Was du schreibst, ist schon ein heftiger Verriss. Deine Argumente kann ich grundsätzlich nachvollziehen. Dennoch bin ich froh, dass es überhaupt ein Spiel mit Gestaltungselementen gibt. Die Bullaugenfenster bei Los 3 gefallen mir richtig gut, auch wenn du mit dem Springen bei den Achsen natürlich recht hast. Und die Riemchenverzierung von Los 1 als billig zu bezeichnen, ist so eine Sache. Riemchen sind immer eine billigere Variante im Vergleich zu einer Wand mit richtig gemauerten Ziegeln. Wenn man deine Ausführungen als Maßstab nimmt, fallen 99 Prozent aller neu errichteten Fassaden im Fassaden-Check durch.
Beiträge von Architektur-Fan
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Was mir nicht gefällt ist die Einförmigkeit der 5 Parzellen, in Traufhöhen und Gebäudebreiten.
Ich empfinde es genau umgekehrt.
Auf fünf Parzellen werden fünf Stadthäuser in geschlossener Bauweise entstehen. Die Einteilung der Parzellen ähnelt den Parzellengrößen historischer Berliner Mietshäuser aus der Jugendstilzeit. Das Ganze wird viel besser werden als der langgezogene Riegel des Hotel Capri.
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Dass die Postmoderne keinen Erfolg hatte, woran will man das bemessen? Es wurde sehr viel in diesem Stil gebaut. Nach meiner Beobachtung sind postmoderne Bauten oft gut genutzt und werden selten abgerissen. Einige der besten Vertreter stehen bereits unter Denkmalschutz.
Da stimme ich zu! Zumal die in Berlin ab etwa 1995 errichteten Bürogebäude oftmals gar keine Postmoderne darstellen, sondern einfach nur (damals) zeitgenössische Zweckarchitektur darstellen. Die Hochphase der Postmoderne waren die späten 1980er Jahre bis in die frühen 1990er Jahre (ca. 1985 bis 1995). Der Berliner Bauboom hat ja erst richtig in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre Fahrt aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt war die Postmoderne bereits Geschichte.
Man kann es immer und immer wieder erklären. Und trotzdem wird der Begriff "Postmoderne" regelmäßig falsch verwendet. Postmoderne bedeutet eben NICHT, dass es einfach nur Architektur ist, die nach der Moderne entstanden ist. Und zeitgenössische Zweckarchitektur ist nicht automatisch Postmoderne.
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Trotzdem bleiben die Entwürfe in ihrer Fassadenkomposition verklemmt und wollen nicht so recht aus dem strengen Raster, ... , ausbrechen.
Man sieht halt einfach, dass die heutigen Architekten sich partout weigern, Lektüre von vor 1918 aufzuschlagen.
Du widersprichst dir.
Einerseits forderst du die Orientierung an der Architektur von vor 1918, die in ihrem Wesen auf strengen Rastern (Blockkante, wiederkehrende Fassadenmuster) basiert.
Und andererseits kritisierst du die Tatsache, dass die "verklemmten" Entwürfe nicht aus einem strengen Raster ausbrechen. Dabei ist das Ausbrechen aus Rastern doch gerade eine typische Forderung moderner Architektur.
Du solltest dir die Frage stellen, ob du die konventionelle Angepasstheit der Architektur aus der Zeit vor 1918 oder das unkonventionelle Streben nach Freiheit ("Ausbrechen aus strengen Rastern") haben möchtest. Beide Ziele gleichzeitig realisieren zu wollen, stellt ein Ding der Unmöglichkeit dar.
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... Statt einem Kulturforum wäre ein Kulturpark ein schönes Konzept geworden,
...in der Form eines Hyde Park Corner für Kultur.
ErSieEs macht den nächsten Versuch, den Tiergarten (über die Tiergartenstraße hinaus) nach Süden hin bis zum Landwehrkanal ausweiten zu wollen.
Ein Blick in den FIS-Broker hilft:
https://fbinter.stadt-berlin.d…wMap&mapId=bplan@senstadt
In planungsrechtlicher Hinsicht stellt der Bereich zwischen Tiergartenstraße und Landwehrkanal keine Parklandschaft (und damit keine Fläche für einen Kulturpark oder Hyde Park Corner öder Ähnliches), sondern ein Stadtviertel mit einem Dutzend gültiger oder in Aufstellung befindlicher Bebbauungspläne dar. Das ist rational nicht mehr nachvollziehbar, dass in Berlin bei jeder zu bebauenden Brachfläche sofort der Ruf nach neuen Parkkonzepten ertönt. Man könnte glatt den Eindruck bekommen, dass es in der vergleichsweise gering verdichteten Stadt Berlin einen Mangel an Parkflächen geben würde.
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Noch zu Mauerzeiten war es ja weithin sichtbar und durch die Nähe zum Checkpoint Charlie ist es auf vielen historischen Fotos abgelichtet
Das Haus Friedrichstadt war deswegen weithin sichtbar, weil man in der Nachkriegszeit die Überbleibsel der viel hochwertigeren Jugendstil-Gebäude im Umfeld einfach mal mit dem Bulldozer platt gemacht hat. Und wenn man die feingliedrigen Gebäude zerstört, bleiben eben nur noch die grobschlächtigen Gebäude übrig. Insofern ist die Sichtbarkeit in einem Trümmerfeld ganz sicher kein Qualitätskriterium, das für das Haus Friedrichstadt sprechen würde.
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Der Phönix-Bau verfügt über wertigen Sandstein. Im Gegensatz dazu hat das Haus Friedrichstadt ein Putzfassade, die vor der Sanierung jahrelang in ungepflegtem Zustand gewesen ist und dementsprechend gammelig und runtergekommen ausgesehen hat. Nach der Sanierung ist es wenige Jahre weiß. Und bald wird die Putzfassade wieder den ranzigen Grauschleier bekommen wie all die Jahre zuvor. Manche Baumaterialien (wie z.B. Sandstein) altern mit Würde. Aber das gilt ganz sicher nicht für Putzfassaden.
P.S.: Das Gebäude heißt immer noch Haus Friedrichstadt. Und nicht Friedrichsbau. Gebe mal den Begriff "Friedrichsbau" in eine Suchmaschine ein. Und du wirst bei ganz anderen Gebäuden landen. Aber nicht bei dem Gebäude, dass in der Berliner Friedrichstraße steht.
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Erstens ist die Nachwende-Architektur in der Friedrichstraße weit überdurchschnittlich im Vergleich zu Vertretern aus dieser Epoche an anderen Stellen der Stadt.
Und zweitens habe ich nicht nur von "Neubau", sondern von "hochwertigem Neubau" (#301) und von "gelungenem Neubau" (#303) gesprochen. Es ist klar, dass ein unter Denkmalschutz stehendes Gebäude nur ersetzt werden darf, wenn das nachfolgende Gebäude extrem hochwertig ist. Eine solche Neuentwicklung muss natürlich in Absprache mit der Denkmalschutzbehörde erfolgen.
In Stuttgart gibt es ein hervorragendes Beispiel, dass zeigt, dass so etwas funktionieren kann. Es handelt sich um den Phönix-Bau in der Stuttgarter Königstraße. Bild auf Wikipedia: https://commons.wikimedia.org/…:Stuttgart_Phoenixbau.jpg
Der Phönix-Bau in Stuttgart ist sehr gut vergleichbar mit dem Haus Friedrichstadt in Berlin, weil dieser vom Bauvolumen, von der Kubatur und von der Lage an einer vielfrequentierten Einkaufsstraße ähnliche Rahmenbedingungen aufweist. An der Stelle des Phönix-Bau stand vor 2008 ein sehr hochwertiges und denkmalgeschütztes Gebäude aus den 1950er (?) Jahren. Dennoch hat der Denkmalschutz in diesem Fall grünes Licht für einen Neubau gegeben, weil der Neubau eben nochmals eine Stufe besser ist als der denkmalgeschützte Vorgänger. Die Neuentwicklungen war für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation.
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^ Aus meiner Perspektive gibt es von diesen seltenen, aber wichtigen Gebäuden viele zu viele in Berlin. Inbesondere in Berlin-Mitte wimmelt es nur so an seltenen, aber wichtigen Gebäuden, so dass man sich kaum noch retten kann vor dieser "spezifischen Qualität".
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Leider weichst du meiner Frage aus. Konkret geht es darum, welche Qualitäten dieses Haus Friedrichstadt besitzt. Die Diskussion über den Wertekanon des Denkmalschutzes, der sich über Jahrzehnte herausgebildet hat, sprengt das eigentliche Thema und ist wohl auch offtopic.
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ich will darauf hinaus, dass es sich bei den genannten Kriterien lediglich um schön klingende Worthülsen handelt. Papier ist bekanntlich geduldig. Was in der schriftlichen Begründung zum Denkmalschutz steht, ist letztendlich nur Schall und Rauch. Bei Architektur kommt es darauf an, dass sie in Natura eine Wirkung erzielt.
Und welche Wirkung erzielt dieses Gebäude, mal abgesehen davon, dass es das architektonische Niveau in der Friedrichstraße nach unten zieht?
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Gut. Dann möchte ich dich bitten, die Punkte "kulturelle Bedeutung", "Authentizität", "Einzigartigkeit" und "identitätsstiftende Funktion" in Bezug auf das Haus Friedrichstadt kurz zu erläutern. Die Tatsache, dass es sich (laut Wikipedia) um "funktionalistische und spätexpressionistische, moderne Architektur der 1920er Jahre" handelt, erfüllt denn Stichpunkt "Einzigartigkeit". Und was genau ist identitätsstiftendend und authentisch an diesem Gebäude? Und worin besteht denn die kulturelle Bedeutung?
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^ Ich kenne die Historie des Gebäudes. Mit dem Haus Friedrichstadt verhält es sich genauso wie mit der Klosterstraße 62, dem Spitteleck am Spittelmarkt, dem Haus der Statistik und vielen Anderen. Mittlerweile wird jede historische Hässlichkeit mit Verweis auf die Historie gehegt und gepflegt.
Die Sanierung des Haus Friedrichstadt bringt die Friedrichstraße keinen Schritt weiter. Mit einem gelungenen Neubau hätte man vielleicht ein neues Kapitel in der südlichen Friedrichstraße aufschlagen können. Dazu braucht man jedoch den Mut, sich von Altem zu lösen und Neues zu akzeptieren. Ich schaue mittlerweile mit Wehmut zurück in die zweite Hälfte der 1990er Jahre. Damals haben sich in der Friedrichstraße die Star-Architekten die Klincke in die Hand gegeben. Jean Nouvel, Ieoh Ming Pei, Oswald Matthias Ungers bei den Friedrichstadtpassagen. Das Kontorhaus von Josef Paul Kleihues. Oder die Friedrichstr. 200 von Norman Foster. Im Jahr 2024 passiert in Berlin-Mitte im allgemeinen und in der Friedrichstraße im Besonderen gar nichts mehr. Gute Architektur ensteht nur noch in den weniger zentralen Bereichen außerhalb des Zentrums.
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Irgendwann zehren die Gehälter der Stiftung dann eh alle bereitgestellten Budgets auf ...
Und wenn das bereitgestellte Budget aufgezehrt ist, muss halt "aus Kostengründen" auf Stuck und Verzierungen verzichtet werden, so dass dann folglich nur noch eine modernistisch-funktionale Fassade in Frage kommt.
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Zu #297: Sanierung und Umbau Haus Friedrichstadt
Das Haus Friedrichstadt steht unter Denkmalschutz. Das ändert jedoch nichts daran, dass es in seiner Provinzialität kaum zu überbieten ist. Provinziell, spießig, bieder. Solche Architekur ist jedenfalls nicht dazu geeignet, der Friedrichstraße die dringend benötigte Aufwertung zu geben. Anstelle einer Sanierung wäre es besser gewesen, das Haus Friedrichstadt abzureißen und durch einen hochwertigen Neubau zu ersetzen. Insofern ähnelt die Sanierung beim Haus Friedrichstadt dem Prozedere beim Haus der Statistik. Ich hätte mir an dieser Stelle einen Neubau gewünscht mit kraftvoller Weltklasse-Architektur wie das Quartier 206. (siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Quartier_206). Stattdessen gibt's wieder nur unter Denkmalschutz gestellte Zweitklassigkeit.
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Renaissance, Barock, Klassizismus, Historismus, Jugenstil ... gemeint sind alle Epochen, bevor die autogerechte Stadt ihre brachialen Schneisen in die Stadtlandschaft geschlagen hat. Du kannst dir gerne eine der genannten Epochen heraussuchen.
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In Preußen war ja noch alles besser, ...
... zumindest der Städtebau war in Preußen deutlich besser als der Städtebau heutzutage.
... , aber jetzt ist es echt schlimm, gibt sogar Frauenwahlrecht, freie Presse und Gewerkschaften.
Nur leider ist der Sinn für das Schöne in der Architektur verloren gegangen.
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Ich frage mich ernsthaft, was an dieser "modernen" Vorstudie überhaupt modern sein soll. In den 1960er und 1970er hat sich die moderne Architektur durch unkonventionelle und progressive Ideen ausgezeichnet. Was ist an dieser modernen Vorstudie unkonventionell und progressiv? Diese Vorstudie übernimmt grundsätzlich das Fassaden-Raster der Schinkel'schen Fassade. Die Änderung besteht lediglich darin, das Schinkel'sche Fassaden-Raster zu abstrahieren und zu reduzieren. Ansonsten setzt diese Vorstudie keine eigenen Ideen um. In gestalterischer Hinsicht existiert keine eigenständige Leistung. Keinerlei eigenständiger Beitrag. Nichts! Diese Vorstudie will modern sein, aber sie ist nicht modern, weil sie dazu viel zu konventionell und angepasst ist.
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wo also soll in dieser Stadt überhaupt noch ein Hochhausstandort entstehen?
Um deine Frage zu beantworten:
Die Hochhäuser entstehen dann am Standrand, wie man am Beispiel des Estrel Tower aktuell sehr schön nachvollziehen kann.
Sinnvoll wäre es, wenn man die zentralen Orte in der Stadtmitte mit Hochhäusern verdichtet. In Berlin macht man es allerdings umgekehrt, indem man am Stadtrand die Hochhäuser baut und in der Stadtmitte riesige Freiflächen (wie das Marx-Engels-Forum) unbebaut lässt.
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vielleicht gibt es einfach keinen Bedarf, oder die Lage ist vergleichsweise unattraktiv?
Das spricht nicht gerade für Berlin und seine Stadtplanung, wenn der zentralste Ort der östlichen Stadthälfte weniger attraktiv ist als weiter außerhalb gelegene Bereiche. Zumal am Alexanderplatz alle öffentlichen Verkehrsmittel zusammenlaufen, wie an keinem anderen Ort in Ost-Berlin. Und ausgerechnet an diesem Ort soll es keinen Bedarf geben?