Beiträge von SchwarzesSchiff

    Adama hat ja schon die wichtigsten Wettbewerbsbeiträge dokumentiert (an dieser Stelle vielen Dank!), dennoch gibt’s auf der Ausstellung im Stadtplanungsamt noch mehr zu sehen - nämlich die Beiträge, die es nicht in die engere Wahl geschafft haben.


    Ein paar Gedanken zum Wettbewerb:


    Mir gefällt der 3.Preis (KBNK). Zur Mainzer Landstraße wird eine Kleinteiligkeit in den einzelnen Gebäudeteilen „vorgetäuscht“, indem man unterschiedliche Höhen, Fassaden und Fensterdesigns vorsieht. Das wirkt schön bunt und passt zum Gallus. Und dass man „graue Energie“ nutzen will und ein paar der bestehenden Gebäude in die Planung integriert, kann auch nichts schaden. Mir gefällt auch der 2.Preis (03 Architekten). Hier wirkt der östliche Block (zumindest die Seite zur Frankenallee) wie ein alter Industriebau. Beide Entwürfe (2. und 3. Preis) geben dem Viertel was. Sie passen gut zur Nachbarschaft, schaffen aber dennoch einen neuen Umgebungstypen.


    Der 1.Preis hingegen kann weder Kleinteiligkeit bieten noch besitzt er eine gelungene Gesamtausstrahlung als Block. Dies vor allem nicht mit der übertriebenen horizontalen Gliederung, bei der das Dach wie eine nachträgliche Aufstockung eines bestehenden Gebäudes wirkt.


    Bei vielen Entwürfen bin ich außerdem irritiert darüber, dass die Fronten zur Mainzer Landstraße eher als Rückseite konzipiert sind. Meiner Meinung stellt die Mainzer Landstraße zwischen Galluswarte und Taunusanlage eine der wichtigsten Stellen für die zukünftige Stadtentwicklung dar. Hier sollte ein Stadtmittelpunkt mit hoher Aufenthaltsqualität geschaffen werden. Hier sollten Verbindungen zwischen den angrenzenden Vierteln entstehen. Hier sollte die Hochhausstadt mit Gründerzeitvierteln verknüpft werden. Und hier sollte auch zwischen sozialen Gegensätzen vermittelt werden. Es bedarf einer „Mitte“ - in jeder Hinsicht.


    Einige Entwürfe sehen öffentlich Höfe vor (am öffentlichsten sind die Plätze wohl bei meinem Favoriten ADEPT und bei Max Dudler). Bei einem anderen Entwurf haben die Höfe zwar einen weniger öffentlichen Charakter, werden aber immerhin durch dramatische Eingangsbögen markiert (Happarchitecture). Auch findet man bei ein paar Beiträgen durchaus ansprechende Erdgeschossgestaltungen. Es gibt genügend Beiträge mit Anspruch bezüglich öffentlicher Nutzung. Sie schaffen einen (kleinen) Stadtmittelpunkt in einer von Gegensätzen geprägten Umgebung. Warum man hier aber einen eher banalen Wohnblock haben will, der über seine primäre Funktion - dem Wohnen - hinaus wenig zu bieten hat, ist mir rätselhaft.

    Meiner Meinung nach ist die Ausrichtung des Turms der Knackpunkt des Wettbewerbs. Einerseits sollte in Richtung Friedrich-Ebert-Anlage eine repräsentative Vorderseite entstehen, andrerseits sollte der Platz der Republik als Auftakt für das Hochhausviertel markiert werden. Und schließlich sollte auch zur Mainzer Landstraße hin keine Rückseite entstehen.


    Die meisten Wettbewerber haben einen rechteckigen Grundriss gewählt. Damit wird zwar das alte Präsidium betont, aber zum Platz der Republik entstehen abweisende Seitenkanten. Beim Siegerentwurf hingegen werden durch die Dachschräge zu den fünf Grundseiten noch zwei zusätzliche Seiten hinzugefügt. Damit hat das Gebäude keine Rückseite. Ist für mich ein schönes Beispiel, wie die Kubatur Antworten auf städtebauliche Anforderungen geben kann. Umgekehrt bin ich bei den Konkurrenten - ähnlich wie beim FOUR-Wettbewerb - bestürzt, wie schwer sich Architekturbüros damit tun, geeignete Hochhausformen für „anspruchsvolle“, nicht-rechteckige Grundstücke zu finden.


    Bei der Platzierung der Randbebauung gefällt mir der Hadid-Entwurf noch ganz gut (ich habe leider keine Bilder davon). Hier entsteht an der Kreuzung Mainzer Landstraße / Ludwigstraße ein ansprechender Eingang, durch den der Innenhof viel öffentlicher wirkt als bei den anderen Entwürfen. Realistischerweise ist diese Kreuzung der einzige Punkt des Grundstücks, von wo ein paar Leute ins Blockinnere gelockt werden können.

    tunnelklick: Ich würde auch deine „Gegen“-Aussage unterschreiben - wenn ich denn die *eine* rücksichtslose, hedonistische Meute erkennen könnte.


    Was mich seitens der Politik und den Medien ärgert, ist eine fehlende Differenzierung. Da wird weltfremd von „Partygängern“ gesprochen und komplett ignoriert, dass es nunmal für große Teile der Gesellschaft zu einem Bedürfnis geworden ist, sich mit ähnlichen Leuten auf öffentlichen Plätzen zu treffen. Beispiel Friedberger Platz. Wenn man nur die Beschreibungen der Medien kennt, wird man denken, dass hier so eine Art „Party-Parallelgesellschaft“ entstanden ist, die sich an keinerlei Regeln hält. Die Realität ist eine andere. Hier treffen sich komplett normale, „brave“ Menschen im Alter von etwa 30 Jahren an einem schönen, urbanen Ort. Ja, bei solch einer Menschenmenge läuft nicht alles perfekt ab. Leute schlagen im angetrunkenen Zustand über die Stränge, und die Disziplin, Müll wegzubringen ist bei einer Minderheit wenig ausgeprägt. Trotzdem: was am Friedberger Platz stattfindet, ist im Prinzip auch nichts anderes als ein wöchentliches Straßenfest. Und so wie bei jedem Straßenfest sieht es danach auch nicht perfekt sauber aus.


    Ein ganz anderes Publikum ist am Mainufer anzutreffen - inklusive Hafen- und Metzlerpark. Hier ist eine sehr junge Crowd entstanden, die den öffentlichen Raum dominant, z.B. durch Abspielen lauter Musik besetzt.


    Und dann wiederum gibt es hoch-aggressiv auftretende Männer, die sich immer dort unters Volk mischen, wo viel los ist. Bei diesen Leuten eskaliert jede Auseinandersetzung. Schlägereien mit anschließendem Polizeieinsatz gehören zur Tagesordnung. Auch das sind keine „Partygänger“ - an den Türstehern der Clubs würden sie nie vorbeikommen. Vor Corona fand man diese Leute hauptsächlich an der Zeil vorm Gibson.


    Am Opernplatz treffen all diese Gruppen aufeinander. Die Leute, die sich hier am frühen Abend aufhalten, gehören zu einer komplett anderen gesellschaftlichen Schicht als die, die man hier nach Mitternacht antrifft.


    Mich ärgern die Probleme mit dem Müll. Mich ärgern noch mehr die Ausschreitungen (auch wenn sie nicht überraschend kommen). Ich habe Angst davor, dass wenn zu viele Gruppen den öffentlichen Raum auf aggressive Weise besetzen, die Mittelschicht aus der Stadt gedrängt wird. Ich erwarte von der Politik, dass sie versteht, welche unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen auf den Opernplatz aufeinander treffen und dass sie beobachtet von welchen dieser Gruppen die Aggressionen ausgehen. Ich erwarte ein pragmatisches Vorgehen gegen die „Aggressoren“. Erziehungsmaßnahmen oder subtile Provokationen wie die Mülltonnen-Aktion gehören nicht dazu.


    Ich erwarte umgekehrt, dass der Wunsch nach Geselligkeit an schönen Orten respektiert wird. Ich hoffe im Gegenteil, dass es gelingt die guten Ansätze eines urbanen Aufblühens am Opernplatz weiterzuverfolgen.


    Nachtrag: Immerhin hat es sich ziemlich vernünftig angehört, was gerade in der Pressekonferenz zu den Ausschreitungen zu hören war.

    Ich finde die Entscheidung, den ganzen Opernplatz mit Mülltonnen vollzustellen, unmöglich. Der Platz hat damit jede Aufenthaltsqualität verloren. Jeder mit halbwegs gutem Geschmack wird sich sicher nicht freiwillig in einem Meer von Mülltonnen aufhalten wollen. Die Unvernünftigen hingegen werden durch diese Aktion provoziert. Und ob der Arbeitsaufwand wirklich geringer ist, hunderte von Tonnen zu lehren als den Müll mit Kehrfahrzeugen zu entsorgen, würde ich auch erstmal bezweifeln.


    Bitte nicht falsch verstehen: das soll keine Entschuldigung für die Randalierer sein, die gestern den Platz verwüstet haben.

    Guter Artikel vom Journal Frankfurt. Die Zustände sind traurig, schockierend, unfassbar. Ich finde es unbegreiflich, dass bei so krassem Elend niemand einschreitet und etwas ändern will. Der Zauber des Viertels von vor etwa fünf bis acht Jahren, wo sich ein paar Künstler und Studenten im ehemaligen „Gangster-Viertel“ getroffen haben und ein paar Läden mit neuer Ästhetik zu Hotspots einer urbanen Kultur wurden, ist verflogen. Damals gab es auch Junkies und Dealer, aber längst nicht in dem Ausmaß wie heute. Inzwischen herrscht selbst auf der Kaiserstraße eine aggressive Stimmung, die kaum zum verweilen einlädt. Die Politik scheint vor lauter Angst, eine Gentrifizierung anzuheizen, das komplette Gegenteil erreicht zu haben. Ich stimme dem Journal Frankfurt zu: das ist ein neuer Tiefpunkt des Viertels.


    Ich maße mir nicht an, eine Lösung für die Drogen-Problematik zu finden. Dass der jetzige Weg aber nicht erfolgreich ist, ist offensichtlich. Ziel sollte nun zunächst Schadensbegrenzung sein. Dazu gehört es auch, dass man die „normalen“, „mittigen“ Leute, die das Viertel noch besuchen, nicht weiter verschreckt. Hierbei spielen meiner Meinung nach die Gestaltung und Nutzung des öffentlichen Raums eine große Rolle.


    Grundkonsens sollte sein, dass erstens die Kaiserstraße als wichtigste Verbindung der Innenstadt mit dem Bahnhof halbwegs passierbar bleiben muss, dass zweitens die Zustände des Bahnhofsviertels nicht noch weiter auf den Willy-Brandt-Platz und die Taunusanlage überschwappen dürfen und dass drittens das noch intakte urbane Leben auf der Münchener Straße gefördert gehört.


    Ich will mich mal an ein paar Konkretisierungen zu den einzelnen Punkten versuchen: Zur Steigerung der Attraktivität der Kaiserstraße gehört für mich mehr Sauberkeit und ein aufgeräumterer Eindruck. Mülltonnen müssen nicht den ganzen Tag lang auf der Straße stehen, Sperrmüll-Container brauchen nicht wochenlang an gleicher Stelle stehen, und Bürgersteige können ab und zu mal gereinigt werden (je nach Jahreszeit sind derzeit sämtliche Wege regelmäßig voller Vogeldreck). Weiterhin sollte mit den Gastronomiebetrieben eine flexible Außenmöblierung vereinbart werden. Am Tag und am Abend sollte möglichst viel Gastronomie für Belebung sorgen, in der Nacht sollte eine bequeme Bestuhlung nicht noch weitere Dealer anlocken. Das gleiche gilt für die Sitzbänke, die letztes Jahr an den Kreuzungen (unbedarft?) installiert wurden. Außerdem sollte man die schönen Seiten der Straße mehr betonen - z.B. mit einer Beleuchtung der Gründerzeitfassaden, z.B. auch mit einer Wiederherstellung der ursprünglichen Erdgeschossgestaltungen. Ich bin nicht dafür, dass die Stadt Geld ausgibt, um Immobilienbesitzern ihr Eigentum zu verschönern, aber eine Initiative leiten und damit Bewusstsein schaffen, könnte sie durchaus.


    Der öffentliche Raum von Willy-Brandt-Platz und Taunusanlage benötigt ebenso eine viel stärkere Steuerung seitens der Stadt. Wie wäre es mit einem Liegestuhl-Verleih, um Leute zur Nutzung der Wiesen zu animieren? Wie wäre es mit ein paar Markt- oder Streetfood-Ständen, um Passanten zum Verweilen einzuladen? Wie wäre es mit kleinen Kiosks oder Cafés - nach Vorbild des „Fein“ in der Eschenheimer Anlage? Mit der Hochhauskulisse und einer kreativ-liebevollen Bespielung der Grünanlage könnte hier mit relativ geringem Aufwand ein belebter Statdmittelpunkt entstehen. Wie groß das Potential ist, konnte man im letzten Jahr sehen, als ab und zu ein paar DJs vorm Taunusturm aufgelegt haben und die Grünanlage zu einem entspannten Stadt-Treffpunkt wurde.


    Weiterhin sollten der Gastronomie um die Münchener Straße herum keine Steine mehr in den Weg gelegt werden. Was hier an urbaner Kultur vorhanden ist, sollte gefördert werden. Die derzeitige Corona-Außenbestuhlung der Lokale z.B. sorgt für eine angenehm improvisierte, leicht südländische Atmosphäre. Diese sollte auch nach Corona beibehalten werden. Weitere Parkplätze dürfen dafür gerne weichen. Mag sein, dass sich ein paar Bewohner von den Menschenmassen vorm YokYok belästigt fühlen. Die Alternative, nämlich auch die Münchener den Junkies und Dealern zu überlassen, ist sicher abschreckender. Deswegen wären an dieser Stelle weniger Eingriffe des Ordnungsamts wünschenswert.


    Es kann gut sein, dass sich einige dieser Ansätze bei näherer Betrachtung nicht umsetzen lassen. Das wesentliche ist meiner Meinung nach aber, dass es abseits der Drogen-Problematik zweier Dinge bedarf, um das Bahnhofsviertel wieder etwas angenehmer zu gestalten: einer Menge Tagesarbeit in Form von Organisation und Koordination und eines großen Gestaltungswillens bei der Steuerung des öffentlichen Raums. Wir brauchen mehr liebevolle Gestaltung, um die Härte des Viertels wieder in Balance zu bringen. Hoffentlich geht es jemand an.

    Ich finde, dass sich bei den Beiträgen ein sehr guter Entwurf versteckt. Nämlich die Nummer 5 (bitte den Lageplan und nicht die Präsentation anschauen). Hier wird der Steinbach zu einem „Badesee“ aufgestaut und von einer Promenade berandet. Zur Nordweststadt hin wird ein Uferweg entlang des Lachgrabens geschaffen. Und der sternförmige Quartiersplatz am Rande des „Sees“ sieht ebenfalls vielversprechend aus.


    Auf theoretischer Ebene gefällt mir, dass bei diesem Entwurf die Stadt an die Natur herangeführt wird. Bei anderen Entwürfen liegen die Stadtteilzentren in der Mitte der jeweiligen Quartiere. Die Grünflächen werden von Gebäude-Rückseiten begrenzt und wirken halb-öffentlich, unattraktiv. In Entwurf 5 gibt es eine klare Trennung zwischen öffentlichem und privatem Raum. Grünflächen werden urban erschlossen, ein Park-artiger Eindruck könnte entstehen.


    Weiterhin gefällt mir das angedeutete Wege- und Straßennetz des Entwurfs. Es werden zu jedem Nachbarstadtteil so viele Verknüpfungen geschaffen, wie es anhand baulicher Begebenheiten möglich ist. Das Wegenetz besteht aus einigen mittelgroßen Straßen, die sich als „urbane Achsen“ quer durch die Quartiere ziehen. Bei anderen Entwürfen werden einzelne Erschließungsstraßen vorgeschlagen - teilweise total verwinkelt. Hier wird nur wenig Urbanität zu erwarten sein.


    Insgesamt könnte mit Entwurf 5 ein neues Stadtteilzentrum entstehen, das für den gesamten Norden Frankfurts als Anziehungspunkt wirkt - und damit dringend benötigt wird.


    Am Entwurf 2 gefällt mir wiederum, dass man sich vertiefte Gedanken gemacht hat, wie eine Stadt entlang der Autobahn aussehen kann. Der Hinweis, dass auch eine klare Stadtkante zur Autobahn hin möglich ist, sollte aufgegriffen werden (als Beispiel wird hier das Squaire gezeigt) Jedenfalls muss der Raum um die Autobahn herum nicht zwangsweise als Brachfläche enden. Er kann durchaus attraktiv gestaltet werden.

    ^ Ich sehe die Lage des Frankfurter Eigenhandels nicht ganz so pessimistisch. Ja, ein paar der alten Einkaufsstraßen funktionieren heute nicht mehr (Schillerstraße, mittlere Berger Straße), dafür geht es an anderen Orten deutlich nach oben (Oeder Weg, Altstadt, Schweizer Straße).


    Aber ich stimme zu, dass die Gestaltung des öffentlichen Raums bei Einkaufsstraßen eine große Rolle spielt. Gerade die Schillerstraße wirkt vollkommen strukturlos und heruntergekommen. Die Große Friedberger würde ich allerdings nur als mittelprächtiges Beispiel einer Neugestaltung sehen. Die neuen Straßenlaternen besitzen eine unwirtliche Ausstrahlung, und irgendwo ist bei der Umgestaltung das letzte Stück Atmosphäre einer alten Gründerzeitstraße abhanden gekommen. Gerade in Zeiten von Onlineshopping muss die Stadt Einkaufserlebnisse bieten: eine Verzahnung von Shopping, Gastro und Freizeiterlebnissen. Und eine liebevolle Gestaltung von Straßen, Plätzen und Orten zum verweilen. Frankfurt tut sich in diesem Punkt unheimlich schwer. Andere Städte kriegen die Gestaltung des öffentlichen Raums inzwischen viel besser hin.


    Ich bin aber auch davon überzeugt, dass die Gestaltung der Immobilien für das Funktionieren einer Einkaufsstraße wichtig ist. Eine auf möglichst große Schaufensterfronten getrimmte Gestaltung der Erdgeschosse - wie in der Nachkriegszeit üblich - wirkt heute ziemlich veraltet. Gerade an der Fressgass wirken die Nachkriegsvorbauten am Erdgeschoss brutal und unzeitgemäß. Ebenso an der Berger Straße, wo die originalen verspielteren Gestaltungsmerkmale am Erdgeschoss der Gründerzeitbauten inzwischen vollständig verschwunden sind. Hier sind Einkaufsstraßen Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden.


    Zu deinen Beispielen wollte ich aber auch noch was anmerken. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Shopping- und Gastroflächen im Flare lange leer stehen werden. Die Umgebung des Eschenheimer Tors hat sich in letzter Zeit zurück zu einem belebten Stadtmittelpunkt entwickelt. Vielleicht spekuliert der Investor ja auf steigende Mietpreise. Und für die Schillerpassage sehe ich tatsächlich keine Zukunftsperspektive. Das Konzept dieser Passagen ist so weit entfernt vom aktuellen Zeitgeist, dass da meiner Meinung nach keine Umgestaltung was retten kann.

    Naja, das Vorgehen der Stadt ist schon ziemlich verdreht. Bevor man eine Straße sperrt, muss man doch zumindest mal eine Grundidee entwickeln, was man mit dem frei werdenden Platz machen will. Zumal hier mit den beiden Rampen zu den Brücken und mit den vorm Kai geparkten Schiffen ein ziemlich schwieriger Ort vorliegt. Um dort ansprechenden Stadtraum zu schaffen, braucht es schon eine kreative und aufwändige Umgestaltung. Wenn man hier so vorgeht wie an der Hauptwache, wo auch Jahre nach der Straßensperrung nicht mal ein Gestaltungsansatz für die freigewordenen Flächen vorliegt, wäre das jedenfalls ziemlich traurig.


    Aber: Vor dem Fahrtor ist der Aufenthalt ohne Autos viel schöner geworden. Hier funktioniert die Straßensperrung. Und vor dem Saalhof braucht man keine große Phantasie, um sich einen schönen Platz vorzustellen. Insgesamt ist die Altstadt an den Main heran gewachsen. Allein dies ist für mich Grund genug, um die Sperrung zu unterstützen.


    Generell bin ich aber nicht der Meinung, dass die Einrichtung neuer Fußgängerzonen ein guter Ansatz wäre. Eher im Gegenteil. Damit eine Fußgängerzone funktioniert, muss es erstens einen ausgewogenen Mix aus Läden und Gastronomie geben. Zweitens muss die Architektur und die Stadtraumgestaltung ansprechend genug sein, damit sich Leute gerne in der Nähe aufhalten. Drittens sollte eine Fußgängerzone zwischen wichtigen Punkten der Stadt liegen, so dass auf natürliche Art für einen gewissen Passantenstrom gesorgt ist. Und viertens sollten Fußgängerzonen angrenzende Nebenstraßen nicht zu unattraktiven Sackgassen degradieren. Ich kann in Frankfurts Innenstadt mit ein paar Ausnahmen (z.B. Töngesgasse oder südlicher Teil der Stiftstraße) kaum eine Straße finden, wo alle diese vier Voraussetzungen erfüllt sind.


    Ein Blick auf die derzeitigen Fußgängerzonen finde ich jedenfalls abschreckend genug. Auf der Zeil mag sich niemand länger aufhalten als unbedingt nötig. Die Fressgass wirkt verstaubt wie aus vergangenen Jahrzehnten. Die Schillerstraße dümpelt vor sich hin (während sich die parallel verlaufende Große Eschenheimer prächtig entwickelt). Die Sandgasse ist quasi tot. Und die Fußgängerzone auf der anderen Mainseite - Alt-Sax - ist ja wohl auch kein Paradebeispiel für Aufenthaltsqualität. Tendenziell scheinen sich Fußgängerzonen viel eher in extreme Richtungen zu entwickeln als Straßen. Wenn sie leer sind, werden sie zu Angsträumen. Wenn sie belebt sind, tendieren sie zu monofunktionalen Strukturen, die wie das Relikt vergangener Zeiten wirken.


    Wo sich in den letzten Jahren viel mehr urbanes Leben entwickelt hat, sind Straßen mit schöner Architektur, großzügigen Bürgersteigen und einem Autoverkehr, der nicht zu dominant ist. Ich denke da an die Schweizer Straße, die Kaiserstraße, die Münchener Straße, den Oeder Weg, die Friedberger Landstraße und die Eckenheimer Landstraße. Auch in anderen Städten sind es genau solche Straßen, die in den letzten Jahren an Zulauf gewonnen haben.


    Was die Stadt meiner Meinung nach also eher tun sollte, ist andere Straßen nach gleichem Vorbild umzugestalten. Besonders die großen, rein für den Autoverkehr vorgesehen Straßen könnten mit einer auf Fußgänger ausgerichteten Gestaltung sehr viel attraktiver werden. Bei einigen dieser Straßen sind die Bürgersteige lächerlich klein (Berliner Straße, Neue Mainzer). Bei anderen Straßen wird der Autoverkehr in so sanft geschwungenen Wegen durch die Stadt geführt, dass die Bürgersteige zwischen klein und riesig schwanken (Eschersheimer Landstraße). Bei weitern Straßen wird durch Diagonal- oder Querparkplätze jede Aufenthaltsqualität genommen (Friedberger und Textorstraße). An anderen wichtigen Stellen wiederum fehlt es an Läden und Gastronomie bzw. an einer eindeutigen Gebäudesprache, anhand derer öffentliche Nutzungen ablesbar sind (Mainzer Landstraße). All diese Beispiele haben eines gemeinsam: Bürgersteige werden als Restflächen wahrgenommen, die übrig bleiben, nachdem die Bedürfnisse der Autofahrer erfüllt sind. Aufenthaltsqualität sieht anders aus.


    Schließlich könnte man auch einmal darüber nachdenken, mehrspurige Einbahnstraßen, die zum Schnellfahren verleiten, durch eine Öffnung in beide Fahrtrichtungen zu entschärfen. Das könnte nicht nur die Aufenthaltsqualität auf den Bürgersteigen verbessern, es würde vielleicht auch den ein oder anderen Weg für Autofahrer verkürzen. Beispiele? Die Achse Taubenstraße - Börsenstraße - Goetheplatz - Große Gallusstraße - Taunusstraße. Oder die beiden Hauptautostraßen im Bahnhofsviertel - Gutleutstraße und Wilhelm-Leuschner-Straße. Vor allem aber könnten sowohl der innere als auch der äußere Wallanlagen-Ring von einer Öffnung in beide Fahrtrichtungen profitieren. Je eine Auto- und eine Fahrradspur in beide Fahrtrichtungen, große Bürgersteige und öffentliche Nutzungen in den Gebäuden entlang der Straße - so könnte ein urbaner Ring um die Stadt aussehen.


    Fazit: wir brauchen keine weiteren Fußgängerzonen. Wir brauchen auch keine vermeintliche Optimierung funktionierender Straßen (wie der Schweizer Straße). Was wir viel mehr brauchen, ist eine grundsätzliche Umgestaltung der reinen Autostraßen. Weniger nach dem Ideal der Nachkriegszeit mit einer möglichst weitgehenden Trennung von Autos und Fußgängern. Mehr nach Vorbild der klassischen, gründerzeitlichen Hauptstraßen mit klar strukturierten Bürgersteigen und liebevoller Gestaltung des öffentlichen Raums.

    Sehr schick, die neuen Visualisierungen.


    Ich kann die hier geäußerte Kritik am Molenhochhaus nachvollziehen. Trotzdem ist der Bau wichtig für den Ort. Der Hafenpark und seine Umgebung tendieren bis jetzt sehr nach Westen. Ein Spaziergang auf die Skyline zu, an der EZB vorbei ist super-eindrucksvoll. Auf dem umgekehrten Weg nach Osten aber wird man hinter dem Hafenpark ins Nichts entlassen. Das Molenhochhaus funktioniert hier als Ziel - gerade auch weil die Stirn in Richtung Frankfurt bei dem Sieger-Entwurf nicht abgerundet ist. Und zusammen mit den ebenso gelungenen Wohn- und Hotelbauten wird der Hafenpark modern, stylish und endlich mal nicht Oldschool-Blockrand-mäßig eingefasst.


    Ich hoffe sehr, dass an genügend öffentliche Nutzung gedacht wurde (sieht auf den Bildern nicht unbedingt danach aus). Denn der Hafenpark wird in seiner Funktion als Stadtteilzentrum weiter wachsen. Außerdem ist mit dem Projekt der Weg für eine urbane Brücke zwischen dem Ostend und Offenbach bereitet. Wäre schade, wenn die Stadt dieses Potential nicht nutzt.


    Und noch eine Anmerkung zu dem nördlichen Wohnblock auf der anderen Seite der Honsellstraße (bei dem übrigens gerade die Gerüste fallen): Ja, die Klinker sind schön. Aber die Gliederung gefällt mir gar nicht. Was nutzt eine vertikale Einteilung in mehrere Pseudo-Gebäude (Klinker, weiß, Klinker), wenn sie durch einen gemeinsamen Sockel und vor allem durch ein gemeinsames Dach zum Widerspruch geführt wird? Jedenfalls wirkt das Ding ganz schön plump für so einen prominenten Bauplatz.


    Aber egal. Trotzdem insgesamt eines meiner Lieblingsprojekte in Frankfurt.

    Naja, bei Mäckler bekommt man halt genau das, für das die Marke Mäckler steht. Wenn es darum geht, an einem schwierigen Ort mit unterschiedlichsten Umgebungen ein Bauwerk zu schaffen, das sich trotzdem einfügt, ist Mäckler Meister (Opernturm, Alte Brücke, etc.). Wenn das Umfeld aber wenig hergibt, an das man sich anlehnen kann, und eigentlich neue Impulse benötigt werden (Berliner Zoofenster) oder wenn die Umgebung einen stilistischen Respektabstand fordert (Goethehaus), dann ist sein Ansatz nicht immer der passende.


    Ehrlicherweise muss man aber auch sagen, dass Mäcklers erster Entwurf sehr viel gelungener war. Die Kombination des städtebaulichen Landes-Entwurfs (Museum entlang des Großen Hirschgrabens) mit der ursprünglichen Mäckler-Architektur funktioniert nur überhaupt nicht.

    Was mir bei dem Dom-Römer-Projekt besonders gefällt, ist die Einbettung des neuen Areals in seine Umgebung:


    • Der Dom bekommt ein kleinteiliges Umfeld, aus dem er herausragen kann. Der Römerberg bekommt ein Quartier, für das er seine Rolle als zentraler Platz ausfüllen kann. Und der Römer bekommt eine schnuckelige, süße Umgebung, über die er herrschen kann.
    • Die Folge von Plätzen wirkt intuitiv sehr stimmig. Dem hügeligen und lose eingefassten Römerberg wird am Hühnermarkt ein geometrisch strenger Kontrapunkt gesetzt. Und überall in der Umgebung sind kleine halb-eingefasste Plätze, die zum verweilen einladen (der Platz vor dem Kunstverein, der Platz auf dem Schirn-Plateau, der Platz vor der Goldenen Wage, der Domplatz, etc.).
    • Mir gefällt das Konzept sehr gut, wie man die Kontraste und Brüche der Umgebung „eingefangen“ hat. Das, was die Bauten der Umgebung gemein haben - nämlich die Satteldächer -, betont man indem man dieses Gestaltungselement bei den Neubauten übernimmt. Das, was die Bestandsbauten unterscheidet - nämlich Gliederung und Fassade - betont man, indem man weitere Variationen hinzufügt. Damit wirkt die Altstadt (alt + neu) gleichzeitig konsistent und bunt.
    • Gerade die etwas „unpassenderen“ Neubauten, wie das „Stadthaus“ oder das „Alte Kaufhaus“, besitzen eine sehr verbindende Kraft, mit der das Areal in die Umgebung integriert wird. Außerhalb des Dom-Römer-Gebiets sind es vor allem das Historische Museum und die Evangelische Akademie, die aus den sehr unterschiedlichen Bauten der Umgebung ein Ensemble machen.
    • Ich war nie Fan der 50er-Jahre-Bauten am Römerberg. Aber jetzt, wo sie nicht mehr dominant wirken sondern nur noch wie eine von vielen Varianten des gleichen Grundstils, sehe ich diese Gebäude zum ersten mal als Bereicherung.
    • Ein wenig enttäuscht bin ich von der Braubachstraße. Die Atmosphäre der bestehenden Altbauten (düster? frankfurterisch?, kleinbürgerlich?) wird von den Neubauten keineswegs aufgegriffen. Auch wenn ich die Neubauten einzeln betrachtet sehr gelungen finde, sind sie hier Fremdkörper.
    • Ansonsten finde ich alle Neubauten mehr oder weniger gelungen. Etwas mehr kreativer Umgang mit den Satzungen hätte sicher gut getan. Nur das Haus „Stadt Mailand“ empfinde ich als unangenehm anbiedernd.


    Was kann man aus dem Bau des Dom-Römer-Areals für weitere Stadtentwicklungen lernen? Vieles. Nämlich...

    • dass Frankfurt mit detailverliebter und menschenfreundlicher Gestaltung viel gewinnen kann.
    • dass man aus einem Areal, das aufgrund seiner Brüche gar nicht als eigenes Quartier wahrgenommen wird, mit geschickten Eingriffen eine einheitliche Umgebung schaffen kann.
    • dass Frankfurt mit seiner vielseitigen Architektur in jedem Viertel ganz eigene Lösungsansätze benötigt, was Stil und Gestaltung betrifft.


    Welche Projekte sollten in der Altstadt folgen?

    • Sehr schade finde ich, dass die Saalgasse so versteckt liegt. Deren post-moderne Interpretationen des typischen Altstadt-Hauses passen wunderbar zur Umgebung. Vielleicht könnte ein Neubau an der Stelle des Evangelischen Frauenbegegnungszentrums, also in Flucht des Platzes zwischen den beiden Bauten des Historischen Museums, etwas mehr Leben in die Saalgasse bringen.
    • Die Paulskirche und der angrenzende Rathaus-Bau sind immer noch ein wenig abgegrenzt von der restlichen Altstadt. Eine Bebauung des nördlichen Paulsplatzes könnte diese beiden Gebäude an die bestehende Altstadt heranrücken und gleichzeitig einen etwas intimeren Platz zum verweilen schaffen.

    Ich kann die Begeisterung für den Turm nicht so ganz nachvollziehen.


    Ich finde, dass die Durchwegung von der Neuen Mainzer Straße zur Taunusanlge (siehe erste Seite des Threads) an falscher Stelle liegt. Für mich gibt es in Frankfurt genau zwei große Straßen, die zukünftig unbedingt als Raum für Fußgänger weiterentwickelt werden sollten: die Neue Mainzer als zentrale Straße im Hochhausviertel sowie die Mainzer Landstraße als Verbindung von Innenstadt, Bahnhofsviertel, Gallus und Europaviertel. Mit einem großzügig gestalteten Fußgängerweg durch die Taunusanlage - direkt vom Knick der Neuen Mainzer bis zur Mündung der Mainzer Landstraße in die Taunusanlage - könnte man beide Straßen beleben sowie gleichzeitig noch Business District und Park miteinander verknüpfen. Genau auf diesem gedachten Diagonalweg wird jetzt das Hochhaus entstehen.


    Um ehrlich zu sein, bin ich auch etwas ratlos, dass ihr das Design des Turms als zeitlos empfindet. Mit seiner nüchternen, weder spielerischen noch eleganten Ausstrahlung wirkt der Entwurf auf mich komplett aus der Zeit gefallen. Von Form und Fassade passt er gut zu Galileo und Skyper. Neben den bewusst zeitgemäß gestalteten Türmen der letzten Jahre (Omni, Grand, Four, One, 140W, Spin...) verbreitet der FraSpa-Turm den Flair einer betont seriösen und nüchternen Arbeitswelt der 2000er-Jahre.


    An der Stelle wäre viel möglich gewesen: eine Flatiron-Rundung in Flucht der Neuen Mainzer, ein Stadttor-artiger, abgerundeter Grundriss in Richtung der Taunusanlage, Wohnungen in einer der (zukünftig) besten Lagen Frankfurts. So sieht’s halt aus wie eine schnell umzusetzende Notlösung.


    Andrerseits... Der Entwurf ist okay. Und es werden genügend moderne Türme gebaut. Also freue ich mich auch über diesen Neuzugang in der Frankfurter Skyline.

    Also sooo schlecht ist der to-be-Entwurf nicht. Tatsächlich finde ich ihn in vielerlei Hinsicht dem inoffiziellen Landes-Entwurf überlegen. Ja, der sternförmige, zentrale Platz bei Landes mag sehr schön sein. Und auch sonst ist der klassische Blockrand viel konsequenter durchgezogen. Aber richtig verzahnt mit der Umgebung ist das Landes-Viertel nicht.


    Landes setzt auf mehrere kleine Zufahrtsstraßen, die scheinbar überbaut werden sollen. Beim Siegerentwurf gibt es zwei Haupteinfahrten, die durch die Höhenstaffelung der Gebäude klar definiert sind. Landes vermittelt nach außen den Eindruck einer gated community, während beim Siegerentwurf eine urbane Atmosphäre mit Läden und Gastronomie entlang der nördlichen Hauptstraße vorstellbar ist. Während Landes das Viertel nach innen ausrichtet, sind beim to-be-Vorschlag auch kleine Eingangsplätze nach außen vorgesehen ("Münzenberger Platz", "Gelenkplatz", "Schulplatz"). Insgesamt wirkt der Siegerentwurf offener und nach außen einladender.


    Die westliche Randkante des Günthersburgparks wird beim Sieger nach Norden fortgesetzt. Bei Landes stehen auf dem Weg nach Norden zwei Schulgebäude wie Fremdkörper im Weg. Überhaupt ist die Platzierung der Landes-Schule an diesem Ort nicht optimal. Hier treffen vier Umgebungstypen aufeinander: Neubauviertel, bestehendes Viertel, Günthersburgpark und Wildwiese (?). Was hier benötigt wird, sind Ordnung und Struktur, vor allem aber Verzahnung. Landes quetscht das Schulgebäude wie einen Pfropf dazwischen und verhindert den Austausch zwischen den Gebieten.


    Ich empfinde es als generelles Problem der weiter außen liegenden Viertel Frankfurts, dass deren Zentren so abgetrennt von der grünen Umgebung sind. Zwischen dem Mittelpunkt der jeweiligen Viertel und dem Grün liegen meist Schrebergärten, abgeschottete Siedlungen und wenig repräsentative Bebauung. Ich finde die Verzahnung zwischen Stadt und Grün im to-be-Vorschlag hingegen einigermaßen gut gelungen. Der zentrale Quartierplatz ist baulich eingefasst, öffnet sich aber trotzdem in Richtung Günthersburgpark. Zum Wasserpark wird eine klare Raumkante gebildet. Landes Viertel schottet sich von seiner Umgebung ab. Nach außen werden keine ordnenden Impulse gesetzt.


    Im Landes-Vorschlag ist eine wertige, klassisch anmutende Architektur implizit vorgegeben. Diese könnte allerdings auch etwas monoton ausfallen - ähnlich wie in den Arbeitersiedlungen. Die ziemlich uneinheitliche Parzellierung bei to-be könnte in einem bunten, modernen und vor allem urbanen Stück Frankfurt resultieren.


    Insgesamt finde ich, dass es to-be mit diesem nach innen strukturierten und nach außen verzahnten Entwurf deutlich besser gelungen ist, ein Stück "modernes Nordend" nach Norden fortzusetzen.

    Pitch-Video

    Habt ihr eigentlich schon das - großartige - Video gesehen, mit dem sich Frankfurt für den Sitz der EBA bewirbt? Falls nicht: kuckt hier.


    Die Stadt und ihre Besonderheiten werden aus meiner Sicht sehr gut getroffen. Jedenfalls ein Riesenfortschritt zu dem hilflosen Gestammel, das man sonst von offizieller Seite hört, wenn es um Frankfurt-Promo geht: "internationaler Flughafen... Messe... Paulskirche & Wiege der Demokratie... Rheingau... Weinkönigin" :confused:

    Der Entwurf gefällt mir überhaupt nicht. Der Marktplatz, mit seiner gebrochenen Ästhetik benötigt besondere und starke Designs in seiner Umgebung. Hier wäre einerseits der richtige Ort für einen spektakulären Neubau mit moderner Architektur, hier würde andrerseits auch ein brutal-einfaches Gebäude hinpassen. Alles, das dem Ort Charakter gibt, könnte funktionieren.


    Der Entwurf, der hier gezeigt ist, besitzt hingegen überhaupt keinen Charakter. Im Gegenteil: die Fensterformen sind uneinheitlich und passen nicht zu der Gestaltung des Erdgeschosses, die Trennung zwischen weißen und braunen Teilen der Gebäude wirkt willkürlich, und vom Stil her sieht alles komplett zusammengewürfelt aus.


    Ich finde die Lösung auch deshalb ernüchternd, weil Offenbach scheinbar inzwischen ganz schön viel Power hat. Die geplanten Türme auf der Hafeninsel sehen richtig chic und urban aus (und sie haben hier im Forum noch nicht genügend Applaus bekommen). Und auch was auf dem Ex-KWU-Areal entsteht, ist für eine Stadt wie Offenbach sehr beeindruckend. Dass aber ausgerechnet im Kern der Innenstadt so etwas langweiliges entsteht, ist sehr schade.


    Ich hatte bis jetzt immer den Eindruck, dass sich Offenbach seines kreativen Potentials bewusst ist und dass seitens der Stadt eine Sensibilität dafür besteht, welche Orte für eine kreative Atmosphäre wichtig sind. Dass jetzt ausgerechnet der "Hollywood-Hügel" mit seinem Offenbach-Schriftzug verschwinden soll, ist sehr traurig. Das ist für mich der charmanteste Ort der ganzen Stadt.


    Am Toys 'R' Us-Gebäude konnte man sich wenigstens reiben. Das, was jetzt kommt, ist einfach nur gewöhnlich. Ja, der Entwurf tut niemandem richtig weh. Genau deswegen ist er vollkommen fehl am Platz.

    Ich würde den UN-Entwurf als sensationell bezeichnen:

      Für mich wirkt der Entwurf als Ganzes wie ein Hafen. Die Sockel sehen aus wie Kreuzfahrtschiffe, die Hochhäuser wie Segel, die Brücken wie Gangways. Bei so einem zugrundeliegenden Motiv finde ich den Einsatz einiger schrofferer Gestaltungselemente - das Schrägdach an T1 oder die steinigen Sockelverkleidungen, unter denen die Glasfassaden der ersten beiden Etagen "zerdrückt" wirken - voll in Ordnung.


      Das Detailreichtum in der Gestaltung - nicht nur bei den Gebäuden sondern auch beim Dachgarten - ist beeindruckend. Ich finde es fast schon rührend, mit wieviel Liebe und Detailarbeit jeder kleinste Winkel zu einem besonderen Ort gemacht werden soll.


      Genauso gefällt mir der Strauß an Materialien, der für die Fassaden vorgesehen ist. Das wird doch viel "bunter" als zunächst gedacht. Hoffentlich geht der super-stylische Ferneindruck von T1 nicht verloren.


      Apropos "stylish": Das Projekt wird das Gesicht der Stadt verändern: zusammen mit dem Omniturm, dem Grand Tower, vielleicht auch mit "One" und "140 West" entstehen einige Hochhäuser mit sehr moderner Ausstrahlung. Die Stadt wird noch metropolischer wirken als bisher. Nix da mit "langweilig" oder "provinziell" ;)


      Ich bin immer noch begeistert von der städtebaulichen Konzeption des UN-Entwurfs. Die dreieckige Form des Grundstücks und die gleichgerichtete Ausrichtung der Hochhäuser entlang der Neuen Mainzer erfordern besondere Kubaturen. Die Konzepte der Konkurrenten - sich in die Seite "pieksende" Gebäudekanten bei Dudler (grrr...) oder sich "wegduckende" Grundformen bei Mäckler - funktionieren nicht. Die UN-Baukörper richten sich sensibel in jede relevante Richtung der Umgebung aus, wirken aber dennoch "landmarkig".


      An der Hochhausentwicklung der letzten Jahre gefällt mir insgesamt, dass einladende Eingänge geschaffen werden. Mit den Taunustürmen ist eine Promenade zu den Wallanlagen entstanden. Mit dem Maintor-Areal wird ein Eingangstor vom Main aus in die Stadt gebaut. Mit solchen Abschlüssen wird nicht nur das Hochhausviertel besser erfassbar, auch das jeweils gegenüberliegende Viertel (Bahnhofsviertel, Sachsenhausen) wird aufgewertet. Mit dem Four Frankfurt entsteht eine ähnlich einladende Empfangssituation in Richtung Innenstadt.


      Mich freut besonders, dass das Hochhausviertel aus einigen Perspektiven an Dichte gewinnen wird. Insbesondere nach Norden - Richtung Opernplatz / Reuterweg - werden die Hochhäuser massiv wie ein kleines Gebirge wirken.


      Ich finde, dass auch bei den anderen Entwürfen ein paar schöne Elemente vorhanden sind - z.B. die Fassaden von Hadid, Snøhetta (nur die Innenseiten) und Himmelb(l)au -, im Vergleich zu UN empfinde ich alle anderen Wettbewerbsbeiträge aber als fast schon ein wenig einfach.


    Mein Gesamturteil: woohoo!

    Ein bisschen enttäuscht bin ich auch vom Maintor-Projekt. Die Alte Mainzer Gasse wirkt nicht richtig wie öffentlicher Raum. Man kommt sich fast wie ein Eindringling vor, wenn man da an den Stadthäusern vorbeiläuft. Urban ist das nicht.


    Mir gefällt auch der Eindruck nicht, den die beiden Doppel-Palazzi auf dem Sachsenhäuser Mainufer hinterlassen. Weil sich die Gebäude nach Norden wegdrehen, wird nicht das Mainufer selbst sondern die Alte Mainzer Gasse betont. Das wirkt merkwürdig - gerade auch weil die beiden Doppelhäuser "zu viert" fast wie eine Burgmauer aussehen. Kann sein, dass das sinnvoller wirkt, wenn WinX mal da ist.


    Andrerseits: Vom Frankfurter Mainufer aus hingegen finde ich den Eindruck der Palazzi ziemlich gut. Wie dort Häuser dicht beieinander steht, hat irgendwie auch was Mediterranes. Außerdem gefällt mir der Farbkontrast zwischen dem Naturstein und dem Grün des Mainufers. Für das Nizza ist das Maintor-Areal jedenfalls eine deutliche Aufwertung.


    Gut gelungen finde ich auch die Torwirkung der Türme. Ja, das Panorama ist langweilig. Trotzdem: das Hochhausviertel orientiert sich endlich zum Main hin und schafft damit eine einladende Eingangssituation. Damit wird das Hochhausviertel aufgewertet, aber Sachsenhausen ebenso.


    Richtig gespannt bin ich auf die dunkle Fassade des WinX. Ich bin da irgendwie optimistisch, dass das funktioniert.

    Humpty: Ja, das war als Anspielung auf uber gedacht. Der Rückzug aus Frankfurt wurde damals ja damit erklärt, dass Bundesgesetze regional sehr unterschiedlich ausgelegt würden. In Berlin und München gibt's uber noch, oder? Aber es gibt andere Beispiele. In der Übernachtungsstatistik von airbnb lag Frankfurt neulich (ich hoffe, ich erinnere mich richtig) nicht nur hinter Leipzig sondern sogar hinter Düsseldorf! Die Stadt betont ja sogar wie vehement sie gegen die Zweckentfremdung von Wohnraum vorgeht. Für beide Vorgehen - gegen uber und gegen airbnb - gibt es vollkommen nachvollziehbare, gute Gründe. Trotzdem: einem modernen Mensch, der es gewohnt ist, solche Anwendungen zu nutzen, dabei sowohl alles übers Smartphone zu regeln als auch bei den neuesten gesellschaftlichen Trends teilzuhaben, dem wird Frankfurt in dieser Hinsicht provinziell vorkommen.


    Und dies ist auch ein Standortfaktor. Und dieser Standortfaktor wird von seiner Bedeutung her zunehmen. Frankfurt muss - und wird - da noch einen besseren Mittelweg finden.

    Frankfurt langweilig? Hä?

    Das mag zwar eine persönliche Einschätzung sein, aber ich finde Frankfurt überhaupt nicht langweilig. Im Gegenteil: derzeit empfinde ich Deutschlandweit keine Stadt annähernd so aufregend wie Frankfurt.


    Wenn man unter seinesgleichen sein will, wenn man eine konsistente Umgebung bevorzugt, wenn man nicht mit Fremdem konfrontiert werden will, dann ist man in anderen Städten sicher besser aufgehoben. Wenn man aber das Aufeinandertreffen verschiedenster Viertel und verschiedenster Menschen als spannend empfindet, gibt es kaum einen besseren Ort als Frankfurt. Das mag jetzt zwar wie übertriebener Lokalpatriotismus klingen, aber auf mich wirkt ein Spaziergang durch die Stadt jedesmal inspirierend. Wo kann man sonst bei einem halbstündigen Fußweg das Gefühl haben, man wäre in vier oder fünf verschiedenen Städten gewesen?


    Ich finde, dass Frankfurt in dieser Hinsicht auch sehr modern ist. Wenn man die Funktionalität und Ästhetik eines iPhones mit all seinen verschiedenen Apps mal auf eine Stadt übertragen würde, käme vermutlich etwas heraus, was Frankfurt gar nicht so unähnlich wäre: Lauter unterschiedliche kleine Quartiere, die auf vielfältige Art zueinander in Bezug stehen. "Alles ist möglich... und nur ein paar Fußschritte entfernt" - diesen Eindruck kann Frankfurt wie kaum eine andere Stadt vermitteln.


    Und ja, die Stadt steht in den Startlöchern. Um neue Bars, Clubs und Restaurants gibt es jedesmal einen Hype. Dies mag zwar lächerlich wirken, ist aber Ausdruck einer erwachenden, neugierigen Stadt. Und beim Underground scheint es weniger das Problem zu geben, dass er nicht funktionieren würde, sondern eher, dass jede aufregende Location in kürzester Zeit vom Mainstream erfasst und überrannt wird. Auch das zeigt, wie hungrig Frankfurt ist. Es sind einige tolle Orte zum weggehen entstanden. Die Nachfrage nach weiteren Locations ist eindeutig da... und wird sicher gestillt werden. Die Zeit erinnert mich fast ein bisschen an das Berlin zur Jahrtausendwende. Auch dort drängte eine riesige Masse Menschen in ein paar wenige angesagte Locations. Und was haben wir heute, 15 Jahre später? Berlin ist voll von aufregenden Ausgehmöglichkeiten. Ich bin mir sicher, Frankfurt wird sich in eine ähnliche Richtung entwickeln.


    Wo aber Frankfurt auf seinem Sprung zur Metropole dringend noch mitwachsen muss, ist bei seiner Politik und seiner Verwaltung. Trends wie die "sharing economy" müssen auch in Frankfurt ermöglicht werden, anstatt dass App-Anbieter entsprechender Angebote aus der Stadt gedrängt werden. Die Mitgestaltung der Stadt durch Menschen "auf kleiner Ebene" muss gefördert und nicht behindert werden. Und das Nachtleben darf nicht immer nur als Störung sondern eben auch als Bereicherung betrachtet werden. Hier braucht es unbedingt mehr großstädtische Gelassenheit. Vor allem aber muss eine Atmosphäre kreiert werden, dass die Gestaltung der Zukunft auch in Frankfurt stattfindet.


    Künstler und hippe Großstadtmenschen werden schon kommen, wenn Frankfurt erst einmal als boomende Stadt wahrgenommen wird. Das Image ist das wichtigste, an dem Frankfurt noch arbeiten muss.

    Ich lehne mich mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte, dass sich die Stadt durch den Brexit sehr stark verändern wird.


    Wie viele Arbeitsplätze in einem ersten Schwung in Frankfurt entstehen werden, vermag ich kaum zu beurteilen. Ganz wichtig erscheint mir aber die Hoffnung, dass Frankfurt mittelfristig ein Stück des Kuchens abbekommen wird. Denn diese Hoffnung macht die Realisierung der derzeit geplanten und in Pipeline befindlichen Bauprojekte sicher ein ganzes Stück wahrscheinlicher.


    Die Hochhauscluster in der Stadt werden dichter werden, Neubaugebiete wie das Europaviertel und der Osthafen werden eine großstädtische Atmosphäre erhalten. Frankfurt wird überall die Veränderung seines Stadtbilds vorantreiben können und bald weit und breit die einzige Stadt mit richtiger Innenstadtausstrahlung sein.


    Und so eine beeindruckende Stadt wird ihre Nutzer schon finden - Bewohner wie Unternehmen. Mehr Einwohner und neue Unternehmen wiederum werden weitere Dynamik in der Stadterneuerung entfalten.


    Frankfurt hat sich innerhalb der letzten zehn Jahre sehr gewandelt - bezüglich seiner Architektur, aber auch bezüglich seines Lebensgefühls. Die Stadt wirkt hungrig nach mehr: nach Kultur, nach coolen Locations, nach neuer Innenstadt. Ich glaube, dass der Brexit der Startschuss eines noch viel größeren Booms ist.