Nachdem ich mir gestern die Umgebung von Opernplatz XIV näher angeschaut habe (mein derzeitiges Lieblings-„under construction“-Projekt), würde ich hier gerne mal was zum „Opernquartier“ schreiben… Ich hoffe, das wird nicht zu off-topic für diesen Thread.
Es wird langsam sehr schön ersichtlich, wie das Hotel und das benachbarte Wohngebäude für eine Erneuerung der Umgebung sorgen. So oft die Stadtplanung hier im Forum kritisiert wird (in einigen Fällen würde ich mich dieser Kritik auch anschließen), so sehr muss man, finde ich, hier auch einmal die absolut professionelle Arbeit loben, wie das Opernquartier entwickelt wurde.
Alle drei großen Projekte in der Umgebung (Opernplatz XIV, Goethe 34 und MaRo) passen sehr schön in einen großen Masterplan, mit dem die Doppel-Achse Freßgass/Goethestraße in beide Querrichtungen erweitert wird und die Wallanlagen wieder in die Innenstadt eingebunden werden.
Beim Goethe 34 beeindruckt mich, wie der Raum westlich und östlich der Neuen Mainzer sehr viel stärker zusammengefasst wird. Der östliche Opernplatz teilt sich nach Osten ganz einfach auf in eine große Gasse (Freßgass) und in eine kleinere Straße (Goethestraße). Diese Weggabelung ist durch das Goethe 34 und seine runde Fassade genau richtig gestaltet. Die städtische Struktur ist intuitiv sofort verständlich. Der Fußgänger-Raum wird gegenüber der früher so dominanten und trennenden Neuen Mainzer Straße deutlich hervorgehoben.
-
Genauso wichtig finde ich die Entwicklung des MaRos. Auch hier wird ein einladender Eingang in die Stadt geschaffen und gleichzeitig betont, dass hier das „schicke“ Viertel beginnt. Zudem wird das Opernviertel richtigerweise nach Süden erweitert.
-
Am großartigsten finde ich aber das Opernplatz XIV Projekt. Hier gelingt es mit einem einzelnen Bau, die gesamte Umgebung mit aufzuwerten und gleich in drei Richtungen qualitativ hochwertige Verknüpfungen zu setzen. Nicht nur wird der nördliche Opernplatz akzentuiert und eingefasst, nicht nur wird die Bockenheimer (Grün-)Anlage mit der Stadt verknüpft, vor allem wird die Kleine Hochstraße von einem kleinen Seitenweg zu einer wichtigen Stadtverbindung befördert. Zwischen Hotel und Wohngebäude entsteht so etwas wie ein neuer Innenstadteingang, der in der Kleinen Hochstraße seine logische Fortführung findet. Ähnliches gilt für die Kaiserhofstraße. Ganz nebenbei wird damit auch die Hochstraße für Fußgänger wesentlich attraktiver werden.
Was mir dabei besonders gefällt: Die Lage des Opernplatz XIV ist leicht abseits der Innenstadt, sie gehört eigentlich nicht zu den Lagen, wo eine hochwertige Architektur und Stadtplanung zwingend notwendig gewesen wären (anders als alles rund um die Taunusanlage, als bei den Kornmarkt-Arkaden sowie am Metzler-/Deutsche Bank-Dreieck). Mit dem, was man hier baut, wird eine neue Top-Location Frankfurts erst erschaffen.
-
Ich bin echt gespannt auf die fertigen Ergebnisse.
Was meiner Meinung nach im „Opernquartier“ noch zu tun bleibt, sind drei größere Projekte:
Das Viertel sollte seine Fühler weiter nach Süden ausstrecken. Wenn entlang der Mainzer Landstraße hochwertiger Büroraum entsteht (Deutsche Bank Campus, Marienturm, Vista, etc.), und es hiermit vielleicht sogar gelingt, den Schwerpunkt des städtischen Business Districts etwas weiter weg vom Westend hin zur Mainzer Landstraße zu verlagern, sollte auch in diese Richtung ein ansprechender Eingang in die Stadt gestaltet werden. Dazu gehört meiner Meinung nach ein Durchbruch zwischen Taunusanlage und Neuer Mainzer am Knick der beiden Wege (ein „Mainzer Tor“) sowie ein renovierter Seitenarm der Taunusanlage als Eingang zum MaRo. Ganz großes Potential steckt wohl auch im Grundstück Opernplatz 4 (das Gebäude südlich des Opernplatzes).
-
Nachdem durch geschickte Stadtplanung die Barriere zwischen Bockenheimer Grünanlage und Innenstadt weitgehend beseitigt wurde, sollte auch daran gearbeitet werden, Barrieren der Anlage nach Norden verschwinden zu lassen. Die Bockenheimer Anlage – hier als Straße gemeint – wirkt wie eine Rennstrecke. Die Grünanlage ist hier zum Teil mit einer kleinen Mauer (eine gefühlte „Leitplanke“), zumindest aber mit Gebüschen von der Straße abgetrennt. So sehr dieser Abschottungs-Gedanke verständlich ist (weniger Straßenlärm im Park), so sehr muss man ihn wohl als gescheitert betrachten. Nicht nur objektiv, vor allem subjektiv wird eine solch harte Grenze, glaube ich, als sehr gefährlich wahrgenommen. Im Park gibt es im Ernstfall keinen Fluchtweg in die Urbanität. Zudem wird der Charakter der Straße als Schnellstraße unnötig hervorgehoben. Eine Betonung der senkrecht zur Straße verlaufenden Fußgängerwege und eine gleichzeitige Beseitigung der parallelen Elemente wäre, denke ich, sinnvoll.
-
Als letztes mache ich mir noch ein kleines bisschen Sorgen um die Goethestraße. Diese hat sich in letzter Zeit so herausgeputzt, dass sich ihr Charakter deutlich verändert hat. Früher fühlte sie sich etwas lebendiger an: mit ein, zwei Cafés (wenn ich mich recht erinnere), einem MoschMosch um die Ecke und einem nicht ganz so penetrant-luxuriösen Auftreten. Inzwischen wirkt die Goethestraße fast so steril wie ein Einkaufszentrum. Ich bin nicht sicher, ob das der Straße gut tut. Zum einen empfinde ich diesen Luxus-Stil als sehr brutal und dominant (siehe z.B. die Louis Vuitton-Filiale im irgendwie auch sehr protzig wirkenden nördlichen Abschluss des One Goetheplaza), zum anderen könnten Modeketten „knapp unter Luxus“, sowie luxuriöse, jüngere Marken, die einen etwas bodenständigeren Stil pflegen, weiter aus dem Viertel gedrängt werden. Hm, wenn sich aufgrund der hohen Mieten in der Straße außer „Hardcore-Luxus“ nichts rentiert, sollten sich vielleicht die Läden der Straße mal zusammentun und zumindest ein paar Gastronomie-Standorte subventionieren. Im eigenen Interesse. Denn ich glaube nicht, dass eine solche „Monokultur“ als angenehm empfunden wird – auch nicht für die die Zielgruppe dieser Straße.
-
Waahhh… sorry, so viel wollte ich eigentlich gar nicht schreiben. Ich finde nur gerade die übergeordneten Themen zur Entwicklung einzelner Viertel oft viel spannender als die Einzelprojekte selbst.