Beiträge von berliner42

    Quark. Ich hatte mir vor 3 Jahren in der Gegend eine Wohnung angesehen:


    1. OG, 2. Vermietung, ca. 120qm für 11€ kalt. Ich stand unten mit 10 Personen, während oben die andere Gruppe war, um zu besichtigen.


    Quark? 15,48 € kalt sind mal eben so 40% mehr als besagte 11 €. 20 Leute sind übrigens schon eher wenig bei einer Besichtigung.


    Die Annonce ist auch noch drin, also hat sich noch keiner gefunden. Der Besitzer muß sich dann überlegen ab welcher Leerstandsdauer er mit seiner Preisforderung daneben liegt.


    Und um nochmal kleinlich über den Post vor Deinen beiden zu motzen: Nö. Das können sich nicht nur "westdeutsche Investoren und zugezogene Erben" leisten, sondern auch gutverdienende Einheimische oder sonstige Ostdeutsche.


    Klar gibt's ein paar, mich zum Beispiel, aber es sind eher wenige. Das geht pro Haus von gar keine bis vielleicht 20%.



    Ja, 6000Euro/qm sind in dieser Lage für mich persönlich durch nichts zu rechtfertigen. Aber wenn sie irgendwer bezahlt, der dann auch dort wohnt - ist das ein schlechterer Nachbar? Treibt der tatsächlich Deine Miete hoch? Oder entlastet der den Mietmarkt, weil er eine Mietwohnung frei macht und in Eigentum zieht?


    Sicher eine Mischung von allem. Die Bezirke werden schicker und dadurch teurer. Der zusätzliche Wohnraum entlastet natürlich auch den Mietmarkt. Es gibt aber auch den Effekt der "mentalen Verkleinstädterung", wenn Leute aus westdeutschen Kleinstadtkulturen zuziehen und irgendwann so viele sind, daß sie den Kiez prägen. Als Ex-Prenzelberger konnte ich das 14 Jahre lang beobachten. Da ist ja jetzt nur noch nett und langweilig. Mal ganz zu schweigen davon, daß der Charakter als Arbeiterviertel völlig abhanden kommt, aber das täte er auch ohne Zuzügler, einfach weil die Arbeitswelt sich ändert.


    Die BZ berichtet über einen Brand in der vergangenen Nacht auf einer Baustelle in der Pettenkofer Straße, bei der es sich ja eigentlich nur um den Axis-Rohbau handeln kann. Dort brannten Baumaterialien, der Sachschaden hält sich aber offenbar zum Glück in Grenzen. Die Polizei geht von Brandstiftung aus und ermittelt im Bereich der linksautonomen Szene, die jüngst mal wieder zu derartigen "Events" aufgerufen hat. :nono:


    Jetzt läßt sich in der Straße endlich mal die Polizei blicken. Die fahren da jetzt öfter mit einem Mannschaftswagen durch. Ob's hilft?


    Würde mich übrigens nicht wundern, wenn die Autonomen auch größtenteils nur Zugezogene sind.

    Hier haben vor kurzem die Tiefbauarbeiten begonnen:



    Hier der direkt Link zum Projekt auf der ansonten reichlich unübersichtlichen Webseite.


    Die letzten zwei Jahre hat es keinen deutlichen Preisshub mehr gegeben. Rigart67, Axis, Polygongardern, BänschQuintett, Pettenkofer Garten. Das lag alles so um 2700 € / qm im EG bis 4000 € im DG. Das neue Projekt in der Schreinerstr. schießt da jetzt irgendwie den Vogel ab.


    3928 € im EG mit Terrasse in so einem dunklen Hofschacht und 6168 € im 6. OG? Eine halbe Mio (ohne Kaufnebenkosten für 93qm) im 5.OG. Das geht nur noch als Oberarzt, Notar, westdeutscher Investor oder zugezogener Erbe.


    Man fragt sich, wie die zu den Preisen kommen. Der Standard der Ausstattung ist nicht besser als bei den anderen Projekten. Über den KfW-Standard schweigt man sich aus. Oder ist das jetzt das neue Preisniveau? Na dann kann ich mich ja über 50% Wertzuwachs seit meinem Kauf vor 3 Jahren freuen.

    Ehrlich gesagt, verstehe ich Dich hier nicht ganz. Im Grunde passt die dichte Bebauung doch gut zu dem früheren Arbeiterviertel Friedrichshain mit seinen Hinterhöfen.


    Diese Türme passen einfach nicht. Sie passen nicht zu den Stalinbauten an der Frankfurter Allee und sie passen nicht nicht zu den Mietskasernen in der Rigaer, eigentlich im ganzen Samariterviertel. Die werden da sehr selbstbewußt und isoliert stehen. Das liegt alleine schon an dem Turmcharakter. Türme sind Wehrbauten. Es gibt keinen physischen Kontakt zu den Nachbarbauten, sondern Abgrenzung. Die optische Ähnlichkeit zu diesem Protz-Turm am Ostbahnhof ist ja auch gegeben. Ich finde, schon diese Reihenhaussiedlung auf dem Zentralviehhof paßt nicht in die Gegend und jetzt pflanzen die das noch mitten rein.


    Und was die "Autonomen" angeht, ja, natürlich sind das Idioten und viele nicht mal aus Berlin. Am Ende wird man sehen müssen, wer das größere Ärgernis darstellt.


    An dem Haus mit dem weitesten Baufortschritt wurde eine sicherlich links-radikale "Entglasung" im ersten OG durchgeführt, inklusive Farbbeutel.


    Entschuldbar ist das natürlich nicht und die Motive sind sicher auch nicht stichhaltig, da dann doch immer nur die gleichen Klassenkampf-Platitüden kommen. Man muß aber dennoch sagen, daß sich diese Bauten in keiner Weise in das Quartier einpassen. Das ist schon irgendwo eine unsensible Vereinnahmung des Ortes und Konfrontation mit der Nachbarschaft. Wer da einzieht, dem macht es wohl nichts, fremd zu sein, zu bleiben und das zu zeigen. Wird das am Ende alles dich gemacht und man kommt nicht mal mehr auf's Gelände wie bei den Marthashöfen?

    Während im Samariterviertel etliche Bauprojekte fleißig wachsen und gedeihen ("Bänsch-Quintett", "Polygon Gardens", "Dolziger Bogen" etc.), geht es beim Projekt "Axis" in der Pettenkoferstraße 8 - 10 (siehe zuletzt hier) weiterhin nur schleppend voran. Obwohl bereits seit etlichen Wochen schweres Gerät auf der Baustelle zu Gange ist, hält sich der bauliche Fortschritt in Grenzen:


    Vielleicht haben die auch eine zweite Bodenuntersuchung verordnet bekommen. An der Bahnlinine sind ja viele Bomben runtergekommen.


    "Eine Besonderheit von Prenzlauer Berg liegt darin, dass diese fortschreitende Aufwertung dem Bezirk ein neueres und moderneres Gesicht verlieh, ohne das ursprüngliche alternative Flair vollständig zu verdrängen.


    "nicht vollständig" ist das Schlüsselwort.



    Die Entwicklung nach dem Mauerfall hat dadurch in Rekordzeit bewirkt, dass der Bezirk wieder das werden konnte, was er schon über weite Teile des 18. und 19. Jahrhunderts gewesen war: ein kulturelles Herz Berlins."


    Ich weiß nicht, auf welche Infos der Autor da zurückgreift, aber der Prenzlauer Berg war im 18. und 19.Jh bestimmt kein kulturelles Herz Berlins. Im 18.Jh gab's den ja noch nicht mal und im 19.Jh war es ein Arbeiterbezirk: schmuddelig, arm, rauh, weit entfernt von chic. Das war im Grunde bis 1990 so.

    Das ist außerdem der größte Mumpitz. Der Prenzlauer Berg ist höchstens für die langweilig, die hier ein Kater Holzig suchen. Meiner Meinung nach hat der Prenzlauer Berg mitunter die kreativsten und besten Restaurants neben Mitte und Charlottenburg, da kann keine Kleinstadt mithalten. Es gibt hier hochwertige Läden, viele Spielplätze und findet eine tolle Atmosphäre vor.


    Eben doch. Wer die Interessantheit über Shopping-Möglichkeiten und Restaurants definiert, hat vielleicht nicht verstanden, was ich meinte. Das ist vielleicht das, was der Kleinstädter sucht, aber es ist nicht das, was in der Anfangszeit die Attraktivität ausmachte. Aber es ist eben auch schon die 2. oder 3. Welle der Zuzügler, mittlerweile ziehen ja die berenteten Eltern nach Berlin "wo was los ist", um sich um die Enkel zu kümmern. Denen wäre der Prenzlberg von 1993 wahrscheinlich viel zu schmuddelig gewesen.


    Und ja, ich mag auch sanierte Häuser, aber zu gemütlich und arriviert ist doof, und da ist eben immer noch ein spürbarer Unterschied zwischen Friedrichshain und Prenzlauer Berg, den man nicht glattbügeln sollte, indem man alles rausdrängt, was dem Zugezogenen nicht gefällt.


    Bislang wird man in Berlin nicht blöd angeguckt, wenn man anders ist, aussieht, als Punk, nackt oder sonstwie rumläuft. Hoffentlich kommt es nicht soweit.



    Aber solche Entwicklungen von Stadteilen gibt es auch in Städten wie New York oder London, gestern Ghetto heute Hip und teuer, nur Berlin schämt sich für seine positive Stadtentwicklung.


    Teuer ja, hip nicht mehr. Eine "positive Stadtentwicklung" ist eine, die dem eingesessenen Bürger eine Chance gibt. Man hätte dafür sorgen müssen, daß nicht komplette Zugezogenen-Enklaven entstehen, die sich von dem, was sie vorfinden weitestmöglich abgrenzen. Das gilt eigentlich für jede Art von Migranten.

    Ein Bezirk, der schicker und teurer wird, verändert immer seine soziale Mischung, und wenns teurer wird, fällt ein Teil der Mischung weg, der sich die Mieten nicht mehr leisten kann. Und das ist der Normalfall in jeder sich entwickelnden Stadt.


    Der Witz ist doch, daß die Zuzügler mal wegen dem gekommen sind, was sie dann doch lieber weghaben wollen, sobald sie da sind. Sie kommen ja nach Friedrichshain und P-Berg eben wegen der Vielfalt und der vilzitierten Quirligkeit. Ich kenne da so einige, die sich dann aber über die lauten Kneipen aufregen. Das weiß man doch vorher. Muß man denn in die Lychener Str. oder an den Helmholtzplatz ziehen, wenn man sich dann am Lärm stört? Und ebenso sollte man sich nicht an Wagenburgen stören, wenn man nach Friedrichshain zieht. Im nächsten Schritt sind einem dann die ganz normalen Leute vielleicht nicht mehr schick genug.


    Diese Zuzugswelle geht ja auf die Anfangszeiten in den frühen 90igern zurück. Verglichen mit der Zeit ist das ja schon alles extrem arriviert und kaum noch irgendwas davon vorhanden. Ich erwarte nicht mal besonders viel Verständnis für die Historie, aber vielleicht wenigstens für die Gegenwart.



    Der Punk oder der Wagenburgler wird Dich als Neu-Wohnungskäufer übrigens als Teil des Problems sehen, egal was Du von ihm denkst. Und das mit recht: Du veränderst den Bezirk genau wie jeder andere Wohnungskäufer.


    Daß ich selber Gentrifizierer bin, ist mir klar, aber ich muß mich dann nicht auch noch so aufführen und erwarten, daß sich alle nach mir zu richten haben. Bislang bin ich immer mit allen gut klargekommen. Es häufen sich aber Ärgernisse mit Leuten, die mit einem Habitus auftreten, als gehörte ihnen alles.



    Die Tatsache, das Du die anderen Wohnungskäufer irgendwie als amorphe zugezogene Masse siehst, die den Bezirk (erst P´Berg, als nächstes F´hain) "übergentrifiziert" ist vermutlich falsch. Du bist Teil davon.


    Es wäre mir lieber, sie wäre amorpher.



    Und das ist mit Dir wahrscheinlich nicht anders, nur dass Deine Kleinstadt eben Friedrichshain heisst. Den Friedrichshain Deiner Jugend gibts aber nicht mehr.


    Das ist richtig, aber man kann eben auch nicht erwarten, aus Wuppertal zu kommen und Wuppertal vorzufinden. Mittlerweile gibt es aber eine kritische Masse, die es dann zu Wuppertal machen kann.

    Nur kann man Flächen eben nicht doppelt verwenden (z.B. für Wagenburg und Park) und die Prioritäten scheinen hier leider klar zu sein, zum Schaden nahezu aller Einwohner im Kiez. Die Parkgebühr aber kommt und dient vermutlich der Finanzierung von "Subkultur" (damit meint man überwiegend Drogen verseuchte Discos) und "alternativen Lebensformen" (z.B. Wagenburgen in der Innenstadt auf bezirkseigenen Flächen).


    Ich klinge mich hier mal ein. Ich kenne den Friedrichshain schon aus den Siebzigern, habe da einen Teil meiner Kindheit verbracht und wohne jetzt im Prenzlauer Berg, ziehe nächstes Jahr in den Friedrichshain zurück. Beide Bezirke waren ziemlich ähnlich, proletarisch und keineswegs schick.


    Der Prenzlauer Berg ist mittlerweile übergentrifiziert. Von außen schickt, aber total langweilig. Man könnte sagen, eine beliebige gutsitierte, westdeutsche Kleinstadt als Enklave in Berlin. Der Friedrichshain hebt sich da immer noch etwas ab. Die Vielfalt ist größer, die Bevölkerung authentischer. Da scheint es sogar noch Berliner zu geben.


    Und obwohl ich zu den Leuten gehöre, die sich da eine Wohnung kaufen, ist es mir recht, daß es da auch noch Punks und Wagenburgen gibt. Die benehmen sich mitunter besser als irgendwelche Zugezogenen, die meinen, daß ihnen der Quadratmeter, auf dem sie stehen, persönlich gehört. Schlecht erzogene Menschen gibt es arm und reich.


    Ein Bezirk, der schicker und teurer wird, muß darauf achten, daß er die Vielfalt nicht verliert.



    Naja; bin ich wohl im falschen Bezirk. Selbst schuld!


    Würde ich auch sagen.



    Als ich ein Foto machte unterhielt sich eine Gruppe auf amerikanisch, wie pittoresk es hier sei. Attraktivität ist eindeutig da, leider wird sie bezirkspolitisch und von kleinen radikalen Gruppen ausgebremst.


    Der Witz ist doch, daß dieses Pittoreske eben auch eine indirekte Folge von Wagenburgen ist. Die Preise sind niedriger, es gibt mehr Vielfalt usw. Das Problem ist nur, daß sie das, weshalb die Zugezogenen kommen, mit ihrer eigenen Präsenz durch etwas ganz anderes ersetzen. Man wird die Kleinstadt in sich eben doch nie los.