Beiträge von Carlo

    Das M20 ist schon goldrichtig. Evolution, statt schon wieder eine zeitgeschmäcklerische Revolution nach einem Generalplan.


    Also, "Evolution" bedeutet, vereinfacht gesagt, Entwicklung nach vorne - und das ist so ungefähr das letzte, was mir in den Sinn kommt, wenn ich den Entwurf für Herzog/de Meurons überdimensionierten Satteldachschuppen mit Mies van der Rohes Neuer Nationalgalerie und Scharouns Philharmonie und Staatsbibliothek vergleiche ... .

    Im Prinzip spricht ja nichts dagegen, die Debatte um die Gesamtgestaltung des Kulturforums wieder anzustoßen, und Braunfels ist da ja nicht der einzige - Volkwin Marg (GMP) etwa ist da ja seit Jahren auch sehr rührig:


    http://www.tagesspiegel.de/kul…ts-entgegen/11871680.html


    Nur sehe ich nicht, dass der Braunfels-Entwurf irgendeines der bestehenden Probleme des Kulturforums löst, insbesondere die Führung der Potsdamer Straße und die daraus entstehenden Folgeprobeme.

    Du schiebst wieder mal einige Radikalinskis aus dem APH vors Loch, um ein "Gut gegen Böse" Szenario zu konstruieren.


    Agitprop. Once learned, never forgotten. Und das Architektenkind rezitiert allabendlich die Mitschriften aus dem Geschichts-Proseminar von vor zehn Jahren. Willkommen auf Seite 50+ eines Diskussionsstranges in der Sektion Berlin des DAF. :D


    Wer das Denkmal ablehnt, tut dies in der übewältigenden Mehrheit der Fälle, weil ihm der Entwurf und/oder der Umgang mit dem denkmalgeschützten Sockel nicht gefällt.


    So isset. Trifft beides auf mich zu. Vor allem stört mich, dass man nicht erst einmal den neu entstehenden Raum vor dem Berliner Schloss/Humboldtforum im Endzustand auf sich wirken lässt, bevor man ihn mit einem Großmöbel gleich wieder zustellt.

    Dir ist bekannt, dass man vorgeschlagen hat, alleine die Kolonnaden, die das einstige Denkmal umrahmten, zu rekonstruieren? ;) Es war niemals die Rede davon den Kaiser selbst wieder aufzustellen.


    Das ist "formal" sicher korrekt.


    Aber erstens sieht man doch, wie hier z. T. argumentiert wird: Die Kolonnaden waren auf das Denkmal bezogen, also sollte da auch wieder ein Denkmal hin, und das kann eigentlich nur das Original sein.


    Und zweitens finde ich - ganz subjektiv - die Kolonnaden einfach scheußlich. Mit diesem spätborussischem Schwulst kann ich einfach nichts anfangen.


    Wie gesagt: Grds. bin ich ein Freund von Rekonstruktionen, hier aber nicht.

    Die neue Volte zurück zur Wippe halte ich für amüsant bis albern: Das Ding wird so, wie es geplant ist, nicht funktionieren. Es wird ein ewiges Ärgernis bleiben. Und vielleicht ist es ja genau deshalb doch eine ganz passende Metapher für die deutsche Nation? ;)


    Nein, denn die deutsche Einheit funktioniert erstaunlich gut, nicht nur verglichen mit fragiler konstruierten Nationen mit sehr viel größeren "Dysfunktionalitäten" (von Italien über Belgien bis zum UK).


    Praxistauglich oder nicht, die Wippe ist m. E. plumper Politkitsch. Da hat die einzige erfolgreiche Revolution der deutschen Geschichte, die Freiheits- und Einheitsrevolution in Ostdeutschland von 1989/90, besseres verdient.

    Ich stand de Wippe immer reserviert gegenüber, ich teile noch immer einige hier geäußerte Bedenken, aber die Möglichkeit, dass an ihrer Stelle Kolonnaden kommen würden [...] lässt mir die Wippe mittlerweile als kleineres Übel erscheinen.


    Das geht mir auch so - und ich bin grds. ein Freund von Rekonstruktionen historischer Bauten und finde die Wippe albern.


    Aber dass man mit dem Humboldtforum/Berliner Schloss erst einen alt-modernen Hybriden baut und ihm ein Konzept verpasst, das die Weltoffenheit des modernen Deutschland symbolisieren soll, um dem Bau dann ein Kaiser-Wilhelm-Denkmal vors Portal zu setzen, bei dem der Kaiser in Herrscherpose symbolisch von seinem ehem. Schloss Besitz ergreift (indem er auf das Portal zureitet), geht gar nicht. Wer ein Kaiser-Wilhelm-Denkmal braucht, findet es u.a. hier:


    https://de.wikipedia.org/wiki/…l_an_der_Porta_Westfalica


    ... und hier:


    https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Eck


    Beides sind authentische Zeugnisse ihrer Zeit und einen Besuch wert. Vors Humboldtforum/Berliner Schloss passt ein solches Monument nicht mehr, dazu ist es seiner Bestimmung nach zu sehr ein Leitbau für das moderne Deutschland, das - daran sei erinnert ;) - eine Republik ist.

    Also, diese Ideen, entweder das alte Herrscherstandbild Wilhelms I. wiederherzustellen oder an seiner Stelle ein modernes Denkmal der deutschen Einheit zu bauen, scheinen mir gleichermaßen abwegig, und die "mittlere Lösung" der Wiedererrichtung der Kolonnaden drängt sich m. E. auch nicht auf:


    - Standbild Wilhelms I:
    Wir leben in einer Republik, und die Wiederaufstellung des Standbildes eines ehem. Herrschers kann m. E. überhaupt nur in Frage kommen, wenn es dafür zwingende historische bzw. ästhetische Gründe gibt. Die sehe ich hier ehrlich gesagt nicht.


    - Denkmal der deutschen Einheit:
    Das national wie international anerkannte Denkmal der deutschen Einheit ist das Brandenburger Tor. Es hat eine reiche Geschichte, eine jedermann plausible Symbolik (geschlossenes Tor/offenes Tor) und steht an einem Ort, an dem die Wiedervereinigung erkämpft und gefeiert wurde. Da braucht es keine Wippen oder ähnliches an einem für die deutsche Einheit (Wiedervereinigung) völlig unbedeutenden Ort.


    - Kolonnaden:
    Gut, es gibt noch Reste dieser Anlage. Man möge sie in Gottes Namen erhalten. Aber hatten die Kolonnaden einen solchen Stellenwert, der es rechtfertigen würde, sie heute in toto wieder aufzubauen? Das zu glauben, fällt beim Anblick dieser uneleganten spätborussischen Anlage schwer.

    Klar brauchen kleine Kinder Schulen, die am besten fußläufig erreichbar sind und deren Schulweg nicht über vielbefahrene Bundesstraßen führt. Was mich nur ärgert, dass diese "Partikularinteressen" [...]


    Ich will hier nicht mehr nerven, als unbedingt nötig, aber Grundschulen sind meiner Meinung nach per definitionem keine Partikularinteressen. Sie zu fordern kann aber - und da würde ich Ihnen/Dir voll zustimmen - durchaus im Sinne partikularer Interessen instrumentalisiert werden, z. B. wenn sie ...


    [...] immer genau dann ins Feld geführt werden, wenn Leuchtturmprojekte anstehen bzw. schon durchgewunken sind


    ... oder wenn das in Berlin beliebte Spiel der De-facto-Schulsegregation durch Wahl des "richtigen" Wohnorts gespielt wird. Das muss man in der Tat nicht sympathisch finden, und dieses ganze Wohngebiet ist ja insgesamt nicht gerade ein Musterbeispiel sozialer Durchmischung geworden, sondern erinnert an ...


    Mittelstandswohnsilos

    und

    Gated-Community Rummelsburger Bucht


    (Sehr schön. ;))

    Das ist ein leider typisches Argumentationsmuster, die eigenen Partikularinteressen zum Interesse des Gemeinwohls zu überhöhen - um damit pauschal Gegenargumente auszuhebeln.


    Schon klar - "Partikularinteressen" sind immer die Interessen der anderen ... . Bei den Interessen von Kindern (bzw. Familien und Kindern) ist es nun aber einmal so, dass der Staat sie als in besonderem Maße deckungsgleich mit dem Allgemeinwohl ansieht. (Die Lektüre von Art. 6 GG sei empfohlen.) Aus gutem Grund, wie auch Kinderlose verstehen, wenn sie alt und/oder krank werden und von den Kindern der anderen gepflegt werden müssen.


    Das ist leider auch so eine Krankheit heutiger "Helikoptereltern", dass sie ihrem Nachwuchs nicht das Vertrauen schenken, einfachste Anforderungen des täglichen Alltags zu meistern [wie 'jeden Morgen unbeaufsichtigt und im Dunkeln über die Kreuzung Stralauer Allee/Markgrafendamm schicken'].


    Ich vermute mal ganz scharf, dass Sie keine Kinder haben, stimmt's?


    Sonst wüssten Sie, dass zwischen "Helikoptereltern" und solchen, die ihr Grundschulkind nicht über eine vielbefahrene Bundesstraße (über die Stralauer Allee führt an dieser Stelle die B 96a: https://goo.gl/maps/kqinrLbQfCN2) zur Schule schicken wollen, Welten liegen.

    Was wäre das DAF ...

    ... ohne die immergleichen ideologischen Grabenkämpfe? ;)


    Um die Fronten einmal etwas zu durchbrechen:


    Man kann ...


    - (trotz der NS-Zeit) ein gutes Verhältnis zur eigenen Nation und ihrer Geschichte haben,
    - glücklich über die Wiedervereinigung sein


    und trotzdem ...


    - die Einheitswippe grotesk und
    - die Schlosskolonaden hässlich finden


    ... und deshalb hoffen, dass weder das eine noch das andere (wieder) kommt.
    Vielleicht fällt künftigen Generationen ja eine bessere Lösung für diesen Ort ein.

    ^ Wer ist denn eigentlich immer diese "linke Klientel", von der hier ständig die Rede ist? Etwa jene Mehrheit der Bürger, die SPD, Linkspartei und Grüne gewählt haben?


    Hat diese ganze generelle "Pro-R2G-, Con-R2G"-Debatte irgendetwas mit Architektur und Städtebau zu tun?


    Bei der Personalie Holm (Kurzzeit-Staatssekretär für Wohnen) gab es einen Zusammenhang, bei Themen wie Unisex-Toiletten und queere Jugendzentren ja wohl kaum ... .

    Das kam jetzt unerwartet. Die Linke hat sich ja just gestern nochmal hinter Holm geschart.


    Es dürfte der Linken mit der Personalie Holm vor allem darum gegangen sein, ihr eigenes Profil zu schärfen - und das ganz bewusst im Konflikt mit den Koalitionspartnern, vor allem der SPD, weil man nicht vergessen hat, dass man in der rot-roten Koalition erst das Profil und dann die Hälfte der eigenen Wähler verloren hat. So urteilt jedenfalls der Tagesspiegel in einem aktuellen Kommentar:


    http://www.tagesspiegel.de/pol…beschaedigt/19253654.html


    Wie dem auch sei: Der Preis, den die Linke für diese Profilierung bezahlt, ist hoch. Den Machtkampf hat sie letztlich verloren, und die Koalition ist bereits nach einem Monat schwer beschädigt. Aber mit der "Deutschland-Koalition" (mit CDU und FDP) hat die SPD zur Not ja eine Alternative in petto. Das nimmt dem drohenden Koalitionsbruch seine Schärfe, denn die Jobs der SPD-Leute wären in keinem Fall gefährdet.


    Letztendlich hat ihn wohl seine unbedarfte Verteidigunsstrategie der partiellen Amnesie das Amt gekostet. Es ist einfach unglaubwürdig, dass er in einer so prägenden Phase wie es 89/90 war, vergessen haben will, was er bei der Stasi überhaupt gemacht hat.


    Der Mann hat seine kurze Zeit im Scheinwerferlicht vor allem dazu genutzt, zu beweisen, dass er zur Übernahme von Führungsverantwortung komplett ungeignet ist.

    ^ Es waren nicht die Grünen und nicht Herr Strieder, sondern der Investor, der den Bau loswerden wollte. [...] Du [Konstantin] betreibst wieder nichts als Feindbildpflege.


    Das tust Du doch auch. Für den einen sind's generell die unfähigen Behörden, für den anderen immer die bösen Investoren.


    In Wahrheit dürften beide mitverantwortlich sein: Die Investoren machen Druck (Ziel: Renditeoptimierung), die Behörden geben nach (weil kurzfristige wirtschaftliche Effekte höher eingestuft werden als die bestenfalls langfristig "rentable" Pflege des Stadtbildes).


    Dass sich das unter R2G ändern sollte, halte ich für sehr unwahrscheinlich – diese (m. E. auch wirtschaftlich falsche) Prioritätensetzung lässt sich doch seit mehr als einem Jahrzehnt beobachten, ganz unabhängig davon, wer gerade regiert: Rot-Rot, GroKo, R2G.

    Es ist Dein gutes Recht, Larry, diese Kirche nicht zu mögen - ich für meinen Teil mag sie sehr. ;)


    Volle Zustimmung. Meiner Meinung nach ist die (neoromanische) Matthäuskirche zumindest äußerlich einer der schönsten und zartesten Kirchenbauten Berlins, der eine im Kern italienische Architektur durch die Wahl heimischen Baumaterials (Backstein in der für Brandenburg typischen gelblichen Farbgebung) mit der regionalen Baugeschichte verknüpft:


    http://www.stiftung-stmatthaeus.de/die-kirche/architektur/


    Bei unserem Freund Whywolf Larry warte ich noch auf ein vormodernes Gebäude, das ihm gefällt ... .

    Das Stage-Theater ist vom Architekten mit seinem mittleren Durchgang darauf ausgelegt, eine Durchwegung von dort hin zum KF zu ermöglichen, im Erdgeschoss durch die Stabi hindurch, worin ich einen großen Vorteil zur besseren Vernetzung der beiden Bereiche sehe.


    Waren Sie mal in der Stabi? Dann wüssten Sie, dass das schlicht unmöglich ist, weil die Bibliothek vertikal extrem durchlässig ist, mit großen, breiten, nach den Seiten offenen Treppenhäusern und vom Erdgeschoss bis unters Dach offenen Schächten, um die herum sich die (ebenfalls offenen) Lesesäle gliedern.


    Wenn da im Erdgeschoss ständig lärmend Passanten durchlaufen würden, könnte man ein konzentriertes Arbeiten/Recherchieren (was ja der Zweck dieser Bibliothek ist) vergessen.

    An den Rändern des Platzes zur Straße hin existieren ja Poller (siehe Google Streat View etc). Das Problem ist einfach, dass Poller so einen schweren LKW einfach physikalisch unmöglich auf kurzer Strecke abbremsen können.


    Ein weiteres Problem ist, dass man nicht überall Poller aufstellen kann. Der vom Terroristen gefahrene "Todes-LKW" konnte deshalb an dieser Stelle ungehindert auf den Breitscheidplatz fahren, weil sich dort der "Rettungsweg für Feuerwehr und Notarzt" befindet (Morgenpost). Natürlich gibt es auch versenkbare Poller, aber die wird man aus Kostengründen nicht flächendeckend einbauen können.


    http://www.morgenpost.de/vermi…-Abend-in-Berlin-aus.html


    Ehrlicherweise stößt man bei der Prävention terroristischer Anschlägen mit baulichen Maßnahmen schnell an Grenzen. Ein wirksamerer Beitrag zur Terrorabwehr wäre, wenn eine den Behörden als "Gefährder" bekannte Person, deren Asylantrag abgelehnt wurde und die ausreisepflichtig ist (wie im Falle des mutmaßlichen Breitscheidplatz-Attentäters), bis zu ihrer Abschiebung auch in Abschiebehaft lässt, anstatt sie nach zwei Tagen wieder daraus zu entlassen, weil der Pass nicht vorliegt, und sie dann aus den Augen zu verlieren, weil das Personal zur lückenlosen Überwachung fehlt. Den Folgen dieser Form des "Staatsversagens" (da hat FDP-Chef Lindner ganz recht) ist auch mit noch mehr Pollern an öffentlichen Plätzen nicht beizukommen.


    http://www.sueddeutsche.de/pol…-packen-koennen-1.3306358


    Soviel zu dieser allgemein-politischen Frage, zurück zu Fragen von Architektur und Städtebau - und allseits frohe Weihnachten!

    Rot-Rot-Grün dank Holm-Personalie "auf Messers Schneide"

    Vor ein paar Tagen wollte uns der übliche Verdächtige noch weismachen:


    Die Hetzkampagne gegen Andrej Holm hat nun auch zu einer Solidarisierung jenseits der Linken geführt.


    Heute wissen wir, dass das Gegenteil richtig ist:


    Sogar die Koalitionspartner SPD und Grüne lehnen den "Stasisekretär" Holm (so SPD-Abgeordneter Tom Schneider) ab:


    http://www.tagesspiegel.de/ber…der-anderen/14993204.html


    … und der Regierende Bürgermeister Müller bezeichnet ihn ausdrücklich als "Belastung":


    http://www.tagesspiegel.de/ber…e-belastung/14993202.html


    Damit ist aus der Causa Holm eine Causa Müller geworden. Nur eine Woche nach ihrem Start steht die rot-rot-grüne Koalition bereits "auf Messers Schneide":


    http://m.morgenpost.de/berlin/…auf-Messers-Schneide.html


    Selbst SPD und Grünen traditionell nahestende Medien wie der Tagesspiegel kritisieren Müllers Führungsschwäche und fordern Holms Rücktritt:


    http://www.tagesspiegel.de/ber…ruecktreten/14992084.html


    Mit ihrer Weigerung, den Ex-Stasi-Mann, der über seine hauptamtliche Tätigkeit nachweislich mehrfach gelogen hat, zurückzuziehen, beweist die Linke, dass es ihr im Zweifel eher um die Rehabilitierung alter Kader als um die Sache geht.


    Rot-Rot-Grün in Berlin, das ein linkes Pilotprojekt für den Bund sein sollte, droht damit bereits kurz nach dem Start eine Bruchlandung.