Beiträge von Carlo

    Kennen wir doch alles aus den bekannten politischen neuen Rechten - gleiches Muster - erst wird gelogen, gehezt, aufgeregt und echauffiert das sich die Balken biegen, aber wenn es um Fakten geht - steh plötzlich nichts mehr da ausser dummen Phrasen - null substan!


    Leute, nun haltet mal den Ball etwas flacher. Es geht hier um Architektur, nicht um die Fortsetzung des Straßenkampfs mit rhetorischen Mitteln.

    Mittlerweile gibt es ein Rechtsgutachten des Verfassungsrechtlers Reiner Geulen zur Rechtmäßigkeit von Enteignungen privater Immobilienkonzerne. Demnach ist eine Enteignung rechtlich zulässig. Gleichzeitig könnten die Entschädigungssummen deutlich unter dem Verkehrswert liegen.


    1) Auftragsgutachten wie dieses haben die Angewohnheit, die Rechtsauffassung des Auftraggebers zu bestätigen. Zu diesem Zweck werden sie üblicherweise angefordert.


    2) Die Rechtmäßigkeit einer Enteigung ist eine verfassungs-, keine verwaltungsrechtliche Frage. Es bedarf für sie immer eines Gesetzes, über dessen Verfassungsmäßigkeit letztinstanzlich das Bundesverfassungsgericht entscheidet.


    3) Reiner Geulen ist nicht "Verfassungsrechtler", wie Sie schreiben, sondern Fachanwalt für Verwaltungsrecht. Das ist nicht dasselbe. https://www.geulenklinger.com/kanzlei/


    4) Zudem ist der 76-Jährige politisch in diesen und verwandten Fragen selbst so eindeutig positioniert, dass mit einer objektiven Einschätzung nicht unbedingt zu rechnen ist: https://de.wikipedia.org/wiki/Reiner_Geulen


    Fazit: Papier ist geduldig.

    Der Herr Müller von der SPD ist strikt gegen Enteignungen von Wohnungsunternehmen. Link


    Das ist sehr begrüßenswert.


    Fett gedruckte lehrerhafte Allgemeinverurteilungen vom hohen Roß helfen nicht, denke ich.


    So, so. Ich verstehe das Hervorheben der Kernaussage eher als Dienst am Leser. Schlecht gelayoutete seitenlange Traktate will doch keiner lesen. ;)


    In einem Gastbeitrag im Tagesspiegel von Karlheinz Knauthe wird dargelegt, warum das geforderte Gesetz verfassungswidrig wäre. Q: Tagesspiegel


    Den genannten Gründen würde ich zustimmen.


    Hinzuzufügen wäre, dass Enteignungen immer (d.h. auch dann, wenn das Bundesverfassungsgericht ein Enteignungsgesetz nicht verwerfen sollte) entschädigungsbedürftig sind.


    Die dafür zurückzuhaltenden Mittel könnte der Senat sinnvoller einsetzen, indem er - wie nach den beiden Weltkriegen - selbst im größeren Umfang baute. So würde auch neuer Wohnraum geschaffen und nicht lediglich vorhandener anders verteilt. Außerdem vermiede man so, Investoren zu verprellen - denn die werden prinzipiell nach wie vor gebraucht. Ganz alleine kann die öffentliche Hand den Wohnungsbedarf keinesfalls befriedigen.

    Klar. Es besteht nur das Risiko, dass das Bundesverfassungsgericht eine Enteignung letztinstanzlich aufhebt - und auch im Erfolgsfalle würde es hunderte Millionen Euro an Entschädigung kosten.


    Was der rot-rot-grüne Senat nicht zu verstehen scheint: Enteignungen schaffen (wie jeder andere Eigentümerwechsel auch) nicht per se mehr Wohnungen.


    Wenn der Senat die Wohnungsknappheit lindern will, muss er 1) privates Bauen attraktiver machen, indem Bauen durch z. T. aberwitzige gesetzliche Anforderungen (v. a. im Umweltbereich) nicht immer weiter verteuert wird; und 2) selber bauen.


    Letzteres hat in Berlin schon einmal bestens funktioniert, in den 1920er und frühen 1930er Jahren. Auch damals wurde die Stadt von der SPD regiert, aber von einer SPD, die sich noch nicht mit Symbolpolitik aufgehalten hat, sondern die elementaren materiellen Bedürfnisse ihrer Wähler im Blick hatte.

    Schon wieder eine Sache die man ”abhaken“ kann?


    Für's "Abhaken" werden wir mit diesem Mist zu lange leben müssen ... .


    ... bei einem Projekt in der besten Lage der Stadt.


    Ich beginne mich dabei zu ertappen, melancholisch zu werden, wenn ich an das Berlin der 1990er mit seinen großen Brachen zurückdenke. Damals konnte man wenigstens noch träumen. Was seit ca. 15 Jahren gebaut worden ist, ist ganz überwiegend einfaltslos und plump.


    Sinnbildlich anhand diese Projektes wird es meiner Ansicht nach Zeit Fragen zu stellen. Fragen die die ganze Stadt betreffen. Nach einem Plan!


    Planlosigkeit ist das Markenzeichen Berliner Politik, und das parteiübergreifend.

    Ich bezog mich bei der Gated Community auch auf Carlos Aussage, nicht aus irgendwas, was DerBe gesagt hat.


    Du nimmst mich wörtlicher, als es mir lieb ist.


    Gegen einen schönen Online rant ist ja nichts einzuwenden, aber wenn Du irgendwann mal wieder runterkommst, wird Dir vielleicht auffallen, dass ich mich in meinem Beitrag um einen ironischen Ton bemüht hatte. "Gated community" war daher nicht wörtlich zu verstehen, sondern eine Überspitzung der bei DerBe aufgeschnappten Info über die Tore am Eingang zur Gasse. ;)

    Weber-Grille vor Bleiglasfenstern

    Wenn es nicht so traurig wäre, müsste man lachen beim Gedanken daran, dass im kommenden Sommer die Bewohner dieser gated community auf Höhe der feinen neogotischen Bleiglasfenster der Friedrichswerderschen Kirche die Weber-Grille anschmeißen werden:


    http://www.kronprinzengaerten.de/#/de/buildings/building5


    Ich habe kein grds. Problem damit, wenn an historischem Ort modern gebaut wird, vorausgesetzt:


    a) das Neue hält dem Alten qualitativ stand und
    b) es lässt sich in irgendeiner Form ein Bezug zur Vorbebauung erkennen.


    Beides ist hier evident nicht der Fall.


    Man fragt sich, wohin dieser Stil passen würde: Italienische Riviera? St. Petersburg, Florida? Oder doch Sotchi? China geht natürlich auch immer, da darf ja auch alles gebaut werden, architectural traditions be damned. Den internationalen Investoren, die sich hier mit Masse einkaufen dürften, wird es egal sein.


    Kulturpessimismus ist unsexy, ich weiß - aber eine Stadt, die so in ihrem historischen Zentrum bauen lässt (und dabei die Beschädigung eines ihrer kostbarsten Gebäude in Kauf nimmt), hat keine Achtung vor der eigenen Geschichte und Identität.

    Wenn es gegen RRG, Migranten und sonstige Minderheiten geht, ja dann darf der gemeine Rekowilli scharf schießen.


    "Rekowilli" = Neo-Nazi. Schon klar.


    Ein Problem mit den Debatten hier ist, dass zu viele andere Meinungen als die eigene schlicht und einfach nicht ertragen und glauben, persönliche Diffamierungen würden das "Problem" lösen, das nicht jeder ihrer Meinung ist.


    Ganz links und ganz rechts herrscht eben doch ein ähnlich unterentwickeltes Verständnis von Pluralismus.


    Abgesehen davon: Um Rekonstruktionen geht es in dieser ganzen Alex-Debatte doch überhaupt nicht... .

    So weit sind wir mittlerweile gekommen, dass eine sachliche, mit Fakten unterlegte Argumentation bzw Meinung als "pöbeln" bezeichnet wird.


    Ach, das ist nur Architektenkinds rhetorische Masche: Immer einen Tick zu sehr ad hominem, und genauso schnell larmoyant, wenn er selbst einen vor's Schienbein bekommt. (Jetzt nicht wieder gleich den Stecker ziehen, Architektenkind!) Ansonsten aber durchaus lesbar, jedenfalls soweit es um Architektur und Städtebau geht und solange er das R2G-forever-Banner nicht allzu penetrant durchs Bild schwenkt.


    Unterhaltsame Diskussion, übrigens, die ich zur Zeit aus notorischem Zeitmangel leider nur passiv verfolgen kann.


    Hier sicher bekannt, was innerhalb der letzten 15 Jahre tatsächlich ging.


    Der Architekt des abgebildeten Monstrums hat es doch tatsächlich geschafft, ein Gebäude zu entwerfen, das die benachbarte Platte beinahe gut aussehen lässt. Auch eine Leistung... .


    Gesellschaftliche Probleme durch Bauaktivität lösen? Ich denke nicht, dass das klappen wird.


    Lösen vielleicht nicht, aber lindern schon.


    Seien wir mal ehrlich: Würde sich irgendjemand von den hier Versammelten für Architektur und Städtebau interessieren, wenn wir glaubten, beides habe eine rein ästhetische bzw. rein technische Funktion - und nicht auch eine gesellschaftliche Bedeutung?


    Menschen benehmen sich anders, wenn das Umfeld sich ändert. Das fängt bei der eigenen Wohnung an und endet bei der Gestaltung des öffentlichen Raums.

    Dichtung und Wahrheit

    Natürlich kann man jetzt Verschwörungstheorien entwickeln, nach denen sich eine große Verschwörung von der FAZ bis zu den Linken gegen die Potsdamer Stadtentwicklungspolitik verschworen hätte.


    Wer dreimal "Verschwörung" in einem Satz schreibt, scheint selbst nicht ganz dran zu glauben ... . For the record: Heinrich Wefing und Claudius Seidl sind nicht "die FAZ", und ihr Meinungsbeitrag erschien im Schwesterblatt "FAS".


    In keiner anderen deutschen Innenstadt wird eine so brutale Stadtentwicklungspolitik betrieben wie in Potsdam.


    "Brutale Stadtentwicklungspolitik" wurde in Potsdam genau ein einziges Mal in der Geschichte der Stadt betrieben: Zu DDR-Zeiten, insb. in den 1960er und 1970er Jahren - ein Blick auf das Panoramafoto in Konstantins Beitrag oben genügt.


    Was jetzt geschieht, ist eine behutsame und im größtmöglichen Konsens betriebene Reparatur der gewaltsamsten Beschädigungen des gewachsenen Stadtbildes im zentralen Bereich. Diese Politik unterstützen konstant 2/3 der Potsdamer und ihrer politischen Repräsentanten. Viel mehr Unterstützung geht in nicht-gelenkten Demokratien nicht.


    In keiner anderen deutschen Stadt wird der moderne Städtebau in so umfassender Weise zerstört wie in Potsdam.


    Die DDR-Bauten, mit denen Potsdam zugepflastert wurde, sind unter wirklich gar keinen Umständen synonym mit "der moderne Städtebau", sondern bestenfalls eine - recht armselige - bestimmte Varietät davon, die mittlerweile aber selbst wieder Geschichte ist.

    ^ Die staatstragende Litanei vom normalen, juristisch korrekten, "guten" Gebrauch des Volks-Begriffs vs. seinem inhaltlich haltlosen "Missbrauch" durch Extremisten geht am Problem vorbei. Ich will aber nicht mehr diskutieren.


    Also, wenn Sie eine Diskussion anstoßen, sollten Sie sich nicht wundern, wenn Sie darauf Reaktionen bekommen. Sonst könnten Sie ja gleich mit Ihrer Tapete reden ... .


    Zur Sache: Es ist keine "staatstragende Litanei", wenn man darauf hinweist, dass zwei Begriffe, die Sie kurzerhand für austauschbar erklären ("Volk" und "Bevölkerung") rechtlich nicht identisch sind.


    Die deutsche (Wieder-)Vereinigung von 1989/90, der mit diesem merkwürdigen Denkmal gedacht werden soll, war nun einmal die staatliche Vereinigung der Deutschen in Ost und West, und nicht der Bevölkerung in Ost und West. Die nicht-deutsche Bevölkerung peu à peu in das Staatsvolk zu integrieren, ist ein anderes wichtiges Ziel, hat aber nichts mit den Ereignissen von 1989/90 zu tun.


    Die historischen Konnotationen des Volksbegriffs sind bekannt. Aber "völkisch" und "Volk" im Sinne von Staatsvolk sind nun einmal zwei verschiedene Paar Schuhe. Das Staatsvolk des Grundgesetzes ist nicht ethnisch definiert, sondern einfach die Gesamtheit aller deutschen Staatsbürger, ganz gleich, ob die Martin oder Mohammed heißen und wie lange sie schon einen deutschen Pass besitzen.

    Ich habe nicht geschrieben, der Begriff sei "böse", sondern "nicht mehr sinnvoll verwendbar" [...] Darüber hinaus hat der Begriff "Volk" im Deutschen immer einen stärkeren Beiklang von Homogenität, gleicher Abstammung und gleicher Kultur als "Bevölkerung" - was einfach die Leute meint, die auf einem bestimmten Territorium leben. Und diesen Beiklang kann man, wenn man ihn nicht will, vermeiden. Tschüss.


    Die Begriffe "Volk" und "Bevölkerung" sind - zumindest staatsrechtlich - nicht austauschbar, da hat Pumpernickel völlig recht.


    Nach dem Grundgesetz ist das deutsche "Volk" das Staatsvolk, also die Gesamtheit der Staatsbürger. Die "Bevölkerung" bezeichnet dagegen einfach alle Bewohner eines Landes, unabhängig von ihrem Rechtsstatus.


    Der Unterschied ist auch nicht trivial, da Staatsbürger bestimmte Rechte haben, die Einwohnern nicht zustehen: Neben den Menschenrechten, die alle Einwohnern auch besitzen, sind das die sogenannten Deutschen- oder Bürgerrechte, wie zum Beispiel das aktive und passive Wahlrecht. Auch der Zugang zu bestimmten staatlichen Leistungen steht (jedenfalls im Prinzip) nicht jedem offen, der sich zufällig hier aufhält, sondern zunächst einmal nur Staatsbürgern. Anders lassen sich moderne (Sozial-)Staaten auch kaum organisieren.


    Ähnliche Unterscheidungen gibt es in anderen Ländern auch, sowohl begrifflich wie auch juristisch (z. B. American people / peuple français im Gegensatz zu population (of the United States / de la France).


    Das Begriffe wie "Volk" politisch missbraucht werden, ist ja nichts neues. Natürlich bekommt das Wort auf einer Höcke-Kundgebung eine andere Schlagseite als im Alltagsgebrauch. Das gilt für die Verwendung der Nationalfahne oder das Absingen der Hymne ja auch. Aber warum sollte es eine demokratische Gesellschaft zulassen, dass identitätsstiftende Begriffe und Symbole von den Extremen usurpiert werden?

    Aber welche Hoffnung ich Ihnen leider nehmen muss, ist die, dass jemals der Widerstand gegen das Wiederaufbauprojekt eingestellt wird. Es wird immer weiter gehen. Und ich werde meine Werte meinen Kindern weitergeben und so weiter und so weiter [...]


    Na, da sind sie ja beschäftigt! :D


    Vielleicht sollten Sie im Laufe Ihres Generationenprojektes aber auch einmal über eine Verfeinerung der Methoden Ihrer historischen Aufarbeitung nachdenken. Mit dem Holzhammer, den Sie hier schwingen, kommen Sie nämlich nicht weit.


    Sie machen, wie weiland Walter Ulbricht und Co., den kapitalen Denkfehler, Geist und Materie zu verwechseln und scheinen zu glauben, mit der Sprengung der Garnisonkirche (oder der Schlösser in Berlin und Potsdam) beseitige man eine bestimmte politische Einstellung, und ihr Wiederaufbau bedeute, dass der Geist des Tages von Potsdam (Republik- und Demokratiefeindlichkeit, Militarismus etc.) zurückkomme.


    Dem ist aber - dass lässt sich nach fast zwei von drei der angesprochenen Rekostruktionen (des Potsdamer und des Berliner Stadtschlosses) sagen - evident nicht so: Deutschland ist immer noch eine Republik und eine Demokratie, lässt sich nach wie vor von seinen Verbündeten drängen, mehr in Rüstung zu investieren statt weniger, und von einem Bündnis von Thronen und Altären (wofür die Garnisonkirche gestanden haben mag) ist weit und breit nichts zu sehen.


    Die Garnisonskirche wird aus einem einzigen Grund wiederaufgebaut: weil die Mehrheit der Potsdamer bzw. ihrer Repräsentanten sie für stadtbildprägend hält - zurecht, wie ich finde.

    Im Reich von 1871 hatten zwei Bevölkerungsgruppen eine Art Paria-Status. Das waren die Industrie-Arbeiter, die noch nicht in die bürgerliche Gesellschaft integriert waren und revolutionären Ideen anhingen, und die Katholiken, die sich als "Ultramontane" nicht nur dem Kaiser in Berlin, sondern auch dem Papst in Rom verpflichtet fühlten. Diese beiden Gruppen waren unter Bismarck politisch verfolgt (Sozialistengesetze bzw. Kulturkampf) und standen dem Reich enstprechend distanziert gegenüber – ich denke, die Nachwirkungen dieser Distanz trugen zwei Generationen später einiges bei zur relativen Immunität gegenüber der Hitler-Euphorie.


    Das ist in dieser Pauschalität nicht richtig.


    Bekämpft hat das Kaiserreich Ende des 19 Jahrhunderts "sozialistische" (tatsächlich: sozialdemokratische und gewerkschaftliche) Organisationen und Teile der Funktionseliten der katholischen Kirche, aber weder Industriearbeiter noch Katholiken per se. (Es sei in diesem Zusammenhang daran erinnert, dass die Sozialgesetzgebung des Kaiserreichs, die eine weltweite Vorreiterrolle genoss, viel zur inneren Nationsbildung beitrug.)


    Von einer "relativen Immunität" von Industriearbeitern und Katholiken gegenüber dem Nationalsozialimus kann keine Rede sein.


    Zwar ist richtig, dass die Stammwählerschaft der NSDAP in den 1920er Jahren vor allem Kleinbürger waren. Das änderte sich aber mit der Reichstagswahl 1930 und endgültig in den beiden Wahlen von Juli und November 1932. Von 1933-45 war die Industriearbeiterschaft nicht gerade ein Hort des Widerstands gegen das Naziregime.


    Der Unterschied in der konfessionellen Unterstützung für die NSDAP war weitaus geringer als behauptet und lag bei durchschnittlich höchstens 5 Prozentpunkten mehr Zustimmung in protestantischen als in katholischen Gegenden in den Wahlen von 1932, was sich weitgehend durch die Existenz von Zentrum und BVP (Bayrische Volkspartei) als Konfessionsparteien erklären lässt. Ähnliche Konfessionsparteien gab es auf protestantischer Seite nicht. Auch SPD und KPD schnitten daher in katholischen Gegenden in vergleichbaren sozialen Milieus immer schlechter ab als in protestantischen Regionen. Außerdem waren Katholiken in der Führung der NSDAP aufgrund ihres oberbayrischen Hintergrundes bis zum Ende des Krieges eher über- als unterrepräsentiert.


    Aber diese ganze Diskussion ist hier zugegebenermaßen off-topic. Revenons à nous moutons.

    Sie sind leider nicht auf der Höhe des aktuellen historischen Wissenstandes. [...] Die Nazis nannten sie ihre "Geburtstätte des Nationalsozialismus".


    Das halte ich für ein Gerücht.


    Die sogenannte "Hauptstadt der Bewegung" war bekanntermaßen München, und seit dem gescheiterten Putsch vom 9. November 1923 sakralisierte die NSDAP den Ort, an dem diesem Spuk ein Ende gesetzt worden war, die Münchner Feldherrnhalle:


    https://de.wikipedia.org/wiki/Hitlerputsch


    Sie können den Wiederaufbau der Garnisonkirche ja gerne ablehnen, aber mit dem "aktuellen historischen Wissensstand" hat das, was Sie hier verbreiten, nicht viel zu tun.


    Wir sind uns doch alle einig, dass gerade an diesem Ort Erinnerungs- und Versöhnungsarbeit wichtig ist. Ist aber eine Vollrekonstruktion dafür geeignet? Ich sehe es ganz ähnlich wie Bischof Dröge oder die Beauftragte der EKBBO für Erinnerungsarbeit Marion Gardei, die sagen, es kann nur gelingen, wenn der Bruch mit der Geschichte am Gebäude [...] sofort sichtbar und die Absicht dessen auch erkennbar ist.


    Also, ich erinnere und versöhne mich immer gerne, aber ich kann diese elenden baulichen "Brüche", mit denen erstklassige Gebäude ohne Not verhunzt werden, nicht mehr sehen. Eine Gedenktafel und eine Ausstellung tun es auch. Wer dafür keine Zeit hat, dem wird es mit dem "Erinnern und Versöhnen" auch nicht so wichtig sein. Nicht das Gebäude ist historisch problematisch, sondern der "Tag von Potsdam", für den es missbraucht wurde.

    Ich finde diese Bestandsbauten zB furchtbar altbacken und habe eher eine Assoziation mit der alten Bundesrepublik, mit den moosgrünen Bundespost-Telefonen, als mit der Gegenwart, geschweige mit Fortschritt. HdM lösen sich von den Konventionen des letzten Jahrhunderts, daran ändern alle Spottbegriffe nichts.


    Deine Meinung sei Dir unbenommen, aber dass sich der Entwurf von Herzog/de Meuron "von den Konventionen des letzten Jahrhunderts" löst, vermag ich nicht zu erkennen. Satteldächer gibt's schon lange, und Malls mittlerweile auch. Mies van der Rohes Neue Nationalgalerie war dagegen zum Zeitpunkt ihrer Erbauung ebenso unkonventionell wie Scharouns Philharmonie. Aber das nur am Rande.


    Es fordert ja niemand diese Nachkriegsmoderne abzureißen. Aber das Areal muss sich im 21. Jahrhundert ebenso anders entwickeln dürfen. Und da wird der Galerie von Mies jetzt halt ebenso etwas an die Seite gestellt, wie Stülers Kirche in den 1960ern von Mies etwas an die Seite gestellt bekam.


    Von "an die Seite stellen" kann hier wohl keine Rede sein. Das Kulturforum "plattmachen" trifft es besser.


    Im Übrigen finde ich Deine Argumentation überraschend: Immer dann, wenn Schlösser und dergleichen wiedererrichtet werden (ob in Berlin oder in Potsdam) sprichst Du Dich für eine möglichst orginalgetreue Rekonstruktion auch des unmittelbaren Umfeldes aus. Aber hier, bei einem herausragenden Ensemble der Nachkriegsmoderne, soll auf den Bestand keine Rücksicht genommen werden?