Die Staufermauer war der zweite Befestigungsring, den sich Frankfurt zulegte. Als dann die barocke Festungsanlage diese Aufgabe übernahm, wurde sie überflüssig und wie seinerzeit üblich weitgehend wiederverwertet oder überbaut. Dieser Abschnitt blieb wohl nur so gut erhalten, weil er bis ins 19. Jahrhundert Stadt und Judengasse trennte und so seine traurige Funktion der Aus/Einsperrung der Juden behielt. Die seltsam runde Ecke ist historisch, denn die Häuserreihe vor der Mauer bildete schon auf dem Merianplan den Nordrand der platzartigen Erweiterung am Zusammenlaufen von Prediger- und Fahrgasse vor dem Stadttor, das heute auf die Konsti führen würde. Ratlos, was aus diesem Grundstück werden könnte, ist man in Frankfurt schon seit die Ruinenreste vor der Mauer beseitigt wurden. Um die jahrzehntelange Nutzung als wilder Parkplatz zu unterbinden, hat man den Zaun installiert, es gab in den 80er oder 90er Jahren schon mal einen fehlgeschlagenen Versuch mit einem Biergarten, aber wer will sich auch in der Umgebung an eine vielbefahrene Straßenkreuzung setzen? Wie so oft beim Umgang mit den historischen Restbeständen, herrscht auch hier peinliche Rat- und Ideenlosigkeit. Vielleicht wäre ein Flachbau ähnlich wie der von Mäckler bei Lorey vorgeschlagene Pavillon eine Lösung, der die Ecke faßt, jedoch die Mauer nicht verdeckt. Stellt sich nur die Frage der Nutzung.
Beiträge von Schöne Aussicht
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Ja, die Sanierung ist sehr gelungen - und läßt die zerbombte/zusammengeflickte/abgerissene anderen Hälfte des Doppelhauses um so mehr vermissen. Ein weiteres Vollgeschoß würde vielleicht mehr Harmonie in die Gesamtansicht bringen, aber den Charakter des Hauses verfälschen und nur den Bruch zwischen den Maßstäben der Bauepochen, der sich an dieser Stelle ja auch mit dem Engpaß der Höhenstraße im Alleenring manifestiert, zukleistern. Ein Mansarddach wäre auf jeden Fall etwas Spinnertes, denn es handelt sich um keinen Gründerzeitbau wie die Nachbarschaft, sondern ein spätklassizistischen Gebäude ganz in Frankfurter Tradition mit der dafür typischen flachen Dachneigung und den - wenn man von innen schaut - gar nicht so kleinen Bullaugen des Dienstbotengeschosses. Für jeden, der Klassizismus schätzt, ein Grund zur Freude.
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Ich kann Fettucines und Tommis Ansichten nur zustimmen. Architektonisch war für mich der P&C immer eines der wenigen ansprechenden Gebäude mit Charakter auf der Zeil. Statt dessen ein modernistischer Rasterglaskasten mehr, wie er schon x-mal dort herumsteht. Auch die famose Idee einer vorgehängten Verglasung hatten wir schon. Er mag zwar aus dem Planungsbüro eines Stararchitekten stammen, aber ist damit alles gut? Nein, ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier zugunsten der Eigentümer Geschoßfläche und -zahl ziemlich rücksichtslos maximiert wird, nur weil die Stadt hier unbedingt eine Schule mit unterbringen will. Einen Willen zur Verbesserung des Stadtraums kann ich in diesen Plänen hingegen nicht erkennen. Das Bienenkorbhaus als bisher bestimmender Hochpunkt wird nicht nur ignoriert, dessen recht anmutiger Flachbau-Teil wird neben dem 11-Geschosser wie in einem Schacht stecken. Wie das Trumm von der eventuell wieder geöffneten Reineckstraße wirken wird, die nicht breiter als der weiterführende Holzgraben ist, kann man sich ausmalen. Sie wird wohl ein beklemmender, gesichtsloser Hinterhof bleiben, den man auch künftig eher meidet. Das wirkliche Problem in diesem Baublock ist das Parkhaus. Und leider wird dieser aus der Nachkriegszeit mit ihrem Überangebot an unbebauter Fläche stammende Monolith nicht wirklich angefaßt, sondern lediglich auf dem Dach die jetzige, publikumswirksame Nutzung durch die als Schulhof ersetzt. Fazit: Eine verpaßte Chance mehr.
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Ich vermisse vor allem die eigentlich unantastbare Würde, das Relief am alten Gerichtssaal. Es taucht auf keinem der Renderings auf und ich kann bei der künftigen Fassadengestaltung leider auch keinen Bereich entdecken, der ihm einen angemessenen architektonischen Rahmen bieten würde oder könnte. Zwar wurde uns die Würde ja schon mal geklaut, aber das war vorübergehend. Man mag auch über die künstlerische Gestaltung geteilter Meinung sein. Aber das Ding gehört zu Frankfurt, gehört zum Gerichtsviertel und gerade heute allen gezeigt und jenen unter die Nase gerieben, die dieses Dictum in Frage stellen.
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Vielen Dank für die Bilder. In den 90ern gab es mal im DAM eine Ausstellung mit dem Titel 'Maßstabssprung' - damals ein etwas großspurig klingender Anspruch. Gerade am Beispiel des Borgward-Hauses, das bis zum Bau des One noch ein standortprägender Bau war, manifestiert sich der Sprung, den die Frankfurter Höhenentwicklung gerade bei Nicht-Hochhaus-Neubauten seit den 90ern erlebt, wieder mal eindrucksvoll.
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Vielleicht hat der Sieger mit seinem Entwurf sogar den Vorkriegszustand zitieren wollen. Tunnelklick hat mal diese Postkarte zum Thema Goetheplatz präsentiert: RE: Frankfurts Vorher-Nachher-Thread
Und was sieht man auf dem Eckgebäude neben der Deutschen Bank - einen ähnlich klotzartigen Aufbau und den von Christoph Mäckler zitierten Turm am anderen Ende der Zeile.
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Leider ist die Sanierung immer noch nicht vollständig abgeschlossen. Das nördlich(st)e Seitenschiff (hinter der zugemauerten Arkade im 2. Bild) und die Heilig-Grab-Kapelle (der auf Schmittchens letztem Bild zu sehende Rundbau) sind immer noch nicht fertig. Ihr architektonisches Highlight ist ein spektakuläres gotisches Gewölbe mit frei hängendem Schlußstein, das durch eine 'Sanierung' mit unsachgemäßem Material in den 60er Jahren schwer geschädigt wurde. Man hatte seinerzeit nicht realisiert, daß die Rippen aus leichtem Tuffstein bestanden, und nur sandsteinfarben angemalt waren. Das Heilige Grab selbst wurde im 19. Jh. zerstört, die erhaltenen Bruchstücke waren vor ein paar Jahren mal im Dommuseum zu sehen.
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Ein sehr schöner Entwurf, etwas Art Deco mit einem Einschlag Expressionismus, etwas Hundertwasser - und ein würdiger Nachfolger für das Borgward-Haus, wo man sich einst die Nase an der Schaufensterscheibe plattgedrückt hat. Besonders freut mich die auf zwei Stockwerke hochgezonte Arkade an der Junghofstraße. Der Vorgänger wirkte doch immer sehr düster und gedrungen. Das Viertel gewinnt hier weiter an Urbanität und die Entwicklung der Junghofstraße von einer toten Innenstadtecke zum 'place to be' nimmt weiter Fahrt auf. Gut so!
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Ist doch völlig egal, Mehrheit ist Mehrheit. Ich freue mich für Frankfurt und darüber, daß anders als in vielen früheren derartigen Verteilungskämpfen alle deutschen politischen Ebenen sich gemeinsam für Frankfurt engagierten - und dadurch erfolgreich waren. Das sollte Schule machen!
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Die Übernahme durch die Uhlandschule ist naheliegend, allerdings sollte man sich in den Dezernaten ernsthaft Gedanken darüber machen, wie das vergleichsweise riesige Grundstück mit Schulneubauten besser (aus)genutzt werden kann. Man vergleiche nur mal das Grundstück mit dem des Clementine-Hospitals, wo die neue Schule entstehen sollte, oder dem der Börne-Schule. Und von einem Umzug des Kinderhospitals ist auf absehbare Zeit nicht mehr auszugehen. Viel gewonnen ist durch den Bestandsbau außerdem nicht. Bei den schraffierten Quadraten handelt es sich um Turnhallen, nur der schmale lange Trakt enthält Klassenräume etc. Und dieser in den 60er Jahren errichtete Bau ist maximal 2-stöckig. Das war damals, als kaum jemand im Ostend wohnte oder wohnen wollte, in Ordnung, aber heute ist es leider nur noch Platzverschwendung.
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Klar kann man das so bejubeln. Aber faktisch war die Hanauer auf diesem Stück schon immer einspurig, da der theoretisch zweite Fahrstreifen größtenteils zugeparkt war. 'Autostadt Frankfurt'? Na ja. Nun also breite Radwege links und rechts - aber am eigentlichen Problem für Radfahrer in diesem Bereich, den von vorsintflutlichen Drängelgittern an allen Straßenbahnhaltestellen (siehe Bild oben) versperrten Nord-Süd-Routen im Viertel hat man nichts geändert. Der Dauerkonflikt mit den entgegenströmenden Fußgängern bleibt an diesen Punkten unverändert bestehen. Und was im Ostend fehlt, sind gerade leistungsfähige Nord-Süd-Verbindungen für Radfahrer, z.B. um zur U-Bahn am Zoo zu kommen. Ost-West hatten wir schon bisher (siehe unten). Also Verbesserung - Fehlanzeige.
Denn da es schon seit Jahr und Tag die gut funktionierende Radverbindung aus der Innenstadt durch den Rechneigraben und die Ostendstraße gibt, die viel weniger befahren ist, wo man weit weniger von Ampelanlagen ausgebremst wird und ungehindert rechts oder links abbiegen kann - ich denke, die meisten Anwohner werden wie ich dieser Streckenführung weiterhin den Vorzug geben. Zumal man sich aus der Innenstadt kommend erst mal durch die enge, stets verstopfte Battonstraße quälen müßte, um überhaupt auf den neuen Rad-Highway zu kommen. Mein Fazit: Viel rote Farbe für wenig echten Effekt.
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Sorry, aber es kommt nicht auf Masse an, sondern auf Klasse. Und die hat Frankfurt, obwohl es dafür von keiner Bundes-/Landesregierung gepäppelt wird oder werden muß, wie Berlin, Stuttgart oder München, auf die wir aus unseren Türmen gelassen herabschauen können. Die sind inzwischen unser Markenkern, daran sollten wir weiterarbeiten. Frankfurt ist nun mal eine Stadt der Kaufleute, der Sinn für Prunk und Repräsentation ziemlich abgeht, deshalb kann es ja auch keine Plätze. Und die Felder für die Grie Soß sind mir auf jeden Fall zu schade um sie mit was auch immer zuzubauen.
Danke! Kann ich nur unterschreiben.
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Sicher, eine deutliche Verbesserung ist der Arnsberg-Platz 2.0 schon, aber man hätte noch deutlich mehr Fläche entsiegeln und die Wegeflächen zwischen den Beeten etwas weniger üppig dimensionieren können, doch immerhin. Was ich nicht verstehe ist allerdings, warum die Beetflächen tiefer als die Wege liegen und keine erhöhten Randsteine gesetzt wurden. Im Design mag das ja cool wirken, im Frankfurter Alltag wird aber nur noch mehr liegen gelassener Müll zwischen den Pflanzen landen, der dann mühsam herausgeklaubt werden muß. Diesen vermeidbaren Aufwand hätte man besser in 'richtige' Grünpflege investiert.
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Ach je, ist schon wieder Saure-Gurken-Zeit? Der x-te Aufguß der alten Hüte aus den Zukunftsplanungswundertüten der 60er Jahre. Fehlen nur noch die Alwegbahn oder das Kabinentaxi. Es ist doch nachgewiesenermaßen finanzieller, städtebaulicher und nicht zuletzt auch ökologischer Unsinn. Und bis heute bleiben die Planer derartige Phantasien eine Antwort darauf schuldig, wie der versenkte Raum darunter überhaupt noch anders als abschreckend und menschenfeindlich gestaltet und genutzt werden könnte - vom Problem des Übergangs zu den bestehenden Strukturen rundum gar nicht zu reden. Zurück an Mottenkiste!
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Schöne Visualisierung, nur der S-Wagen im Bild wird hier nie verkehren, schließlich ist es ja eine U-Bahn- und keine Straßenbahnstrecke - auch wenn der Boulevard mit den hier angedeuteten Niederflurbahnsteigen bestimmt besser aussähe.
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Der Vergleich mit Breuninger ist nicht aus der Luft gegriffen, das Stuttgarter Haus ist ein richtiges Warenhaus, das weitaus mehr als nur Bekleidung bietet. Die Schmalspurvariante im Main-Taunus-Zentrum ist dazu kein Vergleich. Klar muß man in die Häuser ständig in Um- oder besser noch Neubauten investieren und die Ausrichtung den Zeiten und Ansprüchen der Kundschaft entsprechend anpassen - was bei Breuninger und Engelhorn, aber auch dem Frankfurter Kaufhof über Jahrzehnte immer wieder gemacht wurde. Bis auf den Zebraanstrich im vorderen Bereich hat sich hingegen am einstigen Hertie-Bestand bis auf stümperhafte Innenkosmetik nichts grundlegend geändert. Die Konsequenz daraus ist nun die Schließung. Daß deshalb das Geschäftsmodell überholt und die grüne Wiese so sehr im Vorteil sein soll, glaube ich nicht. Hinsichtlich der logistischen Vorteile mag das stimmen, aber atmosphärisch rangiert der Baumarkt am Stadtrand doch auf ähnlich niedrigem Erlebnisniveau wie der Einkauf im Internet. Und gerade im Rhein-Main-Gebiet sind viele der Märkte und Einkaufszentren auf der Wiese, die im Boom der 60er und 70er entstanden, inzwischen ähnlich überaltert, wie die von Dir kritisierten Kaufhausbauten.
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Wie man so schön sagt: Hermann und Leonhard Tietz werden im Grab rotieren, wenn Sie sehen, was aus Ihren Einkaufspalästen durch jahrzehntelange Managementfehler und bewußte Ignoranz gegenüber der Kernidee des Geschäfts, "alles unter einem Dach" zu bieten, geworden ist. Wer sich noch an 'Hertie Zeil' erinnern kann, und weiß, was dieses Haus damals auf der gleichen (!) Fläche wie der dahinsiechende Karstadt heute an Sortimentsvielfalt und -tiefe zu bieten hatte, wundert sich nicht, daß mit der heutigen einseitigen Ausrichtung auf mäßig attraktive Klamotten und Parfüm kein Stich zu machen ist. Das gebetsmühlenartig wiederholte Argument, das Kaufhaus sei tot, ist lediglich eine Bemäntelung der Unfähigkeit und des Desinteresses. Daß das Konzept Kaufhaus nach wie vor erfolgreich funktionieren kann, zeigen z.B. Breuninger in Stuttgart oder Engelhorn in Mannheim. Aber die Ausrichtung muß stimmen, und das Management ein Gefühl für's Geschäft haben, am besten vor Ort und bei der Sache sein. Daß das bei einem Immobilienkonzern wie Sigma nicht der Fall ist, wen wundert's. Da zählen hauptsächlich die Mieteinnahmen und Grundstückswerte - und die lassen sich deutlich steigern, wenn man die Flächen renditeorientiert neu bebaut - siehe die Ex-Kaufhalle / Sportarena an der Hauptwache, die dem selben Eigentümer gehört. Daß in ein paar Jahren auch die letzte Galeria in Frankfurt dicht macht, ist absehbar. Aber wo kauft man dann so Dinge wie Unterwäsche, Strümpfe, Nähzeug, Küchenartikel, Wecker oder Regenschirme? In Karlsruhe hat Breuninger schon vor vielen Jahren den früheren Hertie übernommen. Mit Erfolg. Ähnliches würde ich mir auch in Frankfurt wünschen. Mal ehrlich: wer braucht noch ein Hotel in der Innenstadt - außer vielleicht der Tourismus- und Kongress-GmbH.
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'Eigentlich die optimale Möglichkeit zur Umfahrung der City' - wenn es denn einen expliziten Radweg gäbe, der auch in dieser Planung wieder nicht vorgesehen ist. So können sich die Fußgänger und Radfahrer weiter um den wenigen verfügbaren Platz auf den Wegen duellieren.
Aber immerhin wird endlich die fehlende durchgehende Verbindung auf der Ostseite zwischen den Überwegen am Allerheiligentor und der Zeil hergestellt. Und Natursteinpflaster ist immer noch besser als die wassergebundenen Sandoberflächen, die sich in kurzer Zeit entweder zu Schotterpisten wie an der Alten Stadtbibliothek oder in schlaglochübersähte Trampelpfade zurückverwandeln. Mangelhafte Unterhaltung und das Befahren mit für die Grünanlagen eigentlich zu breiten und schweren Fahrzeugen der Gartenbaubetriebe und der FES unterstützen diesen Prozeß nach Kräften. Man braucht sich da nur im vor wenigen Jahren sanierten Teil des Rings zwischen Sonnemannstraße und Allerheiligentor umzuschauen.
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Diese Öffentlichkeitsbeteiligung ist auch nötig, wenn man das bisher Geplante genauer betrachtet. Wie so oft in Frankfurt wird in der Planung das Interesse der ÖPNV-Nutzer völlig ignoriert. Daß es Leute gibt, die hier 'nur' von der Straßenbahn in die U-Bahn umsteigen möchten oder umgekehrt, kommt ihnen offenbar nicht in den Sinn. Direkte Wegeverbindungen zwischen den Haltestellen auf dem Rondell und den U-Bahnabgängen sind eigentlich unverzichtbar, aber nur der Fahrradverkehr bekommen an der Schweitzer Straße Fahrstreifen zur Verfügung gestellt. Trampelpfade über die unsinnig platzierten Grünstreifen längs den U-Bahnabgängen sind da vorprogrammiert.
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Oj, ich rätsle, was die Ziegelhütte mit Satteldach in dem Baukörper darstellen soll. Ein üppiges Trafohäuschen oder einen - etwas verhungerten - Geschlechterturm? Kommt da die Postmoderne mit ihren willkürlich kombinierten Formen und Materialien zurück? Der elegante Treppenaufgang schließt zumindest die Variante Umspannwerk aus. Ansonsten ist das Geplante ja eher belanglose Standardware. Schöner wird Hausen dadurch sicher nicht.