Beiträge von Bielefelder

    Wirklich sehr sympathisch dieses Projekt! :Nieder: Wieder einmal werden mehrere Hektar Kultur- und Naturlandschaft geopfert!


    Im Zuge der Planungen wird nicht nur die Freizeitanlage um den Franz Felix-See zerstört, sondern auch zwei Naturschutzgebiete erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Das immerhin schon seit 1938 (!) bestehende Naturschutzgebiet Hüttruper Heide wurde einfach "überplant", das heißt, es wird in absehbarer Zeit einfach unter einem großen Industriegebiet verschwinden, obwohl es den vermutlich größten Lungenenzian-Bestand des Landes NRW enthält. Wenigstens diesen Teil hätte man ausparen müssen. Aber wieder einmal wird sich zugunsten von Wirtschaftsinteressen über bestehendes Recht und Gesetz hinweggesetzt.

    Hier übrigens das prominente Vorbild für das von W. Berentzen errichtete Rundschauhaus:



    http://www.raimoriedel.de/images/image041.jpg


    http://www2.gsu.edu/~wwwher/courses/8690/scott/2.jpg


    Es handelt sich um den von Louis H. Sullivan entworfenen Carson Pirie Scott Store (Schlesinger & Mayer Store) in Chikago von 1898-1904.
    Die Schlafmützen von der Denkmalbehörde in Frankfurt hätten sich unbedingt für den Erhalt des Rundschau-Gebäudes einsetzen müssen. Vermutlich haben die Mitarbeiter aber einen Maulkorb verpasst bekommen, um das gesamte Projekt nicht zu gefährden. :mad:

    Zitat von Schmittchen

    Das Leinwandhaus steht südlich des Doms.


    Bei dem Gebäude links vom Leinwandhaus handelt es sich übrigens um einen neugotischen Nachfolgebau der anstelle der alten Stadtwaage entstanden war, die ja bereits 1874 abgerissen wurde. Die alte Stadtwaage ist hier zu sehen:


    http://www.altfrankfurt.com/Al…andhaus/Leinwandhaus2.htm



    Der Nachfolgebau nahm wenig Rücksicht auf das Nachbargebäude und ist deutlich höher als sein Vorgänger.


    Im Übrigen finde ich die 50er Jahre Bebauung der Dom-Umgebung gar nicht so schlecht: sie ist angenehm zurückhaltend und tritt nicht in Konkurrenz zu den nebenan befindlichen Baudenkmälern. Als Beispiele für die erste Wiederaufbauphase in Frankfurt sind diese Bauten durchaus erhaltenswert. Leider hat sich diese Erkenntnis bis jetzt noch nicht durchgesetzt; sonst würde es nicht immer wieder Stimmen geben, die z.B. eine Nachbildung des Salzhauses und damit die Vernichtung seines bemerkenswerten Nachfolgebaus fordern. :Nieder:

    Zitat von goschio1

    ^
    ja, und zurecht wird es abgerissen. Es muss wikrlich nicht jeder Mist unter Denkmalschutz gestellt werden. Da ist es völlig gleichgültig wer nun Architekt war.


    Dieser Beitrag ist nun wirklich vollkommen unqualifiziert. Hier wird deutlich, wieviel einige Leute hier von Architektur verstehen.
    Das Rundschauhaus ist nun wirklich kein Mist, sondern ein bedeutender und das Stadtbild prägender Bau, der sich zudem auf ein prominentes Vorbild berufen kann, nämlich auf den Schlesinger & Mayer Store in Chikago:


    http://www.raimoriedel.de/images/image041.jpg


    Die Chance, an dieser Stelle ein für die Stadt einmaliges Architekturensemble aus den 50er-Jahren zu erhalten, wurde endgültig vertan.

    Ich finde es jedenfalls ausgesprochen schade, dass man sich nicht in der Lage gesehen hat, das wirklich interessante Rundschau-Gebäude in das Neubauvorhaben zu integrieren. Es ist immerhin ein Bau von W. Berentzen, der ja auch das berühmte und schon seit langem als Denkmal geschützte Junior-Haus entworfen hat.
    Hat die Frankfurter Denkmalpflege hier (mal wieder) gepennt, oder einen Maulkorb verpasst bekommen? :mad:

    Hallo Schmittchen!
    Natürlich gab es über die Gebäude der Ostzeile keine Pläne, das habe ich auch nie behauptet. Aber offenbar willst oder kannst du meinen Haupt-Kritikpunkt überhaupt nicht verstehen: Das Fachwerk ist eine freie Erfindung. Ob es je so ausgesehen hat, weiß man gar nicht. Deswegen wäre es auch besser gewesen, es wieder zu verkleiden. Schließlich wird der unkundige Besucher so getäuscht. Er muss ja glauben, die Gebäude hätten tatsächlich so ausgesehen!!!
    So kann ich nur dem zustimmen, was der Kunsthistoriker G.U. Großmann so treffend über die Ostzeile geschrieben hat:


    "Der Nachbau einiger Häuser am Römerberg in den Jahren 1980-83 kann bestenfalls den Charakter eines Erinnerungsmals haben, wirken die glatten Neubauten doch wie große Spielzeughäuser einer Modelleisenbahn. Schließlich hat man die Häuser vor der Kriegszerstörung weder exakt vermessen noch untersuchen können, die vermeintliche "Rekonstruktion" zeigt daher einen ahistorischen Phantasiezustand, allenfalls typisch als eine Spielart der postmodernen Gegenwartsarchitektur."


    Im Übrigen handelt es sich hierbei, wie auch bei den meisten anderen Wiederaufbau-Projekten (Rathaus Wesel, Palais Thurn und Taxis etc.) tatsächlich gar nicht um eine Rekonstruktion, sondern lediglich um eine Nachbildung, bzw. Neuschöpfung:


    „Der vom lateinischen Wort reconstruere abgeleitete Begriff der Rekonstruktion bedeutet die Wiedererrichtung eines Gebäudes, dessen Baumaterial zu einem überwiegenden Teil noch vorhanden ist“ (vgl. Kiesow, Einführung in die Denkmalpflege, S. 116).
    „Die Nachbildung eines Bauwerks liegt dann vor, wenn kein oder nur verschwindend wenig Originalmaterial mehr vorhanden ist, die Zerstörung also total war. Grundsätzlich sollte man in solchen Fällen den Untergang des Baudenkmals als geschichtlichen Tatbestand hinnehmen und seine Lücke im Ortsbild durch einen Neubau schließen, der die gleichen städtebaulichen Qualitäten wie der untergegangene Bau hat, denn auch eine Nachbildung des Verschwundenen kann darüber allenfalls noch den siedlungs- oder sozialgeschichtlichen Wert und die Innenraumqualitäten, keineswegs aber die gestalterische Qualität, den Quellenwert und die Geschichtsspuren wiederbringen.“


    Bei einer Nachbildung entfallen drei wesentliche Bestimmungsfaktoren des Denkmalschutzes:


    - Zum einen die gestalterische Qualität, da die handwerkliche Bearbeitung des Baumaterials und die Bauornamentik nicht wiederherzustellen ist. Selbst wenn man das gleiche Baumaterial und ähnliche Werkzeuge verwendet, kann man doch nicht die künstlerische Handschrift der Steinmetzen, Bildhauer, Bildschnitzer, Zimmerleute, denn es waren andere Menschen als die unserer Zeit, ihr Glauben, Denken und Fühlen bestimmten ihr kreatives Handeln, so wie die in ganz anderer Weise unser Schaffen prägt.
    - Ferner ist der Quellenwert für die Wissenschaft bei einer Nachbildung selbstverständlich verloren, denn er geht mit dem Originalmaterial verloren.
    - Die sichtbaren oder bis zur Zerstörung des Originals noch verborgenen Geschichtsspuren sind ebenfalls nicht wieder herstellbar


    "Eine Nachbildung hat geschichtlich eine Aussagekraft nur für die Zeit ihrer Entstehung, sie ist im Grunde ihres Wesens ungeschichtlich, weil sie unter veränderten wirtschaftlichen, sozialen kulturellen Verhältnissen eine Form zu wiederholen trachtet, die unter ganz anderen Bedingzungen entstanden war (Kiesow, S. 117).“
    Wie du siehst, ist also nicht nur der Entwurf entscheidend, den es bei den Häusern am Römerberg ja wohl auch nie gegeben hat. Die Verwendung von Originalsubstanz spielt bei einer veritablen Rekonstruktion eine ganz entscheidende Rolle.


    Zur Ostzeile des Römerberges schreibt Kiesow, ehemals Leiter des Landesamtes für Denkmalpflege:


    “Bedenklich dagegen erscheint der Wiederaufbau der Ostseite der Römerberges in Frankfurt am Main, denn hier hat sich die städtebauliche Situation seit der Totalzerstörung der Fachwerkzeile 1944 durch den Bau des Technischen Rathauses, der Tiefgarage und des Historischen Museums so entscheidend verändert, dass der Rückgriff auf eine mehr als 30 Jahren untergegangene historische Bebauung museal und ungeschichtlich ist. Auch ist die Dokumentation sehr lückenhaft, umfasst zwar das bis 1944 Sichtbare der Fassaden, nicht aber das bis zuletzt hinter Schiefer und Putz verborgene Fachwerk. Trotz aller Versicherungen der Investoren, es werde alles historisch getreu wiederaufgebaut, handelt es sich in wesentlichen Punkten um eine Neuschöpfung, die mehr Auskunft über die Baugesinnung von 1980ff. als des 16. bis 18. Jh. gibt(wie oben, S. 118).“
    Dem gibt es von meiner Seite kaum noch etwas hinzuzufügen.


    Die von mir genannten Kriterien (Wahrung der zeitlichen Kontinuität, Verwendung eines großen Teiles an Originalsubstanz) sind also keineswegs „willkürlich“, sondern werden in der Denkmalpflege tatsächlich so angewandt. Wie aus den obigen Ausführungen hervorgeht, gibt es gibt gewichtige Gründe, derartige Nachbildungen vehement abzulehnen. Die Denkmalbehörden haben im Falle des Palais Thurn und Taxis auch ganz klar Stellung bezogen und sich von einem Wiederaufbau distanziert.
    Leider werden derartige Wiederaufbaumaßnahmen gerade von Politikern, die sonst keinen Finger für denkmalwerte Bausubstanz rühren, allzu gerne als Alibi benutzt (siehe z.B. Edwin Schwarz, der den Wiederaufbau des Palais begrüßt, aber gleichzeitig unter Denkmalschutz stehende Bauten wie die Kleinmarkthalle abreißen will, um seine eigenen „Visionen“ verwirklichen zu können).


    Die Befürwortung von Nachbildungen (nicht Rekonstruktionen!) bestimmter Bauwerke ist in meinen Augen vor allem emotional begründet: Man will den Verlust des jeweiligen Gebäudes einfach nicht hinnehmen und argumentiert vordergründig mit den städtebaulichen Qualitäten desselben, die aber auch durch eine Neubebauung erreicht werden könnte. Man möchte etwas von der vermeintlich guten alten Zeit wiedererstehen lassen, weil man offenbar mit den Auswüchsen der modernen Architektur nicht zufrieden ist.
    Und da liegt genau der Knackpunkt: Das Umfeld des Palais Thurn und Taxis hat sich derart verändert, dass eine Nachbildung gar nicht in Frage kommen kann. Durch die direkt daneben geplanten Hochhäuser würde es stark in Bedrängnis geraten, so dass es seiner städtebaulichen Qualitäten beraubt würde. Zwischen den Hochhaus-Giganten würde es einem niedlichen Spielzeughäuschen verkommen, das erst recht unecht und vollkommen deplatziert wirken würde.



    Wie das Steinerne Haus nach dem Krieg aussah, ist mir von Abbildungen hinlänglich bekannt. Nach den mir zur Verfügung stehenden Informationen wurde der Bau aber keineswegs komplett neu gebaut sondern unter Verwendung der erhaltenen Reste wieder hergestellt (Dehio). Wenn es sich um tatsächlich eine komplette Nachbildung handelte, stände der Bau gar nicht im Dehio (Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler), denn dieser erfasst ja nur denkmalwerte Bauten.

    Zitat von mik

    Allerdings kann ich Einwände im konkreten Fall des Palais nachvollziehen. Architektonisch ist es nämlich nichts wahnsinnig besonderes (überregional betrachtet) und städtebaulich mittlerweile absolut deplaziert - anders als z.B. die Bebauung des Römerbergs.


    Nichts Besonderes? Da irrst du aber ganz gewaltig. Das Palais von Thurn und Taxis war der wohl bedeutendste Vertreter vom Typ des sogen. Hotel entre cour et jardin in Deutschland. In architektonischer Hinsicht war es allemal bedeutender als die Bauten der Ostzeile. Sein Wiederaufbau ist damit allerdings noch keineswegs gerechtfertigt.
    Gegen "Rekonstruktionen im Allgemeinen" gibt es ja auch gar nichts einzuwenden, sondern gegen Nachbildungen, wie noch an anderer Stelle auszuführen sein wird.


    "Aber Tatsache ist nun mal, dass es sowas wie Sozialisation gibt und der moderne Mensch mit Altstadtbauten oftmals Freizeit und Gemütlichkeit verbindet und sich in einer solchen Umgebung wohlfühlt.
    Jedoch geht es hier um Entertainment und wenn man es so will auch Verklärung, wonach definitiv ein Bedürfniss in der Bevölkerung besteht.
    Die Leute träumen nun mal von Märchenschlössern und der guten alten Zeit
    ."


    Diese Äußerung trifft den Nagel auf den Kopf: Die meisten dieser angeblichen Rekonstruktionen resultieren also vor allem aus dem kleinbürgerlichen Streben nach "Gemütlichkeit" und "Verklärung". Das hieße vor allem, die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges nicht akzeptieren zu wollen und diese durch den Wiederaufbau verlorener Bauten ungeschehen zu machen. Verdrängung pur, so war es hierzulande ja schon immer. Man hat also nichts dazu gelernt.


    Im Falle des Palais ging der Wunsch für den Wiederaufbau meines Wissens aber gar nicht von der Frankfurter Bevölkerung aus, sondern von den Investoren.
    Der Wiederaufbau der Römerbergzeile wurde damals von Politikern initiiert.

    Hallo Samuel.
    Ich habe überhaupt nichts gegen historische Bauten, im Gegenteil, schließlich bin ich ja Kunsthistoriker.


    Der von dir zitierte Spruch war natürlich pure Provokation. Aber mittlerweile verfügen zahlreiche Städte über Nachbauten, die erst zig Jahre nach dem Krieg wieder entstanden sind (Hildesheim, Braunschweig, Frankfurt, Berlin, Hannover). In vielen anderen Städten sind, 60 Jahre (!) nach Kriegsende, solche Rekonstruktionen geplant. Eine zeitliche Kontinuität ist also gar nicht gegeben. Dann könnten wir ja auch gleich Bauten wiedererstehen lassen, die z.B. im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurden. Ja warum eigentlich nicht?


    Rekonstruktionen stehe ich generell kritisch gegenüber. Ich halte sie nur dann für gerechtfertigt, wenn noch genügend historische Substanz erhalten ist, wie das z.B. bei der Frankfurter Oper der Fall war. Hier standen die Außenmauern immerhin noch aufrecht. Oft werden allerdings aus Kostengründen auch neue Baumaterialien verwendet was man bei einer historisch getreuen Rekonstruktion doch nun wirklich vermeiden sollte. Ganz besonders schlimm finde ich es, wenn man bei Rekonstruktionen nicht einmal den originalen Standort einhalten kann, da dieser z.B. bereits mit Neubauten besetzt ist. Dies war beim Leibnizhaus in Hannover der Fall. An seinem Platz entstand ein Parkhaus, also wurde das neue Leibnizhaus einfach am Holzmarkt wiederrerichtet. Aber nicht als Fachwerkhaus mit Steinfassade, wie das ursprünglich der Fall war, sondern gleich als Massivbau.

    Das Steinerne Haus ist eine Teilrekonstruktion, die unter Verwendung der erhalten gebliebenen Mauern durchgeführt wurde. Und zwar recht bald nach dem Krieg. Zerstört wurde vor allem die Frontseite. Ein derartiges Vorgehen halte ich durchaus für gerechtfertigt. Schließlich war noch genug alte Substanz vorhanden.


    Dass das Palais komplett zerstört wurde, ist definitiv falsch. Es war sogar mehr Bausubstanz erhalten, als etwa beim Römer (wie neuere Untersuchungen ergeben haben, wurde der Römer um die Jahrhundertwende zu einem großen Teil erneuert). Es brannte lediglich aus, wie alte Fotos beweisen. Später stürzte ein Teil der Fassade ein. Der weitaus größte der Außenmauern bleib aber erhalten (vgl. Kriegsschicksale deutscher Architektur, von Beseler/Gutschow). Erst in der Nachkriegszeit wurde das Gebäude zugunsten des Postneubaus abgerissen.


    Unsorgfältig an der Ostzeilen-Rekonstruktion ist, dass das jetzt präsentierte Sichtfachwerkferk reine Spekulation ist. Wie es tatsächlich ausgesehen hat, ist nicht bekannt, da es zuvor verputzt, bzw. verschiefert war!!! Es wurde in Anlehnung an vergleichbare Bauten erstellt.


    Schilder die darauf hinweisen, dass es sich um eine Rekonstruktion handelt, wären gar nicht so falsch. Solche Hinweise gibt es ja auch schon an anderen Bauten.

    Ich denke, hier muss mal ein bisschen frischer Wind rein und ein paar kritische Bemerkungen können wohl nicht schaden.
    Dieser Rekonstruktionswahn ist doch wirklich unerträglich.
    Wo soll denn das noch hinführen?
    Bald sind unserer Städte zugekleistert mir Nachbauten, während der originalen Bausubstanz kaum Beachtung geschenkt wirkt.

    Schlimm! Für solchen Mumpitz sind die Leute bereit Geld zu spenden, aber wenn es um die Erhaltung denkmalwerter Bausubstanz geht, dann ist kein Geld da.


    Aber mit solcher Kulissenarchitektur (und mehr ist es ja nicht) kann man ja auch sehr schön sein Gewissen beruhigen.

    Die Ostzeile täuscht allerdings vor, eine historisch exakte Kopie der Vorkriegsbebauung zu sein und genau das ist sie nicht. Wenn schon eine Rekonstruktion, dann bitte mit mehr Sorgfalt.
    Es wäre wirklich mutiger gewesen, hier eine Neubebauung zu wagen, die sich an den Dimensionen der noch bestehenden historischen Bauten (Steinernes Haus, Römer, Dom, Haus Wertheim) orientiert. Gegenüber ist dies ja geschehen: Hier hat man in den 50er Jahren eine kleinteilige und optisch zurückhaltende Neubebauung geschaffen, die sich durchaus sehen lassen kann und schon wieder Denkmalwert besitzt (anders als die neuen Fachwerkbauten der Ostzeile). Zumindest aber tut sie der historischen Nachbarbebunng auch nicht weh. Auch das neue Salzhaus (dessen Rekonstruktion von konservativen Geistern immer beschworen wurde) hat seine Qualitäten.
    Warum bitte sollte man denn historische Bauformen einfach wiederholen und nicht die heutige Zeit sprechen lassen? Das ist wirklich fantasielos.
    Es gibt genügend positive Beispiele für neues Bauen in historischer Umgebung, man muss sich nur einmal genauer umsehen.
    Um auf das eigentliche Thema zurückzukommen:
    Vor 50 Jahren hätte der Wiederaufbau des Palais sicher seine Berechtigung gehabt, denn damals war noch genügend Substanz vorhanden. Dies ist nun anders, der Bau ist, bis auf die Steine des Torbaus, verloren.


    Der Wiederaufbau ist freilich auch ein Politikum: unter einem SPD-regierten Magistrat abgerissen, fordert der CDU-dominierte Rat nun die Rekonstruktion des Palais.
    Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

    Das Tor und die seitlichen Pavillons wurden mittlerweile abgetragen. Die Bauteile wurden eingelagert. Dass diese wenigen Originalteile (sie wurden nach dem Krieg ebenfalls abgetragen und dann aus dem alten Material wieder neu zusammengesetzt) erhalten bleiben sollen, steht außer Frage. Vom Wiederaufbau der übrigen Bauteile aber, hat sich die Denkmalpflege zu Recht distanziert. Sie macht auch keinen Sinn. Ich würde eine Einbeziehung des Torflügels in einen Neubau, der die Dimensionen des alten Palais wiederholt, vorziehen.


    Man sollte viel lieber versuchen, das Rundschaugebäude mit seiner überaus interessanten Ecklösung zu erhalten.
    Es ist ein mittlerweile zu einem Frankfurter Wahrzeichen geworden und hat Eingang in zahlreiche Publikationen zur Nachkriegsarchitektur dieser Stadt gefunden.


    Das dieses Gerbäude nun auch noch verschwinden soll, ist ein Skandal!!!
    Aber hier gibt man sich ja lieber mit billigen Kopien zufrieden, als originale Bausubstanz zu erhalten.


    Es würde doch auch niemand auf die Idee kommen, unsere Museen mit Kopien von Picasso und Rubens auszustatten.
    Denn genausowenig, wie sich ein verloren gegangenes Gemälde einfach neu erschaffen lässt, kann man ein verlorene Gebäude, das von einem so bedeutenden Architekten wie de Cotte entworfen wurde (auch dies ist ja ein künstlerisches Original!) nachbauen.


    Alles in allem: Der Wiederaufbau des Palais hat überhaupt keine Berechtigung. Die Stadt hat doch ihre scheußliche Römerberg-Ostzeile und das genügt doch wohl.

    Bei der eingangs gezeigten Römeberg-Ostzeile in FFM handelt es sich strenggenommen nicht um eine Rekonstruktion, da die Konstruktion des zuvor unter Putz und Schiefer liegenden Fachwerks nicht genau bekannt war. Ältere Abbildungen oder Ansichten, die das Fachwerk ohne Verkleidung zeigen, sind nicht bekannt.
    Die Bauten wurden in Anlehnung an vergleichbare Fachwerkbauten aus dieser Zeit gestaltet.
    Man sollte daher eher von einer "Nachschöpfung" sprechen.