Wenn wir jetzt das Tempo 30 als Beispiel nehmen, meinetwegen. Das darf auf Vorfahrtsstraßen nur angeordnet werden, wenn es eine explizite Gefahrenstelle ist. Sollte das nicht der Fall sein: Tempo 30 wird gekippt wie schon in anderen sächsischen Gemeinden. Es werden ja vom Bund gerade erst die Voraussetzungen geschaffen, damit Tempo 30 vor Schulen überhaupt angeordnet werden DARF. An allen anderen Stellen außer ausgewiesenen Gefahrenstellen und Schulen ist eine Tempo 30 Anordnung nicht möglich.
Voraussetzung einer Tempo-30-Zone ist ein angemessenes Vorfahrtsstraßen-Netz, auf welchem dann wieder rum 50 gilt. Wenn es dieses angemessene Vorfahrtsstraßen-Netz nicht gibt, darf keine Tempo-30-Zone ausgewiesen werden, was wieder zum Generalparagraphen führt: Innerorts ist 50 km/h die Regelgeschwindigkeit (+ 3 km/h Toleranz + bei 60 km/h blitzt eh keiner usw.).
Ein Fahrverbot für bestimmte, besonders stark ausstoßende Autos ist nur mit der Umweltzone möglich. Und die grüne Plakette hat heute fast jeder (außer DVB-Busse). Ein weitergehendes Verbot kann die Stadt nicht anordnen, weil schlichtweg das Verkehrszeichen fehlt. Ebenso wäre m.E. nicht mal eine City-Maut möglich, weil es dafür keine Grundlage im bundesdeutschen Recht gibt.
Autofreie Innenstadt hat Dresden ja schon (siehe Prager Straße z.B.). Wenn diese autofreie Innenstadt ausgeweitet werden soll, lohnt sich in Blick in andere europäische Städte mit autofreien Innenstädten: Dort stehen dann Parkhäuser noch und nöcher unmittelbar direkt am Rand dieser autofreien Zone, so dass man bequem mit dem Auto hinfahren kann und mit dem Aussteigen aus dem Auto quasi schon direkt in der Fußgängerzone steht. Also alles kein Problem.
Ich seh den Trend zu ein bisschen weniger Auto auch. Spielt sich im Bereich weniger Prozentpunkte an. Hauptgrund m.E. eher die Zunahme von prekärer Beschäftigung, unstetigen Arbeitsverhältnissen und deutlichen Reallohnsenkungen für einen Teil der Gesellschaft. Während früher Arbeiten gehen noch bedeutete, dass man die Familie ernähren konnte und sich auch ein Familienauto durchaus leisten konnte, bekommt heute mancher Arbeiter mit Familie weniger als Hartz-4 und muss aufstocken (oder möchte es nicht und bekommt weniger). Wie soll man sich da ein Auto leisten. Ab einer bestimmten Einkommensgruppe, und das bestätigen alle Statistiken, ist das Auto für mindestens 95 Prozent der Menschen einfach Standard ohne darüber nachzudenken. Und es ja auch überaus praktisch. 
Und diese komische Zusammenfassung von Radfahrern, Fußgängern und ÖPNV von dir immer? Es ist in der Praxis recht sinnlos. Ich kenne Autofahrer, die kurze Wege auch mal zu Fuß gehen, aber nie ÖPNV nutzen würden und nicht mal ein Fahrrad besitzen. Ich kenne leidenschaftliche Radfahrer die auf nichts mehr schimpfen als auf die dummen Fußgänger die immer ohne zu gucken auf die Straße rennen und die ebenfalls nie ÖPNV nutzen. Ich kenne sportliche Radfahrer die sonst jeden Tag außerhalb ihres Sportprogramms mit dem Kombi fahren. Wenn man sich die Gruppen anschaut, dann sind doch die größten Spannungen etwa zwischen Radfahrern und Fußgängern. Und das zu Fuß gehen oder Rad fahren keine vollwertigen Verkehrsträger sind, sondern bestenfalls Schön-Wetter-Ersatz sein können für Routen, welche man sonst auch anderweitig zurück legen muss (Weg auf Arbeit im Sommer: Rad; Bei Sturm, Eisglätte, Schneebergen auf der Straße, etc: Mit ÖPNV oder bei den meisten doch eher das Auto). Deswegen macht nur ein Vergleich zwischen MIV und ÖPNV Sinn und dann aber nicht nach Wegehäufigkeit, sondern nach Strecke. Dadurch, dass ich auf ÖPNV umsteige, muss ich ja nicht weniger km auf Arbeit fahren. Und zweitens gehören in den Vergleich noch mindestens die zehntausenden täglichen Einpendler mit rein. Jeder bisherige Statistik verschluckt diese Menschen einfach mal. Böse Absicht? Manipulation? Dummheit.
Und wenn man das dann alles rechnet, dann ist man wieder bei 70-80 Prozent REALEM MIV-Anteil und 20-30 Prozent REALEM ÖPNV-Anteil. Bei Familien mit Kindern und arbeitenden Eltern ist der MIV-Anteil ein gutes Stück höher, bei H4-Beziehern ist der ÖPNV-Anteil tendenziell eher sehr hoch.
Trotz dessen, dass man in Dresden mit dem PKW doch recht gut durchkommt, vor allem linkselbisch, macht Verkehr in der Stadt nicht sonderlich viel Spaß. Die öffentlichen noch viel weniger, weil man mit denen noch langsamer ist, keine Privatsphäre und gemütliche Sitzposition hat und weil ÖPNV hauptsächlich aus Hinlaufen zu Haltestellen, Warten, Umsteigen, Hinlaufen von der letzten Haltestelle zum Zielort, etc. zu tun. Daher finde ich meinen Schritt, bisschen weiter raus zu ziehen und mir die Stadt, per PKW natürlich, nur zu geben wenn ich Lust auf Stadt habe, durchaus logisch. Wie man an den typischen kleineren Siedlungen am Stadtrand und außerhalb sieht, induziert relativ verteiltes Wohnen mit eigenen, relativ großen Grundstücken ganz und gar nicht große Verkehrsmassen. Dort ist es sogar relativ ruhig, oder nicht? Der Zentralisierungswahn der Städte induziert den Verkehr. Wenn man zum Shoppen, Essen gehen, etc. immer an den Ort X (= Innenstadt etwa) muss, dann ist am Ort X eben viel Verkehr. Und wenn jetzt auch noch Wohnbebauung am Postplatz dazu kommt, ich nehme mal an die Leute die dort einziehen werden auch ab und zu mal von Freunden und Familie besucht, dann nimmt der Verkehr dort eben weiter zu. Nicht die Zersiedlung sorgt für den zentralen Verkehrskollaps, sondern die extreme Verdichtung in zentralen Bereichen. Ich habe auch Verwandtschaft, die wirklich sehr ländlich wohnt, ohne direkten Bezug zu so einem großen Zentrum wie Dresden. Denkst du, die haben das Wort Stau schon mal in ihrem Leben gehört?
Meine Prognose für die Zukunft übrigens: Es werden sich bald, vor allem in der Stadt, wieder vermehrt Leute ein Auto leisten können. Nachdem Kleinwagen sowieso schon groß in Mode gekommen sind, wird es bald eAutos mit vergleichsweise kleiner Batterie geben (also kurze Reichweite = stadttauglich; Schnellladung an öffentlicher Ladesäule von wenigen kWh in kurzer Zeit). In China werden die Dinger schon für umgerechnet 2.000 - 3.000 EUR angeboten (Größe: Smart). Klar, dass die hier noch einiges an Sicherheitsvorgaben, etc. erfüllen müssen, aber der relativ simple eMotor ist einfach und billig zu konstruieren und ein paar kW an Akku kosten nicht mehr viel. Müssen ja keine 85-Tesla-kWh sein, wobei der Tesla auch mindestens das dreifache eines Kleinstwagens verbraucht.
Und darauf sollte sich die Stadt Dresden bald mal einstellen, denn am Ende leiden unter langen Verkehrsstaus vor allem die Dresdner (ob neben dem Stau oder im Stau). Wenn doch angeblich die Leute trotz neuer schneller Verbindung mit WSB und wider jeder Theorie dieses lustigen Induktions-Modells WENIGER Auto fahren, dann kann man den Rest-Verkehr doch verflüssigen und beschleunigen, damit es noch weniger Verkehr gibt (Wie schon mal erwähnt: 10 Autos in 30 Minuten von A nach B sind deutlich mehr Verkehr als 11 oder 12 Autos in 20 Minuten von A nach B). Mir persönlich ist das dann ja in Zukunft nicht mehr so wichtig, weil ich mir nicht jeden Tag Stadtverkehr in der Hauptverkehrszeit antun muss, sondern 5-8x pro Monat in der Nebenverkehrszeit.
Zu der komischen Umfrage: Ich denke die Meinung ist noch so klar wie zu WSB-Zeiten. 2/3 sind für uneingeschränkten MIV überall und immerzu (WSB-Brücke: ja), viele andere wollten eine teurere Kompromiss-Lösung (Brücke: nein; Tunnel: ja) und nur sehr wenige (hier etwa: 8 Prozent) sind gegen MIV-Verbesserungen. Wenn es keine MIV-Brücke wird, dann kommen ganz schnell die Interessenverbände, dann gibt es eine Volksabstimmung und dann wird das Ergebnis ähnlich klar wie zu WSB-Zeiten. Dann gibt es Klagen noch und nöcher, die Stadt Dresden wird viel Geld verlieren, Bau verzögert sich, Baukostensteigerungen und am Ende seht die Brücke trotzdem, aber massiv verteuert durch die ganzen Gegenproteste, Klagen, etc. (war ja bei der WSB nicht anders, die hätte man auch schneller und billiger haben können). In ein paar Jahren hat sich der Grundtenor pro-MIV aber mal gar nicht geändert.