Ich denke, dass der Hinweis auf praktische Probleme nichts mit Kulturpessimismus zu tun hat. Doch bevor man ein solches Projekt wirklich angeht, sollte man vorher über die möglichen Risiken reden und nicht hinterher, wenn wieder 10 Mio. ausgegeben sind und man nach 3 Monaten zu dem Schluss kommt, dass es doch nicht funktioniert.
Ich finde die Idee zunächst einmal positiv und gar nicht so abwegig. Doch wenn man genauer drüber nachdenkt, kommen mir ernstere Zweifel, ob fern der schönen Visus eine praktische Umsetzung überhaupt möglich und wünschenswert ist.
Erstens stellt sich die Frage, ob man das kulturelle und ehemals auch religiöse Zentrum der Hauptstadt zu einer Eventlocation machen soll mit all den daran hängenden Risiken. Man stelle sich vor in Frankreich käme jemand auf die Idee sowas an der Ile de Notre Dame zu machen. Es würde vermutlich einen Aufschrei geben wie man das Herz von Paris mit einem solchen Vorschlag entwerten würde. Denn ich frage mich schon, was Badegäste mit kulturellen Belangen zu tun haben. Ich habe die Befürchtung, dass wir das kulturelle Zentrum Berlins mit Museumsinsel und Humboldtforum durch eine solche Spaßveranstaltung eher entwerten als aufwerten.
Neben dieser eher philosophischen Frage nach Sinn oder Unsinn einer solchen Idee treiben mich aber viel eher praktische Erwägungen dazu extrem skeptisch zu sein. Denn es geht ja nicht nur um die Reinigung der Gewässer. Es gibt so viele praktische Fallstricke. Wohin mit Duschen, Toiletten, Schränken und das alles unter Umständen in drei Geschlechterausführungen? Wird das Areal abgesperrt damit man die Anzahl der Badegäste beschränken kann oder ist der Zugang frei? Gibt es einen Bademeister und Sicherheitspersonal die hier für Ordnung sorgen. Wenn man sieht was teilweise in den öffentlichen Bädern los ist, sollte man nicht darauf vertrauen, dass das hier schon von allein gesittet abgeht. Darf mal seine Sonnenliegen mitbringen? Was wenn jemand auf die Idee kommt hier grillen zu wollen? Welches Publikum zieht man hier überhaupt an? Soll es was kosten wenn man hier baden will.
Meine Sorge ist, dass es am Ende ein Ballermann für Arme wird wo sich ein Publikum einfindet, was man schon am Alex nicht haben will. Man sollte hier wenn überhaupt ein dem Ort und dem Niveau der Umgebung zuträgliches Ambiente schaffen. Ob dies allerdings in Berlin gelingt und ob man diesen immensen Personalaufwand betreiben will, wird sich zeigen. Was aber nicht geht, ist die Tatsache, dass wir hier am Ende eine Ballermann-Atmosphäre direkt in der historischen Mitte haben. Das muss ganz klar sein.