Pressemitteilung des Sächsischen Staatsministeriums der Finanzen,
ergänzt um diverse Bilder und Infos.
Dresdner Blockhaus wird zum Archiv der Avantgarden
Der Rohbau ist fertig. Mit dem Innenausbau geht das spektakuläre Großprojekt in die letzte Runde.
Der Freistaat Sachsen investiert in den Umbau des Dresdner Blockhauses zum Archiv der Avantgarden rund 25 Millionen Euro. Weitere rund drei Millionen Euro sind für die Neugestaltung der Außenanlagen vorgesehen.
Finanzminister Hartmut Vorjohann:
»Der Umbau des Blockhauses zum Domizil des Archivs der Avantgarden hat Ausstrahlung weit über Dresden hinaus. Das Archiv der Moderne trifft auf zeitgemäße spektakuläre Architektur. Hier entsteht etwas, das Menschen begeistert und verbindet.
Der Baukran wird bald nicht mehr zum Dresdner Stadtbild gehören. Das Blockhaus hat wieder ein Dach und die Rohbauarbeiten sind so gut wie abgeschlossen. Nun geht das Großprojekt mit dem Innenausbau, der aktuell mit Hochdruck läuft, in die letzte Runde.«
Sachsens Kultur- und Tourismusministerin Barbara Klepsch:
»Das Archiv der Avantgarden umfasst eine der umfangreichsten und bedeutendsten Sammlungen von Kunstwerken, Objekten und Dokumenten der künstlerischen Avantgarden des 20. Jahrhunderts aus unterschiedlichen Teilen der Welt. Sein Bestand ist in Umfang und Struktur und in der Vielfältigkeit seiner Zusammenstellung weltweit einmalig. Mit seinem Programm wird es einerseits intensiv in Dresden und der Region verankert werden und sich an die Besucher aus der Region richten. Gleichzeitig gewinnt der Freistaat Sachsen damit ein weiteres kulturelles Alleinstellungsmerkmal mit internationaler Strahlkraft. Ich bin sicher, das Archiv der Avantgarden wird ein neues touristisches Highlight, das viele Gäste nach Dresden und Sachsen lockt.«
Prof. Dr. Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden:
»Das künftige Blockhaus mit seiner aufsehenerregenden Innenraumgestaltung befindet sich auf der Zielgeraden zu seiner Fertigstellung. In dem kühnen Entwurf des Architekturbüros Nieto Sobjano Arquitectos wird in einem frei hängenden Kubus die weltweit einmalige Sammlung des ,Archivs der Avantgarden – Egidio Marzona‘ ihren Platz finden und als Herz des Gebäudes fungieren. Damit bekommt Dresden einen architektonisch einzigartigen Ort von internationaler Strahlkraft. Das Archiv der Avantgarden bietet Möglichkeiten des interdisziplinären wissenschaftlichen Austausches, der Grenzen überwindet und in dem neue Denkmodelle aktiviert und in Ausstellungen, Vorträgen und Workshops an ein breites Publikum vermittelt werden. Große Frühjahrs- und Herbstausstellungen transportieren die Kernideen der Avantgarde in die Gegenwart und binden sie an zeitgenössische Diskurse an.«
Damit das Archiv der Avantgarden im Dresdner Blockhaus gezeigt werden kann, wird das Gebäude derzeit unter Regie des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement neu aufgebaut. Herzstück des Inneren ist ein schwebender Kubus, der das eigentliche Archiv aufnimmt. Ein öffentlich zugängliches Galeriegeschoss und eine offene Präsentationsfläche unterhalb des Kubus bieten rund 1.900 Quadratmeter Nutzfläche. Die historische Fassade wird hingegen nahezu authentisch restauriert.
Als Schutz gegen Hochwasser sind im Untergeschoss eine wasserundurchlässige Bodenplatte und Wand eingebaut. Ein früherer Ausgang zur Augustusbrücke kann im Brandfall als Fluchtweg geöffnet werden. Der Außenbereich erhält an der Südseite eine neue Gestaltung mit barrierefreiem Zugang zum Untergeschoss. Der Garten bleibt gemäß den Forderungen der Denkmalpflege erhalten und bekommt neue Sitzmöglichkeiten, die künftig zum Verweilen einladen.
Das Dresdner Blockhaus soll 2023 an die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden übergeben werden.
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Hintergrund, (Darstellung zur Baugeschichte auf Grundlage der Pressemitteilung (grau), von mir ergänzt und korrigiert)
Das Blockhaus wurde nach Plänen von Zacharias Longuelune (1669 – 1748) ab 1732 als Wachgebäude errichtet.
Geplant war es so:
1733 zum Tod August des Starken war man bis zum Gesims über den Arkaden gekommen.
Dann ließ August III - der phlegmatische Sohn August des Starken - den Rohbau erst mal 6 Jahre ohne Notdach stehen.
1749-1755 wurde das Gebäude mit Mezzaningeschoss und einem WALM-Dach aufgestockt und in der Folge nicht nur als Wache, sondern auch zu Wohn- und Verwaltungszwecken genutzt.
So wie wir es von außen kennen.
1892/93 wurde das Gebäude umgebaut und im Dachbereich aufgestockt und opulenter barockisiert, als es ursprünglich war.
Infolge der Bombardierungen des 2. Weltkriegs im Februar 1945 wurde das Gebiet des Neustädter Marktes mit den umliegenden Gebäuden weitgehend zerstört. Das Blockhaus brannte vollständig aus und blieb 35 Jahre lang eine Ruine.
df_hauptkatalog_0101269.jpg (1600×1125) (slub-dresden.de)
In den Jahren 1978-82 wurde es für eine Veranstaltungsnutzung wiederaufgebaut und außen in seinen ursprünglichen Zustand von VOR 1892 zurückversetzt.
Und so sah es nach dem Wiederaufbau der DDR aus. Zentraler Festsaal zur Elbe hin.
Dokumentationsfoto vor Abriss des SIB
Ist es nicht komisch, dass man diese Leistung der DDR NICHT unter Denkmalschutz gestellt hat? Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft.
Das Gebäude ging 1994 in das Eigentum des Freistaates Sachsen über, der es für Veranstaltungen der Landesregierung nutzte. Zudem hatte die Sächsische Akademie der Künste, die Außenstelle Dresden der Sächsischen Akademie der Wissenschaften und die Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt darin ihren Sitz.
Durch das Elbehochwasser im Sommer 2013 wurde das Gebäude stark geschädigt und war nicht mehr nutzbar.
Wikipedia weiß dazu:
Durch unzureichende Hochwasserschutzmaßnahmen wurde das Haus im Sommer 2013 erneut flutgeschädigt. Das Haus wurde zum Winter 2013 ohne Sanierungsmaßnahmen geschlossen. Die Nutzer wurden ausquartiert.
(C) Flut 2013 DD-Altstadt (sachsen-bahn-schweiz.de)
Die höhere Flut 2002 scheint es noch halbwegs überstanden zu haben? Nun ja. Bedauerliches Missgeschick.
Seit dem Auszug der Mieter arbeitete der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) an einem Nutzungskonzept für das sanierungsbedürftige Gebäude. Ergebnisse lagen bis 2015 nicht vor.
Im Juni 2016 wurde bekannt gegeben, dass das Gebäude für 20 Millionen Euro saniert werden soll, um danach das Archiv der Avantgarden des 20. Jahrhunderts des Kunstsammlers Egidio Marzona aufzunehmen.[3][4] Marzona hatte zwischen 2016 und 2018 etwa 1,5 Millionen Stücke den Staatlichen Kunstsammlungen geschenkt.
Die Sanierung begann 2019 mit umfangreichen Abbrucharbeiten des Dachs, von Wänden, Decken und Fundamenten. Bauteile mit historischem Wert wurden kartiert, begutachtet und bis zum Wiedereinbau gelagert.
(C) DNN Blockhaus Dresden wird für das „Archiv der Avantgarden“ vorbereitet (dnn.de)
Das Architekturbüro Nieto Sobejano Arquitectos hatte den Wettbewerb zur Umgestaltung gewonnen. Für die Sammlung selbst ist ein schwebender Kubus im Raum vorgesehen. Im Erdgeschoss soll eine Fläche für Vorträge, Ausstellungen und Workshops sowie eine Cafeteria entstehen. Die insgesamt 1.900 Quadratmeter Fläche sollen sich nach der Sanierung das Archiv (39 %), die Aktionsfläche (24 %) und das Foyer, Büros und Lagerflächen (24 %) teilen. Zum Hochwasserschutz wird eine Weiße Wanne eingezogen. Alle Fenster sollen abdichtbar werden. Die Fertigstellung des Umbaus ist für 2022 geplant, die Eröffnung für 2023.[5]
Quelle: Dresdner Blockhaus wird zum Archiv der Avantgarden (sachsen.de)
Es sei noch ein Hinweis gestattet:
Wenn ich die Dimensionen des Blockhauses auf den Abbruch-Fotos so sehe, dann bekomme ich die beeindruckende Größe mit dem in meiner Wahrnehmung von außen scheinbar recht kleinen Gebäude nicht so richtig in Übereinstimmung. Dies macht für mich überdeutlich, wie wichtig eine maßstabsgerechte (historisch angenäherte) Ergänzung von Gebäuden um das Blockhaus herum wäre. Allein schon das Narrenhäusel wird dazu etwas beitragen können. Aber natürlich fehlt es dann trotzdem noch am "Rahmen für das Blockhaus" entlang der überdimensionierten Verkehrsschneise.
Man möge also doch bitte dafür sorgen, dass die hunderttausenden Gäste (die entsprechend der Prognosen von Acker*frau und Klepsch) zukünftig ins Archiv der Avantgarde strömen werden), nicht erst mal enttäuscht von dem kleinen Blockhaus sind.
Auch schon von außen MUSS die Bedeutung der zukünftigen Sammlungen im Blockhaus erlebbar sein.
BÜRGERBEGEHREN UNGTERSCHREIBEN !!!