Beiträge von Architektur-Fan

    Das Problem ist einfach, dass dieses Bauprojekt einfach breiter ist als die anderen Bauprojekte am Spreeufer. Hätte dieses Projekt nur 2/3 der tatsächlich realisierten Breite, würde es viel besser mit dem weißen Bauprojekt daneben harmonieren. Den größeren Riegel hätte man in der gleichen Breite wie den kleineren Riegel ausführen sollen. In der jetzigen Form hat man das Gefühl, dass dieser Klotz die benachbarte Bebauung erschlägt. Dieses Bauprojekt hat mehr Uferlänge als die benachbarte Bebauung entlang des Ufers, hat aber gleichzeitg die schwächste Architektur. Hier hat ein Investor die Möglichkeit bekommen, Kasse zu machen .... und zwar auf Kosten des Stadtbildes. Das ist einfach ärgerlich.

    ^Man kann aber durchaus in Frage stellen, ob das unser Maßstab sein sollte und wie wir dann eine durchaus notwendige Stadtreperatur insbesondere in diesem Areal hinkriegen sollen.

    Das ist die große Frage, was der Maßstab sein soll, wenn hinter dem Gebäude der Fernsehturm mit massivem Betonsockel steht.


    Wir drehen uns dadurch auch immer weiter im Kreis.

    Wir drehen uns deswegen im Kreis, weil es in Berlin viel zu viele DDR-Nostalgiker gibt, die gar keine Stadtreperatur im klassischen Sinne haben wollen. Vor diesem Hintergund muss man auch diesen Neubau sehen und bewerten. Dieser Neubau ist nun mal Bestmögliche, was man momentan rausholen kann.

    Weil alles so "schlecht ist" (oder wir es uns eben schlecht reden) bauen wir noch schlechter bzw. ziehen jetzt die Ecke so richtig in den Dreck???

    Nein, wir bauen nicht noch schlechter. Sondern wir verbessern das Schlechte, da der Neubau besser ist als der Bestand. Der Neubau ist variantenreicher und wertiger als der DDR-Bestand, der das Forum auf nördlicher und südlicher Seite einrahmt. Daher zieht der Neubau die Ecke auch nicht in den Dreck (wie du es formulierst), sondern führt zu einer kleinen Aufwertung.


    3. Schaut man genau hin, hast du bewusst die Marienkirche, den Rathausplatz mit dem Brunnen und die Bebauung RUND UM die DDR Architektur total ausgespart.

    Nein, ich habe in meiner Betrachtung die Marienkirche nicht ausgespart.


    Du argumentierst wie diejenigen Leute, die im Nachhinein die Frage stellen, warum man denn beim Wiederaufbau des Stadtschloss nicht auch die Innenräume rekonstruiert hat. Die Antwort ist, weil die genau gleichen Leute aus Desinteresse oder Dummheit nicht anwesend waren, als die Entscheidung für eine Teilrekonstruktion getroffen wurde. Sprich: die Rekonstruktion der Außenfassaden war das Bestmögliche, was damals rauszuholen war.


    Und genau so verhält es sich auch beim Marx-Engels- und Rathaus-Forum. Ein Jugendstilgebäude würde mir auch viel besser gefallen als dieser graue Neubau. Aber ein Jugendstilgebäude stand nun mal nicht zur Debatte. Darum geht es! Deswegen ist aber der Neubau keine Bankrotterklärung, wie du es formulierst. Vielmehr stellt dieser Neubau eine aktzeptable Verbesserung im Rahmen des politisch Möglichen dar. Man muss eben mit dem leben, was möglich und umsetzbar ist.

    die Komische Oper hat kein Schrägdach, Das Aeroflotgebäude hat kein Schrägdach, die sowjetische Botschaft hat kein Schrägdach, das Bürogebäude des Bundestags hat kein Schrägdach, das Zeughaus hat kein Schrägdach, die wiederaufgebaute Kommandantur hat kein Schrägdach etc etc ....

    Aber alle von dir nicht genannten Gebäude haben sehr wohl ein Schrägdach. Und genau deswegen ist dieser Boulevard ein nicht vorzeigbarer Potpourri.


    Das Aeroflotgebäude und das Bürogebäude des Bundestags sind architektonische Hässlichkeiten, die man besser abreißen sollte. Die Komische Oper ist ja glücklicherweise momentan mit Gerüstplanen eingerüstet.


    Lieber Camondo, du beziehst dich doch immer gerne auf Paris. Jedenfalls verfügt die überwiegende Mehrheit der Gebäude an den Pariser Prachtboulevards aus dem 19. JAhrhundert über Schrägdächer. Das wird vermutlich daran liegen, dass die Franzosen einen Sinn für repräsentative Architektur besitzen. In Deutschland ist dieser Sinn leider verloren gegangen.

    ^... na mit Schrägdach sieht es doch genauso öde und konventionell aus wie der Kandidat links daneben. Das erinnert mich an den Kulturkampf in den 30er Jahren.

    Es hätte dem Boulevard Unter den Linden gut getan, wenn die Polnische Botschaft im Bereich der Dachlandschaft so konventionell ausgesehen hätte wie der Kandidat links daneben. Was hat es bei diesem Botschaftsgebäude gebracht, auf ein konventionelles Schrägdach zu verzichten? Hat der Verzicht auf ein Schrägdach das Gebäude attraktiver gemacht? Wohl kaum! Eher dürfte das Gegenteil der Fall sein. Und ein Schrägdach aus Glas ist ganz sicher nichts Konventionelles. Ein Schrägdach aus Glas, welches nachts hell erleuchtet ist, würde einen absoluten Hingucker darstellen.


    Für mich ist nicht das Schrägdach wichtig, sondern die Einheitlichkeit der Gebäude am ganzen Boulevard. Sprich: entweder haben alle Gebäude an diesem Boulevard ein Schrägdach. Oder alle Gebäude haben kein Schrägdach. Aber bitte kein architektonisches Potpourri!


    Aber auch das passt wieder wunderbar zu Berlin, dass diese deutsche Hauptstadt keinen Vorzeige-Boulevard besitzt, der in irgendeiner Weise vorzeigbar ist.

    ^ Die von dir genannte Sperrigkeit des Gebäudes könnte man reduzieren, wenn man zu beiden Seiten des Lichthofes ein Schrägdach draufsetzen würde, dass die Dachschräge des benachbarten Gebäudes übernimmt. Das Schrägdach könnte gerne auch in Glas sein, welches tagsüber eher dunkel wirkt, dafür aber nachts lichtdurchflutet ist.


    Vielleicht muss die Botschaft irgendwann mal erweitert werden. Dann kommt vielleicht ein Dachaufbau ins Spiel. Das wird aber ein paar Jahre dauern.

    ^ Aus den von dir aufgezählten Argumenten fügt es sich an dieser Stelle hervorragend ein. Und das meine ich nicht ironisch, sondern ernsthaft.


    Ja, es wirkt kalt, technisch und hat keine Farbgestaltung. Aber genau diese Eigenschaften hat doch auch die nähere Umgebung. Das Rathaus- und Marx-Engels-Forums wird auf nördlicher und südlicher Seite von genau dieser Art von Architektur gerahmt. Die Fensterbänder sowie die Säulen im Eingangsbereich wirken für mich nicht wie 90er Jahre, sondern eher wie eine fortentwickelte Variante der 70er Jahre.


    Bekanntlich bin ich kein großer Freund des Rathaus- und Marx-Engels-Forums. Aber eine architektonische Bankrotterklärung kann ich nicht erkennen. Denn der Neubau führt die bestehende Bebauung weiter. Die Formulierung einer Bankrotterklärung wäre passend, wenn man über das Forum auf einer höheren Meta-Ebene diskutiert. Und das Forum ganz grundsätzlich in Frage stellen würde (wie ich das als erklärter Gegner des Rathaus- und Marx-Engels-Forums das ja auch regelmäßig tue). Aber das ist eine Diskussion auf einer anderen Ebene. Vielleicht sollte man versuchen, diese beiden Ebenen zu trennen.


    Der Neubau für sich genommen geht für mich in Ordnung. Das bedeutet natürlich nicht, dass mir diese Architektur übermäßig gefallen würde.

    ^ Ok. Ich gehe dabei mit, dass die preußische Architektur in den Jahrzehnten vor dem 1. Weltkrieg leider oftmals ziemlich plump daher gekommen ist. Aber das darf nicht als Begründung herhalten, um die mangelnde Qualität heutiger Enwürfe zu legitimieren (was du nicht getan hast).


    Es ist ja nicht nur die Assoziation mit einem Bunker. Auch die Dachform dieses Entwurfs wirkt irgendwie nicht ausgereift. Wenn dieser Enwurf prämiert wurde, handelt es sich vermutlich um den besten Entwurf. Dann will ich nicht wissen, wie die schlechten Entwürfe aussehen.

    Wettbewerbe sind keine Garant für Qualität. Der beste Wettbewerb bringt nichts, wenn keine überzeugenden Entwürfe eingereicht werden.


    Von Bischöfen oder Königen durchgesetzte Architektur ist oftmals besser als die Ergebnisse demokratischer Wettbewerbe.

    Alle anderen Stil-Konglomerate wie der Aachener Dom oder das Berliner Schloß sind Kompromisse aus Geldmangel oder mangelndem Mut.

    Ich würde es anders formulieren:

    Stil-Konglomerate sind früher über Jahrhunderte entstanden, weil bestehende Architektur durch größere oder prächtigere Teile ersetzt oder ergänzt worden ist. Die Wiener Hofburg bildet ein solches Stil-Konglomerat, bei dem man deutlich sehen kann, dass dieses Vorgehen in der Architektur bis zum 1. Weltkrieg stattgefunden hat.


    Dann kam der Wendepunkt. Seit diesem Zeitpunkt dem geht es in die umgekehrte Richtung. Heutzutage entstehern Stil-Konglomerate, indem auffällige, prächtige und Stil-bildende Gebäude mit zurückhaltenden Gebäudeteilen ergänzt werden. Man könnte den Eindruck bekommen, dass es heute keine eigenen Ideen mehr gibt.


    Zurück zum Entwurf:

    Wenn ein solcher Entwurf tatsächlich umgsetzt werden würde, hätte das zur Folge, dass das Niveau des Berliner Doms in seiner Gesamterscheinung absinken würde.

    ... weil Rekonstruktion nur ein Notbehelf ist.

    Mit seiner spartanischen Architektur wirkt dieser neu-modische Entwurf wie ein Notbehelf. Jedenfalls hat der Vorgängerbau deutlich mehr Klasse.


    Es ist erst einmal ein studentischer Entwurf ohne Realisierungschance.

    Es ist ein Test-Ballon. Indem man solches Bildmaterial veröffentlicht, wird "vorgefühlt", ob man so etwas in der Öffentlichkeit durchbekommt oder nicht.

    ^ Danke für das Bildmaterial.


    Dieser Entwurf (insbesondere durch die Ausgestaltung der Fenster) weckt bei mir Assoziationen mit einem Bunker. Auch wenn ich die konkrete Aufgabenstellung nicht kenne, zeigt dieser Studentenwettbewerb die übliche Marschroute. Alle Varianten und Entwürfe sind erlaubt. Aber es darf auf keinen Fall eine Reko sein. Warum sträuben wir uns in Deutschland so sehr gegen Rekonstruktionen? Und warum werden Entwürfe prämiert, die wie Bunker aussehen? Damit geht es bei der Denkmalskirche in die gleiche Richtung wie mit der Schinkel-Akademie.


    Letztendlich zeigt dieser limitierte Entwurf doch nur, dass eine Rekonstruktion der Denkmalskirche die beste Wahl wäre.

    Wie in diesem Thread schon vor einigen Jahren geschrieben wurde, stellt der Checkpoint Charlie einerseits ein historisches Zeitfenster dar. Andererseits ist er ein ungeplantes Zufallsprodukt. Daher hat der Checkpoint Charlie ein Problem. Wenn man die Baulücken mit konventionellen und langweiligen 08/15 Neubauten schließt, zerstört man damit dieses einmalige Zeitfenster. Wenn man allerdings nichts macht, hat man diesen Trading-Down-Effekt, wie er in den Bildern von maselzr eindrucksvoll dokumentiert wird. Am Checkpoint Charlie muss etwas gemacht werden. Aber was?


    Nur eine spektakuläre Lösung wird den Checkpoint Charlie weiterbringen!


    Aus meiner Sicht besteht die Lösung darin, auf eine Schließung der Baulücken zu verzichten, um das historische Zeitfenster zu erhalten. Als Ersatz für einen baulichen Lückenschluss sollte man der unbebauten Brachfläche am Checkpoint Charlie eine gleichermaßen unkonventionelle wie spektakuläre Dachkonstruktion verleihen. Im Jahr 2018 habe ich in diesem Thread den Vorschlag gemacht, sich ein Vorbild an der Metropol Parasol im spanischen Sevilla zu nehmen. Dort hat der deutsche Architekt Jürgen Hermann Mayer eine tolle Dachkonstruktion entworfen. (Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Metropol_Parasol)


    P.S.: Wenn angeblich einige der hier aktiven User bei der zuständigen Senatsverwaltung für Stadtentwicklung arbeiten, dann hoffe ich, dass diese hier mitlesen.

    ^... ich kann es hier gerne nochmal wiederholen, man kann hier nichts bauen, weil die Grundstücke vor einer möglichen Bebauung zuerst rückerstattet werden müssten.

    Dann könnte man ja versuchen, eine solche Rückerstattung durchzuführen. Zumindest könnte man überlegen, ob eine solche Rückerstattung möglich wäre. Das wäre jedenfalls besser, als von vorneherein irgendwelche Gedanken-Verbote zu formulieren. Solche Argumente ("man kann hier nichts bauen") entsprechen einer gedanklichen Wagenburgmentalität.

    Ich finde das Ergebnis gut.


    Aber eine Sache muss ich kritisieren. Die Fenster sind plan mit der übrigen Fassade. Es wäre sinnvoller gewesen, die Fenster leicht zurückzusetzen. Dadurch entsteht die Möglichkeit, den Sandstein auf die zurückgesetzten Fenster schräg zulaufen zu lassen. Dadurch bekommt die Fassade mehr Plastizität und Tiefe.


    Man kann nur mutmaßen. Vielleicht hat man absichtlich auf diese Plastizität verzichtet, weil das Gebäude ja in der Mitte den großen Bruch aufweist, der wie eine Felsspalte wirkt. Vielleicht wollte der Architekt tatsächlich eine flach wirkende Fassade ohne Plastizität haben, um einen Kontrapunkt zum riesigen Fassadenbruch in der Mitte zu setzen.