renderings für den Bereich "Boulevard Mitte" sind inzwischen auch schon ein paar Jahre alt). Bei der konkreten Gestaltung der Gebäude werden die Platzhalter Eins-zu-eins kopiert (aka Projekt "Praedium"). Und schließlich berufen sich die Architekten (oder Investoren?) anderer Projekte auch noch auf die umgesetzten Platzhalter.


    Hä? Kann es sein, dass wir hier irgendwo ein echtes Führungsproblem haben? Niemand will mehr gestalten? Jeder will nur noch Begründungen finden, warum er die Gestaltung verweigert?


    Seitdem das Klötzchen des Baufelds 26 Nord zum ersten Mal in einer Planung aufgetaucht ist, ist ja viel Zeit vergangen. Der Zeitgeist hat sich geändert. Vor allem aber sollten in der Zwischenzeit jede Menge Erkenntnisse aus dem fertiggestelltem Bereich des Europaviertels verfügbar sein (und ebenso aus vielen Europaviertel-artigen Projekten in anderen Städten Deutschlands). Wo springt also mal jemand von den Entscheidern auf und sagt "nicht mit mir!"?
    Los! Wir brauchen Gestalter und "Macher". Und nicht nur Politiker-Persönlichkeiten, die ja nichts anbrennen lassen wollen.

    Huch! Ich hatte immer gehofft, dass solch ein Projekt mal in Frankfurt entstehen würde… aber in Bad Vilbel? Ich weiß nicht. Gerade den angeblich so anspruchsvollen, kreativen und städtischen Startup-lern muss man doch einen Raum geben, der sich sehr "mitten drin" anfühlt. Ich dachte immer, der Westteil des Frankfurter Gutleut-Viertels wäre als Standort geeignet oder auch in hochverdichteter Form der Eingang zum Europaviertel.
    (so viel zur Hochnäsigkeit der "Großstädter" gegenüber ihren Nachbarn ;))


    Trotzdem: wenn es so kommt, ist das ein richtig krasses Projekt!

    ^Ja, genau, skyliner, diese Stelle meinte ich. Mit einem sich zum Beethoven-Denkmal öffnenden Durchgang – genau in Richtung der Ecke Mainzer Landstraße / Taunusanlage, am besten mit einer schönen, breiten Treppe und vielleicht sogar mit einem kleinen Platz – könnte hier ein richtig einladender neuer Stadteingang geschaffen werden.


    Naja, irgendwann wird das sicher auch was mit einem Hochhaus dort. Diese Stelle wird stetig eingekreist von Qualität, irgendwann muss da etwas passieren…

    Nachdem ich mir gestern die Umgebung von Opernplatz XIV näher angeschaut habe (mein derzeitiges Lieblings-„under construction“-Projekt), würde ich hier gerne mal was zum „Opernquartier“ schreiben… Ich hoffe, das wird nicht zu off-topic für diesen Thread.


    Es wird langsam sehr schön ersichtlich, wie das Hotel und das benachbarte Wohngebäude für eine Erneuerung der Umgebung sorgen. So oft die Stadtplanung hier im Forum kritisiert wird (in einigen Fällen würde ich mich dieser Kritik auch anschließen), so sehr muss man, finde ich, hier auch einmal die absolut professionelle Arbeit loben, wie das Opernquartier entwickelt wurde.


    Alle drei großen Projekte in der Umgebung (Opernplatz XIV, Goethe 34 und MaRo) passen sehr schön in einen großen Masterplan, mit dem die Doppel-Achse Freßgass/Goethestraße in beide Querrichtungen erweitert wird und die Wallanlagen wieder in die Innenstadt eingebunden werden.


      Beim Goethe 34 beeindruckt mich, wie der Raum westlich und östlich der Neuen Mainzer sehr viel stärker zusammengefasst wird. Der östliche Opernplatz teilt sich nach Osten ganz einfach auf in eine große Gasse (Freßgass) und in eine kleinere Straße (Goethestraße). Diese Weggabelung ist durch das Goethe 34 und seine runde Fassade genau richtig gestaltet. Die städtische Struktur ist intuitiv sofort verständlich. Der Fußgänger-Raum wird gegenüber der früher so dominanten und trennenden Neuen Mainzer Straße deutlich hervorgehoben.


      Genauso wichtig finde ich die Entwicklung des MaRos. Auch hier wird ein einladender Eingang in die Stadt geschaffen und gleichzeitig betont, dass hier das „schicke“ Viertel beginnt. Zudem wird das Opernviertel richtigerweise nach Süden erweitert.


      Am großartigsten finde ich aber das Opernplatz XIV Projekt. Hier gelingt es mit einem einzelnen Bau, die gesamte Umgebung mit aufzuwerten und gleich in drei Richtungen qualitativ hochwertige Verknüpfungen zu setzen. Nicht nur wird der nördliche Opernplatz akzentuiert und eingefasst, nicht nur wird die Bockenheimer (Grün-)Anlage mit der Stadt verknüpft, vor allem wird die Kleine Hochstraße von einem kleinen Seitenweg zu einer wichtigen Stadtverbindung befördert. Zwischen Hotel und Wohngebäude entsteht so etwas wie ein neuer Innenstadteingang, der in der Kleinen Hochstraße seine logische Fortführung findet. Ähnliches gilt für die Kaiserhofstraße. Ganz nebenbei wird damit auch die Hochstraße für Fußgänger wesentlich attraktiver werden.
      Was mir dabei besonders gefällt: Die Lage des Opernplatz XIV ist leicht abseits der Innenstadt, sie gehört eigentlich nicht zu den Lagen, wo eine hochwertige Architektur und Stadtplanung zwingend notwendig gewesen wären (anders als alles rund um die Taunusanlage, als bei den Kornmarkt-Arkaden sowie am Metzler-/Deutsche Bank-Dreieck). Mit dem, was man hier baut, wird eine neue Top-Location Frankfurts erst erschaffen.


    Ich bin echt gespannt auf die fertigen Ergebnisse.


    Was meiner Meinung nach im „Opernquartier“ noch zu tun bleibt, sind drei größere Projekte:

      Das Viertel sollte seine Fühler weiter nach Süden ausstrecken. Wenn entlang der Mainzer Landstraße hochwertiger Büroraum entsteht (Deutsche Bank Campus, Marienturm, Vista, etc.), und es hiermit vielleicht sogar gelingt, den Schwerpunkt des städtischen Business Districts etwas weiter weg vom Westend hin zur Mainzer Landstraße zu verlagern, sollte auch in diese Richtung ein ansprechender Eingang in die Stadt gestaltet werden. Dazu gehört meiner Meinung nach ein Durchbruch zwischen Taunusanlage und Neuer Mainzer am Knick der beiden Wege (ein „Mainzer Tor“) sowie ein renovierter Seitenarm der Taunusanlage als Eingang zum MaRo. Ganz großes Potential steckt wohl auch im Grundstück Opernplatz 4 (das Gebäude südlich des Opernplatzes).


      Nachdem durch geschickte Stadtplanung die Barriere zwischen Bockenheimer Grünanlage und Innenstadt weitgehend beseitigt wurde, sollte auch daran gearbeitet werden, Barrieren der Anlage nach Norden verschwinden zu lassen. Die Bockenheimer Anlage – hier als Straße gemeint – wirkt wie eine Rennstrecke. Die Grünanlage ist hier zum Teil mit einer kleinen Mauer (eine gefühlte „Leitplanke“), zumindest aber mit Gebüschen von der Straße abgetrennt. So sehr dieser Abschottungs-Gedanke verständlich ist (weniger Straßenlärm im Park), so sehr muss man ihn wohl als gescheitert betrachten. Nicht nur objektiv, vor allem subjektiv wird eine solch harte Grenze, glaube ich, als sehr gefährlich wahrgenommen. Im Park gibt es im Ernstfall keinen Fluchtweg in die Urbanität. Zudem wird der Charakter der Straße als Schnellstraße unnötig hervorgehoben. Eine Betonung der senkrecht zur Straße verlaufenden Fußgängerwege und eine gleichzeitige Beseitigung der parallelen Elemente wäre, denke ich, sinnvoll.


      Als letztes mache ich mir noch ein kleines bisschen Sorgen um die Goethestraße. Diese hat sich in letzter Zeit so herausgeputzt, dass sich ihr Charakter deutlich verändert hat. Früher fühlte sie sich etwas lebendiger an: mit ein, zwei Cafés (wenn ich mich recht erinnere), einem MoschMosch um die Ecke und einem nicht ganz so penetrant-luxuriösen Auftreten. Inzwischen wirkt die Goethestraße fast so steril wie ein Einkaufszentrum. Ich bin nicht sicher, ob das der Straße gut tut. Zum einen empfinde ich diesen Luxus-Stil als sehr brutal und dominant (siehe z.B. die Louis Vuitton-Filiale im irgendwie auch sehr protzig wirkenden nördlichen Abschluss des One Goetheplaza), zum anderen könnten Modeketten „knapp unter Luxus“, sowie luxuriöse, jüngere Marken, die einen etwas bodenständigeren Stil pflegen, weiter aus dem Viertel gedrängt werden. Hm, wenn sich aufgrund der hohen Mieten in der Straße außer „Hardcore-Luxus“ nichts rentiert, sollten sich vielleicht die Läden der Straße mal zusammentun und zumindest ein paar Gastronomie-Standorte subventionieren. Im eigenen Interesse. Denn ich glaube nicht, dass eine solche „Monokultur“ als angenehm empfunden wird – auch nicht für die die Zielgruppe dieser Straße.


    Waahhh… sorry, so viel wollte ich eigentlich gar nicht schreiben. Ich finde nur gerade die übergeordneten Themen zur Entwicklung einzelner Viertel oft viel spannender als die Einzelprojekte selbst.

    Ich weiß nicht, wie lange ich jetzt schon epizentrums Bilder angeschaut habe, um mir ein Urteil über dieses Vorhaben zu bilden, aber ich glaube, ich habe jetzt eine Meinung. Endlich.


    Ich finde die geplante Bebauung genau richtig.


    Zunächst einmal finde ich es schön, das Westhafen-Gebiet über die Bahnlinie hinweg zu verlängern. Es macht einen guten Eindruck, wenn Gebietsgrenzen (also die „gefühlten“ Grenzen, wo das eine Quartier aufhört und das nächste anfängt) nicht von Straßen oder Bahnlinien bestimmt sind sondern Straßen oder Bahnlinien ganz natürlich durch ein Gebiet mit konsistenter Ausstrahlung hindurchführen.


    Ich finde auch, dass an dieser Stelle ein geeigneter Platz ist, um einen Hochpunkt zu setzen. Hiermit wird der westliche Abschluss des Westhafengebiets sehr gut markiert. Ein einzelner Hochpunkt als Markierung des Westhafen-Endes korrespondiert auch schön mit der östlichen Markierung durch den Westhafen-Tower. Und selbst die auf den ersten Blick ungewöhnliche Wahl eines „stehenden“ und eines „liegenden“ Häuschens ergibt Sinn. Vom Westhafen aus nach Westen wird die Bebauung weniger dicht und franzt mit dem liegenden Gebäude schließlich ganz aus. Das ist wie ein Fingerzeig zum Sommerhoffpark. Mit dem geplanten Ensemble streckt gleichzeitig der Westhafen einladend seine Arme aus und es wird ein Übergang in den Park geschaffen.


    Das Design der Türm… es ist absolut nicht sensationell, aber es sieht meiner Meinung nach wertig genug aus. Wenn das ganz Areal zwischen den beiden Eisenbahnbrücken leer wäre, wäre hier geeigneter Raum für ein neues Quartier mit qualitativ hochwertiger Architektur. Da hier aber bereits Wohnhäuser und eine Schule stehen, die man sicher nicht abreißen will, kann hier nicht von Null aus geplant werden. So sehr mich das Frankfurter Ideal, immer alles sehr zurückhaltend zu gestalten oft nervt, hier finde ich es passend. Ja, ich würde hier wohnen wollen.


    Das Studentenwohnheim als Lärmschutzriegel zu „missbrauchen“ ist irgendwie… fies. Aber andrerseits den Studenten ein Wohnheim direkt am Main zu bieten, ist sehr schön. Und persönlich kann ich mir nicht vorstellen, dass mich der Lärm von Zügen (anders als von Flugzeugen) sonderlich stören würde. Ich wäre jedenfalls gerne nochmal Student in Frankfurt – mit einem Wohnheim in solch toller Lage und einem fantastischen Campus Westend.


    Ich bin auch sehr zufrieden damit, dass das Studentenwohnheim nicht über den Mainweg hinweg gebaut wird (so wie es in den ersten Planungen wohl vorgesehen war). Ein Gebäude, das sich über einem Fußgängerweg als gefühlter Riegel in den Weg stellt, kann kaum abweisender sein (siehe auch östliche Zeil, siehe auch Alt-Sachsenhausen). Ein einladender Übergang vom Gebiet westlich der Eisenbahnbrücke ins Gebiet östlich davon – und umgekehrt – ist auch wichtig für den Westhafen. Der Westhafen, der eigentlich viel Qualität zu bieten hat, leidet, finde ich, unter schlecht gestalteten Eingängen (vom Hauptbahnhof aus kommend landet man an einer Kreuzung, die man nicht überqueren darf, dahinter ein Platz, der keine Struktur besitzt; von Osten am Main entlang kommend überblickt man überhaupt nicht die Form des Hafens, zudem steht hier ein sehr abweisender Riegel – das Gebäude der „Frankfurter Botschaft“ – im Weg, man hat das Gefühl, hier geht's nicht weiter). Beide Gebiete, östlich und westlich der Brücke haben das Problem, dass sie mit den Main als südliche Begrenzung und dem Bahnhofsvorfeld als nördliche Begrenzung kaum zu erreichen sind. Einladende Eingänge und vernünftige Verknüpfungen zu den wenigen Nachbarsvierteln sind hier, denke ich, extrem wichtig.

    Gerade das mit der Wirtschaftlichkeit verstehe ich nicht so richtig. Wenn man die Mieten von Westend und Nordend mit denen des Europaviertels vergleicht, findet man dort bei gleicher Ausstattung Differenzen von bis zu 50%. Wenn man also an Stelle des Europaviertels ein Nordend 2 gebaut hätte, wäre das letzten Endes doch viel wertvoller für die Besitzer geworden. Natürlich wären die Entwicklungskosten ein bisschen höher geworden, aber würde sich das nicht immer noch rechnen?


    Ich glaube, wir brauchen in Deutschland ein komplett neues Vorgehen bei der Stadtentwicklung (und ich stimme dir zu, LukaTonio, es ist nicht allein ein Frankfurter Problem, die Hamburger Hafencity kann z.B. auch nur durch ihre Location punkten). Die Stadt sollte eine viel ausgefeiltere Planung vornehmen: die komplette Vision eines zukünftigen Stadtviertels – mit Architektur und öffentlichem Raum, die aufeinander abgestimmt sind, und Satzungen, die sichern, dass nach einem bestimmten Stil gebaut wird. Wenn es bei der Grobplanung nur darum geht, wie die Baufelder aufgeteilt werden und wo welche Höhe zulässig ist, kann ja im Kleinen gar nichts Schönes entstehen. Ein Pseudo-Gründerzeitliches Gebäude auf Baufeld 172b eines Neubauviertels würde z.B. komplett absurd wirken, wenn die Umgebung überhaupt nicht dazu passt. Ein super-moderner Zaha-Hadid-Bau neben den Klötzen des Europaviertels - das würde ebenso komisch wirken.


    Ich bin aber auch hier zuversichtlich, dass da langsam ein Umdenken stattfinden wird. Vieles dieser über-intellektualisierten Kunst-Theorie scheint noch aus der bipolaren Welt des Nachkriegsdeutschland zu stammen. Die Unterscheidung vom "Feind" (im fremden und im eigenen Land) musste auch auf intellektueller Ebene stattfinden, also mussten auf dieser Ebene Zeichen gesetzt werden. Extrem intellektualisierte Konzepte in der Musik (wer heute noch gerne Serielle Musik hört, darf sich melden), in der Kunst (gibt es irgendein Werk der modernen Kunst, das man ohne Anleitung verstehen kann?), im Theater (welche Körperflüssigkeit wurde noch nicht ausprobiert?) sind, glaube ich, auch als Folge des Kampfes um die Vorherrschaft ums bessere System anzusehen. Naja, und während andere Kunstformen längst vom Zeitgeist eingeholt wurden – entweder, weil jeder auf der Angebotsseite mitmischen kann (z.B. kann inzwischen fast jeder mit seinem Smartphone Musik machen) oder aber eine breite Nachfragebasis da ist (z.B. kann sich keiner dem Modedesign entziehen) – hinkt da, denke ich, die Architektur und die Stadtplanung naturgemäß noch etwas hinterher. Wenn es eben nur wenige Planer und wenige Käufer gibt, setzt sich das Empfinden der Masse nur sehr langsam durch.


    Trotzdem: ich bin sicher, das wird sich alles zum Besseren wenden. Alte Grundsätze des Städtebaus werden wieder geschätzt werden (ob es nun die Grundsätze der Gründerzeitler sind oder auch asiatische Harmonielehren), man wird erkennen, wieviel Konzept hinter ihnen steht und wie sehr sie zu einer angenehmen Ausstrahlung der Stadt beitragen können. Ornament ist nicht gleich Kitsch, irgendwann wird das jeder verstehen.
    …hoffe ich.

    Was mich am Euroviertel auf genereller Ebene stört, ist die mutlose Gestaltung. Die Architektur der Häuser nimmt sich zurück, weil die Straße der Star sein soll. Die Straße ist zurückhaltend gestaltet, weil das Viertel als Ganzes wirken soll. Jedes Element scheint sich zugunsten eines anderen zurückhalten zu wollen. Und am Ende wundert man sich, was man für einen öden Ort geschaffen hat.


    Das ist nicht nur abweisend, ich glaube, es zielt auch komplett am Zeitgeist vorbei: Beim Modedesign sind elegante Schnitte, klassische Muster und Ton-in-Ton selbst in der Herrenmode angekommen. In der Musik sind Crossover-Titel von Country bis Punk längst selbstverständlich (hier scheint jeder jeden "featueren" zu können). Auch im Grafikdesign sind verspielte Elemente (wie Serifenschriften) in Mode: Das konservative Design der FAZ wirkt plötzlich viel moderner als das Layout von Spiegel und Stern. Ornamente und Verspieltheit passen in unsere Zeit. Und ich glaube auch nicht, dass sich das in einer Gesellschaft, wo sich alles zu vernetzen scheint, so schnell ändern wird.


    Ärgerlich finde ich die mutlose Gestaltung des Europaviertels auch deshalb, weil es letztendlich auch um den wirtschaftlichen Erfolg einer Stadt geht. Unternehmen, die nach den klügsten Köpfen Ausschau halten, müssen ihren Mitarbeitern zunehmend auch ein attraktives Umfeld bieten können. Ein kreativ gestaltetes Europaviertel hätte vielleicht auch das ein oder andere Unternehmen nach Frankfurt locken können (ich weiß, das ist komplett spekulativ).


    Trotzdem: ich halte das Viertel nicht für verloren. Wenn man an den freien Baufeldern tolle Architektur schafft (z.B. mit dem sensationellen Tower 2 – diesen empfinde ich als sehr zeitgemäß – , mit dem Porsche Design Tower (hoffentlich!), ja auch mit The Brick… und vielleicht sogar mit ansprechend gestalteten Wohnhochhäusern auf dem Telenorma-Areal), dann wirken die langweiligen Bauten entlang der Europa-Allee weit weniger dominant. Und wenn man den Europagarten schön gestaltet (entweder nach ganz klassischem Muster oder man schaut sich mal was von modernen Parks und Park-Planungen in New York oder Singapur ab), dann kann, glaube ich, auch hier eine Keimzelle für Urbanität entstehen.

    Axis & Westside Tower

    Auch wenn ich insgesamt wenig mit dem Europaviertel anfangen kann und ich die Formen der beiden Hochhäuser kaum gelungen finde, muss ich doch zugeben: die Türme sind im gesamten Viertel sehr präsent - und das sorgt meiner Meinung nach für eine deutliche Aufwertung. Die Monotonie der Bebauung wird aufgehoben und das Ende des Viertels wird markiert. Die Straßenführung der Europa-Allee wirkt wesentlich weniger beliebig.


    Während die Planung des Viertels auf Mikro-Ebene scheinbar komplett vernachlässigt wurde (wo findet man im Viertel kleine, liebevoll gestaltete Orte?), passt die Hochhaus-Planung auf Makro-Ebene sehr gut. Und wenn das Ensemble aus Messe-Eingang-Turm und Porsche Design Tower eine ähnliche Wirkung haben wird, gibt’s vielleicht doch noch eine Chance auf "Urbanität" (wie auch immer man das definiert) im östlichen Teil des Viertels.

    Die neue Gallus-Anlage ist absolut super! Ich finde es immer wieder komplett beeindruckend, wenn man von der Kaiser- oder Münchener Straße aus auf die Anlage zuläuft und sich eine Mauer aus Hochhäusern vor einem auftürmt (und wenn man hier Touristen belauscht - "wow, this is amazing!", scheinen die ähnlich zu denken). Mit der neugestalteten Anlage ergibt sich eine richtig schöne "Promenade". Hier kann Frankfurt seinen größten Trumpf locker ausspielen: extremer Kontrast auf minimalem Raum. Auf der einen Seite das in sich schon hoch durchmischte Bahnhofsviertel, auf der anderen Seite ein sehr beeindruckender Central Business District. Und dazwischen eine schöne Grünanlage. Sehr, sehr gut… find' ich.
    Ich vertraue darauf, dass Planer und Entscheider verstehen, was hier noch für ein Potential liegt. Eine ähnliche Promenade sollte am besten auch vor der alten EZB entstehen. Und ebenso in der Taunusanlage (hier wären meines Erachtens noch ein paar Fußgänger-Durchbrüche zur Neuen Mainzer sinnvoll - z.B. am "Knick" der Anlage, z.B. als Verlängerung der Neuen Schlesingergasse; vielleicht ist sogar eine Verlängerung der Niddastraße (als Straße) bis zum Main Tower sinnvoll). Es wäre ein ganz fantastisches Stück Innenstadterweiterung, wenn man zwischen Willy-Brandt-Platz und Alter Oper eine "Qualitätabrücke" schaffen könnte - mit der Taunusanlage als großem innerstädtischen Boulevard und mit einer Wand aus Hochhäusern als moderne Form der Stadtmauer.


    Einzig und allein mit den gewählten Laternen bin ich nicht zufrieden. Ich finde, Frankfurt braucht mehr Liebe, Kreativität und Verspieltheit - und nicht wieder irgendwelche rein auf ihre Funktionalität reduzierten Elemente des öffentlichen Raums, die zudem eine vollkommen kühle Atmosphäre besitzen. Außerdem gefällt mir nicht, dass die Lampen nach innen geknickt sind. Das macht den eigentlich schönen mittleren Fußgängerweg zu einem (gefühlten) Gang (ähnlich empfinde ich es oft als nachteilig für den Fußgängerbereich einer Straße, wenn nach innen geknickte Laternen den Straßenbereich zu sehr betonen und der Fußgängerbereich zur Restfläche degradiert wird).
    Laternen, die zum Rasen und zum Weg symmetrisch gestaltet wären, hätten viel eher den Eindruck von Offenheit vermitteln können. Mit etwas verspielteren Laternen hätte man eine angenehmere Atmosphäre generieren können. Aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt…

    Was ich besonders schade finde, ist, dass die Kornmarkt-Umgebung eigentlich eine wichtige Stelle für die Stadtentwicklung ist. Die nördlich gelegene Innenstadt zweigt an zwei Stellen Hufeisen-förmig nach Süden ab: einmal zum Römerberg und einmal zum Willy-Brandt-Platz. Beides sind Orte, die von Fußgängern immer mehr frequentiert werden - der Römerberg bei Fertigstellung des Dom-Römer-Projekts, und der Willy-Brandt-Platz als Nahtstelle zwischen dem aufstrebenden Bahnhofsviertel und der Innenstadt.
    Eine innerstädtische Tangentialverbindung mit qualitativ hochwertiger Architektur und schön gestaltetem öffentlichem Raum wäre hier sinnvoll gewesen - am besten mit einem "Highlight" auf halber Strecke zwischen Römer und Willy-Brandt-Platz: also irgendwo an der Stelle, wo jetzt die Kornmarkt-Arkaden kommen werden.
    Hm…

    Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man bei der Welle noch irgendwas retten kann. Das Ensemble nimmt keinerlei Bezug zur Nachbarschaft (dabei hätte man mit Alter Oper und Rothschildpark gleich zwei sehr schöne Umgebungen gehabt, die man hätte referenzieren können), zum Reuter Weg zeigt es eine absolut abweisende Gestaltung und der Wellen-förmige Weg durchs Karree ist unnötigerweise wie eine Schlucht gestaltet… zudem ergibt er von seinen Endpunkten her überhaupt keinen Sinn (ein Diagonalweg von Nord-West nach Süd-Ost wäre viel sinnvoller gewesen!).


    Eigentlich hätte es an dieser Stelle der Stadt viel Potential gegeben…

    Ich finde das Ergebnis extrem beeindruckend. Zwei zueinander unpassende Elemente zu nehmen (der alte Randteil der Brücke und der nicht ganz so alte Mittelteil) und sie durch das Hinzufügen einer dritten Komponente in einen gemeinsamen Rahmen zu stellen, erfordert eine Menge Sensibilität und Sinn für Ästhetik. Hier werden die einzelnen Zeitschichten weder betont noch kaschiert, sie werden in ein Gesamt-Konzept eingefügt, das vorher noch nicht da war. So wünsche ich mir Architektur in Frankfurt!


    Und selbst von den Laternen bin ich begeistert. Wenn das die neue Standard-Frankfurt-Laterne würde, könnten einige Straßen enorm verschönert werden. Ich bin immer wieder überrascht davon, wie kleine, liebevolle Details für den Eindruck im Großen einen Riesen-Unterschied machen.

    Ich bin echt positiv überrascht vom Maintor-Projekt. Das Areal und seine Bebauung liefern weit stärkere städtebauliche Impulse als ich es mir von den Planungen her vorstellen konnte.


    Mein Zwischenfazit:

      (+) die Skyline
      Auch wenn die jetzt schon entstandenen Hochhäuser nicht besonders hoch sind, tragen sie zu einer dichteren Skyline viel bei. Vom Main aus ab Alter Brücke ostwärts sieht das Hochhausviertel ja sowieso schon aus wie ein einziger Block. Mit den Maintor-Türmen ist auch weiter westwärts zwischen Alter Brücke und Untermainbrücke eine tolle Hochhaussilhouette entstanden. Das WinX-Hochhaus wird diese Ansicht sicher noch weiter verschönern.

      (+) das Hochhausviertel
      Nicht nur wirkt das Hochhaus-Areal dichter, auch wird es als Viertel vom Main aus viel deutlicher wahrgenommen. Die Struktur Bahnhofsviertel ↔ "Stadtmauer" aus Hochhäusern ↔ Innenstadt wird betont. Zum Mainufer läuft das Hochhausviertel mit ein paar weniger hohen Gebäuden sanft aus. Und durch den Tor-Effekt der beiden gegenüber liegenden Hochhäuser wird ein markanter Stadteingang geschaffen.

      (+) die Ost-West-Verbindung
      Mit der wiederhergestellten Alten Mainzer Gasse wird der bisher dominanten Nord-Süd-Ausrichtung der Neuen Mainzer Straße eine Ost-West-Verbindung gegenüber gestellt. Der Eingang in die Alte Mainzer ist von Westen aus sehr ansprechend gestaltet (zumindest auf den Renderings). Hier könnte eine belebte kleine Kreuzung entstehen… und die Neue Mainzer etwas von ihrem Schluchten-Charakter verlieren.

      (+) die östliche und westliche Umgebung
      Ein sehr mutiger Schritt ist es, die Alte Mainzer Gasse nach Osten hin zu betonen - schließlich führt sie hier schnurstracks zu einem der wenigsten schönen Gebiete der Frankfurter Innenstadt. Einerseits werden nun Besucher geradezu in eine Ecke gelenkt, wo die Atmosphäre eher vorstädtisch als großstädtisch ist. Andrerseits wird das Gebiet zwischen Maintor, Römer, Berliner Straße und Main damit langsam aber stetig von Qualität "umzingelt". Irgendwann muss es "aufgeben" und sich aufwerten lassen. Das ist sehr selbstbewusste Stadtplanung. Weiter so!
      Genauso wird die bisher nicht besonders einladende Hofstraße betont und damit - hoffentlich - ein gewisser Aufwertungsdruck erzeugt.

      (-) der Platz an der Weißfrauenstraße
      Als vertane Chance sehe ich es hingegen an, den sehr schönen kleinen Platz nördlich der Weißfrauenstraße (das Rondell vor der Weißfrauenstraße 10) nicht stärker hervorzuheben. Eine Achse - ob Weg oder Straße - innerhalb des Maintor-Areals, die direkt in Richtung dieses Platzes führt, hätte schöne Akzente setzen können - gerade wo klassische Schönheit und Kleinteiligkeit in dieser Umgebung sonst rar sind.

      (-) der Block-Charakter des Portas
      Die Weißfrauenstraße sieht mit dem sehr mächtigen Porta-Block leider auch nicht einladender aus als vorher. Gerade wenn in dieser Umgebung weitere Aufwertungen angestrebt werden, trägt dieser Bau nicht viel dazu bei, Leben an die wichtige Kreuzung Weißfrauenstraße, Berliner Straße, Bethmannstraße zu bringen. Zudem steht er an prominenter Lage. Sowohl von der Berliner als auch von der Bethmannstraße ist er als abweisender Riesen-Block leider gut sichtbar.

      (-) das Design der Hochhäuser
      So wichtig die beiden fertig gestellten Hochhäuser Primus und Porta auch für die Skyline sind, so wenig kann mich deren Design überzeugen. Ein kleines bisschen mehr Ambition wäre hier wünschenswert gewesen. So sehen sie etwas trist (ja, und auch veraltet) aus.

      (+) das Design der Palazzi
      Im Gegensatz dazu finde ich die beiden von Sergio Canton designten Zwillings-Palazzi Puri und Lido (das sind die Palazzi, die nicht am Untermainkai sondern an der Alten Mainzer Gasse stehen) wunderschön - vor allem ihre nach Norden gewandten Seite. Die sehen irgendwie… äh… poetisch und Traum-mäßig aus: gleichzeitig wie Lego-Bauten und wie Sandburgen. Bin gespannt auf die fertigen Gebäude.
      (Überhaupt werde ich immer mehr zum Fan von B & V Braun Canton Volleth Architekten. Auch das von diesem Büro entworfene Mayfarth Quartier am Osthafen wird sicher ein Highlight.)


    Alles in allem also ein recht schönes Projekt. Finde ich.

    Also… das Molen-Hotel wird sicher super. Und der Abschluss des Parks mit den Mini-Wohntürmen auch (das Konzept, Gebäude auf der anderen Seite der Straße gegenüber des Parks zu bauen ist so viel sinnvoller als eine Straße auf beiden Seiten zu bebauen und den Park – oder den Wald oder die Wiese – hinter der Bebauung zu verstecken).


    Wo ich aber Probleme sehe, ist bei den Riegeln entlang Honsell-und Eytelweinstraße. Ich glaube, man hat noch gar nicht richtig kapiert, wie groß das Potential in dieser Gegend ist. Entlang der Hanauer Landstraße fühlt es sich jetzt schon innerstädtisch an. Und am Hafenpark, am Honsellplatz und am Molenhotel wird bald ein neues Stück Stadt entstehen, das eine sehr besondere Atmosphäre bieten wird. Beide Gebiete würden sich fabelhaft ergänzen. Auf der Hanauer gibt’s Business (Autos und Möbel) sowie Ausgeh-Läden. Am Main gibt’s Erholung (und Skaten). Man sollte also unbedingt versuchen, diese beiden Gebiete durch eine "innerstädtische Brücke" miteinander zu verbinden.
    Wenn man nun aber die ganze Strecke zwischen Hafenpark und Hanauer wieder mal mit riesigen großgliedrigen Wohnblöcken zupflastert, wird für ein innerstädtisches Lebensgefühl ein Hindernis entstehen…
    Hm, jedenfalls kann ich mir beide Straßen bei der Bebauung, die man auf dem Rendering sieht, so überhaupt nicht innerstädtisch vorstellen. Da wird’s wahrscheinlich aussehen wie im Europaviertel.

    Für eine Bürostadt weit draußen sind ja einige gute Entwürfe dabei.


    Einzig das Gebäude von Behnisch kann mich überhaupt nicht überzeugen. Warum man "Bauklötzchen" schief aufeinander stapelt nur damit es innovativ aussieht, verstehe ich nicht. Das wirkt nicht stimmig. Einerseits solide, andrerseits instabil. Und die Ausstrahlung auf die Umgebung ist abstoßend. Im Ernst: will man sich wirklich in der Nähe des Gebäudes aufhalten? Nein, denn gefühlt könnte die Konstruktion jederzeit zusammenbrechen. Auch wenn es sich bei Gateway Gardens "nur" um eine Bürostadt handelt, kann man auch hier ruhig für eine angenehme Atmosphäre sorgen.
    Zudem kann ich mir nicht vorstellen, dass die Goldstreifen in echt so schön glitzernd aussehen wie auf dem Bild. Und last but not least wirkt das Grün auf dem Gebäude total uninspiriert: ein weiterer Bruch in der inneren Logik, zudem betont es die Instabilität.


    Zaha Hadids Entwurf hingegen… aahhh… whoa… sooo schön. Was ich mir hierbei aber nicht vorstellen kann, ist, wie das Hochhaus als eines von vieren funktionieren soll. Dieses Ding ist so elegant und anders, dass es im Viertel eigentlich das dominante Gebäude sein müsste. Am besten indem man es auf einem zentralen Platz und nicht am Rand baut.


    Zweite Favoriten: HPP und gmp. Nix spektakuläres, aber immerhin mit angenehmer Ausstrahlung.