Beiträge von antonstädter

    Mit der alten 86 quer durch die Albertstadt (Teil III & Schluss)

    Zu Beginn des dritten Teils erlaube ich mir noch einmal eine kurze verkehrsgeschichtliche Irrlichterei. Auf die Ringbahnpläne der zehner und zwanziger Jahre hatte ich ja schon im „Projekte“-Strang verwiesen. Der im zweiten Teil abgegangene Abschnitt hätte sich unter Verweis auf den geplanten „Äußeren Ring“ der Straßenbahn wunderbar auch hierfür qualifiziert, entspricht dieser doch genau der Führung der heutigen Buslinie 64 zwischen Hechtstraße und Pfotenhauerstraße – und damit natürlich auch auf der östlichen Stauffenbergallee. Zum Untergang der Linie 86 werde ich mich am Ende noch einmal ausführlicher auslassen. Damit weiter im eigentlichen Text.



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    Der beginnende Regen ließ mich den letzten Abschnitt doch recht schnell abwickeln. Ich bitte daher auch die Motivqualität zu entschuldigen. Zunächst blicken wir die entbaumte Waldschlößchenstraße hinunter zu jenem Verkehrsbauwerk, was sich für den Grünschwund in seiner näheren Umgebung hauptsächlich verantwortlich zeitigt. Bloß weg hier…




    Hinter den einst von der Sowjetarmee genutzten Häusern an der Radeberger Straße lugt die mächtige Grenadierkaserne aka Landesdirektion hervor. Wir haben die Albertstadt nun verlassen und bewegen uns ganz zivil durch die östlichsten Ausläufer der Antonstadt, heute oft fälschlich als „Radeberger Vorstadt“ tituliert – ein völlig ahistorischer Kunstbegriff.




    Die Gründerzeitzeile an der Radeberger Straße endet am Gelände der ehemaligen Waldschlößchenbrauerei.




    Weiter durchfuhr die 86 die Charlottenstraße. Hinter dem nicht zu übersehenden Hinweisschild auf die Heimstatt des SC Borea im Jägerpark erkennt man noch Reste der typisch russischen Betonfertigteilmauern, die einst das ganze Gelände bis vor zur Waldschlößchenstraße umgaben. Natürlich nur in echtem Russenkasernenblaugrau, in dem sich damals auch die Häuser dahinter präsentierten.




    In der Charlottenstraße treffen wir auf ein oft übersehenes architektonisches Kleinod: Das „Waldschlößchen“ des Grafen Marcolini wurde als Jagdhaus von 1785 bis 1790 errichtet und zeigt unverkennbar neogotische Anklänge. Der Name übertrug sich später auf die benachbarte Brauerei und damit auf das gesamte Areal.






    An der Ecke zur Klarastraße steht die Grumbtsche Villa, errichtet 1906-07 von Martin Pietzsch. Der Jugendstilbau weist deutliche gestalterische Parallelen zum viel bekannteren Loschwitzer Künstlerhaus auf. Kein Wunder, stammt es doch vom selben Architekten.




    Die Charlottenstraße wird zur Heideparkstraße. Der Namenswechsel zeigt dem Eingeweihten eine Flurüberschreitung an, denn wir verlassen die Antonstadt und betreten… Loschwitzer Territorium! Kein Witz!




    Blick in den Zwickel von Angelikastraße rechts und Böhmertstraße links. Letztere gehört, ebenso wie die gesamte linke Häuserzeile der Angelikastraße, schon zu Loschwitz. Der motivversauende weiße Lieferwagen steht somit genau auf der Flurgrenze, die zudem bis 1921 auch der Dresdner Stadtgrenze entsprach.




    Der parkende Personenkleinkraftwagen markiert exakt den Standort der aufgelassenen Haltestelle Heideparkstraße, dem östlichen Endpunkt der Linie 86. Zurück ging es über eine Schleifenfahrt über Fischhausstraße, Bautzner und Klarastraße.




    Das hübsche Häuschen gegenüber repräsentiert den vor dem Ersten Weltkrieg in Dresden und Umgebung sehr populären Heimatstil und beherbergte dereinst die Chirurgische Privatklinik Dr. Hans Härtel.





    Wir folgen noch ein Stück der Wendefahrt der 86 und biegen in die Fischhausstraße ab.




    Den hiesigen Busverkehr wickelt seit 2013 die Linie 74 ab, die damit dem Jägerpark die bis dato schwer vermisste Nahverkehrsanbindung garantiert. Gleichzeitig endete der Busverkehr auf der Charlotten- und Heideparkstraße, doch dazu gleich mehr.




    Noch mal ums Eck, und wir sind an der Bautzner Straße, immer noch auf Loschwitzer Flur. Die ehemaligen Stasigebäude, entstanden aus dem „Heidehof“, zeigen sich frisch saniert. Damit beenden wir die Begehung und widmen uns abschließend noch einmal der Geschichte unserer 86.




    Die eigentlich überflüssig gewordene 86 sollte die Wende tatsächlich um fünf Jahre überleben. Zur betriebsbedingt veränderten Linienführung im westlichen Streckenteil habe ich mich ja schon geäußert. Ab 1993 fand man die Linie daher im Fahrplan als eine Art „Ringlinie“ Heideparkstraße – Hammerweg –Heideparkstraße, der Endpunkt am Hammerweg wurde ohne Wendezeit als normale Zwischenhaltestelle angefahren. Wir sehen hier den letzten Buchfahrplan der 86 aus dem Jahr 1994.




    Auch der 86 spendierte man 1992 zur großen Reform des Straßenbahn-Liniennetzes noch einmal eine Garnitur neuer Schilder, für den Fall, dass doch tatsächlich einmal einer der wenigen verbliebenen kurzen Ikarus-Busse zum Einsatz gelangen sollte. Diesmal gab es sogar Haltestellen! Das Exemplar aus meiner Sammlung hat jedoch definitiv nie einen Bus von innen gesehen. Die dargestellte Linienführung entspricht noch der originalen ohne Schleifenfahrt durch das Hechtviertel. Ob hierfür 1993 dann noch einmal neue Schilder aufgelegt wurden entzieht sich meiner Kenntnis, ist aber zu bezweifeln. Interessant ist sicherlich das Studium der Haltestellennamen: 1992 gab es tatsächlich noch ein „Haus der sowjetischen Offiziere“!






    ---Epilog---


    Am 29. Oktober 1995, einem Sonntag, trat ein neuer Fahrplan mit wieder mal zusammengestrichenem Liniennetz in Kraft. Dies bedeutete, dass am 27. Oktober um 16.54 Uhr sich bislang letztmalig ein Bus vom Hammerweg aus über die westliche Stauffenbergallee in Bewegung setzte und damit ein über dreißig Jahre währendes, eher unscheinbares Kapitel der Dresdner Nahverkehrsgeschichte beendete.


    Viele besser jedoch erging es dem westlichen Streckenteil. Auf Kosten der Klotzscher Busanbindung wurde ab Fahrplanwechsel die Linie 91 ab Stauffenbergallee zum Waldschlößchen umgelegt und befuhr nun regelmäßig im wochentäglichen 10-Minuten-Takt die bislang eher stiefmütterlich behandelte Verbindung. Die Wendefahrt an der Heideparkstraße wurde verändert, die Busse kehrten nun nicht mehr über die Klarastraße, sondern fuhren weiter bis zum Waldschlößchen, wo auch der offizielle Endpunkt eingerichtet wurde, und zurück über die Waldschlößchenstraße. Dies verbesserte die Umsteigebeziehungen zur Linie 11 erheblich.


    Später wurde direkt am Waldschlößchen gedreht und die Heideparkstraße nun in beiden Richtungen befahren. 2009 mutierte die 91 zur 64 auf zunächst unverändertem Linienweg. 2013 wurde die nunmehrige 64 schließlich über die neue Brücke in die Johannstadt und weiter nach Reick verlängert, gleichzeitig die Quartierbuslinie 74 Marienallee – Waldschlößchen – Jägerpark neu eingerichtet. Seitdem verkehren keine Busse mehr planmäßig über die Radeberger, Charlotten- und Heideparkstraße, die ihre Haltestelle damit verlor. Heute erscheint es angesichts der gut gefüllten Gelenkbusse der 64 unvorstellbar, dass man auf der Stauffenbergallee jahrzehntelang mit wenigen täglichen Fahrten ausgekommen ist. Ein Beweis dafür, wie die lange Jahre durch NVA und Sowjetstreitkräfte in Beschlag genommene und damit der öffentlichen Nutzung praktisch entzogene Albertstadt wieder in das Bewusstsein und das aktive Leben der Dresdner zurückgekehrt ist.


    Die Liniennummer 86 übrigens feierte seitdem zwei-, wenn nicht gar dreifache Wiederauferstehung. Von 1998 bis 1999 existierte sie auf der Route Postplatz – Coschütz als Ersatz für die stillgelegte Straßenbahnverbindung. Ab 2000 gab es die 86III, diesmal als völlige Neuerschließung zwischen Niederwaldplatz und Heidenau. Aus Teilen dieser ging 2009 die heute ausschließlich vom RVD befahrene 86IV hervor, nunmehr eher eine Regional- denn eine echte Stadtbuslinie auf der atemberaubend langen Tour von Heidenau über Dobritz, Prohlis, Lockwitz nach Kreischa…



    Schönen Abend!

    Mit der alten 86 quer durch die Albertstadt (Teil II)

    Teil Zwo eröffnen wir mit einem weiteren Zeitdokument aus dem Fahrplanheft von 1969. Von einem Fahrplan im eigentlichen Sinne traut man sich bezüglich der seit vier Jahren unter der neuen Nummer „86“ firmierenden ex-„U“ fast nicht zu sprechen…




    Fahrplan von 1989/90. Es dürfte wohl die einzige Dresdner Linie gewesen sein, die „Montag bis Sonnabend“ verkehrte! Über die Gründe habe ich mich eingangs schon ausgelassen.



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    Weiter en route. Die Eisenbahnunterführung Stauffenbergallee verdient nähere Betrachtung. Im Vordergrund noch die alte genietete Konstruktion, das westliche Brückenfeld im Hintergrund wurde schon ersetzt.





    Der Platz zwischen den Brückenzügen ist kein Zufall, sondern eine Bauvorleistung für den hier seit Jahrzehnten geplanten Eisenbahn-Haltepunkt Albertstadt. Nach den ursprünglichen Plänen wäre hier eine Treppenanlage zu finden gewesen, die auf den nie gebauten Inselbahnsteig geführt hätte.




    Noch etwas vom rustikalen Charme der „Neustadt“ (wir befinden uns tatsächlich an der Grenze von Leipziger Vor- und Albertstadt) zur Wendezeit lässt das Eckhaus an der Einmündung der Buchenstraße noch erahnen. Dazu passt auch die baukünstlerische Gestaltung des aufgehenden Mauerwerkes.




    Wir erreichen die verkehrsumtoste Kreuzung mit der Königsbrücker Straße, 1964 bis 1991 Otto-Buchwitz-Straße. Hier bestand von jeher reger Umsteigeverkehr zu den Straßenbahnlinien 7 und 8.




    Die 1879 errichtete Kaserne des 1. Königlich-Sächsischen Pionierbataillons No.12 beherbergt heute das Landesfunkhaus des MDR. Sie lag übrigens bis 1945 nicht auf Dresdner Stadtgebiet, sondern gehörte zur dem Militär unterstellten Albertstadt, deren Flur sich hier entlang der Königsbrücker bis fast zur Paulstraße und der Nordgrenze des Alaunplatzes zog.




    Die Ortsangabe auf der Postkarte ist ergo schlichtweg falsch. Ansonsten hat sich am äußeren Erscheinungsbild des Komplexes seitdem nur wenig geändert.




    Die heutige Haltestelle der Linie 64 befindet sich exakt am ehemaligen Standort derer der verflossenen 86. Der Ausbauzustand ist freilich nicht zu vergleichen. Für die paar Fahrten am Tag wäre eine Wartehalle auch nur unnützer Luxus gewesen. Übrigens bewegen wir uns ab jetzt nicht mehr auf der ehemaligen König-Georg-, sondern der Carola-Allee.




    Kurz darauf queren wir die heutige Hans-Oster-Straße und blicken die ehemalige Arsenalstraße entlang (heute Teil des Olbrichtplatzes) zum Militärhistorischen Museum. Der Olbrichtplatz hat eine ähnliche Namensgeschichte aufzuweisen wie die Stauffenbergallee: Er hieß ab 1979 Königsplatz, ab 1946 Nordplatz und von 1950 bis 1991 Dr.-Kurt-Fischer-Platz. Interessant in diesem Zusammenhang: Die hiesige Straßenbahn- und Bushaltestelle trug den Namen „Olbrichtplatz“ gerade einmal ein knappes Jahr: 1992 hieß der Umsteigeknoten dann „Stauffenbergallee“ – den Namen hat er bis heute behalten.




    Das Arsenal-Hauptgebäude entstand 1873 bis 1877. Schon ab 1914 gab es hier ein Armeemuseum – das heutige Militärhistorische Museum der Bundeswehr kann also auf eine lange geschichtliche Kontinuität quer durch alle Systeme der jüngeren deutschen Vergangenheit verweisen. Ein Besuch ist übrigens ausdrücklich zu empfehlen – nicht nur der atemberaubenden Libeskind-Architektur wegen, die den altehrwürdigen Bau förmlich durchdringt.




    Hinter dem etwas verlotterten Verkehrsbegleitdschungel der Stauffenbergallee lugt der 90 Meter hohe Glockenturm der Garnisonkirche hervor.




    Die etwas eigenwillige Architektur des 1895 bis 1900 nach Plänen des umtriebigen Architektenduos Lossow und Viehweger errichteten Kirchenbaues ergab sich aus der Notwendigkeit, einen evangelischen und einen katholischen Kirchenraum unterbringen zu müssen. Es handelte sich ursprünglich um eine Simultankirche, heute wird nur noch der katholische Teil durch die Franziskus-Xaverius-Gemeinde genutzt, deren Gotteshaus sich bis 1945 an der Hauptstraße am heutigen Jorge-Gomondai-Platz befand. Auch hier liefere ich eine historische Postkartenansicht mit. Wie alle Dresdner Sandsteinbauten ist die Kirche mittlerweile erheblich nachgedunkelt.





    Abgang in den Prießnitzgrund: Wir überqueren gleich die heute unbenannte Carola-Brücke, nicht zu verwechseln mit der Elbbrücke gleichen Namens.




    Auf der Carola-Brücke. Die 64 folgt hier bis zum Waldschlösschen der ehemaligen 86.




    Torhaus, vermutlich aus den 1930ern, an der heutigen Offiziersschule des Heeres.




    Daneben das Fabrice-Mausoleum, 1893 unter Mitwirkung der Crème de la Crème der Dresdner Kunst- und Architektenszene entstanden: Die Architektur stammt von Konstantin Lipsius, Rudolf Schilling und Julius Graebner, der bildkünstlerische Schmuck von Johannes Schilling.




    Mittlerweile zeigt sich die Sandsteinarchitektur mustergültig saniert, der Bildschmuck allerdings fehlt.




    Eine 64 hat soeben die Haltestelle Marienallee verlassen. Diese hat die 64 von der 86 geerbt, die allerdings von hier bis zur Stauffenbergallee ohne weiteren Zwischenhalt durchfuhr.




    Haltestelle Marienallee der Linie 64 heute, im Hintergrund das Fabrice-Mausoleum.




    Terrasse der Kaserne des 1. Leib-Grenadier-Regiments No.100 an der Ecke Marienallee/Stauffenbergallee. Hier bog bis 1945 die Straßenbahn aus der Marienallee auf die damalige Carola-Allee ein und besaß just an jener Ecke ihre letzte Haltestelle vor dem Endpunkt. Ich verweise auf die entsprechende Begehung im „Ehemalige Straßenbahnstrecken“-Strang.




    Der riesige Bau war völlig identisch mit der östlich benachbarten Kaserne des 2. Grenadier-Regiments No.101, die heute das Regierungspräsidium beherbergt. Erhalten ist nur noch der östliche Seitenflügel, die ausgebrannte Kriegsruine wurde beseitigt.




    Wir kreuzen die Arno-Holz-Allee, bis 1945 Kaiser-Wilhelm-Allee. Ob sich der Urheber des abgebildeten architektonischen Kleinods vom Straßennamen hat inspirieren lassen?




    Zu 86-Zeiten nannte sich die Haltestelle „Landesdirektion“ „Haus der sowjetischen Offiziere“.




    Im ehemaligen Wachgebäude der Grenadierkasernen war zu Zeiten der Sowjets das „Museum des Sieges“ einquartiert. Direkt davor befand sich bis zum Abend des 13. Februar 1945 der Straßenbahn-Endpunkt „Grenadierkaserne“ der Linie 9.




    Mustergültig saniert zeigt sich heute der hübsche Bau, und die den Eingang flankierenden Militärgerätschaften (ein T-34 und ein Panzerspähwagen) auf ihren typisch russischen „Abschussrampen“ sind mit der Roten Armee entschwunden. Stattdessen schiebt sich ein Schweizer Hybridbolide auf Linie 64 ins Bild.




    Noch mal das ganze busbefreit. Man muss den verantwortlichen Inschenöhren wirklich ein Kompliment zollen: Weder den Lichtmast noch das Haltestellenhäuschen hätte man noch wirkungsvoller platzieren können, um die ästhetische Wirkung des historischen Wachgebäudes zu zerschießen. Wo bleibt da der Denkmalschutz?




    Es geht nicht schlimmer? Denkste! Zunächst ein Bild der Grenadierkaserne aus den ganz frühen Tagen des elektrischen Straßenbahnverkehrs mit friedlich dahinschlummernder Militär-Aufmarschstraße.




    Und die brachialgewalte Gegenwart in Form des Tunnelmundes unseres heißgeliebten Waldschlösschenbrückleins mit dezent drapierter Schilderbrücke in Reichsautobahn-Ästhetik.




    Mittelbau der Grenadierkaserne mit Hinweis auf den Urheber. In Anbetracht der versauten Umgebung hätte man sich den Sanierungsaufwand auch schenken können. Dennoch vielleicht kurz zur Nutzung des Gebäudes: Zu DDR-Zeiten war es fest in sowjetischer Hand. Hauptnutzer war die 1. Panzergardearmee der Sowjetstreitkräfte, aber auch diversen Verwaltungseinrichtungen und der sowjetischen Schule bot der riesenhafte Bau genügend Platz. Deren Schüler waren eine Hauptnutzerklientel der 86, was auch die ungewöhnlichen Einsatzzeiten erklärt.





    Ein weiterer vergleichender Blick zurück.





    Die zur Unkenntlichkeit erweiterte „Einmündung“ der Wadschlößchenstraße war bis zum Brückenbau eine städtebaulich herausragend schöne Ecke. Auch wenn ich mich glaube ich wiederhole: Das Schlimmste an dem Ding ist für mich weniger der Brückenzug selber, sondern die unsäglichen und bar jeden gestalterischen Willens völlig überdimensionierten Zufahrtsbauwerke. Das wäre wohl auch mit einem Elbtunnel ähnlich gelaufen.




    Gründerzeitzeile an der Waldschlößchenstraße/Radeberger Straße, heute und damals. Wir atmen kurz durch und trotzen im dritten und letzten Teil dem einsetzenden Regen. Vor den Häusern in der Radeberger befand sich übrigens bis zum Brückenbau die Haltestelle „Waldschlößchenstraße“



    Mit der alten 86 quer durch die Albertstadt (Teil I)

    Zur Zeit immer mal wieder heiß diskutiert wird die Einrichtung einer neuen Buslinie über die westliche Stauffenbergallee, um die in der Albertstadt entstandenen Wohngebiete und die zahlreichen behördlichen Einrichtungen in den alten königlich-sächsischen Kasernengebäuden nahverkehrlich zu erschließen. Dabei dürfte vermutlich nur noch den Wenigsten bewusst sein, dass von 1962 bis 1995 bereits eine derartige Verbindung existierte: Die ehemalige Linie U, ab 1965 als 86 bezeichnet.


    Die U bzw. 86 befuhr die damalige Dr.-Kurt-Fischer-Allee ab Hammerweg auf gesamter Länge bis zur Waldschlößchenstraße, dann ging es weiter über Radeberger, Charlotten- und Heideparkstraße bis zum Endpunkt an der Ecke Heidepark-/Fischhausstraße, mit anschließender Wendefahrt über Fischhaus-, Bautzner und Klarastraße. Dass sie dem gemeinen Dresdner selbst zu aktiven Zeiten weitgehend unbekannt geblieben sein dürfte lag zum einen an dem eher spartanischen Fahrtenangebot wie der avisierten Zielgruppe der Linie: den Zivilangestellten der sowjetischen Militäradministration und vor allem den Kindern der in der Grenadierkaserne am Waldschlößchen untergebrachten sowjetischen Schule. Entsprechend verkehrte die Linie bis zur „Wende“ montags bis samstags und auch an Wochenfeiertagen mit nur wenigen Fahrten früh und nachmittags. Zuletzt rumpelten die Busse nur noch montags bis freitags über den schon damals abenteuerlichen Pflasterbelag der nunmehrigen Stauffenbergallee, und dann kutschierten sie zumeist auch nur noch heiße Luft. Der 86 waren schlicht und ergreifend die Fahrgäste abhanden gekommen…




    Einer der ersten Fahrpläne der Linie U aus dem Jahre 1963. Der östliche Endpunkt wurde später nur noch als „Heideparkstraße“ bezeichnet.



    Wir begeben uns also auf die Spuren unserer Linie 86 und damit gleichzeitig auf einen Exkurs in die sächsische Militärgeschichte, durchqueren wir doch dabei auf ganzer Länge die nach dem Deutsch-Französischen Krieg in den 1870er Jahren erbaute Albertstadt, damals eine der weltweit größten zusammenhängenden Kasernenanlagen überhaupt. Die heutige Stauffenbergallee, damals als Aufmarschstraße angelegt und zu Beginn als Heerstraße bezeichnet, erhielt für den westlichen Teil 1879 den Namen Prinz- (später König-) Georg-Allee, der östliche Abschnitt wurde zugleich als Carola-Allee bezeichnet. 1946 wurde der gesamte Straßenzug in Nordallee umbenannt, 1950 dann in Dr.-Kurt-Fischer-Allee. Am 20. Juli 1991 erhielt er schließlich den neuen Namen „Stauffenbergallee“ - das gewählte Datum ist dabei kein Zufall. Zu jenem Zeitpunkt röhrte noch ab und an ein Ikarus 260 auf unserer 86 über die frisch umgetaufte Allee…




    Busnetz im Dresdner Norden mit der Linie 86, Haltestellenplan vom Anfang der 1980er Jahre. Lage und Benennung der Haltestellen blieben die gesamte Betriebszeit über im Wesentlichen unverändert



    Wir beginnen unsere Begehung am ehemaligen westlichen Endpunkt am Hammerweg/Ecke Stauffenbergallee. Deren erst um 1900 angelegte nordwestliche Fortsetzung zur Radeburger Straße hieß bis 1946 Trainstraße und wurde dann der Allee zugeschlagen.




    Linienschild der 86, Mitte der 1970er Jahre. Wie bei den meisten Vorstadtlinien sind auch hier beide Seiten identisch, eine Haltestellenliste mit Anschlüssen fehlt.




    Bis 1993 wendeten die Busse in einer Schleife auf dem Gelände der Sandgrube am Hammerweg, im Hintergrund zu sehen. Danach kamen sie dann von links aus dem Hammerweg.




    Die Schleife im Betriebsgelände musste danach aufgegeben werden, und die westliche Stauffenbergallee wurde nun nur noch in Richtung Heideparkstraße befahren. Der Netzplan von 1993 zeigt bereits die geänderte Wendefahrt mit einer großen Richtungsschleife über Hechtstraße, Hammerweg und Stauffenbergallee. Wir aber beschränken uns auf die „originale“ Linienführung und begeben uns zur Haltestelle.



    Bereich der 1995 aufgelassenen Haltestelle Hammerweg. Links die neue Erstaufnahmeeinrichtung des Freistaates Sachsen.




    Deren Ecke zum Hammerweg. Fast könnte man meinen, man hätte schon die örtliche Justizvollzugsanstalt vor Augen. Diese ist mittlerweile mit der Buslinie 76 erreichbar, die gleich ums Eck eine Haltestelle an der Fabricestraße ihr Eigen nennt.




    Weiter geht’s gen Osten auf der ehemaligen König-Georg-Allee. Ehemalige Kaserne des Königlich-Sächsischen 4. Feldartillerie-Regimentes Numero 48, später König-Georg-Kaserne, heute Landesamt für Straßenbau und Verkehr.




    Historisches Vergleichsbild.




    Fassadendetail mit Aussagen zur Erbauungszeit und altem und neuem Eigentümer.




    Gegenüber erinnert die Kleingartensparte „Am Hammerweg“ zumindest namentlich an den alten Busendpunkt.




    Unkommentierter Blick zurück auf die Erstaufnahmeeinrichtung.




    Kurz darauf vollführt die Stauffenbergallee einen etwas merkwürdigen Versatz. Wir erreichen den Erweiterungsbau für die Kaserne des vorgenannten Regimentes, er beherbergt heute das Polizeirevier Dresden-Nord.





    Die historische Postkarte zeigt den Blick aus der Gegenrichtung.




    Die folgende Großkaserne im Defilee der Militariabauten (1873 bis 1878) diente dem 1. Königl. Sächs. Feld-Artillerie-Regiment No. 12. Später trug sie den Namen Albert-Kaserne. Heute findet man hier die kasernierte Bereitschaftspolizei.





    Gegenüber verfällt das ehemalige Offizierskasino des besagten Feldartillerieregiments.





    Blick entlang der mächtigen Fassade der ehemaligen Artilleriekaserne.




    Bereich der ehemaligen Haltestelle „Fußweg nach der Oberauer Straße“.




    Selbiger zeigt sich als etwas abenteuerlicher Treppenpfad den Hechtpark hinunter.




    Wenige Schritte weiter sehen wir, nach der verschwundenen Train-Kaserne, die ebenfalls recht mächtige ehemalige Kavalleriekaserne der Gardereiter, ab 1917 „Fabrice-Kaserne“ nach dem ehemaligen sächsischen Kriegsminister benannt. Nach dem Krieg wurden hier Wohnungen für die ausgebombte Dresdner Bevölkerung eingerichtet, bis zur Sanierung aufgrund der äußerst moderaten Mieten ein Geheimtipp unter Alternativen und Lebenskünstlern, die die beginnende Gentrifizierung der benachbarten Antonstadt bereits abgeworfen hatte. Wieder mit historischem Vergleich.





    Gewöhnungsbedürftig finde ich die wenig kunstvoll an die Fassade geklatschten Balkone.




    Bereich der folgenden Haltestelle mit dem klangvollen und leicht einprägsamen Namen „Fußweg nach der Buchen- und Bärwalder Straße“. In den letzten Betriebsjahren hatte man Erbarmen und kürzte die Bezeichnung zu „Fußweg nach der Buchenstraße“. Ob die Bärwalder sich daraufhin diskriminiert fühlte?




    Vis-à-vis der Kasernen stehen hangseitig noch immer einige unsanierte Wohngebäude. Verständlich aufgrund der lauten und vielbefahrenen „Allee“ vor der Haustür, unverständlich in Anbetracht der grünen Lage mit dem „Hechtpark“ im Rücken und dem grandiosen unverbaubaren Blick auf die Stadt im Talkessel.





    Genau gegenüber der Gardereiterkaserne findet sich das nach ideologisch verbrämtem Nachkriegsvandalismus erst vor einigen Jahren teilweise wieder hergerichtete Denkmal für die im 1. Weltkrieg Gefallenen des Gardereiter-Regiments. Auch hier zum Vergleich das ursprüngliche Aussehen im Postkartenformat.





    Nein, bei dem ausgedienten und zum „Ädwendschurr-Ruuhm“ umfunktionierten Citaro handelt es sich nicht um eine zwischengeparkte 86. Niederfluriges Rollmaterial bestückte die Linie sporadisch nur noch in den allerletzten Betriebsjahren. Ansonsten traf man hier in den frühen Neunzigern noch die letzten Ikarus 260, ex-Hamburger Mercedes O 305, einen der von der Dresdner Bank gestifteten hochflurigen O 405 oder sogar Reisebusse aus dem Sonderfuhrpark an – also alles, was im Bushof Trachenberge irgendwie gerade vorrätig war.




    Gardereiterkaserne, Blick zurück nach Nordwesten. Die enorme Fassadenlänge der Kasernenbauten lässt sich nur schwerlich in einem Bild einfangen.




    Ein wie ich finde durchaus nettes Motiv: fast schon historischer Liefer-Benz in blässlichem Feuerwehrrot neben garantiert schon historischem Portal aus den 1870ern.




    Mit mächtigen, sandsteingefassten Terrassen hat man die Geländeunterschiede für die hunderte Meter langen Kasernen ausgeglichen, denn eine dem Gefälle angepasste Architektur kam für derart repräsentative Bauten selbstredend nicht in Frage. Außerdem verliehen die wuchtigen Mauern dem Ganzen ein gewisses festungshaftes Gepräge, ein sicher nicht unerwünschter Nebeneffekt. Rechts grüßt schon der Turm der Garnisonkirche.




    Eisenbahnunterführung der Schlesischen Bahn nahe der Kreuzung mit der Königsbrücker Straße. Ohne Halt fuhr die 86 vom „Fußweg nach der…“ – na ihr wisst schon – bis zur nächsten Station am Dr.-Kurt-Fischer-Platz durch. Wenn die Ampel an der Otto-Buchwitz- alias Königsbrücker Straße nicht gerade „Rot“ zeigte, und das tat sie oft.



    Ein letzter Blick zurück in die westliche Stauffenbergallee.




    Seitenblick in die Rudolf-Leonhardt-Straße, ex Oppellstraße. Die dortige Haltestelle der 91, jetzt 64, wurde erst 1995 eingerichtet und zuallerletzt auch noch durch die 71 und 86 (nur in Richtung Hammerweg) bedient. Ab 1993 bog hier nämlich die 86 zu ihrer eingangs beschriebenen großen Schleifenfahrt ein.




    Weiter im nächsten Teil.

    Schauburg

    Ich hatte es befürchtet, nun ist es Gewissheit: Der zusätzliche Veranstaltungsraum geht natürlich NICHT ohne massive Eingriffe in den historischen Baukörper einher. Was sich im Moment abzeichnet, hinterlässt mich sprachlos, daher lasst Bilder sprechen. Diese stammen von gestern abend, was den verregneten Eindruck erklärt. Damit passen sie aber wenigstens stimmungstechnisch hervorragend zu den abgebildeten Motiven...



    Fernsicht aus der Königsbrücker.




    Kreuzungsblick. Hinter dem Baugerüst ist der massive Stahlaufbau erkennbar, der sicher einen (oder beide?) der zusätzlichen Säle aufnehmen wird.






    In den Dimensionen hat man sich wenigstens an den Risalit des Haupteinganges gehalten.




    Die ganze Malaise aus dem Bischofsweg gesehen.




    Hofblick. Der urige "Wandelgang" musste dran glauben.




    Fassade zum Bischofsweg.




    Zwar ist vom Rohbau natürlich noch nicht auf das Endresultat zu schließen, aber schön wird es sicher nicht. Als vor kurzem die Dachhaut entfernt wurde, glaubte ich noch an eine Erneuerung des Dachstuhle. Als aber vor zwei, drei Wochen die ersten Stahlträger eingebaut wurden war absehbar, was hier blühte. Was ich mal wieder besonders zum Ko..en finde: Das Ganze geht einher mit der völligen Abstinenz jedweder Visualisierung. Man wird schon wissen, warum. Ist die Verhunzung eines solchen Baudenkmals den zusätzlichen Kinoraum wirklich wert?

    Busverkehr in Klotzsche (Teil III und Schluss)

    Zum Abschluss der Klotzscher Busgeschichten beginnen wir mit einem Ausschnitt aus dem 1987er Haltestellenplan. Zwar ist die 77 mittlerweile aufgenommen, die 97 fehlt aber. Scheinbar gibt es eine gewisse Kontinuität in der Unaktualität der Pläne…




    Im Haus 216 befand sich in den 1950er und 60er Jahren das Konstruktionsbüro der Flugzeugwerke. Die übrigen Mitarbeiter bezeichneten es despektierlich als „Palazzo Prozzo“.





    Haus 216 von der Kreuzung Flughafenstraße/Hermann-Reichelt-Straße gesehen.





    Haltestelle Flughafenstraße. An selbiger Stelle befand sich bis Anfang der 1990er Jahre die Haltestelle „Flughafen“ der von der Grenzstraße kommenden Wagen der Linien 71, 77, 91 und 97. Von hier bis zum Terminal galt es allerdings noch einen beträchtlichen Weg zu bewältigen.




    Weiterer Sprung: Zur Neuen Brücke. An gleichnamiger Haltestelle findet man heute busseitig nur noch die 70.




    Einst konnte man hier von der 77, 80 und 97 von und zur Straßenbahnlinie 7 umsteigen. Im Hintergrund das Kurhaus Klotzsche.




    Linienschild der „7“, Mitte der 1980er Jahre. Das Grunddesign mit riesiger Liniennummer stammt von etwa 1980. Pikanterweise leugnet es die Existenz der 77 und der 97. Zumindest erstere war zum Zeitpunkt der Ausgabe definitiv schon fixer Bestandteil der Klotzscher Nahverkehrsszenerie!





    Damit beende ich den ersten Exkurs in die Dresdner Busgeschichte. Bei Interesse können weitere gern folgen. Nur würde ich vorab gern wissen, ob dies tatsächlich gewünscht ist – ist das Thema doch vielleicht etwas zu speziell für ein Architektur- und Städtebauforum.

    Busverkehr in Klotzsche (Teil II)

    Nur wenige Meter sind es bis zum ehemaligen Buswendeplatz Grenzstraße. Ein Großteil des Areals fiel der S-Bahn-Verlängerung und dem Straßenausbau zum Opfer. Kaum vorstellbar, aber Ende der 1980er Jahre endeten hier im Berufsverkehr mit der 71, 77, 80 und 91 vier Linien, eine fünfte (97) hielt als Zwischenhaltestelle! Verschwunden sind die großzügigen Wartehallen, das Endpunkthäuschen, der Abstellplatz und die zahlreichen hier zwischengeparkten Busse…





    Ein weiterer Linienexkurs widmet sich der Doppellinie 71/91, wir beginnen mit viel älteren 71. Sie wurde als Linie B als zweite Dresdner Kraftomnibuslinie nach dem Krieg Ende 1949 zunächst nur zwischen Mickten und Kaditz eröffnet und 1956 oder 1957 (mir fehlt der 1956er Fahrplan zur Verifizierung) bis zum Flughafen verlängert. Fahrplan von 1957.




    Fahrplan der Linie 71 von 1969. Seit 1965 tragen die Dresdner Stadtbuslinien Liniennummern anstelle der Buchstabenkennungen.




    1965 gesellte sich zur 71 die 91, die nur zwischen Wurzener Straße und Maxim-Gorki-Straße von deren Linienverlauf abwich (über Haltepunkt Pieschen und Trachenberger Platz statt Hubertusplatz). Bis 1995 blieben die beiden Linien ein festes untrennbares Zwillingspärchen. Mit der Zeit lief die 91 allerdings der 71 den Rang ab und degradierte diese ab 1979 zur reinen Berufsverkehrslinie. Dabei blieb es bis zum Ende. In den letzten Jahren waren beide Linien sogar in einem gemeinsamen Fahrplan abgedruckt, hier der von 1987.




    Schild der Linie 71, Mitte der 1970er Jahre. Zuletzt wurde fast ausschließlich bis Grenzstraße gefahren, offizieller Endpunkt blieb jedoch der Flughafen. Erkennbar sind die nachträglich in das originale Druckbild eingefügten Ergänzungen an der abweichenden Schrifttype.





    Schild der 71 von 1989, eines der ersten in Antiqua-Schrift.





    Das wohl allerletzte Fensterschild der dem Untergang geweihten Linie von 1994. Normalerweise kamen hier zu diesem Zeitpunkt schon keine Ikarus-Busse mehr zum Einsatz.





    Die 91 wurde ab 1995 über die Stauffenbergallee zum Waldschlößchen umgelegt (seit 2009 trägt sie die Nummer 64). Damit war die jahrzehntelange Direktverbindung von Pieschen nach Klotzsche unterbrochen, und es musste an der Stauffenbergallee umgestiegen werden. Erst 2009 stellte die Linie 70 jene wieder her, wenngleich über Wilschdorf und Hellerau. Auch hier ein Schild von etwa 1975 und eines von 1994, jeweils analog zu den vorab gezeigten Schildern der Linie 71.







    Wir laufen weiter bis zur Haltestelle „Flugzeugwerke“, die die einstige „Grenzstraße“ ersetzt. In der Ferne grüßen die aus dem „Haus 228“ entstandenen Bauten des Flughafens.





    Den lassen wir rechterhand liegen, um uns dem alten Flughafengelände zu widmen, Fixpunkt Nummer 1 des lokalen Busnetzes nach dem Krieg. Die heutige Flughafenstraße ist in ihrem oberen Abschnitt busverwaist. Einst herrschte hier jedoch reger KOM-Betrieb.




    Verschwunden ist das alte „Hansahaus“, seit 2010. Heute befindet sich hier eine nichtssagende Halle für Leichtflugzeuge. Trotz massiver Proteste wurde das Abfertigungsgebäude von 1934/35, eines der herausragendsten Bauzeugnisse Dresdens aus den 1930er Jahren, abgerissen, nachdem der mehr als berechtigte Denkmalschutzstatus in den 1990er Jahren aufgehoben worden war. Es ist immer wieder erstaunlich, wie ahnungslose und geschichtsvergessene Bürokraten am grünen Tisch derartige Entscheidungen treffen können, ohne dafür belangt zu werden.




    Wie zum Hohn ist der Erweiterungsbau des „Terminal II“ aus den 90er Jahren heute noch vorhanden, hier im Hintergrund zu setzen.




    Gleiches gilt für die heute ungenutzte Bushaltestelle. Genau an dieser Stelle fuhren bis Anfang der 1990er Jahre die Busse des Flughafen-Zubringers „99“ ab.




    Zeit für einen weiteren Linienexkurs. Die ab 1972 als „99“ bezeichnete Flughafenlinie zum Neustädter und Hauptbahnhof wurde 1960 erstmals eingerichtet und blieb bis 1992 fest in DVB-Hand. Normale Fahrscheine galten hier nicht. 1992 wurde der seit dem Vorjahr neuhochdeutsch als „Airport City Liner“ titulierte Zubringerverkehr mit Sammeltaxis und Kleinbussen mehr recht als schlecht bis 2001 betrieben, als gleichzeitig mit Inbetriebnahme der S-Bahn zum neuen Terminal dessen Einstellung erfolgte. In den 1970er und 80er Jahren kamen auf der Linie extra beschaffte Ikarus 280-Gelenkbusse in Überlandausführung des „Meisterbereiches Sonderverkehr“ zum Einsatz. Diese trugen informativ recht knapp gehaltene Seitenschilder, an deren Design sich zeitlebens der 99 nichts ändern sollte. Ich bin stolzer Besitzer eines solchen recht seltenen Exemplars.




    Der einzige jemals in einem Fahrplanheft abgedruckte Fahrplan der 99 findet sich im 1990er Heft unter dem der Linie 97.




    Bleiben wir bei der Linienkunde. Die I, (seit 1965: 77), K1 (78) und K2 (79) waren die Klotzscher Vertragsverkehrslinien, die seit Mitte der fünfziger Jahre ein in der breiten Öffentlichkeit nahezu unbekanntes Dasein fristeten. Die 79 (ex K2) vom Platz der Einheit zur Grenzstraße verschwand bereits Mitte der 1970er Jahre aus allen Publikationen. Im Fahrplan von 1969 finden die 77, 78 und 79 zwar in der Linienübersicht Erwähnung, Fahrpläne sucht man jedoch vergebens.




    Die Linie 77 fand erstmals 1974 Aufnahme im Fahrplanheft. Aus der einstigen Ringlinie war eine Verbindung vom Flughafen zur Flugzeugwerft geworden. Auf dem Haltestellenplan aus demselben Jahr aber sucht man sie noch vergebens.





    Die 78 schaffte es erst später in die Fahrplantabellen, hier unter der 77 (1987). Allerdings konnte man stets nur den folgenden lapidaren Hinweis lesen:





    Erst kurz vor dem Ende der Linie konnte man im 1990/91er Fahrplan einen echten, allerdings sehr überschaubaren Fahrplan finden. Dieser ist durchaus repräsentativ für die vorhergehenden Jahre. Auch hier wieder die 77 darüber.




    1991 wurde die Linie 78 ersatzlos eingestellt. Vermisst haben werden sie wohl nur wenige. Trotz des sehr bescheidenen Fahrtangebotes gönnte man ihr sogar richtige Linienschider, die sich seit den 1970er Jahren nicht mehr verändert haben dürften.




    Besser erging es wie erwähnt der 77, die spätestens seit 1974 zur regulären Linie aufstieg. Seitdem hat sie einige Umwälzungen über sich ergehen lassen müssen. Aber noch heute ist sie in Klotzsche heimisch, mittlerweile zwischen Infineon und Flughafen. In den 1970ern verkehrte sie zwischen Flughafen und Flugzeugwerft. Anders als bei manch anderer, wesentlich regelmäßiger verkehrender Vorstadtlinie verfügten die Schilder sogar über eine veritable Haltestellenliste!






    Schild der 77 von 1992 in etwas ungewöhnlicher Optik. Der Anschluss zur Linie 8 in Klotzsche sollte gerade einmal 3 Jahre bestehen, dann kam die alteingesessene 7 wieder…





    Obwohl die 77 bereits geraume Zeit zur Grenzstraße fuhr, wurde dies erst später öffentlich. Das 1994er Schild zeigt nunmehr nicht mehr den Flughafen, sondern „Klotzsche“ als zweiten Endpunkt. Ab der Linienreform 1995, die die 77 zur Klotzscher Ringlinie mit Endpunkt am neuen SIEMENS-Werk (Infineon) transformierte, gab es keine Fensterschilder der 77 mehr, denn sie wurde nunmehr wie der Gegenring 97 ausschließlich mit „Westmaterial“ betrieben.



    Busverkehr in Klotzsche (Teil I)

    Beginnen möchte ich hoch droben im Dresdner Norden, in Klotzsche. Das ehemalige verschlafene Dörfchen hatte sich seit dem massiven Ausbau des Flughafens, der Rüstungsindustrie und der Luftkriegsschule in den 1930er Jahren zur „Fliegerstadt“ (einschlägiges Recht 1935) entwickelt und war 1950 nach Dresden eingemeindet worden, übrigens bis heute die einzige Stadtgemeinde, der dieses Schicksal jemals zuteil wurde.


    Bereits in der unmittelbaren Nachkriegszeit zeichnete sich ab, dass dem nunmehrigen Stadtteil eine besondere Bedeutung als Wirtschafts- und Industriestandort zukommen würde. Die Wiedereröffnung des Flughafens für zivile Zwecke, der Aufbau der DDR-Flugzeugindustrie und später weiterer Maschinenbau- und Elektronikbetriebe mit hohem Arbeitskräftebedarf machten bereits früh den Aufbau eines örtlichen Omnibusnetzes nötig, auch wenn dieses zunächst weitgehend den „Werktätigen“ vorbehalten bleiben und nicht für die Allgemeinheit gedacht sein sollte.


    Nirgendwo in Dresden dürfte der Omnibusverkehr daher eine derartige Komplexität aufgewiesen haben wie hier. Schon in den 1950er wurde offenbar, dass weder die vorhandene Straßenbahnlinie 7 noch die Schlesische Bahn, deren zweites Gleis zudem den Reparationsleistungen zum Opfer gefallen war, dem Ansturm der Tausenden von Arbeitern, die zum größten Teil aus der Stadt über Hellersand und Heidewald auf die Höhen herangekarrt werden mussten, auch nur annähernd gewachsen waren. Seit Mitte der 1950er Jahre wurden daher als Vertragsleistungen mit den örtlichen Industriebetrieben die Omnibuslinien I und K (K1 und K2) eingeführt, ab 1965 als 77, 78 und 79 bezeichnet. Diese dienten zunächst ausschließlich dem Werksverkehr.


    Eine erste öffentliche Verbindung in die Stadt erfolgte mit der Verlängerung der Linie B (später 71) von Kaditz über Mickten, den Hubertusplatz, die Königsbrücker Landstraße zum Flughafen. Damit bot sich den Arbeitern aus Pieschen, Mickten und Kaditz eine Direktverbindung zu den Arbeitsstellen im Norden. Die Linie bestand in dieser Form bis 1995, seit 1965 als Bündel mit der neu eingeführten 91. Erst Anfang der 1970er Jahre wurde mit der 80 eine Direktverbindung in die westlichen Stadtteile hergestellt, so dass nun auch die Cottaer und Übigauer Arbeitskräfte ohne Umsteigen nach Klotzsche gelangen konnten.


    Eine Besonderheit im Busnetz der Verkehrsbetriebe stellte der Flughafen-Zubringerverkehr dar, ab 1972 als 99 bezeichnet. Er war nie in den Standardtarif eingebunden und verkehrte nur in Abstimmung mit dem Flugplan, der sich damals noch bescheidener als heute ausnahm.




    Klotzscher Busnetz 1993 auf dem ersten farbkodierten Liniennetzplan von 1993.



    Nach 1990 änderte sich die Situation dramatisch. Der Zusammenbruch der ostdeutschen Industrie brachte naturgemäß auch einen Einbruch der Fahrgastzahlen mit sich. Seit 1995 wurde am Klotzscher Busnetz daher mehrfach massiv herumexperimentiert, allermeistens natürlich zu dessen Nachteil. Nur die traditionellen Liniennummern 77 und 80 erinnern heute noch an die einstige Busherrlichkeit. Allerdings ist auch zu konstatieren, dass alle Streckenäste nach wie vor angedient werden und der hiesige Busverkehr seit 2009 eine Renaissance erlebt: Es gibt mit der Linie 70 nun wieder eine Direktverbindung nach Pieschen, wenngleich auf geänderter Route wie ehedem die 71 und 91, und die 72 bietet erstmals eine solche nach Radebeul. Außerdem wartet die Regionalbuslinie 308 seit der Eingemeindung von Langebrück zeitweise mit einer stadtbusähnlichen Bedienfrequenz auf.


    Nicht vergessen sollte man an dieser Stelle auch die seit Einführung des VVO 1998 erheblich verbesserte Eisenbahnanbindung mit S-Bahn und vertaktetem Regionalverkehr. Alles in allem verfügt Klotzsche heute damit zum Teil über leistungsfähigere und vor allem schnellere Verbindungen „in die Stadt“ als zu DDR-Zeiten, als diese in erster Linie auf die Berufsverkehrs- und Schichtwechselzeiten ausgerichtet waren.


    ---



    Wir beginnen am Bahnhof Klotzsche, dessen Empfangsgebäude von 1908 sich frisch saniert zeigt.




    Schild zur Geschichte des Gebäudes in der Fußgängerunterführung.




    Blick in selbige mit restauriertem genietetem Gleistrog darüber.




    Ansichten des vom Vorwerk Podemus zum „Bio-Bahnhof“ sanierten Gebäudes von der Straßenseite. Ich finde die Ausführung sehr gelungen, mit viel Liebe zum Detail und Respekt vor der Geschichte des Gebäudes. Da hätte sich die Bahn mit ihrer üblichen Nullachtfuffzehn-Bahnsteig-„Gestaltung“ mal ein Beispiel dran nehmen sollen…






    Auf dem Vorplatz herrscht heute reger Busbetrieb der Linien 70, 80 und 308, auch wenn es auf dem Bild nicht den Anschein hat. Bis 1898 fuhren auf dem heutigen Vorplatz die Schmalspurzüge nach Königsbrück ab.





    Eine absolute Rarität: Aus einem normalen Schild gebasteltes Zielschild „Reichsbahnhof Klotzsche“ aus den 1960er Jahren. Dieses wird wohl als Frontschild Verwendung gefunden haben. Als schmales Riemchen wurde so die Sicht des Fahrers nicht eingeschränkt.




    Die umfangreichen Bushaltestellen am Bahnhof Klotzsche.




    An dieser Stelle bietet sich die erste busgeschichtliche Exkursion an. Bis Anfang der 1980er Jahre wurde der Bahnhof Klotzsche nur von der Linie 77 angefahren, erst dann wurde auch die Linie 80 in einer Schleifenfahrt zum Bahnhof umgelenkt. 1987 wurde zur besseren Verteilung der ankommenden Bahnpassagiere eine neue Ringlinie 97 eingeführt, die in dieser Form bis 1995 bestand und ausschließlich auf Fahrten im Berufsverkehr beschränkt war. Der erste Fahrplan aus dem Jahre 1987.




    Und das zugehörige Fensterschild. Man beachte den Ringverkehr in einer Richtung und vor allem die fehlenden Anschlüsse in der Haltestellenliste, nach meiner Kenntnis das einzige je in dieser Form produzierte Linienschild in Dresden.





    Schild von 1994. Ein Jahr später stieg die 97 kurzzeitig zur Ganztagslinie auf, die Gegenrichtung des Ringes befuhr die 77. Die Linie verschwand nach weiteren zwischenzeitlichen Änderungen 2009 mit der Busnetzreform und wurde durch die 72 und 80 ersetzt. Die Nummer 97 ist heute einem Anruf-Linientaxi von Leutewitz in den Zschonergrund vorbehalten.





    In meiner Sammlung findet sich außerdem diese ungelochte und nie genutzte „98“ von 1988. Es handelt sich wohl um die Gegenrichtung zur 97, aber warum zeigt der Pfeil dann in beide Richtungen? In den Fahrplan schaffte es die 98 übrigens nie: Entweder kam es nie zur Einführung, oder es handelte sich um einen sehr kurzlebigen Testbetrieb.




    Nächster Halt: Käthe-Kollwitz-Platz – an der Deutschen Eiche endete weiland schon die Dresdner Haidebahn.




    Vor dem nächsten Linienexkurs das Busnetz im Dresdner Norden, Ausschnitt aus dem Haltestellenplan von 1969. Die Vertragslinien 78 und 79 erschienen zu keiner Zeit im Plan, die 77 erst ab Mitte der siebziger Jahre.




    Mehrfach verebbte die Linie 80 am Käthe-Kollwitz-Platz. Jene hat ihren Ursprung in der 1956 eröffneten Linie L Wilder Mann-Wilschdorf, die ab 1964 weiter hierher geführt und 1965 in 80 umbenannt wurde. 1971 erfolgte die beiderseitige Verlängerung nach Omsewitz (Zusammenlegung mit Linie 74 Omsewitz-Trachau) und zum Wendeplatz in der Grenzstraße, den wir noch aufsuchen werden. Fahrplan der noch kurzen 80 von 1969.




    Der sehr komplexe Fahrplan von 1987.




    Linienschild, Mitte der 1970er Jahre.





    Schild der Linie 80, 1991. Man vergleiche die Haltestellen mit dem vorigen Exemplar.





    Letztes traditionelles Schild von 1995, nach der Linienreform. Die 80 übernahm den Ast zur Flugzeugwerft von der nun zur Ringlinie umfunktionierten 77 (Gegenrichtung zur 97). Der Einfachheit halber hat man den Endpunkt einfach als „Klotzsche“ bezeichnet, so dass nur ein Schild für die Fahrten zum Käthe-Kollwitz-Platz und zur Flugzeugwerft produziert werden musste. Die Linienschilder waren zu diesem Zeitpunkt bereits ein Auslaufmodell, denn nur noch sehr selten verirrte sich ein Ikarus auf unsere 80, die damals bereits fest in der Hand der Mannheimer Produkte mit dem Stern war. Heute bedient die Linie 70 den Flugzeugwerft-Ast unter dem Endpunktnamen „Industriegebiet Nord“.





    Altes Betonwartehäuschen am Käthe-Kollwitz-Platz, dahinter das Gleisdreieck. Hier bestand von jeher reger Umsteigeverkehr zwischen Straßenbahn und Omnibus.




    Ein weiterer Sprung führt uns zum Bahnhof Grenzstraße. Er wurde an der 1936 angelegten ehemaligen Anschlussbahn zur Luftkriegsschule Klotzsche eingerichtet, als diese 1955 zu einer richtigen Eisenbahnstrecke ausgebaut wurde. Erst ab 1966 waren die Schichtwechselzüge auch für die Öffentlichkeit freigegeben. Das originale Tunnelbauwerk besteht noch heute.




    Das Angebot zur Grenzstraße war stets bescheiden und auf wenige Zugpaare beschränkt (früh nach Grenzstraße, am Nachmittag zurück). Hier der Plan von 1990/91. Die Strecke war, obwohl keine „S-Bahn“ im eigentlichen Sinne, in das S-Tarifgebiet einbezogen.




    Originales Zuglaufschild aus den 1990er Jahren, nach Übernahme durch die Deutsche Bahn (Vorder- und Rückseite). Die „Regionalbahn“ fuhr übrigens ausschließlich auf Dresdner Stadtgebiet!





    Trister DB-Schick am Bahnsteig in Richtung Flughafen.




    Bushaltestelle in Minimalstausführung: Kein Wartehäuschen, keine Sitzgelegenheit, ja nicht einmal einen Papierkorb spendierte man der „Übergangsstelle“!


    Dresdner Busgeschichte(n)

    Da unsere Straßenbahn-Spurensuche nun weitgehend abgeschlossen ist, möchte ich mich neben den einschlägigen Projekten zukünftig auch dem zweiten wichtigen Nahverkehrsträger in Dresden in bewährter Weise nähern: dem Kraftomnibus. Komplette Streckenbegehungen werden dabei eine nur untergeordnete Rolle spielen (schließlich werden die meisten ehemals existierenden Omnibusstrecken auch heute noch befahren), vielmehr möchte ich mich punktuell Schwerpunkten im Kraftomnibusnetz widmen und dabei einen geschichtlichen Einblick sowohl in die entsprechende Verkehrsmittelhistorie als auch die der Umgebung geben (schließlich sind wir hier in einem Forum für Architektur und Städtebau unterwegs).




    Schild der Linie 70, Mitte der 1970er Jahre.

    Der Mittlere Ring (Teil XI und Schluss)

    Vom Bischofsplatz zur Königsbrücker Straße ist es nur noch ein Katzensprung. Dennoch verdient der Platz eine etwas eingehendere Betrachtung.


    Bautafel für die westliche Platzseite zwischen Fritz-Reuter- und Conradstraße. Damit wäre eine weitere empfindliche städtebauliche Lücke geschlossen.




    Blick über den Bischofsplatz vor der Zerstörung nach Westen, mittig der elegante Bogen der Leipziger Bahn. Auf den Brücken befindet sich heute der Haltepunkt Bischofsplatz. Im Hintergrund die zerstörte Westseite des Platzes, die durch das vorige Bauvorhaben wieder geschlossen wird. Mittig rechts die ebenfalls fehlende Bebauung zwischen Hecht- und Oppellstraße, heute Rudolf-Leonhard-Straße.




    Die Gegenrichtung, sicher aus einem der an der Westseite fehlenden Häuser fotografiert. Der Zug mit typischen Wagen der Königlich-Sächsischen Staats-Eisenbahn überquert den Viadukt in Höhe des heutigen S-Bahn-Haltepunktes. Links die aktuell noch fehlende Eckbebauung zur Hechtstraße. Im Hintergrund die Hochbahntrasse der Schlesischen Bahn mit den noch heute vorhandenen Unterführungen am Bischofsweg.




    Brandwand an der Rudolf-Leonhard-Straße. Bald wird auch diese verschwunden sein, denn hier wartet der nächste Lückenschluss.




    Blick in die Oppellstraße (Rudolf-Leonhard-Straße). Das wohl auch kriegsbeschädigte rechte Eckhaus ist noch vorhanden und beherbergt heute, stark überformt, die „Grüne Ecke“.




    Blick auf die Baulücke, die wohl bald verschwunden sein wird. Dann wird der Bischofsplatz wieder als geschlossenes Ensemble wahrzunehmen sein. Bis 1945 bog die Linie 5 rechts in die Hechtstraße ein, auch diese haben wir vor geraumer Zeit schon einmal abgegrast.




    Immer wieder faszinierend finde ich die Brückenkombination der Schlesischen Bahn an der Ostseite des Bischofsplatzes. Durch sie hindurch verlassen wir die Leipziger Vorstadt.




    Kreuzung Dammweg. Wir sind in der Antonstadt.





    Ein Hauch von Bronx oder nordenglischer Industriestadt umweht den Dammweg.




    Vor uns lockt schon die Königsbrücker Straße und damit der Ausgangspunkt unserer Ringbegehung.




    Haltestelle Bischofsweg. Wir haben das Ziel erreicht und den imaginären Ringschluss vollzogen.




    Zum Abschied ein Bild der Kreuzung Bischofsweg/Königsbrücker Straße kurz nach 1900. Links die alte „Kaiserkrone“, das wenig repräsentative Eckhaus gegenüber musste 1910 dem heute noch vorhandenen prächtigen Jugendstilvertreter weichen. Im Bild nicht erkennbar: Das Grundstück der Schauburg (rechts außerhalb des Bildausschnitts) ist noch unbebaut.


    Der Mittlere Ring (Teil X)

    Die letzte Etappe starten wir mit der geplanten Streckenführung des Mittleren Ringes in der Leipziger Vorstadt. Bis auf die Brückenrampe ins Ostragehege waren alle zu befahrenen Straßenzüge vorhanden, die für die Nutzung durch den Ring vorgesehene Neubaustrecke durch die Fritz-Reuter-Straße wurde 1926 eröffnet und wird heute durch die Linie 13 bedient.




    Die durch den Abbau der meisten Gleisanlagen nahezu überflüssige Bahnunterführung unter dem Neustädter Güterbahnhof ist eine der wenigen im Originalzustand erhaltenen Eisenbahnbrücken im Dresdner Stadtgebiet.




    Blick aus der Unterführung auf den Großenhainer Platz und die Petrikirche.




    Die Petrikirche wurde 1889/90 nach Plänen des Leipziger Architekten Julius Zeißig errichtet, nachdem Neudorf und die Scheunenhöfe 1881 aus der Dreikönigsgemeinde ausgepfarrt wurden. 1955 konnte sie nach schweren Kriegszerstörungen neu geweiht werden und wird heute hauptsächlich durch die Evangelisch-Lutherische Dreieinigkeitsgemeinde genutzt.




    Ansicht des Großenhainer Platzes nach 1900. Am chaotischen Aussehen des Platzes hat sich bis heute wenig geändert, denn aus den großstädtischen Planungen, die ein neues Stadtviertel mit regelmäßigem Straßennetz und der Kirche als Mittelpunkt vorgesehen hatten, wurde nie etwas.





    Am Großenhainer Platz hätten Umsteigemöglichkeiten zu den Linien Richtung Wilder Mann und Sankt-Pauli-Friedhof bestanden.




    Nur die Südostseite des Platzes hat jemals eine geregelte Bebauung erfahren, wenngleich in sehr vorstädtischem Format. Ansonsten prägen mehr oder weniger zusammengewürfelte Gewerbebauten das Umfeld.




    Die südöstliche Fahrbahn des Platzes. Das Gleis hätte sich rund um die Kirche in Richtungsfahrbahnen geteilt, hier wäre wohl die Ringhaltestelle in Richtung Antonstadt angelegt worden.




    Nordwestliche Fahrbahn, vermuteter Haltestellenbereich Richtung Friedrichstadt.




    Hauptportal und Turmansicht der Petrikirche, die aus städtebaulichen Gründen in einer merkwürdigen Südwest-Nordost-Richtung ausgerichtet ist. Turm nebst Portal liegen im Südwesten.





    Ein weiterer Stadtplanausschnitt von 1911. Diesmal ist der Großenhainer Platz im Fokus. Gestrichelt die geplanten, aber nie angelegten Straßen um die Kirche.




    Hinter der Kirche schließen sich die beiden Fahrbahnen wieder zusammen und gehen in die Petrikirchstraße über. Die demolierten Straßenschilder passen zur desolaten Umgebung.





    Hintereingang unter der Apsis mit Jesus-Bildnis.




    Die Petrikirchstraße fristet ein sehr abseitiges Dasein. Die geplante Straßenbahntrasse hätte sie in ganzer Kürze durchquert.




    Rückansicht der Kirche von der Petrikirchstraße aus.




    An der heutigen Kreuzung mit der Hansastraße wäre die Ringbahntrasse auf die Fritz-Reuter-Straße und damit die Neubaustrecke der Linie 14 gestoßen. Im Hintergrund ein in seiner Größe hier eigentlich unpassender Hotelneubau aus den 1990ern.




    Villa des Holzgroßhändlers Höhne zwischen Fritz-Reuter- und Petrikirchstraße.




    Fritz-Reuter-Straße. Bis Ende der zwanziger Jahre gab es etwa hier eine Haltestelle „Petrikirchstraße“. Die städtische Bebauung setzt erst jenseits der Friedensstraße ein, dafür aber umso dichter.




    Blick zurück auf die Kreuzung Hansa-/Fritz-Reuter-Straße. Die Ringbahn wäre nach links aus dem Bild entschwunden, um der spitzwinklig einmündenden Petrikirchstraße zu folgen.




    Die hohen Gründerzeitler in der Fritz-Reuter-Straße erinnern sehr an Leipzig und sind mit ihrer starken Verklinkerung eher weniger typisch für Dresden.




    Heutige Haltestelle Friedensstraße. Bis Ende der 1940er Jahre lag sie jenseits der Kreuzung zwischen Friedens- und Helgolandstraße, zeitweilig trug sie auch den Namen letzterer.




    „Gut und billig“ ist offenbar keine Erfindung neuzeitlicher Reklamefuzzis. Fundstück aus der Fritz-Reuter-Straße.




    Kreuzung Helgoland- und Fritz-Reuter-Straße , noch ohne die 1926 eröffnete Straßenbahntrasse.




    Dieselbe Kreuzung, Blick in Richtung Bischofsplatz. Auf der Postkarte zuckelt bereits eine „14“ durchs Bild. Diese verkehrte ab 1926 zwischen Mickten und dem Georgplatz, später dann bis Hauptbahnhof und nach Zschertnitz. Die alte 14 verschwand am Abend des 13. Februar 1945, denn der Straßenbahnverkehr im Zuge der heutigen Linie 13 war durch die Bombenangriffe bis 1947 unterbrochen. Danach übernahmen die 4, die 5 und die 13. Städtebaulich fällt der fehlende Turm des Eckhauses ins Auge, ebenso die wohl schon zu DDR-Zeiten erfolgte klobige Aufstockung.





    Eckhaus an der Helgolandstraße.




    Nördliche Helgolandstraße mit Blick zu den Bahnanlagen auf einer alten Postkarte.




    Einblick in die südliche Helgolandstraße, im Hintergrund die Mauer des Inneren Neustädtischen Friedhofes.




    Die Fritz-Reuter-Straße in Nähe des Bischofsplatzes. Hier atmet Dresden noch echtes Großstadtflair. Am nicht mehr ganz neuen Haltepunkt macht sich eine S-Bahn zu schaffen.




    Wohnanlage an der Johann-Meyer-Straße Ecke Bischofsplatz, die nach dem Stifter so genannten „Römmler-Häuser“.




    Wir sind ´nicht mehr weit von unserem Ausgangspunkt entfernt. Im letzten Teil werden wir uns dem Bischofsplatz etwas näher widmen.

    Der Mittlere Ring (Teil IX)

    Das schöne sonntägliche Vormittagswetter lud förmlich dazu ein, sich den letzten verbliebenen Abschnitten unseres Mittleren Ringes zu widmen. Dabei statten wir zunächst noch einmal dem Ostragehege einen Besuch ab, bevor es dann von durch die Leipziger Vorstadt zurück zum Bischofsweg geht.



    Im letzten Abschnitt habe ich mich auf „Altfotografien“ vorheriger Beiträge gestützt, diesmal sind wir wieder mitten drin im Geschehen. Nachdem wir die Linie 10 an der Haltestelle „Messering“ verlassen haben, gehen wir über selbigen, der früher Schlachthofring hieß, in Richtung „Onkel Toms Hütte“. Es bietet sich dieser Blick auf die Ende der 1990er Jahre neu errichtete Schlachthofbrücke, die ohne Straßenbahnoption errichtet wurde, was für die Streckenverlängerung zur Messe einen aufwendigen und eigentlich unnötigen Neubau nötig machte (im Bild nur zu erahnen). Die Baufälligkeit der Vorgängerbrücke von 1932/34 bot den Grund für die Stilllegung der alten Schlachthofstrecke 1979 und deren Ersatz durch einen SEV, ab 1986 Linie 74. Dieser musste über die Pieschener Allee fahren, da die Brücke auch für Busse gesperrt werden musste. Im Hintergrund die Bienertsche Hafenmühle jenseits von Flutrinne und Alberthafen.




    Kleiner themenfremder Ausflug: Die entsprechenden Schilder der genannten Buslinien habe ich zwar vor geraumer Zeit schon im „Schlachthof“-Beitrag gezeigt, aber dennoch sollen sie hier der Vollständigkeit halber nicht fehlen. Für den SEV gab es nur Pappschilder, die 74 erhielt neue Plastikschilder mit identischer Vorder- und Rückseite, ergo ohne Haltestellen und Anschlüsse.





    Ecke am Messering mit den für die Sportschule sanierten Schlachthofgebäuden.




    Haltestelle der Phantom-Buslinie 99, eingerichtet für Veranstaltungen im Ostragehege auf fast identischer Strecke wie weiland die 74. Mir ist nicht bekannt, ober der „besondere Aufruf“ seit Einrichtung der Linie 2009 überhaupt schon jemals erklungen ist. Also ein echter Phantomnibus.




    Kurz darauf treffen wir auf unsere imaginäre Ringbahntrasse und schauen entlang dieser zurück über die Flutrinne in Richtung Alberthafen. Anstelle des in den zwanziger Jahren noch unnötigen Trümmerhügels, Dresdner Version des „Mont Klamott“, wäre sie auf die Schlachthofstrecke gestoßen. Vermutlich hätte man eine weitere Brücke über die Flutrinne errichtet, ich könnte mir auch vorstellen, dass man sich den damaligen ersten Neubau der Schlachthofbrücke Anfang der dreißiger Jahre erspart und die dortige Holzbrücke nebst Schlachthofstrecke durch den Ring ersetzt hätte; es wären ohnehin nur wenige Schritte bis zum alten Endpunkt am Schlachthof gewesen.




    Mittlerer Ring, Blick nordwärts, im Hintergrund die Pieschener Allee.




    Grundstück von „Onkel Toms Hütte“ an der Pieschener Allee heute. Die beliebte Ausflugsgaststätte wurde 1960 geschlossen, heute dient sie reinen Wohnzwecken.




    „Onkel Toms Hütte“ Ende der 1920er Jahre aus gleicher Perspektive. Vom Ursprungsbau scheint nur wenig erhalten zu sein.




    Idylle an der Pieschener Allee mit ehemaliger „Onkel Toms Hütte“ rechterhand.




    Die Gaststätte hätte mit Sicherheit der südlichen Rampe der Brücke zum Erfurter Platz weichen müssen. Um das Grundstück herum schlagen wir uns zum Ufersaum durch.




    Blick hinüber zum Alexander-Puschkin-Platz. Der Turm der Petrikirche gibt die Richtung vor – über die nie gebaute Elbbrücke wäre der Mittlere Ring fast schnurgerade durch die Erfurter Straße auf sie hinzugeführt worden.




    Bis Mitte der sechziger Jahre konnte man an „Onkel Toms Hütte“ wenigstens noch mit der Fähre zur Eisenberger Straße übersetzen. Heute erinnert nichts mehr an den regen Industrieumschlag am Elbufer, statt der Industriebahngleise dominiert mittlerweile wieder üppiges Grün. Im Hintergrund sind das Ballhaus Watzke und der Pieschner Hafen zu erahnen.




    Da wir heute leider nicht mehr übersetzen können und die hiesige Brücke wahrscheinlich am Sankt-Nimmerleinstag errichtet werden wird, müssen wir einen großen Umweg über die Marienbrücke in Kauf nehmen und gehen zur Pieschener Allee zurück. Vor uns breiteten sich einst die Eisenbahnanlagen aus, im Hintergrund „Onkel Toms Hütte“.




    Ein weiterer Blick von der Pieschener Allee hinüber zum Alexander-Puschkin-Platz, dann wechseln wir mit einem großen Sprung die Elbseite.



    ---


    Am Alexander-Puschkin-Platz, von 1898 bis 1949 Erfurter Platz, kommt uns ein TATRA-Zug als Sonderfahrt entgegen.




    Der Platz wurde als Kreisanlage gestaltet, aber nur die nordwestliche Seite zwischen Leipziger und Erfurter Straße (mit Weimarischer Straße dazwischen) wurde bis heute tatsächlich bebaut. Links das große und markante Eckhaus „Zum deutschen Ritter“, um 1900 errichtet.




    Nordwestseite des Platzes mit einmündender Weimarischer Straße im historischen Vergleich.





    Der „Deutsche Ritter“ mit Blcik in die Leipziger Straße. Hier hätte der Ring die Strecken nach Pieschen und Mickten gekreuzt.





    Der Ritter blickt grimmig auf das Verkehrsgeschehen zu seinen Füßen.




    Städtebaulich abgesehen von der Grumbt-Villa völlig ungefasst zeigt sich der südliche Platzbereich. Wir blicken genau in die Achse der nie gebauten Brückenrampe. Und dennoch zeigt die kreisförmige Platzstruktur deutlich, dass hier einst ein repräsentatives Entrée für die nördliche Brückenanlandung gestaltet werden sollte.




    Die Grumbt-Villa diente zu DDR-Zeiten als örtliche Filialeder Deutsch-Sowjetischen Freundschaft. Errichtet wurde sie 1888 als standesgemäßes Domizil für den Holzgroßhändler Carl Ernst Grumbt. Der bohrte offensichtlich keine dünnen Bretter…




    Detail der Platzbeschilderung. Beachtenswert die Schildhalterung am schmiedeeisernen Zaun, diese trug einst das Schild „Erfurter Platz“, heute eine nicht normgerechte Hausnummerninformation. Für das offizielle Straßenschild genügt ein schnöder Schildermast.




    Gesamtansicht der Südseite des Platzes. Mittig die imaginäre Brückenzufahrt mit den Gleisen des Mittleren Rings.




    Wir verlassen langsam den Alexander-Puschkin-Platz und schauen in die Weimarische Straße. An deren Ende ist die Kleingartensparte zu erahnen, die das Gelände des nie gebauten Weimarischen Platzes einnimmt.




    Stadtplanausschnitt von 1911 mit dem Erfurter Platz. Deutlich erkennbar die geplanten Straßenzüge, unter anderem die Brückenzufahrt und der besagte Weimarische Platz als Sternanlage. Noch heute weist die merkwürdige Führung der benachbarten Straßenzüge auf diese Planung hin.




    Schilderarchäologie an einer Hausecke: Das neue Schild „Erfurter Straße“ befindet sich genau anstelle des alten Vorgängerexemplars, darunter sind die Bohrungen für das entfernte Zusatzschild zu erkennen. Die Fassade zum Platz zeigt sowohl die Bohrungen als auch einen deutlichen Abdruck für das alte, kurze Schild „Erfurter Platz“ aber auch die Löcher des deutlich längeren „Alexander-Puschkin-Platz“-Schildes von 1949. Das aktuelle befindet sich gepfählt an der Fußwegkante ohne Mauerkontakt.




    Wir folgen der Erfurter Straße weiter nach Norden.




    Blick entlang der westlichen Straßenfront in Richtung Petrikirche.




    Genauere Betrachtung verdient das Gebäudensemble Erfurter Straße 1 bis 13. Errichtet wurde es 1928 für Mitglieder der Dresdner Fleischerinnung, ein deutlicher Fingerzeig darauf, wo wir uns befinden: Rechts der Straße liegt das Gelände des alten Schlachthofs, der aber zum Zeitpunkt der Erbauung des Hauses schon ins Ostragehege verlegt war. Der Arbeitsweg dürfte dennoch recht kommod gewesen sein, denn mit der Fähre war es nicht weit zu den Arbeitsplätzen südlich der Elbe.




    In einem Segmentbogen tritt die Fassade von der Straße zurück. Noch erstaunlich gut erhalten ist das originale expressionistische Fassadendekor.




    Das Fleischerinnungs-Haus von Norden gesehen, rechts die Einmündung der Halleschen Straße.




    Auch diese endet im Nichts am nie gebauten Weimarischen Platz. Diese halbfertigen städtebaulichen Projekte wären auch einmal ein interessantes Forschungsthema…




    Die einzige erhaltene Altstraßenschild-Kombination der Erfurter Straße.




    Gehestraße mit Wohnanlage des Kleinwohnungs-Bauvereins von 1911.




    Rechterhand wird auf dem Schulbaugrundstück mächtig geklotzt. Das wird ein ganz schöner Brocken! Auf dem historischen Bahnschuppen im Vordergrund kann man unter den neuzeitlichen Schildern noch deutlich die Inschrift „Güterbahnhof Dresden-Neustadt“ erkennen.




    Dieses originell zweitverwertete Bau-Informationsschild möchte ich euch nicht vorenthalten, außerdem passt es in Kombination mit dem geparkten Bulli zum, nun ja, etwas herben Charme der nördlichen Erfurter Straße wie die Faust aufs Auge. Und über diese profan-proletarische Grundszene wacht der Herr und Erlöser in materialisierter Petrikirchturm-Form.




    Der Mittlere Ring hätte den Güterbahnhof mit Hilfe der vorhandenen Unterführung unterquert und wäre dann am Großenhainer Platz auf die Strecke zum Wilden Mann gestoßen. Dazu aber im nächsten und letzten Teil der Mittelring-Saga.


    Die Dresdner Straßenbahn in den 1990ern

    Auf besonderem Wunsch lege ich einen besonderen Beitrag dazwischen. Die 1990er Jahre waren alles andere als eine glückliche Zeit für die Dresdner Straßenbahn. Es begann mit der Stilllegung der eigentlich zur Ertüchtigung vorgesehenen Strecke nach Cossebaude am 2.12.1990, genau an dem Wochenende, an dem in Dresden erstmals terrestrisches Westfernsehen empfang bar war und das „Tal der Ahnungslosen“ damit endgültig passé. Leider traf dies für die hiesige Verkehrspolitik in Nahverkehrsfragen nur bedingt zu.


    Die Fahrgastzahlen brachen wie überall in der Ex-DDR ein, das Netz aber wurstelte noch bis 1992 in seiner Vorwendekonstellation (minus Cossebaude, natürlich) vor sich hin. Der 1991er Netzplan zeigt sich zwar in aufgehübschter Optik, aber noch mit weitgehend den alten Haltestellennamen und Linienführungen. Diese lauteten für die Straßenbahn wie folgt:


    1 Leutewitz - Tolkewitz
    2 Gorbitz - Laubegast (über Pirnaischer Platz)
    3 Wilder Mann - Südvorstadt
    4 Weinböhla - Johannstadt
    5 Radebeul West - Plauen
    6 Wilder Mann - Niedersedlitz
    7 (Gorbitz -) Wölfnitz - Weixdorf
    8 Leutewitz - Hellerau
    9 Friedrichstadt - Kleinzschachwitz
    10 Gorbitz - Laubegast (über Hauptbahnhof)
    11 Bühlau - Plauen
    12 Coschütz - Niedersedlitz
    13 Übigau - Prohlis
    14 Strbf. Waltherstraße - Kleinzschachwitz
    15 Übigau - Zschertnitz (über Hauptbahnhof)
    16 Mickten - Zschertnitz (über Sachsenallee)
    17 Wölfnitz - Prohlis
    26 Johannstadt - Ring - Fetscherplatz



    In Groß: https://model2.de/light/11662/img_9923yqsjx.jpg



    Die erste große „Liniennetzoptimierung“ erfolgte 1992. Während das Busnetz vorerst fast unangetastet blieb, wurde das Straßenbahnnetz gründlich umgemöbelt. Hauptziel war die Reduzierung der Linien, es entfielen die 15, 16 und 17. Erstmals wurde auch die Bedienung der Endäste zum Teil eingeschränkt. Zur Wahrheit gehört aber auch die Einführung des generellen 10-Minuten-Taktes (außer Linie 7: 15 Minuten, 11 und 13 zunächst im Berufsverkehr aller 7/7/6 bzw. 7/8 Minuten), vorher galt ein 12- oder 15-Minuten-Takt. In Kursiv die unveränderten Linien.


    1 Leutewitz - Tolkewitz
    2 Gorbitz - Prohlis (Ersatz für Linie 17)
    3 Wilder Mann - Zschertnitz (neuer Abzweig am Hauptbahnhof Nord; nach Zschertnitz Ersatz für die Linien 15 und 16)
    4 Übigau - Laubegast (Ersatz für Linien 13 und 2)
    5 Weinböhla - Südvorstadt (Ersatz für Linie 4, 3)
    6 Wilder Mann - Niedersedlitz
    7 (Gorbitz -) Wölfnitz - Hellerau
    8 Leutewitz - Weixdorf
    9 Friedrichstadt - Kleinzschachwitz
    10 Gorbitz - Laubegast
    11 Bühlau - Plauen
    12 Coschütz - Niedersedlitz (über Weißeritzstraße und Ostra-Allee)
    13 Mickten - Prohlis
    14 Wölfnitz - Kleinzschachwitz (Nur im Berufsverkehr und am Wochenende)
    26 Ringlinie Johannstadt - Johannstadt


    Unverändert zeigt sich die Netzplangrafik:


    In Groß: https://model2.de/light/11662/img_9924l8sp4.jpg



    1993 wurden erstmals farbig codierte Netzpläne eingeführt, die nunmehr alle Haltestellennamen zeigten. Zunächst gab es aber noch einen getrennten Plan für Bus und Bahn, abgedruckt auf der Vorder- und Rückseite.





    In Groß:
    https://model2.de/light/11662/img_9925ptsmm.jpg
    https://model2.de/light/11662/img_992606sx6.jpg



    Nur drei Jahre sollte dieses Netz bestehen, dann gab es die wohl größte Streichorgie, die der Dresdner Nahverkehr seit den Nachkriegsjahren über sich ergehen lassen musste. Zwar blieb die Linienanzahl zunächst oberflächlich gleich, bei näherer Betrachtung aber stellte sich das ganz anders dar. Die 6 und 26 wurden verknüpft, die 10 und 12 mutierten zu Berufsverkehrslinien, und die 9, später noch die 4 und die 5, wurden merklich ausgedünnt. Wieder sind die unveränderten Linien kursiv gedruckt.


    1 Leutewitz - Tolkewitz
    2 Gorbitz - Prohlis
    3 Wilder Mann - Plauen
    4 Weinböhla - Laubegast
    5 Übigau - Südvorstadt (bald nur noch aller 20 Minuten und nicht am Sonntag)
    6 Niedersedlitz – Bahnhof Neustadt, weiter als Linie 26
    7 Gorbitz - Hauptbahnhof - Weixdorf
    8 Coschütz - Hellerau
    9 Friedrichstadt – Kleinzschachwitz(außerhalb der HVZ nur aller 20 Minuten)
    10 Wölfnitz – Tolkewitz (nur HVZ, zunächst ganztägig weiter nach Laubegast während des Baus Tolkewitzer Str.)
    11 Bühlau - Zschertnitz
    12 Bf. Mitte - Niedersedlitz (nur noch Früh-HVZ)
    13 Mickten - Prohlis
    14 Leutewitz - Kleinzschachwitz
    26 Johannstadt – Bf. Neustadt, weiter als Linie 6
    51 CitySprinter: Bühlau - Gorbitz (eingeführt 1994 zwischen Bühlau und Plauen)


    De facto also gab es minimum zweieinhalb Linien weniger… Außerdem erfolgte erstmals ein massiver Eingriff in das Busnetz: Der Parallelverkehr nach Klotzsche wurde aufgegeben und die 91 zum Waldschlößchen geführt. Die 71 wurde durch einen neue 79 ersetzt.


    Netzpläne von 1995 und 1996:





    In Groß:
    https://model2.de/light/11662/img_9928d6snq.jpg
    https://model2.de/light/11662/img_9929nms4w.jpg



    Einige Jahre blieb das Netz konstant, Änderungen betrafen vor allem Streichungen in den Tagesrandbereichen. Der 1997er Plan:




    In Groß: https://model2.de/light/11662/img_9930eqss6.jpg



    1999 verschwanden die 12 und die 51 in den Sommerferien, nur um danach nicht wieder aufzutauchen, die 8 nach Coschütz war seit Oktober 1998 eingestellt, allerdings zeigte sich die 3 frisch verlängert von Plauen aus – die Westendkurve war die erste Neubaustrecke seit 1988. Ansonsten wurde weiter fleißig ausgedünnt – da halfen auch sanierte Strecken oder neue Niederflurwagen nur bedingt. Dennoch schien die Straßenbahn ihr 1995er-Tief langsam überwunden zu haben.



    In Groß: https://model2.de/light/11662/img_99319hsvu.jpg



    Die nächste große Reform des Straßenbahnnetzes ließ nicht mehr lange auf sich warten. Zwar fielen mit der 5, 14 und 26 wieder drei Nummern weg, dafür aber zeigte sich das neue Netz von Beginn an deutlich solider und war erstmals auf Nachhaltigkeit ausgelegt. Nunmehr verkehrten alle Linien im 10-Minuten-Takt (außer dem bereits einige Jahre vorher auf einen Halbstundentakt ausgedünnten Überlandabschnitt der 4 nach Weinböhla) – die halbgewalkten Berufsverkehrslinien oder solche mit ausgedünnten Takten entfielen. Die Borsbergstraße/Schandauer Straße und die Reicker Straße erhielten ihre zweite Linie dauerhaft zurück, bald auch die Leipziger Straße mit der 2003 eingeführten 49 nach Kaditz, ab 2004 der zum Riegelplatz verlängerten 9. Für die Qualität des 2000er-Netzes spricht, dass es in seinen Grundzügen noch heute existiert – geschlagene 17 Jahre später!


    Die Straßenbanlinien im Einzelnen – mit den bis heute erfolgten Änderungen. In Kursiv die seit 2000 unveränderten Linien.


    1 Leutewitz - Kleinzschachwitz (heute Leutewitz - Prohlis)
    2 Gorbitz - Prohlis (heute Gorbitz - Kleinzschachwitz; Endpunkttausch mit Linie 1)
    3 Wilder Mann - Coschütz
    4 Weinböhla - Laubegast
    5 aufgelassen
    6 Gorbitz - Niedersedlitz (heute nur noch Wölfnitz - Niedersedlitz)
    7 Gorbitz - Weixdorf (seit 2008 verlängert nach Pennrich)
    8 Hellerau - Südvorstadt
    9 (Mickten -) Eisenbahnstr. - Kleinzschachwitz (seit 2004 von Kaditz/Riegelplatz)
    10 Friedrichstadt - Striesen, weiter als Linie 12 (seit 2011 von Messe Dresden)
    11 Bühlau - Zschertnitz
    12 Leutewitz - Striesen (weiter als Linie 10)
    13 Übigau - Prohlis (nach Flut 2002 nur noch nach Mickten, heute am Wochenende und im Nachtverkehr von Kaditz)


    49 (2003-2004) Kaditz (Autobahnbrücke) - Mickten - Carolaplatz - Pirnaischer Platz - Postplatz - Kaditz (Vorlaufbetrieb für Linie 9)


    Auch im Busnetz gab es erstmals größere Änderungen; so ersetzte die 74 die Straßenbahn nach Johannstadt (verknüpft mit 83), letztere fuhr verlängert bis Comeniusplatz durch Striesen, die 86 durch Laubegast, Kleinzschachwitz und Zschieren wurde neu eingeführt. Die 88 wurde zu einer richtigen Linie und erschloss Nickern neu. Neben weiteren zwischenzeitlichen Änderungen wurden damit die grundlegenden Neuerungen des 2009er Busnetzes eingeläutet und erste große Lücken im Netz geschlossen.



    In Groß: https://model2.de/light/11662/img_9932mvsij.jpg



    Die Änderungen betreffen vor allem Verlängerungen durch Streckenneubauten und den Endpunkttausch der 1 und 2 - alles in allem also eine sehr erfreuliche Entwicklung.


    Zusammenfassend kann man konstatieren, dass ab Ende der 1990er Jahre eine Konsolidierung der Situation erfolgte, nachdem Mitte der 1990er Jahre das Straßenbahnnetz in seiner Gänze tatsächlich zur Disposition stand. Dies wurde durch ein Bürgerbegehren verhindert, aber trotzdem sollte 1998 zeitgleich mit der Coschützer Strecke (über Tharandter Straße) auch die Strecke über Altcotta stillgelegt werden. Dazu kam es in letzter Sekunde nicht.


    Andererseits brachten die 1990er neben den empfindlichen und zum Teil sehr bedauerlichen Verlusten im Netz auch positive Neuerungen: So wurden die verbleibenden Strecken fast durchgehend saniert, und eine neue Fahrzeuggeneration hielt Einzug. Aus heutiger Sicht bleibt die Einschätzung, dass die recht zeitigen Einschränkungen möglicherweise dazu beigetragen haben, zum Einen ein Umdenken in der öffentlichen Wahrnehmung bewirkt zu haben, zum Anderen blieben noch empfindlichere Streichungen zu einem späteren Zeitpunkt, wie zum Beispiel in Leipzig, erspart. Dies schlägt sich heute in einer doch recht positiven Entwicklung des ÖPNV in Dresden mit weitgehend sanierten Strecken und einem durchgehend modernen Fahrzeugpark nieder, man vergleiche wiederum mit dem Angebot und den Fahrgastzahlen im bevölkerungsreicheren Leipzig. Auch die Gründung des VVO und die damit verbundene bessere Abstimmung mit den regionalen Verkehrsträgern dürfte entscheidend dazu beigetragen haben. Zudem ist man in allen Krisenjahren nicht der Versuchung erlegen, den Straßenbahn-Nachtverkehr zur Disposition zu stellen. Damit dürfte die Dresdner Straßenbahn einer gesicherten Zukunft entgegen sehen.

    ^Da wird es wohl weniger um die ruinösen Bestandsbauten gehen, sondern die Neubebauung, die, da muss man kein Prophet sein, sicherlich in bewährter Art und Weise dazwischengewürfelhustet werden wird.


    Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man hier wirklich hochpreisigeren Wohnraum hinstellen können wird. Würdest Du als "Besserbetuchter" in die Industrieeinöde zwischen Großenhainer, Leipziger und den vielbefahrenen Bahnanlagen ziehen wollen? Noch nicht mal einen Elbblick zur Entschädigung hat man, wie in der benachbarten "Hafen Siddy"...


    Für mich wäre der Leipziger Bahnhof der perfekte Standort für das Verkehrsmuseum gewesen. Originales Bahnambiente, Zentrumsnähe, unendlich Platz, der Bahnhof Neustadt direkt daneben (dessen nun verfallendes denkmalgeschütztes Bahnbetriebswerk man hätte mit einbeziehen können), keine Anwohner, die zu belästigen wären und und und...


    Leider hätte das wohl niemand finanzieren wollen. Da waren Subvetionen in die gläsernen innerstädtischen Industriepaläste gewisser dubioser Automobilfirmen offenbar viel wichtiger.


    Wie toll ein solches Museum hätte werden können sieht man zum Beispiel im National Railway Museum in York. In Leipzig, um mal beim ehemaligen Zielort der Lokalität zu bleiben, wurde eine ganz ähnliche Idee genauso leichtfertig vergeben: Was gab es für den Bayerischen Bahnhof nicht für tolle diesbezügliche Projekte! Dafür versauern die Schätze des sächsischen Eisenbahnwesens heute weit verstreut in diversen Depots, teilweise außerhalb Sachsens, und die "Saxonia" steht eingeklemmt zwischen den Säulen des Johanneums. Schändlich für ein Industrieland, das sein Wachstum zuallererst seinem hervorragenden Eisenbahnnetz verdankte und diesbezüglich absoluter Vorreiter in Deutschland war!

    Vielen Dank für das Interesse! Ich habe durchaus schon darüber nachgedacht, das Ganze anderweitig zu veröffentlichen. Nur habe ich Bauchschmerzen bezüglich des Copyright, sollte dass Ganze kommerziell werden. Man weiß nie, welche Verlage dann hellhörig werden und mitverdienen wollen. Das hieße also wohl, auf viele historische Vergleichsaufnahmen verzichten zu müssen. Also wird es wohl erst einmal hier verbleiben.


    Die Pläne sind Eigenproduktionen aus eigener Hand, verbunden natürlich mit zahllosen Recherchen in Archiven, Verkehrsbüchern, Straßenverzeichnissen, Stadtplänen, Straßenbahnschildern, usw usf.


    Im Ganzen sind sie natürlich erhältlich, allerdings vertreibt diese ohne eigenes finanzielles Interesse der Modellstraßenbahnclub, und ich werde sie deshalb nicht im Ganzen im Netz veröffentlichen. Schließlich ist der Verein auf jede Einnahme angewiesen. Ich bitte hierfür um Verständnis.


    Ich bin außerdem gerade dabei, sowohl das Design der einzelnen Pläne zu überarbeiten als auch neue Quellen einzuarbeiten, die ich mittlerweile auftreiben konnte, und mich auch langsam in die 1980er und 1990er vorzuarbeiten. Es wird aber wohl noch etwas dauern.


    Im nächsten Jahr wird "Kleine Bahn ganz groß" im Alten Schlachthof stattfinden (Organisatoren Modellstraßenbahnclub und Straßenbahnmuseum). Dann hoffe ich, die neue Edition komplett zu haben, die dann auch wirklich auf dem aktuellsten "Forschungsstand" ist. Mir schwebt übrigens auch vor, eine Art "Historischen Atlas" des Dresdner Nahverkehrs zu erstellen - aber dazu braucht es erst einmal genügend Material, und es sind noch einige Unwägbarkeiten auszumerzen, bevor es an einen Verlag geht, der so etwas veröffentlichen würde. Ich denke aber, dass dies nicht nur für Nahverkehrsfreunde interessant wäre, ein solches Werk ist bislang nicht annähernd erhältlich und würde die neuere Stadtgeschichte aus einer bislang leider sehr vernachlässigten Perspektive beleuchten. Ich würde sogar in aller Bescheidenheit soweit gehen, dass sich außer mir bislang noch niemand die Mühe gemacht hat, die vorhandenen Quellen entsprechend grafisch dergestalt aufzuarbeiten. Da ist ein gewisses Interesse an Informationsgrafik natürlich nützlich.


    Dabei setzen sich dann auch viele Dinge wie Puzzleteile zusammen - ohne diese Recherchearbeiten hätte ich auch die Bildserien niemals in solcher Ausführlichkeit erstellen können.


    Wenn Du besonders an den Änderungen der 1990er interessiert bist, dann kann ich gern auch einmal einen Beitrag mit zeitgenössischen Originalnetzplänen einstellen oder mich dem Thema ausführlich widmen (wenn dies das Forenthemengebiet nicht völlig sprengt). Bei konkreten Fragen kannst Du mir gern auch eine persönliche Nachricht schicken, ich werde versuchen, sie nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten. Ich denke, mein Privatarchiv ist diesbezüglich dokumententechnisch ganz gut bestückt ;)

    Der Mittlere Ring (Teil VIII)

    Für diesen greife ich wieder auf fotografisches „Altmaterial“ zurück. Brücke der Waltherstraße heute, eingeweiht 2004. Sie ist übrigens für eine Straßenbahntrasse ausgelegt.




    Die ursprüngliche Brücke von 1894 musste in den 1960er Jahren der Elektrifizierung der Bahnanlagen weichen und wurde durch eine höher liegende Fußgängerpasserelle auf den alten Pfeilern nur notdürftig ersetzt. Die Straßenbahn-Gleisanlage war zwar eingebaut (wie auch die funktionslosen Oberleitungsmasten), genutzt wurde diese jedoch nie.




    Noch nichts hat sich an den beiden aus Kriegsruinen notdürftig reparierten Bahngebäuden am nördlichen Brückenende getan.




    Von der Brücke erfolgt der Zugang zum Haltepunkt Friedrichstadt.




    Kein Vergleich zur einstigen Pracht des Friedrichstädter Bahnhofes.




    Planzeichnung des Bahnhofsgebäudes.




    Blick in die Berliner Straße, links das ehemalige Ballhaus „Bellevue“, im Volsmund als „Blutiger Knochen“ bekannt. Der Spitzname sagt viel über die Gepflogenheiten im Etablissement.





    Das „Bellevue“ wird heute durch einen handwerklichen Betrieb fremdgenutzt.




    Fotothek-Bild. Die Gleise im Vordergrund gehören zum Endpunkt Bahnhof Friedrichstadt, der bis zur Verlängerung der Schäferstraße-Linie jener und später der 21 diente.




    Güterbahnhof Friedrichstadt mit Vergleichsbild.






    Walltherstraße mit erhaltener Gründerzeit-Bebauung, im Hintergrund die Schäferstraße.




    Eckhaus an der Schäferstraße.




    Schräg gegenüber befand sich bis zur Zerstörung das 1865 errichtete Lehrerseminar (Carl Adolph Canzler) an der Waltherstraße. Der Architekt plante u.a. auch den Umbau des Zeughauses zum Albertinum. Heute befindet sich hier eine zuhöchst unansehnliche Gewerbefläche.




    Nach Kriegszerstörungen wiederaufgebaute Straßenbahner-Wohngebäude an der Waltherstraße.





    Eine Ikone der 20er-Jahre-Architektur in Dresden ist zweifelsohne der von Paul Wolf entworfene und 1926 eröffnete Straßenbahnhof Waltherstraße. Er wurde bis zur Eröffnung des Betriebshofes Gorbitz 1996 in vollem Umfang genutzt und dient seitdem der Arbeitswagenflotte der DVB. Vermutlich wären hier auch die Züge des Mittleren Ringes unterstellt worden, denn die gewählte Lage am Ring war sicherlich kein Zufall.






    Kurz darauf passieren wir die Kreuzung mit der Friedrich- und Bremer Straße, wo sich majestätisch die Bienertsche Hafenmühle von Lossow und Kühne (1913) erhebt. Gestalterische Ähnlichkeiten mit dem zeitlich durch dieselben Architekten realisierten Leipziger Hauptbahnhof sind unübersehbar.





    Hafenmühle vom Alberthafen aus.





    Seit 2011 führt die Straßenbahn wieder zum Schlachthof, nachdem die alte Strecke 1979 wegen Baufälligkeit der Brücke eingestellt wurde.




    Die Ringbahnstrecke wäre (wohl über eine eigene Brücke) durch die Flutrinne geführt worden, um in gerader Linie das Elbufer gegenüber der Leipziger Vorstadt zu erreichen.




    Die Friedrichstädter Brückenauffahrt hätte direkt am damals beliebten Ausflugsrestaurant „Onkel Toms Hütte“ gelegen, das wir hier in zwei verschiedenen Ausbauzuständen (um 1900 und nach 1920) sehen. Vermutlich hätte es hierfür weichen müssen.





    Die Begehung des letzten Abschnitts erfolgt in Bälde.

    Der Mittlere Ring (Teil VII)

    Von Löbtau aus wäre der Mittlere Ring nach Norden geschwenkt, um über die Friedrichstadt und das Große Ostragehege das Elbufer in Höhe „Onkel Toms Hütte“ zu erreichen. Dazu wäre die Trasse zunächst in die Gröbelstraße abgebogen, die auf der Postkarte im Vordergrund die Kesselsdorfer kreuzt. Der Blick geht zurück zur „Dreikaiserhof“-Kreuzung, die heute bis zur Unkenntlichkeit entstellt ist.




    Quasi der aktuelle Gegenblick. Moderne Bauten prägen heute das Bild, welches nach den Kriegszerstörungen jahrzehntelang durch Brachen dominiert wurde.




    Blick in die Fröbelstraße. Am Ende ist die Wernerstraße zu erahnen.




    Vergleichsbild. Keines der Häuser der Gröbelstraße hat die Kriegszerstörungen überlebt.




    Am Nordende der Gröbelstraße lag die 36. Bezirksschule, hier gesehen von der Lübecker Straße.




    Deren Brachgrundstück wird aktuell als provisorischer Wendeplatz für die Buslinien 61 und 63 genutzt.




    Aufstellschild. Der Fotovergleich verrät eine durchaus etwas laxe Handhabung der Stellordnung in der Praxis.




    Wir machen einen kurzen Abstecher zur Löbtauer Friedenskirche, auch wenn diese nicht an der Trasse liegt. Der kriegszerstörte Kirchenbau wurde nach dem Krieg als Notkirche wiederhergestellt und ist in dieser Form denkmalgeschützt.





    Der ursprüngliche Kirchenbau entstand 1889 bis 1891 nach Plänen von Christian Friedrich Arnold, der auch den neogotischen Umbau der Sophienkirche verantwortete.




    Unter einsetzendem Regen gelangen wir nach Altlöbtau, das von der Ringlinie östlich passiert worden wäre.




    Eckhaus zur Lübecker Straße.




    Südliche und nördliche Fahrbahn des schwer kriegsgezeichneten Eckplatzdorfes. Die Ersterwähnung 1068 geschah deutlich früher als die des benachbarten Dresdens, in welches der Ort 1903 einverleibt wurde. Eine Eigenheit der Dresdner Stadtdörfer wird auch hier offenbar. Nicht selten liegen die historischen Dorfkerne am Rande der Flur, und die gründerzeitliche Neubebauung erfolgte zum Teil fernab auf den zugehörigen Wiesen und Feldern. Unmittelbar hinter dem Löbtauer Dorfkern sind wir schon in der Friedrichstadt.





    Blick zum Turmstumpf der Friedenskirche.




    Nebeneinander von historischer Bebauung, Ruinenresten und neuen Häusern. Auch in Altlöbtau wurden wie in den meisten Dorfkernen historische Gaskandelaber elektrisiert, ein nicht zu unterschätzender Beitrag zur Identitätsstiftung.




    Anschließend wäre der Mittlere Ring zur umverlegten und ausgebauten Fröbelstraße geführt worden. Dazu hätte die hier links nach Cotta abzweigende Lübecker Straße verlassen werden müssen. Ob die Verbindung mithilfe einer neu durchzubrechenden Planstraße oder eines eigenen Bahnkörpers erfolgt wäre bleibt unklar. Der schmale Weg rechts gehört heute zur Straße „Drescherhäuser“. Die Trasse wäre geradlinig durch die Gartensparte mittig geschlagen worden worden. Der Weg rechts verband ursprünglich den Löbtauer Dorfkern mit der alten Fröbelstraße.




    Drescherhäuser, Blick zurück nach Altlöbtau.




    Der ursprüngliche Verlauf der Fröbelstraße westlich der verlegten Weißeritz ist noch vollständig erhalten und heute Teil der Straße „Drescherhäuser“. Die ursprüngliche Siedlung mit dem so benannten Weg begann am im Hintergrund sichtbaren Straßenknick und führte schräg durch die heutige Kleingartensparte zum Lerchenberg. Das große Tor zur Sparte markiert den einstigen Straßeneingang.




    Vergleichsbild, vorn die Straßenbiegung, damals noch zur Fröbelstraße gehörig, der heute nicht mehr existente Weg „Drescherhäuser“ im Hintergrund. Die Drescherhäuser entstanden 1663 für im Vorwerk Ostra beschäftigte böhmische Landarbeiter und deren Familien. 1934 wurde das letzte der Häuschen abgebrochen.




    Ehemalige Fröbelstraße. Deren Neubau zwischen Lerchenberg und Weißeritzufer erfolgte Mitte der zwanziger Jahre weiter nördlich und nahm auch die neue Straßenbahntrasse nach Cotta auf (eröffnet 1927/28). Diese wäre auf einem kurzen Abschnitt vom Mittleren Ring mitbenutzt worden.




    Gartensparte zwischen Drescherhäuser (heute) und Löbtau. Auch dieses Gebiet wäre nach den Planungen der Jahrhundertwende großflächig städtisch bebaut worden.




    Fröbelstraße heute. Der Ausbau zur stadtautobahnähnlichen Schneise erfolgte Mitte der 1990er Jahre. Dabei wurde auch die Straßenbahntrasse nördlich auf einen Bahnkörper verlegt (Inbetriebnahme 1995). Die Planungen hierzu stammen allerdings schon aus DDR-Zeiten, denn die Straßenbahnbrücke am Emerich-Ambros-Ufer war schon seit Mitte der 1980er Jahre vorhanden und zunächst ungenutzt. Der Ring wäre vor der heutigen Tunneleinfahrt links eingemündet.




    Weißeritzübergang am Emerich-Ambros-Ufer.




    Heutige Haltestelle Semmelweisstraße. Diese lag ursprünglich auf der Straße daneben.


    https://model2.de/light/11662/img_9882ukqyg.jpg[/img]



    Bereich der Haltestelle Semmelweisstraße (bis 1995).




    Kurz darauf hätte der Ring die Neubaustrecke nach Cotta wieder verlassen und wäre in die Waltherstraße geschwenkt. Er hätte diese auf ganzer Länge bis zur Magdeburger Straße durchquert. Dazu im nächsten Teil...

    ^Nun ja, die Haltung des Diskutanten bezüglich gewisser Infrastrukturmaßnahmen ist ja aufgrund seiner entsprechenden Kommentare unter den einschlägigen Beiträgen in den Lokalpostillen hinlänglich bekannt und daher auch kaum verwunderlich. Dieses Forum aber zur Durchsetzung recht überholter und verquerer Vorstellungen von Verkehrspolitik missbrauchen zu wollen finde ich unter der Gürtellinie.


    Da gibt es wahrlich andere Probleme in der Stadt, an denen man sich trefflich abarbeiten kann. Beispielsweise könnte man sich ja auch einmal die Frage stellen, wieso die Egoismen einiger Weniger über das Gemeininteresse dominieren können. Im übrigen liegt die nach Verlegung der Strecke entlastete Wasastraße auch mitten in besagtem Wohngebiet. Warum also werden die Bedürfnisse gewisser Anwohner der Oskarstraße über solche der Wasa- und Franz-Liszt-Straße gestellt, wie es der obige Diskutant proklamiert?


    Zumal die Trasse alles andere als "unnötig" ist. Sie ist die Voraussetzung für den dringend gebotenen Ausbau der Straßenbahn im Dresdner Süden, denn die hiesigen Buslinien, allen voran die 61 und die 62, sind bekanntlich an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt. Das kann man natürlich nicht wissen, wenn man sich aus purem Egoismus und Standesdünkel nur im eigenen Benz oder SUV durch die Stadt bewegt, skrupellos die städtische Luft vergiftet und dreist zu privaten Zwecken Verkehrs- und Parkraum in Anspruch nimmt, der eigentlich der Allgemeinheit zusteht. Zumal es in Dresden durchaus üblich ist, öffentliche Verkehrsmittel unabhängig vom eigenen Einkommen und sozialen Hintergrund zu nutzen, wie man beispielsweise an der sehr guten Benutzung gewisser Linien in besser betuchten Stadtteilen wie dem Hirsch, Bühlau, Plauen, Loschwitz, der Antonstadt und nicht zuletzt auch Strehlen sehen kann.


    Davon unberührt bleibt die Frage nach gestalterischen und ästhetischen Gesichtspunkten. Hier gibt es in der Tat deutlichen Nachholebedarf, insbesondere was die Gestaltung von Oberleitungsanlagen und deren stadtbildverträgliche Ausführung betrifft.


    Übrigens: Was ist eigentlich aus dem wackeren Kämpfer gegen die Buslinie 85 auf der Hepkestraße und seiner lustigen Bürgerinitiative geworden?

    Der Mittlere Ring (Teil VI)

    Für den folgenden Abschnitt nach Südvorstadt bediene ich mich einiger Bilder, die bei vorherigen Begehungen entstanden waren. Viel hat isch hier in den letzten zwei, drei Jahren auch nicht verändert.



    Ein letzter Blick auf den Wasaplatz und den Königshof. Die historische Postkarte zeigt die orignale Gleistrasse Richtung Leubnitz-Neuostra, die auch die Ringbahn mitbenutzt hätte.





    Linie 61 an der Kreuzung Teplitzer/Caspar-David-Friedrich-Straße, die in den zwanziger Jahren noch Josefstraße hieß. Blick Richtung Wasaplatz.




    An der Ackermannstraße wird die Zschertnitzer Strecke gekreuzt. Mitte der 1920er Jahre fuhr hier die Linie 5, doch bereits 1928 kam es zum ersten Intermezzo der Linie 11 auf diesem Abschnitt, der zwischen 1963 und 1976 stillgelegt war.




    Der denkmalgeschützte Andreas-Schubert-Bau am Zelleschen Weg, von 1956 bis 1960 errichtet.




    Der Zellesche Weg ähnelt sehr dem Ausbauzustand der um den Ersten Weltkrieg herum entstandenen Straßenzüge, die wir bereits besichtigt haben. Auch hier wurde ein Gleiskörper in Mittellage angelegt, der, so alles gut geht, in Bälde auch genutzt werden wird. Allerdings entstand er erst Anfang der 1970er Jahre beim grundlegenden Ausbau des ehemals sehr schmalen Weges.




    Zellescher Weg Höhe Staats- und Universitätsbibliothek. Im Hintergrund das Observatorium des Beyer-Baus.




    Gleiskörper und Linie 61 Höhe Willersbau.




    Letzter Vorkriegsbau am Fritz-Förster-Platz, dem vormaligen Sedanplatz. Auch hier hätte eine Straßenbahnkreuzung bestanden, auch wenn die Räcknitzer Strecke auf der Bergstraße bereits 1933 eingestellt wurde (siehe auch Begehung der Linie 6 im „Ehemalige-Strecken“-Strang).




    Luftansicht des Sedanplatzes um die Jahrhundertwende. Noch fehlt der Beyer-Bau (Grünfläche links), die restlichen Hochschulgebäude entlang der George-Bähr-Straße stehen bereits. Anstelle des Verwaltungsgebäudes im vorigen Bild befindet sich noch eine Villa (im Vordergrund links), von der prachtvollen Bebauung der Nürnberger Straße Richtung des gleichnamigen Platzes hat nichts überlebt. Heute steht hier der Gerhart-Potthoff-Bau mit dem ehemaligen Audimax von 1951/52.




    Am Nürnberger Platz erinnern nur noch die groben Straßenzüge an die historischen Gegebenheiten. Die Südwestecke wird gerade als erste neu bebaut, auf eine aktuelle Bebilderung verzichte ich daher. Die Richtungsfahrbahnen der Münchner Straße sind noch heute zu erkennen. Hier kreuzte die Linie 1, die gerade auf dem Weg nach Plauen (Chemnitzer Platz) ist. Die erst 1913 entstandene Stichstrecke zur Nürnberger Straße (heute Linie 8) fehlt noch, sie wäre ab hier vom Mittleren Ring mitbenutzt worden. Ähnliches könnte bald Realität sein….




    Das „Nürnberger Ei“ in verschiedenen historischen Ansichten. Zunächst der Blick zurück zum Nürnberger Platz. Seit jeher umkurvt die Straßenbahn hier in einer hühnerproduktförmigen Schleife die platzartige Straßenerweiterung, die außer dem volksmundlichen nie einen eigenen offiziellen Namen besessen hat.




    Die links sichtbaren nördlichen Häuserzeilen haben die Zerstörungen überstanden.





    Südlich dominieren Lückenbauten aus den 1950er Jahren. Zumindest wurde das "Ei" im Gegensatz zum Nürnberger Platz recht früh bereits wieder städtebaulich gefasst, wobei die Vorkriegsstruktur im Wesentlichen erhalten blieb.




    Das „Ei“ in westliche Richtung gesehen, am Horizont die Kreuzung mit der Chemnitzer Straße.




    Das in den 1990er Jahren entstandene Bürohaus nimmt mit seiner Form Bezug auf den volkstümlichen Namen der Straßenerweiterung. Davor pausierend eine Linie 8. Der Endpunkt Südvorstadt (Nürnberger Straße) hat schon das halbe Dresdner Netz beherbergt. Hier waren (nicht in chronologischer Folge) schon die Linien 2, 3, 4, 5, 6, 8, 10, 11, 15 und 16 zu Gast.




    Ein Beispiel für die Straßenbahnbelegung des Endpunktes: Schild der Linie 4 von ca. 1965 (Straßenbahnmuseum). Nach Stilllegung der beiden Endabschnitte der Nachkriegs-4 zum St.-Pauli-Friedhof und nach Mockritz verkehrte diese für wenige Jahre zwischen 1964 und 1969 auf der gezeigten Relation. Seit 1958 diente das „Ei“ zugleich als Endpunkt der hierhin verlängerten Obuslinie C. 1964 übernahm die 61 bei zeitgleicher Verlängerung nach Löbtau, diese verlor aber bereits zehn Jahre später ihre Oberleitungen und verstinkert seitdem als schnöde Dieselbuslinie die südvorstädtische Luft.





    Auf dem weiteren Weg Richtung Löbtau hätten die Ringbahnzüge an der Kreuzung Hohe/Nürnberger Straße die Zionskirche passiert, deren Ruine heute als städtisches Lapidarium dient.




    Völlig unkenntlich ist heute auch die Kreuzung Nürnberger Straße/Chemnitzer Straße, damals ein weiterer angedachter Umsteigepunkt von einer Radiallinie (15) zum geplanten Mittleren Ring. Von der ursprünglichen Würfelhausbebauung sind hier nicht einmal Reste geblieben. Der „Nossener Hof“ lag genau im Zwickel zwischen den heutigen Bushaltestellen der Linien 61 nach Löbtau und 62 Richtung Innenstadt.




    Anstelle der Würfel prägt eine nicht enden wollende Plattenbauzeile die heutige Budapester Straße.




    Das anschließende Gebiet wurde durch den Neubau der „Brücke der Jugend“ in den 1960er Jahren und die fortführende „Löbtauer Brücke“ seit Mitte der 1980er Jahre völlig umgekrempelt. Der Brückenzug ersetzte die Nossener und Siebenlehner Straße, deren Nutzung durch den Straßenbahnring angedacht war. Erst mit dem Brückenneubau wurde ab 1964 eine durchgehende Nahverkehrsverbindung von Löbtau nach Südvorstadt eingerichtet, erst als Obus, ab 1974 als Bus.




    Die Ringbahn hätte dann das idyllisch am Weißeritzmühlgraben gelegene Kanonenbohrwerk passiert.




    Dessen Standort liegt heute unter dem Kraftwerksneubau begraben.




    Spätestens mit dem Brückenneubau verschwanden auch die vom Dresdner Spar- und Bauverein errichteten kriegszerstörten Posadowsky-Wehner-Häuser zwischen Hohenzollernstraße (Oederaner Straße) und Crispiplatz (Ebertplatz). Ihre Architektur ähnelte sehr den ebenfalls von Schilling und Graebner entworfenen Objekten desselben Bauherrn an der Paulstraße und der Wittenberger Straße. Heute liegen hier die Brückenabfahrten nach Löbtau.




    Die Häusergruppe vom Crispiplatz aus gesehen. Der heutige Ebertplatz ist als Platzanlage im Stadtbild durch die Hochstraße und die fehlenden Bebauungskanten unkenntlich geworden.




    Nur an der verkehrsumtösten Nordseite des Platzes hat sich die Bebauung aus den 1920er Jahren erhalten.




    Von 1964 bis Ende der 1980er Jahre diente der damalige Willi-Ermer-Platz als Löbtauer Endpunkt der Linie 61, später auch der 93 und der 3A. Hier herrschte stets reger Umsteigeverkehr. Mit dem Bau der Löbtauer Brücke wurde er zunächst in die Schilling- und später die Kesselsdorfer Straße verlegt. Heute hat nur noch die Vorstadtlinie 90 ihren Endpunkt am Ebertplatz, und dies vor allem aus betrieblichen Gründen.






    Über die Bismarckbrücke (heute namenlos) ging es in die Kesselsdorfer Straße. Auch das Löbtauer Rathaus hat den Krieg nicht überlebt.





    Hier wäre die Haltestelle der Wölfnitzer Linie mitbedient worden, bevor es dann durch eine neue Planstraße (bzw. die erweiterte Gröbelstraße) nach Norden in Richtung Friedrichstadt ging. Dazu im nächsten Teil.



    Der Mittlere Ring (Teil V)

    Weiter geht es mit einem weiteren historischen Kirchenbild.




    Zunächst der Blick zurück entlang der nicht gebauten Planstraße zur Eisenbahnunterführung Rayskistraße.




    Immer wieder nett anzuschauen: Die zahllosen Jugendstil-Baudetails der Christuskirche.







    Bemerkenswert sind auch die original erhaltenen Jugendstilleuchten.




    Christuskirche und Altstrehlen. Nur Rudimente der großstädtischen Planungen, denen der gesamte Dorfkern zum Opfer gefallen wäre, wurden tatsächlich realisiert.




    Somit blieb der Strehlener Dorfkern in weiten Teilen erhalten. Der ehemalige Friedrich-August-Platz heißt seit 1946 Altstrehlen in Analogie zu zahllosen weiteren Dorfkernen im Stadtgebiet.




    Hier wäre der Ring auf die bis 1928 existierende alte Strecke durch Altstrehlen und die Dohnaer Straße getroffen, die wir bereits vor einiger Zeit besucht haben. Noch immer ist deren Verlauf im Pflaster der Dohnaer gut zu erkennen.




    Bereits damals fuhren die Linien 9 und 13 durch Strehlen, eine der sehr seltenen historischen Kontinuitäten des Dresdner Straßenbahnnetzes. 1928 wurde die kurvenreiche, steile und zum Teil eingleisige ehemalige Pferdebahnstrecke durch Strehlen durch die schnurgerade Neubaustrecke in der Lockwitzer Straße ersetzt, die noch heute befahren wird.




    Letzter Blick auf die Türme der Christuskirche.




    In Altstrehlen.




    Blick zur Kreischaer Straße.




    Die nach Altstrehlen versetzte „Innere Mitte“ habe ich bei der Kaitzbachbegehung noch auf dem Gustav-Adolf-Platz abgelichtet.




    Bis 1989 wurde die Kreischaer Straße in dichtem Takt durch die Linien 61 und 93 befahren, vorher auch durch den Obus. Sie hat also bereits drei verschiedene Nahverkehrsträger gesehen…




    Der aktuelle Ersatzverkehr nutzte die historische Verbindung zumindest in einer Richtung.




    Einmündung Lannerstraße.




    Kreischaer Straße mit dem „Königshof“¬.




    Wir sind fast am Wasaplatz angekommen, wo wir eine Pause einlegen werden.




    Einst beherrschte den Platz ein mittlerweile verschwundenes großes grünes Rondell.




    Caspar-David-Friedrich-Straße. Wir werden demnächst dem Ring weiter in Richtung Südvorstadt und Löbtau folgen. Diese Reise kann man heute auf identischer Route mit der 61 unternehmen.




    Zum Abschluss noch ein Gesamtbild des Strehlener Ortskerns mit Christuskirche, Wasaplatz und Königshof sowie einem auf alter Strecke unterwegs befindlichen Straßenbahnwagen in der Kreischaer Straße.