Die Entwürfe sind eine Katastrophe. Der erste macht dabei den weniger schlechten Eindruck. Von "besser" möchte man da nicht reden.
Beide Entwürfe atmen den Geist der Klientel rund um Ostmodern und Modernisten. Der erste Entwurf sieht aus wie ein größerer Kulturpalast, der nicht an der Horizontalen, sondern vertikal orientiert ist. War jedenfalls mein erster Gedanke, als ich die Visualisierung mit dem riesigen Foyer gesehen hab. Der zweite Entwurf ist eine zusammengekleisterte Schießscharte in so riesiger Form, dass es wie ein weißer Klumpen auf dem Platz steht. Wer die Wirkung solcher Fassaden spüren will, wandele um den Berliner Hauptbahnhof entlang der Spree - eine unurbane Dystopie.
Man versucht hier krampfhaft eine Dimension in die Stadt zu klatschen, die eindeutig an Megametropolen erinnern soll und nicht dem doch recht provinziellen Rest von Dresden angepasst ist. Ich war eigentlich immer für die Variante mit Turm, aber wer weiß, wie grotesk infantil überdimensioniert der wohl ausgesehen hätte?!
Es ist genau das passiert, was vorhergesagt wurde: die Bürgerbeteiligung hat NULL zum Endergebnis (bei dem Thema Gestaltung, Außenwirkung, Architektur) beigetragen. Wenn dem so wär, dann wären die ersten 90% der Wortmeldungen nicht allesamt vernichtend. Dieser Umstand ist aber auch auf keinen Fall überraschend. Das kennt man aus Dresden. Alle schon früh geäußerten Kritiken scheinen auch an diesem Beispiel einfach ignoriert worden zu sein. Die Beteiligung verkam zum Theater und das war auch schon von Beginn so beabsichtigt.
Jedenfalls ist mit der Vorstellung der Entwürfe nur ein Teil der angestrebten Bauten präsentiert. Es ist auch von den Platzgestaltungen nichts zu sehen, wenn es die denn geben soll. Man spricht also von der Finanzierung dieses Unortes nur von einem der drei angestrebten Gebäude/-teile - und das ist schon sehr sportlich und teuer. Unter Rücksicht der vielfach angesprochenen Einsparungen wird man davon ausgehen müssen, dass vom Anfangsentwurf sowieso nur eine verbilligte, gestalterisch weiter reduzierte Version verwirklicht wird.
Man verpasst hier eine wirklich moderne, zeitlose Architekturvision zu verwirklichen. Das Gezeigte erinnert erschreckend deutlich an die seelenlosen, endlos kritisierten Bauten der letzten Jahrzehnte. Und daraus lässt sich schließen, dass weder in der Architektursprache, noch in der -theorie irgend eine Entwicklung angesichts der schreienden Kritiklawinen stattgefunden hat. Das zeugt entweder von Geistlosigkeit, Arroganz oder Ignoranz. Aber warum soll sowas, samt Filterblasen nur den gesellschaftszersetzenden Gruppen vorbehalten bleiben?!
Gerade überwiegt der Unmut über das Vorgestellte. Ich wage aber zu behaupten, dass am Ende der aktuellen Evaluierung per Umfrage ein ausgewogenes Meinungsbild präsentiert wird. Das ist das wenigste Zugeständnis, was der Kritisierte leisten wird, wenn er für die Wichtung der vorgetragenen Kritiken zuständig ist. Wie war das mit dem Bock und dem Gärtner?