Naja, Strömungen zur Stadtbildreparatur gibt es schon seit längerem. Die bekannteste wohl die Postmoderne, die Ende der 70er Jahre - als die auf dem Bauhaus basierende "Moderne" an ihrem negativen Höhepunkt angelangt war - entstand und sich teils wieder deutlich mehr traditionellen Baustilen zugewandt hat. Gut gedacht war aber nicht immer gut gemacht, und so ist auch unter der Bezeichnung Postmoderne einiges Kritikwürdiges entstanden. Sieht man ja auch in Frankfurt, wirklich gelungen kann man die meisten Gebäude in der Saalgasse nun auch nicht gerade bezeichnen, wird teils auch nicht ganz zu Unrecht als "Jahrmarkt der Eitelkeiten" verspottet, und die benachbarte Schirn-Kunsthalle passt allein schon mit ihrem Grundriss als langgestreckter überdimensionierter Solitär überhaupt nicht in die Altstadt. Wohingegen der Messeturm sich unbestritten zu einem der bedeutendsten Wahrzeichen der Stadt entwickelt hat.
Neuklassische Architektur bzw New Urbanism ist meines Wissens dann irgendwann ab ca den 90ern groß geworden, diese Strömung geht aber an Frankfurt bisher leider fast völlig vorbei. Düsseldorf, Hamburg und vA Berlin (Krier, Patzschke) profitieren da deutlich stärker von Neubauten solcher Architekten. Und nicht nur einzelne Gebäude sondern sogar ganze Stadtteile sind auf den Grundsätzen des New Urbanism entstanden. Poundbury hast du schon erwähnt, Beispiele gibts aber auch einige weitere vA in den Niederlanden (am berühmtesten wohl Brandevoort), und sogar in Deutschland (Potsdam-Kirchsteigfeld). Und die sind alle schon entstanden bevor Social Media irgendeine großartige Rolle gespielt hat. Derzeit scheint da leider eher sogar wieder Flaute zu einzukehren.
Recht beliebt aber auch bis heute in den USA. Da entstehen ganze Uni-Campi im New Urbanism, und auch im Hochhausbau sind neuklassische Türme von Architekten wie Robert A.M. Stern längst etabliert (Türme wie letztere würden sich übrigens auch hervorragend in einigen Teilen des Frankfurter Bankenviertels machen, vA rund um den Frankfurter Hof).
Großes Problem wohl halt immer noch die Ausbildung an den Universitäten. Da hört man ja öfter, dass klassische Entwürfe von den Professoren per se schlecht bewertet werden. Schulung in traditionellen Baustilen und Baumaterialien kommt wohl oftmals auch überhaupt nicht erst im Lehrplan vor. Da war Mäcklers Institut für Stadtbaukunst wohl einer der wenigen Leuchttürme. So rein von den Grundgedanken hat ein Mäckler ja auch recht viel begriffen, dies seinen Studenten vermittelt und auch für uns Laien niedergeschrieben (persönlich empfehlen kann ich sein Buch "Lehre 1998 - 2018"). Keine Ahnung warum seine eigenen Entwürfe demgegenüber architektonisch oft gar nicht so prickelnd sind und sich oftmals eher an den 50ern orientieren.