Die Verkehrsprognose 2030 ist nun mal der Common Sense, da kannst du nicht daran rumdeuten. Diese wird die Grundlage der Verkehrsplanung in Gesamt-Deutschland (da gehört Dresden dazu) für die nächsten 15-20 Jahre sein, ist vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur in Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten und Planungsunternehmen erarbeitet worden und wir von dem größten Teil der Bundestagsabgeordneten unterstützt, nämlich von CDU/CSU/SPD, also etwa 80%. Und dieses hochoffizielle Dokument enthält für Dresden folgendes:
- Zunahme der Anzahl an PKWs um 5-10%
- Anstieg des motorisierten Verkehrs (bis 10%)
- Gleichbleiben des nicht-motorisierten Verkehrs (Prognose Änderung: 0%)
Daran gibt es nichts rumzudeuten, so ist die Faktenlage.
Auch der VEP geht im Szenario A von stark steigendem MIV aus. Ob überhaupt Maßnahmen aus B und C realisiert werden, darf bezweifelt werden. Da steht dann etwa die Straßenbahn 61 bis Blasewitz, 5-Minuten-Takt für zahlreiche Straßenbahnen (trotz jetzt schon hochdefizitärem ÖPNV) oder die Verlegung aller Bundesstraßen aus dem Innenstadtring heraus.
Wo wir jetzt beim Common Sense waren: Dass sämtliche externen Kosten durch die Mineralölsteuer abgedeckt sind, das ist ebenfalls Common Sense. Das war das alleinige Ziel der Einführung der Mineralölsteuer von über 10 Jahren in der EU. Und das hat seitdem auch niemand angezweifelt, ja nicht mal die Grünen. Befürchtung vieler grüner Politiker war und ist, dass, wenn man hier mal eine Gesamtrechnung aufmacht, dass wahrscheinlich dabei herauskommen würde, dass die Autofahrer unter Einbeziehung sämtlicher externen Kosten trotzdem noch zu viel zahlen würden und man die Mineralölsteuer eher senken müsste.
Die Spritpreisdelle ist erst mal ein vorübergehendes Phänomen der nächsten 5-10 Jahre, weiter vorausschauen kann man da nicht. Aber das reicht ja schon aus, um die Entwicklung nochmal ein Jahrzehnt in Richtung MIV zu lenken. Und die im nächsten Jahrzehnt angeschafften PKWs fahren dann noch mal 1-2 weitere Jahrzehnte auf den Straßen.
Und wie sollen die Tempo-30-Zonen kontrolliert werden, wenn die Stadt massiv abbaut? Es wird ja jetzt schon nichts kontrolliert, ich treffe etwa einmal im Jahr auf eine Radarkontrolle und in Zukunft gibt es noch weniger Personal?
Dass die Kosten für Autos steigen, merke ich auch nicht. Auto fahren musste man sich schon immer leisten können. Das war früher so und bleibt auch so. Es ist, je nach Einkommen, ein relativ großer oder eben nicht so großer Posten. Gebrauchte Kleinwagen/Kompaktwagen kann sich fast jeder Arbeitnehmer leisten, wenn er möchte. Das war schon immer so und das ist nach wie vor so. Motorisierungsgrad steigt! Dass du jetzt Menschen siehst, die den PKW auch mal nicht nutzen oder keinen besitzen, na auf diese Selbstbetrachtungen kann ich jetzt nicht eingehen. Fakt ist: Noch nie war die PKW-Dichte so hoch wie jetzt und sie wird weiter steigen (siehe auch bundesdeutsche, hochoffizielle Verkehrsprognose 2030).
Jetzt ignorieren wir mal, dass gerade erst vor einem Jahr eine Waldschlößchenbrücke für den MIV gebaut wurde, dass es nach wie vor einige neue Straßen geplant sind (z.B. eben Wissenschaftsstandort Ost oder Ost-Umfahrung von Dresden) und dass wahrscheinlich etwa die WSB-Zubringer auch bald ausgebaut werden (z.B. Stauffenbergallee). Wir ignorieren auch mal, dass es dem Autofahrer am Ende egal ist, ob er 27 oder 31 Minuten braucht, solange er trocken und klimatisiert vom exakten Startpunkt zum exakten Zielpunkt kommt. Jetzt wenden wir uns mal dem einzigen Gebiet zu, wo man bis 2050 vielleicht ein wenig gegen den MIV machen könnte: Die Innenstadt.
Dort wurden in jüngster Vergangenheit zahlreiche Parkmöglichkeiten neu geschaffen. Die Straße zwischen Altmarkt und Neumarkt, wenn es zu einer Verkehrsberuhigung kommen könnte, dann wohl als erstes hier, diese Straße wurde erst vor kurzem zum Zubringer für ein neues Parkhaus. Also wie genau soll das dort, in der innersten Innenstadt vonstatten gehen? Die Parkhäuser werden sicher geplante Nutzungsdauern (ohne zwischenzeitliche Sanierung) bis 2040-2060 haben (mit Sanierung entsprechend länger). Also, wie genau soll das vorangehen mit der Verkehrsberuhigung in der Innenstadt, wenn es in den nächsten Jahrzehnten nicht mal möglich sein sollte, diese eine Straße zu einem verkehrsberuhigten Raum zu machen? Falls es mal vor 2050 dazu kommen sollte, wie ist die Zweitnutzung der Tiefgaragen/Parkhäuser? Oder werden die dann einfach wieder zugeschüttet?