Wenn man von Osten kommend ins Zentrum fährt, bewegt man sich über eine viele Kilometer lange Magistrale (Bundestraße, Frankfurter Allee, Karl-Marx Alle), die zwischen Frankfurt Tor und Strausberger Platz sogar den Charakter eines Prachtboulevards besitzt. Und dennoch setzt man an das westliche Ende dieser bedeutenden Magistrale kein bedeutendes Bauwerk mit Landmark-Charakter (wie einen Triumphbogen, eine Kathedrale oder einen hoch aufstrebenden Wolkenkratzer) sondern einen kleinen Pavillon in Flachbauweise. Ob dieser Pavillon als Pressecafé, als Nahversorger a lá Tante Emma oder als Grill-Imbiss a lá Bratwurstmaxxe genützt wurde, ändert nichts an der Tatsache, dass die bauliche Situation Züge einer städtebaulichen Satire trägt.
Im napoleonischen Frankreich hätte man an einer solche Stelle einen Triumphbogen gebaut. Im Rom der Barockpäpste hätte man an einer solche Stelle eine große Kathedrale errichtet. Im New York der 1930er hätte man an diese Stelle einen Wolkenkratzer wie das Rockefeller Center gebaut. Im Moskau der Stalinzeit hätte man an einer solche Stelle ein Hochhaus im Stile der "Sieben Schwestern" gebaut. Und was macht die kleine DDR? Man kann es kaum glauben, dass die DDR ans Ende einer mehr als 15 Kilometer reichenden Magistrale einen Pavillon mit Flachdach setzt. Es gibt keinen besseren Beleg für die Provinzialität der DDR wie den Städtebau an dieser Stelle. Um wieviel besser wäre das Ergebnis gewesen, wenn die DDR-Hauptstadtplaner das Hotel-Hochhaus am Alexanderplatz um wenige Meter verschoben hätte, so dass dieses heute an der Stelle des Pavillons stehen würde. Um den Pavillon herum hat die DDR Hochhäuser (Hotel am Alex, Berliner Verlag) errichtet. Und an die entscheidende Stelle, wo man zwingend ein Hochhaus setzten müsste, baut man einen .... richtig .... einen Flachdach-Pavillon! Und ich stelle mir die Frage, ob ich lachen oder heulen soll.