Ich muss gestehen, dass ich hin und hergerissen bin wenn ich mich an eine Bewertung dieses Bauprojekts mache.
Positiv ist zuallererst die Stadtreparatur zu nennen. Dass sich überhaupt jemand an dieses riesige Areal rangetraut hat, ist zunächst einmal höchst respektabel, geht er ja durchaus ein enormes wirtschaftliches Risiko.
Die Fassadenabwicklung zur Voß- und zur Wilhelmstraße ist ganz ok, für sich genommen sogar höchst ansehnlich, gerechnet auf dieses riesige Areal gesehen, hätte ich mir aber doch mehr Variation erwünscht.
Besonders enttäuscht war ich von der Fassadenabwicklung zum Leipziger Platz. Ich kenne noch die ersten Entwurfsskizzen und seitdem ist mit jeder Überarbeitung das Ergebnis trivialer geworden. Ich hätte mir viel mehr Anlehnungen an das alte Kaufhaus gewünscht. Dies heißt nicht, dass ich eine Reko befürwortet hätte, es wäre mehr der Einsatz von Architekturelementen im neu interpretierten, modernen Kontext gewesen. Und dies ist für mich mehr als die teils leider etwas peinlich wirkenden historischen Motive, die man in der Fassade teils zitiert.
Das Innere wirkt leider wie so oft, wenn man versucht, historische Architekturelemente zu integrieren, etwas hilflos mit der Tendenz zum Kitsch. Leider haben heutige Architekten oft das Gefühl für Proportion und den gekonnten Einsatz historischer Gestaltungselemente verloren. So kommen dann teils bedenkliche Ergebnisse zu Stande. Auch wirkt das Innere teils sehr gedrungen und eng. Meiner Meinung nach hätten 2-3 Meter mehr an Flanierfläche in manchen Gängen dem Projekt deutlich geholfen. Auch könnte manche Ecke noch mehr Licht vertragen. Für einen endgültigen Eindruck muss man sich das ganze aber natürlich in der Realität angucken.
Abschließend ist die städtebauliche Bedeutung dieses Projekts nicht zu unterschätzen, weil sie auch eine Initialzündung für die gesamte nördliche Wilhelmstraße sein wird. In vielen Details wurden aber leider Chancen verpasst. Und leider steht heute, vergleicht man solche EKZ mit früheren Kaufhäusern des frühen 20. Jahrhunderts, die Gewinnmaximierung über allem, so dass wirklich herausragende Bauten leider nur noch sehr selten entstehen können.