Beiträge von SchwarzesSchiff

    Jetzt, wo die anderen Entwürfe vorliegen, gefällt mir die cma-Version umso weniger.


    Die von außen ablesbare Zweiteilung des Gebäudes scheint ja Investoren-Vorgabe gewesen zu sein. Auf konzeptioneller Ebene verstehe ich diese Vorgabe nicht. Hotelgästen wird damit von vornherein klargemacht, dass sie nicht in die oberen Etagen dürfen. Umgekehrt werden sich die Bewohner der (Business) Apartments nicht besonders heimisch fühlen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein schönes Lebensgefühl ist, über einem Hotel zu wohnen. Warum man die Grenzen zwischen den beiden Bereichen also betonen sollte, erschließt sich mir nicht.


    Langhof hat die Zweiteilung des Gebäudes sehr zurückhaltend umgesetzt und in ein ästhetisch sehr ansprechendes Gesamtkonzept integriert. Die Brüche bei Scheeren und Coop Himmelb(l)au fallen viel expressiver, aber ebenso schlüssig aus. Bei cma hingegen wirkt alles beliebig übereinander gestapelt.


    Weiterhin ist der Stil des cma-Entwurfs in sich widersprüchlich. Die herausspringenden Kästchen vermitteln einen verspielten Eindruck. Wenn man diese Kästchen aber regelmäßig anordnet, wird das Verspielte eingefangen, in einen geordneten Rahmen eingebettet und damit in einen unnötigen Widerspruch gesetzt. Die klotzige Grundform des Turms strahlt Langeweile und eher Büro- als Wohnatmosphäre aus. Und die Meliã-Lounge wirkt mit ihrer auffällig asymmetrischen Anordnung und ohne jeden stilistischen Bezug zum Rest des Entwurfs wie ein kompletter Fremdkörper. Bei so viel Stückwerk ist ein ästhetisch abschreckendes Ergebnis kaum verwunderlich. Das sieht so aus, als hätten die Architekten einfach alle Vorgaben des Entwicklers eins zu eins umgesetzt und sich nicht einmal die Mühe gemacht, daraus eine Gesamtvision zu entwickeln.


    Ich finde es außerdem sehr schade, dass an einer wichtigen Stelle für die Stadtentwicklung eine so kühle und abweisende Atmosphäre geschaffen wird. Langfristiges Ziel sollte es sein, die Lücke in der Aufenthaltsqualität zwischen Bockenheim und dem Gebiet ums Skyline Plaza zu schließen (Bockenheim <> Kulturcampus <> Festhallenvorplatz <> Skyline Plaza). Mit dem Sockel dieses Turms werden stattdessen neue urbane Barrieren geschaffen. Ausgerechnet das Messeviertel treibt seinen Keil tiefer in die Stadt hinein.


    Ach ja, und ich finde den Teherani-Entwurf, ähnlich wie den Snøhetta-Entwurf für den Tessuto-Turm, als Vision richtig fantastisch. Dass so etwas nicht umgesetzt wird, kann ich natürlich nachvollziehen. Richtig perfekt wäre aber - wieder einmal - Langhof gewesen. Ich habe in Frankfurt kaum einen fantastischeren Hochhaus-Entwurf gesehen.

    Ich bin echt sehr überraschst über dieses Projekt. Ich hätte mit einer viel konservativeren Planung gerechnet: nämlich dass man alle auf das Deutsche Bank Dreieck zulaufende Wege (Kirchnerstraße, Alte Rothofstraße und Neue Schlesingergasse) in das Areal hinein verlängert und man dann die Hochhäuser um diese Wege herum gruppiert. Stattdessen steht in der Flucht jeder dieser Straßen ein Hochhaus. Damit wird ein Areal entwickelt, das auch als eigenständiges Quartier wahrgenommen wird... und hoffentlich als weiterer Stadtmittelpunkt. Das ist sehr ambitioniert.


    Die Detailtiefe der Planung ist tatsächlich sehr beeindruckend. Ich habe mich schon stundenlang in den Plänen verloren und finde immer noch interessante Details. Vor allem aber gefällt mir, wie schön die verschiedenen Nutzungen (Wohnungen, Büros, Hotels, Einzelhandel) spielerisch miteinander verknüpft sind. Das wirkt sehr modern.


    Eine einzige kleine Sache finde ich an der Planung sehr schade. Wenn ich die Bebauungspläne der Umgebung richtig im Kopf habe, ist für die Zukunft ja eine Verlängerung der Neuen Schlesingergasse als Fußgängerweg in die Taunusanlage hinein geplant (nördlich des Japan-Centers). Da könnte ein sehr attraktives Stück Stadt entstehen. Das Deutsche Bank Areal öffnet sich nicht richtig in diese Richtung.


    Ebenfalls ambitioniert sind sicher die Flächen für Einzelhandel. Nach den Plänen scheinen ja die beiden kompletten unteren Etagen für Restaurants und Geschäfte vorgesehen zu sein. Frankfurt braucht meiner Meinung nach eine Einkaufsumgebung, die irgendwo zwischen Luxus und "billig" liegt. Das Areal könnte diese Lücke füllen.


    Im Gegensatz zu der Mehrheit im Forum, bin ich sehr froh, dass das Design der Türme nicht endgültig ist und dass sich auch andere Architektenteams in dem Areal betätigen dürfen. Ich finde die UN Studio Entwürfe nämlich gar nicht so passend für die Umgebung. In einer weitläufigen, freien Landschaft könnten die UN-Türme sicher eine verspielte und elegante Atmosphäre schaffen. In einer so dichten Umgebung wie dem Deutsche Bank Areal und in unmittelbarer Nähe zum dominanten Commerzbank-Turm aber könnten die UN-Designs mit ihren vertikalen Linien, ihren (sanften) Auskragungen und auf "fremde" Sockel gepfropft auch einfach ein bisschen brutal wirken.

    Aus dieser Sicht erinnert mich der Turm tatsächlich ein wenig an den rätselhaften Monolithen im Film "2001: Odyssee im Weltraum".


    Ich finde immer noch die Form des Turms bemerkenswert. Vielleicht hat man die sich verjüngende Nordseite als Vorgabe gemacht, um langweiligere "pro Fenster ein Kästchen"-Designs zu verhindern. Interessant, dass genau der Entwurf realisiert wird, der diese besondere Gebäudeform als Hauptbestandteil seiner Architektur aufgreift und nicht hinter einer unruhigen Fassade verbirgt.


    Man kann langsam auch erahnen wie großstädtisch der Bereich um die Emser Brücke wirken wird. Damit wird der Turm sicher auch positive Impulse auf die Umgebung liefern. Leerstehende Retailflächen auf der Europaallee? Ich wette, die wird es in ein paar Jahren nicht mehr geben.


    Ich kann mir auch gut vorstellen, dass die Gestaltung des Turms Auswirkung auf zukünftige Frankfurter Hochhausbauten haben wird. Jetzt, wo mit Metzler, Tower2 und Porsche gleich drei sehr zeitgemäße, besondere und vor allem coole Hochhäuser in den Startlöchern stehen, ist sicher auch ein Wettbewerb um die modernsten Designs entbrannt Bei neueren Hochhausentwicklungen wird man unter Zugzwang stehen. Denn wen kann man nach der Präsentation dieser drei Schönheiten noch mit einem langweiligen Design hinter dem Ofen hervorlocken?


    Sehr, sehr gut.

    Xalinai: Das habe ich vielleicht echt nicht gut formuliert. Ich meinte, dass an den genannten Beispielen (Kaiserplatz etc.) eine Gestaltung wie am Plaça Reial möglich wäre - und das nicht nur bezogen auf die Anzahl der Bäume. Die Masse an Bäumen ist an anderen Stellen zu finden: z.B. auf dem Goetheplatz, auf dem Friedrich-Stoltze-Platz und auf dem Paulsplatz.


    Und nein, ich finde schön gestaltete Boulevard-artige Straßen überhaupt nicht schlecht. Die Schweizer Straße ist sehr schön. Oder auch die Mainzer Landstraße westlich der Galluswarte. Und die Kaiserstraße ist prima, auch wenn das grüne Dach ein wenig durchsichtiger sein könnte.


    Ich finde es auch in Ordnung, weniger schöne Straßen wie die Töngesgasse oder die Fahrgasse mit ein paar Bäumen aufzupeppen. Ich kann das nur nicht als Allheilmittel akzeptieren. Die Bepflanzung vor dem OneGoetheplaza z.B. greift die Gestaltung des gegenüberliegenden Goetheplatzes überhaupt nicht auf, d.h. man hat hier tatsächlich eine Straßenseite anders als die andere gestaltet. Vollkommen fehl am Platz finde ich z.B. auch den Plan, die Taunusstraße mit Bäumen zu bestücken (wenn ich mich recht erinnere ist dieser Plan zwar verschoben aber nicht begraben worden). Das würde mir viel zu massiv in die Atmosphäre des Orts eingreifen und außerdem auch den Charakter der Kaiserstraße als die eine "Prachtstraße" des Viertels schwächen. Und die Bäume entlang der Mainzer Landstraße zwischen Taunusanlage und Platz der Republik wirken eher sichtbehindernd (und nicht ganz gesund) als stadtverschönernd. Ich meine nur: man sollte sehr genau verstehen, was man tut.

    @GoldenAge: 100% Zustimmung


    Nur als Ergänzung: ich bin nicht der Meinung, dass Frankfurt bei der Gestaltung des öffentlichen Raums innerhalb Deutschlands als besonders schlecht heraussticht, ich denke nur dass gerade Frankfurt ein liebevolles Design viel nötiger hat als andere Städte. Erstens weil hier kaum etwas von der historischen Gestaltung übrig geblieben ist (anders als z.B. in Düsseldorf, dessen Attraktivität meiner Meinung nach zu 50% auf der wunderbaren Gestaltung einer einzigen Straße, der Königsallee, beruht). Zweitens als Ausgleich für die Hochhäuser. Bitte versteht das nicht falsch: ich liebe unsere Skyline, und die Hochhäuser sind identitässtiftend, strukturgebend, einzigartig und vielseitig (und die Art wie von der Stadt Hochhausstandorte entwickelt werden, würde ich als genial bezeichnen). Trotzdem schaffen die Hochhäuser allein durch ihre Höhe eine Wirkung, die irgendwo zwischen beeindruckend und einschüchternd liegt. Freundliche Orte in der Umgebung könnten als Balance sehr effektvoll sein.


    Ich denke nicht, dass bei der Gestaltung des öffentlichen Raums mit bösen Absichten gearbeitet wird. Ich habe nur den Eindruck, dass die Komplexität, die z.B. hinter der Frage "braucht eine konkrete Straße eine Baumreihe" stehen sollte, völlig unterschätzt wird. Werden wichtige Sichtachsen blockiert? Passen Bäume überhaupt zur Atmosphäre des Orts? Wären sanftere Grüngestaltungen, die den Charakter der Straße nicht vollkommen umkrempeln, eine Alternative? Ist die architektonische Umgebung lohnend und kleinteilig genug, dass man den Bürgersteig von der Wirkung so stark von der Straße abtrennen kann? Wird mit einer Baumreihe eine Straße nicht sogar unnötig betont? Werden Grüngestaltungen in der Umgebung von ihrer Wirkung reduziert? Haben Bäume in immer schattigen Straßenschluchten überhaupt eine Chance zu gedeihen? Solche Fragen meine ich.


    Und ja, ich finde auch, dass man von Südeuropa viel lernen könnte: nämlich, dass es für einen gelungenen Platz eben gar nicht so viel Grün braucht. Nehmen wir ruhig mal den Plaça Reial in Barcelona als Beispiel. Dieser besitzt eine ganz klare Definition des Platzrahmens, er wird eindeutig in seine Umgebung eingebettet, und ein Mittelpunkt ist deutlich erkennbar. Und die Palmen, die man dort gepflanzt hat, negieren weder die Platzstruktur (sie stehen entlang der Linien des Platzes) noch überzeichnen sie diese Struktur (sie sind nicht zu dicht gepflanzt). Sie wirken wie ein sanfter Vorhang, der genau das richtige Maß an Unordnung und Natürlichkeit in die sehr durchgeplante Umgebung bringt und damit den Platz echt bereichert. Eine Platzgestaltung dieser Art wäre z.B. vor der Börse ohne weiteres möglich. Genauso am Goethe- oder Schillerplatz. Oder an den ganzen kleineren Plätze wie Kaiserplatz oder Liebfrauenberg. Die Masse an Bäumen, die man hier in Frankfurt aber überall einsetzt, würde ich eher als hilflosen Versuch der Stadtverschönerung ansehen.

    Hm. Ist hier der geeignete Platz für grundsätzlichere Bemerkungen? Mir fällt nämlich bei der Gestaltung des öffentlichen Raums immer wieder auf, wie lieblos hier vorgegangen wird.


    Beispiel: der Einsatz von Grün. Die Stadt setzt derzeit sehr viel Grün ein, geht dabei meiner Meinung nach aber nicht sehr geschickt vor. Wertvolle Architektur wird immer wieder hinter Baumreihen versteckt, Stadtstrukturen werden negiert.


    Ich finde das besonders bemitleidenswert bei unseren Wahrzeichen. Die Festhalle wird völlig unmotiviert von zwei riesigen Bäumen verdeckt - die zudem in keinem Bezug zum Gebäude stehen. Den viel zu schmalen Platz vor der Börse hat man durch eine Baumreihe in zwei noch schmalere Teilplätze unterteilt - und damit verhindert, dass das repräsentative Gebäude überhaupt noch auf seine Umgebung ausstrahlen kann. Die Alte Oper, die theoretisch nicht nur zum Opernplatz hin sondern in alle Himmelsrichtungen eine edle Wirkung entfalten könnte, wird nach Westen und nach Norden von einer grünen Wand verdeckt. Und selbst die Hauptwache ist, vom Rossmarkt kommend, hinter einem Baumfeld quasi nicht zu sehen. Mir ist das in noch keiner anderen Stadt aufgefallen, dass Wahrzeichen durch die Gestaltung der Umgebung nicht hervorgehoben sondern geradezu versteckt werden.


    Gut. Bis hierhin betrifft meine Kritik Beispiele aus der Vergangenheit. Leider ist das heutige Vorgehen kaum anders. Hinter neugesetzten Bäumen wird das OneGoetheplaza in zehn Jahren wahrscheinlich kaum mehr auszumachen sein. Anstatt dass man rund um die Alte Oper mal "aufräumt", wird zwischen die Fahrbahnen der Bockenheimer Anlage westlich der Oper eine weitere Baumreihe gesetzt. Am härtesten finde ich aber das Vorgehen am Europaviertel. Das Konzept, mit mehrfachen Hochhaus-Toren und den Wolkenkratzern der Stadt im Hintergrund den Eindruck einer Innenstadt mit "weit geöffneten Armen" zu vermitteln, scheint mir eigentlich schlüssig. Nur ist es ausgerechnet für Fußgänger auf der Europaallee kaum erlebbar. Während Autofahrer freie Sicht haben, verhindert eine Wand aus Bäumen für Fußgänger allein schon den Blick auf die Stadt. Die Urbanität der Umgebung kann sich so kaum auf die Bürgersteige übertragen. Dass man hier im ersten Schritt eine sehr interessante und lohnende Stadtstruktur schafft, nur um sie im zweiten Schritt unkenntlich zu machen, kommt mir sehr verschwenderisch vor.


    Umgekehrt kann ich mich an keine einzige von der Stadt initiierte Grüngestaltung der letzten Jahre erinnern, wo Grün-Elemente, also Bäume, Blumenbeete, etc. wirklich mal zelebriert werden. Mein Lieblingsgarten liegt ausgerechnet auf dem Dach eines Einkaufszentrums. Wie im "Skyline Garden" Bäume von edlen Sitzgelegenheiten umgeben und nicht in einer endlosen Reihe gleicher Bäume trivialisiert werden, wie Bänke an geeigneter Stelle zwischen Blumenbeeten stehen, wirkt modern, durchdacht, kleinteilig und vor allem menschenfreundlich. Und irgendwie kommt mir dieser Garten auch viel grüner vor als die eigentlich sehr grünen Straßen und Plätze Frankfurts.


    Ein weiteres Beispiel: die Straßenlaternen. Die Laternen, die derzeit überall - in vielen Variationen - in der Stadt eingesetzt werden (z.B. bei den Neugestaltungen vom Deutschherrnufer oder der Großen Friedberger Straße) wirken unheimlich brutal. Mit ihren hängenden Köpfen besitzen sie eine eher depressive Ausstrahlung. Mit ihrem strikt nach unten geleiteten Lichtkegel hat man weniger den Eindruck, dass sie die Umgebung beleuchten als dass man von ihnen beleuchtet wird. Das hat was Flutlicht-artiges - so als würde man überwacht werden. Und dieser Eindruck beschränkt sich absolut nicht auf die Nacht, gerade tagsüber wirken die Leuchten wenig einladend. Stilistisch sehen sie aus als wären sie vor 20 Jahren mal modern gewesen. Besonders in der Umgebung von gründerzeitlicher, verspielter Architektur wirken sie von ihrer Atmosphäre zerstörerisch. Solche Leuchten z.B. auf der eigentlich sehr schönen Ignatz-Bubis-Brücke einzusetzen ist... einfach nur superbrutal.


    Ich glaube zwar nicht, dass die meisten Menschen bewusst auf Laternen oder Baumreihen achten, aber ich bin davon überzeugt, dass das unbewusst gebildete Urteil "hier ist es schön" (oder eben nicht) genau auf "Kleinigkeiten" in der Gestaltung, auf deren Konsistenz und auf ganz klaren Strukturen beruht.


    Naja, und ein weiteres Beispiel für lieblose Gestaltung - die sehr minimalistisch gehaltenen Plätze - ist hier im Thread ja schon anhand vieler Fälle diskutiert worden.


    Ich finde das sehr schade. Wenn man Leute, denen Frankfurt nicht gefällt, nach dem Warum fragt, hört man oft was von "zu businesslike", "zu ernst", "zu wenig kreativ". Und an diesen Eindrücken ist - leider - was dran. Ein bisschen Liebe in der Gestaltung könnte Wunder wirken. Ein respektvoller Umgang mit dem, was die jeweilige Umgebung auszeichnet, wäre echt schön.

    DAF: F • OFF

    Eine - wie ich finde hervorragende - Studie zum Thema "gemeinsamer Stadtraum Frankfurt / Offenbach" wurde hier noch gar nicht vorgestellt. Auf der Website des Stadtplanungsamts ist eine Präsentation des "Urban Land Institute" zu finden, in der die Chancen eines Zusammenwachsens beider Städte beleuchtet werden.


    Bezüglich konkreter Maßnahmen sind hierin zwar kaum Ideen vorgeschlagen, die nicht auch schon im Forum geäußert wurden (gemeinsamer RMV-Tarif, Kaiserlei als Schlüsselpunkt einer gemeinsamen Entwicklung, ein Wassertaxi zwischen den Städten), dennoch finde ich es beachtlich, dass hier einmal eine große "Projektskizze" entwickelt wird anstatt, dass immer nur Einzelmaßnahmen voran getrieben werden.


    Einen auf den ersten Blick erstaunlichen Punkt sehe ich dann aber doch in der Studie: nämlich dass Frankfurt gerade mit Hilfe von Offenbach seine Defizite bezüglich "Humankapital" und kreativer Wirtschaft (Startup-Kultur) wettmachen könnte.


    Im Bereich "kreative Wirtschaft" scheint Frankfurt in der Entwicklung ja anderen deutschen Städten, insbesondere Berlin, ein paar Jahre hinterher zu hinken. Und das hat sicher auch was damit zu tun, dass hier eine entsprechende Bevölkerungsgruppe nicht ausreichend vertreten ist. Ich habe aber gleichzeitig den Eindruck, dass Frankfurt gerade enorm aufholt. Wenn es mit Hilfe von Offenbach (billiger Wohnraum, coole Locations, Viertel, die wie gemacht sind, von kreativen Menschen verschönert zu werden) gelingen sollte, noch ein paar mehr "moderne Stadtmenschen" anzuziehen... warum nicht?


    Ach, was rede ich? Schaut euch's selbst an.

    Ganz hervorragende Studie. Ich finde es eine tolle Idee, weitere Teile der Stadt nach historischer kleinteiliger Parzellierung zu gliedern.


    Trotzdem ein paar Anmerkungen: Anders als beim Dom-Römer-Projekt scheint mir eine Belebung dieses kleinen Stadtteils ziemlich schwierig. Während das Dom-Römer-Areal zwischen den beiden wichtigsten historischen Sehenswürdigkeiten Frankfurts liegt und zudem noch von der belebten, relativ unzerstörten Braubachstraße flankiert wird, liegt das vorgeschlagene Viertel doch sehr versteckt. Im Süden besitzt das Viertel keinen repräsentativen, historisch anmutenden Eingang. Selbst in der Vorkriegssituation führten (laut Karte in der Präsentation) vom Main aus nur ein paar ganz enge Gassen in das Viertel. Von Westen aus ist ebenfalls nicht mit großen Besucherströmen zu rechnen. Vom Norden führt der Eingang zwischen dem Rathaus und der Bethmann Bank durch, damit zwar entlang historischer Gebäude, die aber gerade an dieser Stelle aufgrund ihrer fehlenden Kleinteiligkeit kaum einladend wirken. Selbst im Osten am Römerberg, wird die Limpurgergasse, die den Eingang in das neue Viertel darstellt, nur als kleiner unbedeutender Nebenweg wahrgenommen (anders als z.B. der trichterförmig zulaufende Zugang zum „Krönungsweg“). Der zweite Zugang, die Alte Mainzer Gasse, wirkt mit ihrem Nachkriegs-Überbau wie eine gefühlte Barriere.


    Meiner Meinung fehlt also jeder einladende Eingang in dieses Viertel. Zur Komplettierung des Konzepts würde ich folgende Ergänzungen vorschlagen:

      Wenn einer der 50er-Jahre-Bauten am Römerberg bzw. am Fahrtor geopfert werden sollte, würde ich eher für den Bau plädieren, der die Alte Mainzer Gasse so prominent vom Römerberg abtrennt. Hier könnte ein attraktiver, kleiner Platz entstehen, der für Leben im Viertel sorgt.


      Auch wenn es weder der historischen noch der aktuellen Lage entspricht, wäre ein breiter, einladender Eingang vom Main aus wünschenswert.


      Nach Westen besitzt die neue vorgeschlagene Altstadt einen relativ klaren Abschluss – nämlich entlang der Achse Buchgasse-Kornmarkt. Lediglich entlang der Bethmannstraße ragen ein paar historische Gebäude über die „Grenze“. Um diese Struktur in ihrer Erlebbarkeit zu stärken und zudem noch nach Nordwesten für einen repräsentativen Abschluss zu sorgen, halte ich eine kleinteilige, ebenfalls historisch anmutende Bebauung nördlich des Rathauses, also zwischen Rathaus-Nordbau und Berliner Straße, für sehr wichtig. Hier könnte ein Aushängeschild des Viertels entstehen, das auch südlich des Rathauses für Belebung sorgt.


    (gut… das sind vielleicht eher Vorschläge für die Projektstufe „2.1“)


    Ich finde es sehr schön, die Diskussion nicht in die ideologisch schwierige Richtung „Historismus vs. Nachkriegsarchitektur“ zu lenken sondern stattdessen hervorzuheben, dass hier ein kleinteiliges, urbanes Viertel (egal welcher Architektur) entstehen könnte.


    Und was die weitere Entwicklung des gesamten Umfelds betrifft, würde ich mir sehr wünschen, dass irgendwann einmal Stadtgebiete mit einem vorherrschenden Stil definiert und diese in eine klare Richtung weiterentwickelt werden. Genauso wie es rund ums Dom-Römer-Areal sicher geeignete Straßenzüge gibt, die man mit einer kleinteiligen historisch anmutenden Atmosphäre beleben könnte, gibt es ebenso Gebiete, in denen (pseudo-) historische Bauten komplett fehl am Platz wirken. Warum definiert man nicht z.B. ein „Nachkriegsviertel“ rund um die Kleinmarkthalle und das Parkhaus Hauptwache, bringt dort die 50er-Jahre Merkmale besser zur Geltung, ergänzt die Gestaltung der Straßen und Plätze durch typische 50er-Jahre-Pflaster und -Straßenlaternen und sorgt dort für ein geschlossenes Erscheinungsbild einer Nachkriegsstadt? Im Gegenzug könnte man weiter südlich ein Gebiet „Altstadt“ definieren, dass sich zwischen den Straßen Braubachstraße-Domstraße-Zum Pfarrgarten-Mainkai-Buchgasse-Berliner Straße-Paulsplatz erstreckt. Mindestens.


    Ach ja, und ich habe große Hoffnung, dass Sie, Herr Zastrau, noch weiter für Ihr Projekt kämpfen werden.

    Ich finde es…

      vollkommen richtig, an diesem Ort der Stadt ein Gebäude mit rechteckigem Grundriss zu bauen. Das Hochhaus wird ja aus fast allen Blickrichtungen entweder vom Commerzbank-Turm oder vom Maintower oder vom TaunusTurm verdeckt. Ein in der Fernwirkung „exzentrischer“ Turm würde also einerseits aus der Skyline herausstechen und sich andrerseits verstecken – ich empfände das als irritierend.


      sehr wichtig für Frankfurt, dass im Hochhausviertel eine etwas spielerischere Atmosphäre einkehrt. Die herausgezogenen Etagen vermitteln den Eindruck von Kreativität und Leichtigkeit – und davon braucht Frankfurt meiner Meinung nach noch viel mehr.


      schön für das Ensemble von Hochhäusern wie mit einer kaum verspiegelten Glasfassade doch noch einmal eine neue „Farbe“ Einzug ins Viertel hält.


      einen tollen Ansatz, mit dem neuen Gebäude gleichzeitig auch mehr Leben ins Hochhausviertel zu locken. Gerade mit den beiden Elementen „Hüftschwung“ und „Vorplatz“ schafft man den Eindruck, dass sich hier Menschen aufhalten sollen.


      sehr intelligent wie die Stadt durch einen durchdachten Bebauungsplan neue Möglichkeiten eröffnet und tote Ecken der Stadt wiederbelebt. Wer weiß bis jetzt überhaupt dass die Neue Schlesingergasse existiert? Sicher nicht einmal 10% der Frankfurter. Mit dem neuen Platz wird diese Straße sehr präsent werden im Stadtbild – samt einer ganz neuen Ansicht auf die Hochhauskette.


      inspirierend wie die Stadt doch auf ein paar Ebenen mit den großen Metropolen mithalten will… und es meiner Meinung nach auch kann. Das mitten-in-der-Innenstadt-Gefühl finde ich jedenfalls unschlagbar. Und das coole ist: das Potential, das die Stadt besitzt, ist noch längst nicht ausgeschöpft.


    Finde ich irgendwas doof an dem Hochhaus? Nein.

    ^Bei mir käme Langhof auch auf Nummer 1


    Habe ich das letzte Mal behauptet, der Teherani-Entwurf wäre zeitgemäß? Dann muss der Langhof-Entwurf 10 Jahre aus der Zukunft stammen. Von der Anmutung her wirkt das ein bisschen wie Klein-Dubai – eine ganz andere Variante, den NexTower einzubinden. Dabei finde ich die Gassen zwischen den Gebäuden sogar noch spannender als die Frontansichten selbst. Wo bitte geht’s hier zum Basar?


    Das alles passt natürlich überhaupt nicht zum bisherigen Frankfurt. Aber gerade deshalb hätte ich es geliebt, wenn man so ein geheimnisvolles, irgendwie auch kitschiges, auf jeden Fall aber fantastisches Gebäudeensemble realisiert hätte.


    Kann man Langhof nicht fürs Deutsche-Bank-Dreieck anfragen?

    Ich bin immer mehr begeistert von dem Teherani-Entwurf, ein kleines bisschen weniger von dessen Überarbeitung.


    Beide Entwürfe (Teherani und Tektonik) stehen ja für jeweils komplett verschiedene städtebauliche Strategien: Baut man an dieser Stelle ein Gebäude, das sich elegant, aber relativ unspektakulär einfügt und auf subtile Art dafür sorgt, dass dem Besucher die Uneinheitlichkeit der Umgebung gar nicht mehr auffällt oder baut man etwas, was der Kern eines ganz neuen Viertels sein könnte. Ich finde durchaus, dass man beide Wege gehen kann. Den eingeschlagenen Weg empfinde ich mutig, aber passend zu Frankfurt. Gerade unsere Stadt profitiert doch enorm von einer Vielzahl sehr verschiedener Viertel. Wenn da jetzt ein neues Mikro-Viertel mit ganz eigener Ausstrahlung entlang Stift- und Stephanstraße dazu kommen soll… meinetwegen sehr gerne.


    Ich finde es auch schön, dass Architektur realisiert wird, die zur heutigen Zeit passt. Im Rückblick kann man immer schön definieren, was das besondere an der Architektur einer Epoche (bzw. eines Jahrzehnts) ist. Im hier und jetzt ist das wohl nicht ganz so einfach. Subjektiv empfunden würde ich z.B. den Tower2 und den DeutscheBankCampus (beides meiner Meinung nach superschöne Entwürfe) als typisch für dieses Jahrzehnt einordnen. So aber auch den Teherani-Entwurf und nicht zuletzt den NexTower selbst (auch wenn sein Design aus dem letzten Jahrzehnt stammt). Ich weiß, das ist subjektiv.


    Ich finde aber im Vergleich zur ursprünglichen Planung die neuere Version etwas enttäuschend. Das Gebäude verliert von seinem „Schiffs-Charakter“ und wirkt in der zweiten Version viel normaler und klotziger. Die wage Farb-Referenz der Stelzen an den Main-Sandstein des Thurn-und-Taxis-Palais geht verloren und das glasige Erdgeschoss wirkt ein bisschen zu sehr unter der Last der oberen Geschosse eingequetscht (und ich kann gerade selbst nicht glauben, dass ich für Auskragungen argumentiere). Die etwas exzentrischere erste Version hätte mir jedenfalls noch besser gefallen.


    ...und ich freue mich schon total auf weitere Adama-Bilder

    Um den östlichen Teil der östlichen Zeil mache ich mir ebenfalls überhaupt keine Sorgen. Der wirkt – wie sweet_meat schon geschrieben hat – eher aufstrebend. Und da hier ja auch eine der schönsten Häuserzeilen der Stadt liegt, werden sich schon weitere Nutzer finden, die diese Umgebung zu schätzen wissen. Ich befürchte sogar, wenn nichts Grundlegendes passiert (Umgestaltung von Haupt- und Konstablerwache, aber auch von der Zeil selbst), wird sich Frankfurt in ein paar Jahren eher Sorgen um den westlichen Teil der Zeil machen müssen.


    Und großflächiger Einzelhandel? Für mich gibt es immer noch zwei Grundstücke in der Innenstadt, die geradezu nach einer großflächigen Einzelhandelsnutzung verlangen: das Gebäude zwischen dem Opernplatz, der Neuen Mainzer und der Taunusanlage sowie der Standort der (landwirtschaftlichen) Rentenbank westlich des Eschenheimer Tors (ich weiß... Denkmalschutz… heißes Eisen…). An beiden Standorten könnte man ähnlich wie beim Düsseldorfer Kö-Bogen die Innenstadt ganz hervorragend mit der jeweils angrenzenden Grünanlage verbinden und so ein viel angenehmeres (zeitgemäßeres?) Shopping-Erlebnis schaffen als auf der Zeil.

    Um ehrlich zu sein, finde ich das schon ein bisschen enttäuschend. Meiner Meinung nach wird hier einiges, was an der Platzgestaltung nicht funktioniert, nicht verbessert sondern in eine noch schlechtere Richtung weitergeführt. Ich glaube, dass bei diesen drei Plätzen die psychologische Wirkung von kleinen Gestaltungselementen eine ganz große Rolle spielt.


    Ein paar Überlegungen:

      Ich finde, dass die Gebäude um die Plätze herum inzwischen eine gut gelungene Einheit bilden. Gerade durch das OneGoetheplaza wurden die sehr verschiedenen Stile der Umgebung bestmöglich aufgefangen und (auch wenn einige Gründerzeitbauten noch immer furchtbar entstellt sind) in einen gemeinsamen Rahmen integriert. Hier ergibt sich tatsächlich mal eine kleine klassische Symmetrieachse. Die übergeordnete Drei-Plätze-Platz-Struktur sollte meiner Meinung nach also nicht zerstört, sondern betont werden. Insofern stimme ich der Vorlage zu, dass hier keine Querriegel-artigen Platztrenner hin sollten, die die Einzelplätze von ihrer Wirkung her voneinander abtrennen würden.


      Dadurch dass die grundsätzliche Raumstruktur, die durch die Randbauten definiert wird, eine klassisch-strenge Anmutung besitzt, sollte sich dieser Stil auch bei der Gestaltung des Bodens wiederfinden. Mit passenden Pflastern, Beeten und Bänken könnten die Plätze in ihre Umgebung eingefügt werden. Stattdessen wirken der „graue Sand“ auf dem Goetheplatz, die Symmetrie-zerstörenden Sitzbänke und die sehr karge Gestaltung des gesamten Bodens sehr fremd in ihrer Umgebung.


      Umgekehrt ist die dreidimensionale Raumstruktur durch die klassisch angeordneten Rand-Gebäude bereits vorgegeben. Es besteht, finde ich, keine Veranlassung, diese Struktur durch weitere in die Höhe reichende Gestaltungselemente – also durch Bäume und Denkmäler – „nach zu definieren“. Im Gegenteil: eine weitere Betonung der rechtwinkligen Struktur durch Baumreihen schafft eine sehr strenge Atmosphäre. Während auf dem Boden also zu viel Beliebigkeit herrscht, ist die Höhe des Platzes meiner Meinung nach viel zu militärisch-streng konzipiert.


      Überhaupt finde ich, dass die Anordnung von Bäumen die Wirkung eines Ortes stark beeinflusst. Eine Baumreihe würde ich als Gestaltungselement begreifen, mit dem man eine Linie schafft, die gleichzeitig für Ordnung sorgt und trotzdem durchlässig ist. Eine Trennung zwischen belebter Stadt und dem Platz als Ruheraum wird erzielt. Ein Feld von Bäumen aber – so wie es auf dem Goetheplatz steht – erzielt wohl eine ganz andere Wirkung, nämlich die eines Daches. Und diese Wirkung ist nicht unbedingt angenehm. Man fühlt sich innerhalb des Platzes nicht abgetrennt von der hektischen Stadt sondern gefangen unter einem Dach. Ein großer Schritt nach vorne wäre es meiner Meinung alleine schon, alle inneren Bäume des Goetheplatzes zu entfernen.


      Auch manche Sitzbänke wirken von ihrer Position her vollkommen beliebig. Es fühlt sich an einigen Stellen geradezu absurd an, sich unter einem Dach von Bäumen „ohne Halt“, mitten im Raum, vollkommen exponiert niederzulassen. Die Sitzbänke, die am Rand des Platzes stehen, wirken viel sinnvoller und damit angenehmer. Jetzt noch mehr beliebig wirkende Sitzgelegenheiten aufzustellen wie in dem geposteten Vorschlag, halte ich nicht für zielführend.


      Sowohl der Gothe- als auch der Rathenauplatz wirken auf mich wie „Restflächen“. Die Wege um sie herum sind gepflastert, nur die Plätze selbst „hat man vergessen“. Mein Vorschlag: man sollte die Plätze mehr als eigenständige Einheiten betonen: mit eigenem Pflaster, mit einer kleinen Stufe als Rand, mit abgerundeten Ecken. Die Plätze könnten so als „Inseln“ wahrgenommen werden.


    Irgendwie finde ich das schon schade. Es gibt ja für diese Plätze sehr schöne Gestaltungsvorbilder aus der Vergangenheit… selbst die 60er-Jahre-Version als „Riesenparkplatz“ wirkt noch viel urbaner als die heutige Gestaltung. Der Raum hier ist viel größer als er mit dieser wenig kleinteiligen Gestaltung wirkt.

    Cool.
    Sehr schön zu sehen, dass es an diesem wichtigen Eingang zum Europaviertel weiter geht. Beim Wohnhochhaus wurde ja eine schmale Form gewählt, mit der ein schickes Erscheinungsbild sicher viel besser zu realisieren ist als bei den Hochhäusern weiter westlich im Viertel. Gut so. Insgesamt wird es hier in ein paar Jahren sicher sehr viel großstädtischer wirken als jetzt.


    Zwei kleine Anmerkungen: 1) ich hoffe, man kann das als gutes Zeichen für den Bau von Tower 2 interpretieren, wenn dieser bereits auf städtischen Karten verzeichnet ist (siehe Adamas Bilder). 2) Die Gestaltung für den Güterplatz ist hoffentlich nur Platzhalter. Eine solch "militärisch genaue" Anordnung von Bäumen zu einem Baumfeld funktioniert nicht auf dem Paulsplatz, nicht auf der Zeil, nicht auf dem Börneplatz und selbst nicht auf dem nordöstlichen Teil des Opernplatzes. Ich glaube, auch am Güterplatz braucht man eine offene Gestaltung inklusive Platzmittelpunkt… und weniger ein Dach aus Bäumen (keine Ahnung, ob die hier schon einmal vorgestellte Planung von 2010 noch aktuell ist).


    Ich bin jedenfalls gespannt auf die beiden Hochhaus-Wettbewerbe. Wenn es nach mir geht, können dabei gerne auch mal ein paar runde und verspielte Elemente in der Gestaltung auftauchen.

    Irgendwie war ich vor Veröffentlichung des Entwurfs schon bereit, mich aufzuregen über vertane Chancen – den alten Langhof-Entwurf fand ich einfach zu perfekt –, aber jetzt muss ich zugeben: so schlecht finde ich die aktuelle Planung gar nicht. Der Nextower wird tatsächlich gut eingebunden. Und die Einkaufs-Innenstadt wird (zumindest von der Atmosphäre her) weiter nach Norden erweitert. Gerade jetzt, wo sich das Areal um Fressgass und Goethestraße immer weiter in Richtung Luxus entwickelt und die Zeil ein bisschen in entgegengesetzte Richtung abzudriften scheint, ist es, glaube ich, wichtig, Innenstadtbereiche für die "normalen Leute" zurückzugewinnen.


    Das Gebäude sieht zwar ein bisschen kühl aus, und sowohl die Gründerzeit- als auch die Nachkriegsbauten der Umgebung wirken bei diesem Entwurf weniger integriert in das Viertel als bei Langhof, trotzdem: für mich ein überraschend ordentliches Ergebnis, das großstädtisch und elegant aussieht.

    ^Ich finde diese eine kleine Stelle zwischen Goetheplatz und Rossmarkt total interessant. Sie scheint einen geradezu aufzufordern, sie zu gestalten. Ich denke an eine Bebauung dort sollten drei Anforderungen gestellt werden:

      Sowohl Goetheplatz als auch Rossmarkt sollten mit der Bebauung einen Abschluss erhalten, der sie zu "richtigen" Plätzen macht.


      Rund um das neue Gebäude sollte eine hohe Aufenthaltsqualität entstehen.


      Die beiden Innenstadtstränge Fressgass/Goethestraße auf der einen Seite, Kaiserstraße auf der anderen Seite sollten über den Rossmarkt und den Goetheplatz eine einladende Verbindung erhalten.


    Während die beiden ersten Anforderungen relativ leicht zu erfüllen sind, steht die dritte Forderung annähernd konträr zur ersten. Eine massive Bebauung bedeutet zwar Abschluss und Aufenthaltsqualität, andrerseits wirkt sie fast wie ein abschottender Riegel. Der bisher einladende Eindruck, den das One Gotheplaza gerade auch in Richtung Rossmarkt und Kaiserstraße ausstrahlt, wäre verschwunden (sieht man auch schon sehr gut im Architektur-Pavillon-Rendering).


    Ihr dürft mich ruhig als Kitschnudel bezeichnen, aber das einzige, was ich mir an dieser Stelle vorstellen kann, wäre ein (klassischer) Torbogen. Ein kleiner Arc de Triomphe, ein kleines Brandenburger Tor, so was in der Art. Nicht zu breit und hoch genug. Dies würde gleichzeitig die beiden Plätze abschließen und den Eindruck vermitteln, dass es dahinter lohnend weiter geht.


    Ich weiß, ich weiß… wer sollte das finanzieren?

    Ich finde es sehr interessant, wie beim Thema Stadtgestaltung die "Kampflinien" zwischen den politischen Lagern verlaufen. Auf der einen Seite Kapitalismus-Kritiker, die eine Stadt "für die Menschen" haben wollen, auf der anderen Seite Markt-Liberale, die am liebsten gar keine Einschränkung für die Entwicklung neuer Gebäude und Viertel sehen wollen. Auf der einen Seite eher links einzuordnende Menschen, denen jede Wohlfühlatmosphäre suspekt ist und die Ornamente als dekadent ansehen, auf der anderen Seite eher konservative Leute, die am liebsten die gesamte frühere Altstadt rekonstruieren wollen. Hm.


    Zum Thema Markt vs. politische Planung: Ich glaube, dass wir in Frankfurt vor einer ganz besonderen, mit kaum einer anderen Stadt zu vergleichenden Ausgangslage stehen. Eine eher vom Markt getriebene und wenig geplante Entwicklung der Innenstadt hat uns ein paar höchst unterschiedliche Mini-Viertel mit ausgeprägtem Eigencharakter geliefert. Ich denke, die Kunst besteht nun darin, diese Viertel – durch geschickte Eingriffe der Stadtplanung – zu definieren und ihre Atmosphäre zu stärken. Ein Beispiel: das Viertel um Fressgass und Goethestraße benötigt ein Aushängeschild nach draußen. Das One Goetheplaza erfüllt diese Funktion. In Richtung der Bockenheimer (Grün-)Anlage wird ein Abschluss und gleichzeitig ein einladender Eingang gebraucht. Das Projekt Opernplatz XIV sorgt für beides. Ein anderes Beispiel: das Hochhausviertel benötigt eine ganz klare Linie zur Gallus- und Taunusanlage. Durch den Abriss des vorigen Gebäudes und den Aufbau des Taunusturms wird diese Linie geschaffen. Ich würde bei beiden Beispielen denken, dass dies nicht durch den reinen, freien Markt erreicht wurde sondern – auch – durch ein geschicktes Vorgehen der Stadtplanung. Deswegen würde ich weiterhin für ein paar städtische Eingriffe an entscheidenden Stellen plädieren. Ist ein Viertel erst einmal definiert, wird der Markt eher stilistisch passende Entwürfe für Neuentwicklungen liefern.


    Und das Thema Schönheit ist mein Lieblingsthema. Ich denke, man muss bei Architektur und Stadtplanung zwischen drei Typen von Schönheit unterscheiden.


      Erstens gibt es wohl so etwas wie eine Ausstrahlung eines Ortes, die rein auf seiner geometrischen Konstellation beruht. An manchen Stellen der Stadt fühlt man sich wohl, an anderen eben nicht. Und dies ist sicher auch messbar – indem man einfach beobachtet, wo sich Menschen aufhalten, indem man auch virtuelle auf das wesentliche reduzierte Städte baut und dort die Orte analysiert. Ich kann mir gut vorstellen, dass das was mit Schutz und Fluchtwegen zu tun hat. Instinkte und so. Und grundsätzliche Ästhetik-Konzepte wie z.B. Symmetrie und goldener Schnitt spielen sicher auch eine Rolle. Irgendwie scheinen wir doch noch Tiere zu sein. Ich bin überzeugt davon, dass die Atmosphäre der geometrischen Konstellation nicht subjektiv empfunden wird.



      Ich denke, dass der Zeitgeist eine zweite Quelle für das Schönheitsempfinden darstellt. Eine von Angst geprägte Gesellschaft wird sicher andere Stadtstrukturen schaffen (weniger Innenstadt, Leben eher in versteckten Zonen wie Untergrund-Ebenen, Einkaufszentren) als eine Gesellschaft, in der Optimismus und eine "alles ist möglich"-Atmosphäre herrscht.



      Und drittens gibt es natürlich den persönlichen Geschmack.


    Was, glaube ich, ganz wichtig (und furchtbar tricky) für die Stadtplanung ist, ist die Differenzierung dieser drei Typen von Schönheit. Die Atmosphäre eines neu gestalteten Ortes muss angenehm sein, grundsätzliche Instinkte der Menschen müssen berücksichtigt werden (z.B. nicht zu viel Chaos, nicht zu viel Ödnis). Beim Zeitgeist hingegen braucht es eine Analyse, was davon kurzlebige Mode ist und was einen großen Trend darstellt (z.B. werden sich wohl Trends, die mit Internet und Vernetzung zu tun haben, nicht mehr umkehren lassen). Und der individuelle Geschmack soll sehr gerne innerhalb eines geschickt geplanten Rahmens in die Neugestaltung der Stadt einfließen.


    Aber ja… unsere Hochhäuser finde ich auch absolut unverzichtbar.

    Auch wenn in diesem Beitrag unsere wunderbare Stadt als Negativ-Beispiel angeführt wird: hier ein sehr lohnenswertes, kleines Video darüber, was eine Stadt attraktiv macht (in englisch).


    Ja, ich glaube wir brauchen viel mehr solcher Grundsätze: auf abstrakter Ebene (Ordnung vs. Chaos) und auf noch viel konkreterer Ebene als im Film dargestellt (die Form der Innenstadt, der Eindruck von Gebäudeformen...) – gerade in Frankfurt, wo viel "Chaos" herrscht, aber ein riesiges Potential besteht, wenn man Ordnung herstellt (Clusterung der einzelnen Viertel, Bereinigung von störenden Elementen...).


    Vor allem gefällt mir die Ablehnung des Grundsatzes, dass jede Form von Schönheit subjektiv wäre.

    ^^Waahhh… jetzt muss ich zurückrudern ;)


    Ich gebe sofort zu, dass ich nicht viel davon verstehe, wie Entscheidungen, ein bestimmtes Gebäude auf eine bestimmte Art zu bauen, zustande kommen. Ich kapiere, dass es für das Europaviertel einen Bebauungsplan gibt, der auf einem älteren Masterplan von AS&P beruht. Ich weiß nicht, wer im konkreten Fall für die Regel verantwortlich ist, dass ein Gebäude nach einer bestimmten Vorgabe gestaltet wird. Wer hier also vorgibt, dass das Baufeld 26 Nord sich dem Praedium angleichen muss… wen ich also als "Entscheider" bezeichnet habe. Die Architekten, das Preisgericht, die Bauherren, die Stadt?


    Aber mir kommt es als Außenstehender sehr merkwürdig vor (und hier sind wir wieder bei der Grundsatzdebatte), dass in der Bevölkerung relativer Konsens darüber besteht, dass die riesigen Wohnklötze an der Europaallee nicht unbedingt chic sind, sie aber immer weiter gebaut werden. Der weit verbreitete Spitzname "Stalin-Allee" für die Europaallee kommt ja nicht von ungefähr. Ich verstehe es nicht, dass man die Entwicklung des Viertels einfach immer in die gleiche Richtung weiter laufen lässt ohne einzugreifen. Es mag sein, dass es für die Politik dafür zu spät ist, weil rechtsverbindliche Entscheidungen getroffen sind. Trotzdem… gibt es denn überhaupt keine Verhandlungsmasse?


    Noch so ein quer liegender Bau, bei dem ich zudem keinerlei Funktion bezüglich seine Umgebung erkennen kann (ein Tor, ein markanter Eckstein, etc.), tut dem Viertel meiner Meinung nach nicht gut. Ein paar herausragende Bauten (wie hoffentlich der Porsche Turm), die die Quader-Struktur aufbrechen, wären hier doch wunderbar. Und ja, redxiv, genau dieses "Anlehnen" an andere Bauten ist das, was mich so stört. Wir brauchen in dem Viertel mehr eigenständige Gestaltung und weniger "anlehnendes" Design. Finde ich.


    Entschuldigt bitte die Polemik meines letzten Beitrags. War vielleicht ein bisschen übertrieben.