Beiträge von Berkowitz

    Einer Rekonstruktion des Wilhelmplatz stehen mindestens zwei Bauten entgegen, die Nordkoreanische und die Tschechische Botschaft. Einer Botschaft ein passendes Tauschobjekt anzubieten ist ein diplomatischer Akt, der bereits in Berlin Tradition hat. Zuletzt nach der Wiedervereinigung reihenweise praktiziert, und finanziert vom Bund.
    Ein Abbruch des Nordkoreanischen Botschaftsgebäudes wäre ein Gewinn für die Stadt. Über den architektonischen Wert der Tschechischen Botschaft gehen die Meinungen bereits heute sehr weit auseinander. Ein Abbruchsvorhaben würde heftigst diskutiert werden.
    Zu Rekonstruktionen der Reichskanzlei: das Palais Radziwill mit Bismarck als Repräsentant fände einen Konsenz. Hitlers Machtzentrale würde nicht mal Speer so wieder errichten, nicht mal ansatzweise. Düster, abweisend und bauökonomisch gesehen eine Fehlplanung.
    Also bleibt die restliche Wilhelmstraße, und da gibt es ja bereits richtungsweisende Ideen.
    Schön wäre nur, wenn auch für finanzschwächere Bewohner noch Raum bliebe.
    Holocaustdenkmal hin oder her. Hier war nie eine Begräbnisstätte, nie ein Gebetshaus, nur die Ministergärten und die Goebbelsche Stadtvilla. Also ist hier prinzipiell keine Totenruhe einzuhalten, und der Würde des Mahnmals stehen die geplanten Bauten keinesfalls entgegen.

    Für mich gibt es nicht nur gute und schlechte Architektur, sondern auch noch etwas mittendrin.


    An dieser Stelle hätte ich mir zwar einen sanften Klassiker gewünscht, aber das was entsteht ist durchaus noch erträglich.


    Zur "Gentrifizierung": Eine Stadt wie Berlin kann Randgruppen auf beiden Seiten der Messskala gut verkraften, sofern die Mitte stimmt. Ich denke davon profitieren Alle.
    Sobald aber in Berlin Londoner Zustände drohen, bei denen sich 2/3 der "Werktätigen" die Stadt nicht mal annähernd mehr leisten könnten, ist schleunigst die Notbremse zu ziehen.


    Gentrifizierungsdiskussion bitte hier weiterführen. Danke
    Bato

    Unter Ulbricht, in bereits fortgeschrittenen Verhandlungen mit der Sowjetunion, gab es in Zusammenhang mit einem fehlenden Tiefwasser-Hafen der DDR kurzzeitig Überlegungen zu einer veränderten Grenzziehung im Bereich Stettin. Letztendlich siegte die Vernunft. Rostock wurde zum Tiefwasserhafen umgebaut und Stettin blieb polnisch. Ohne Stettin wäre Nordwestpolen mehr als Struktur schwach. Hinterpommern wäre vom Güter-Waren-Verkehr abgeschnitten gewesen. Und eine EU ohne Grenzen gab es damals noch nicht. Insgesamt im Desaster der Nachkriegsordnung mit teilweise extrem unbefriedigenden Grenzziehungen (willkürliche Demarkationslinie durch die Rominter Heide im ehemaligen Ostpreussen), mal eine im Endeffekt weise Entscheidung. Zum Wiederaufbau oder zu möglichen Teilrekonstruktionen fällt mir doch noch was ein: Das Stettiner Schauspielhaus.

    Nicht böse sein, auch Stettin wird noch.
    Bitte nicht vergessen. Erst mußten die Zwischenstaatlichen Fragen geklärt sein. Immerhin gehörte das Westliche Odergebiet erst mit den Zwei-Plus-Vier- Verträgen sicher zu Polen. Und wer investiert schon in etwas, dass ihm nicht sicher gehört. Elbings Wiederaufbau fand ebenfalls erst ab der Mitte der 90er statt. Zum Glück, dadurch konnte sich der Wiederaufbaustil entwickeln. Anfangs versuchte man es eher bunt durchmischt und postmodern. Inzwischen wird mehr auf die Historie geachtet mit kleineren Rekonstruktionen. Der Wiederaufbau von Kamelhaus und Casino in Elbing wäre schön. Zu Stettin fallen mir jetzt speziell keine Wunschrekonstruktionen von Altstadthäusern und verlorenen Baudenkmälern ein.

    Als Gegner jeglicher extremistischer Neigung lehne ich Schmierereien an öffentlichen Einrichtungen und öffentlichen wie privaten Bauwerken jeglicher Couleur ab. Schlimm, wenn dahinter vernachlässigte Persönlichkeiten stecken, die aufgrund fehlerhafter Prägung dadurch ihren Ausgleich suchen. Im heutigen Deutschland kann sich keiner der 20-30 jährigen darauf berufen durch politische Drangsalierung so geworden zu sein, oder damit seine Kriegs- und Nachkriegstraumata verarbeiten zu müssen, wie Bomber Harris. Er hatte private Rachegelüste, die dem Bombentod seiner Ehefrau durch einen Zeppelinangriff im 1. Weltkrieg auf London geschuldet waren. Bedingt durch die Kriegsereignisse und der unbarmherzigen Kriegführung durch Nazi-Deutschland im nächsten Weltkrieg, konnte er weitgehend ungestört seine Vendetta gegen deutsche Städte ausleben. Keiner war gewillt ihn zu bremsen, geschweige denn zu stoppen. Erst recht nicht nach der Befreiung von Auschwitz und der Aufdeckung weiterer Nazi- Greuel. Es bleibt für Historiker zu untersuchen, ob Berlin am 03.02.1945 nicht so heftig, Dresden und zuletzt Potsdam vielleicht sogar verschont geblieben wären, wenn nicht vielleicht Auschwitz mit ein Grund gewesen ist den Bombenkrieg in der Endphase des Dritten Reiches zu verschärfen, trotz der sehr sicher abzusehenden Niederlage Nazi-Deutschlands.
    Potsdam heute verbrennen zu wollen ist eher infantier Natur als ernstzunehmender politischer Gesinnung geschuldet. Abhaken, und hoffen, das diese spätpubertären Gestalten noch nachreifen.

    Es gibt leider genug Minimalisten, die sich in so einem Gebäude wohlfühlen. Gut für die Makler und die Investoren, die dieses "Ding" zu verantworten haben. Falls ich mal das Bedürfnis haben sollte mich zu erschießen, dann werde ich das in einem dieser Appartements tun. Auf einer ebenso ästhetisch minimalistischen Rolf B... Sitzgruppe bei voll aufgedrehter R.... Surround-Soundanlage. Prost-Mahlzeit!

    Spendenbereitschaft

    Noch ist Zeit genug, ein Teil der Fassade ist bereits durch ausreichend Spenden gedeckt, damit der Rohbau nicht auf ewig "nackt" dasteht.
    Außerdem werden sicher, wenn die Zeit reif ist und einen PR-Erfolg verspricht, ein paar Großspender auftauchen.
    Ich für meinen kleinen und bescheidenen Anteil am Bau habe mich im Mai für einen Baustein der "Schlüter-Achse" entschieden.

    Die großflächige Glasfassade der Neuplanung halte ich an dieser Stelle für verfehlt, da erscheint mir die bestehende Fassade mit ihren drei Zeitschichten 70er/80er/90er Jahre und ihren ja durchaus nicht unbekannten Urhebern (Düttmann/Haus-Rucker/Bassenge-PuhanSchulz) deutlich interessanter gegliedert.


    Diesem Argument kann ich uneingeschränkt folgen.
    Wenn hier neugebaut werden sollte, dann bitte kleinteilig und kein Block. Oder mit einer baukünstlerischen Reminiszenz an das, oder die Berliner Warenhäuser Anfang des 20. Jahrhunderts, von denen das KaDeWe das einzig Überlebende ist.


    Karstadt am Hermannplatz führe ich hierbei nicht auf, da in einem anderen Bezirk, und an diesem Gebäude nur noch etwa ein Zehntel des Gebäudes dem Urzustand entsprechen. Nebenbei auch eine bislang vertane Chance der 90er diesem Gebäude die Wirkung zurückzugeben. Denke der Umbau in den Ursprungszustand, oder zumindest des Zitats daran (es war architektonisch nicht alles überzeugend am Ursprungs-Bau der 20er) hätte auch nicht wesentlich mehr gekostet, als die Baumaßnahmen vor jetzt 15 Jahren. Wäre vielleicht Thema für einen anderen Thread. Siehe hierzu:http://www.deutsches-architekt…ght=Karstadt+Hermannplatz

    Ostalgie hin oder her:
    Zum Stadion in einer Stadtmitte, oder der Nähe zur Stadtmitte fällt mir das ehemalige Walter-Simon-Stadion in Königsberg i. Pr. ein, heute Baltika Stadion in Kaliningrad. Das war keine sozialistische Erfindung, sondern preußisch durchdacht.
    Nichtsdestotrotz war das keine besonders elegante Idee den Lustgarten mit einem Stadion zu beglücken. Das ehemalige Interhotel ist ebenfalls eine Bausünde, die im Westen der (Bundes)-Republik gleichfalls möglich gewesen wäre, und mein persönlicher Abrisskandidat Nummer Eins ist.
    Skaten und Randsportarten im Stadtzentrum: Nein Danke! Diese glorreiche Idee hatten auch die Stadtväter der Stadt, in der ich jetzt wohne. Vis-a-vis des Neuen Rathauses und des Amtsgerichtes wurde anstelle einer abgerissenen Feuerwache und eines baufälligen Kino Baus der 50er, der allerdings seinen eigenen Charme hatte, ein Käfig mit Basketball-Feld errichtet. Nutzung extrem selten, und es passt überhaupt nicht! Also liebe Potsdamer überlegt Euch so einen Blödsinn lieber zweimal. Euer Stadtbad ist von der Lage her auch so eine Idee, die wenn nicht bereits vollzogen, nie mehr an diesem Ort errichtet oder neuerrichtet werden würde.

    Wer einen Krieg begonnen hat, unabhängig der Motivation und des Rechts und Unrechts diesen zu führen, hat nur zwei Möglichkeiten: Diesen Krieg zu gewinnen, oder mit Anstand zu beenden. Im letzten Fall zum Erhalt der staatlichen Ordnung und zum Schutz der im wesentlichen unschuldigen Zivilbevölkerung.
    Dazu war der Führerstaat Großdeutsches Reich in beiden Optionen nicht fähig. Die Gründe dafür setze ich als bekannt voraus. So konnten die Sieger ihre Denkmäler errichten. Im Falle der Sowjetunion sehr monumentale, doch sehr gefällige Denkmäler. Dass die heutige aufgeklärte deutsche Nation sich immer noch vor ihrer sehr demokratischen und alles andere als kriegstreibend auftretenden Armee lieber versteckt, als Gefallene, die für Humanität und eine gerechte Weltordnung gestorben sind, angemessen zu ehren, steht auf einem anderen Blatt.

    Leider sind es nicht Wutbürger, die bei gewissen Aktionen durchaus Sympathien verdienen. Es handelt sich um ausgesprochen feige Täter, die dies durchführen, und sich in diversen Subversiven Zirkeln damit brüsten. Und ich werde manchmal das Gefühl nicht los, dass in der Berliner Politscene nicht wenige mit diesen Typen sympathisieren.


    Da dies ein Architekturforum ist, solls auch dabei bleiben. Zur Architektur des betroffenen Gebäudes:es hätt auch was anderes dort sein können. Sagen wir mal vom Entwurf nicht schlecht, vom Standort eher wenig sensibel eingebunden.

    Nachdem jetzt die Wahl gelaufen ist, und der Wahlkampf beendet, treffen wir uns in Zukunft hoffentlich wieder in fachlich fungierten Diskussionen wieder.
    Na gut, ohne ein klein wenig Polemik von beiden Seiten wird es wohl nicht gehen. Aber bitte belassen wir es bei klein wenig.
    Und wenn hier nochmals jemand die NAZIS, und ich meine hier Goebbels, Streicher, AH und Co, und nicht die neuen Rechten, aus der Kiste holt: Die hatten mit der Erbauung dieser Kirche nichts zu tun, höchstens mit ihrer ersten (Teil-)Zerstörung. Die Gründe von Missbrauch und ideologischer Fehlinterpretation sind ausreichend diskutiert worden. Konzentrieren wir uns jetzt auf die Sachzwänge von heute.

    Das Holocaust-Mahnmal sollte nicht das Problem sein, da es kein unmittelbarer Ort der Shoa war. Gut, es stand die Goebbels-Stadtvilla dort, aber es fanden keine Deportationen von diesem Ort aus statt (Bahnhof Grunewald oder Rosenthaler Straße), keine Holocaust-Planungen wie in der Wannsee-Villa, oder auf dem Prinz-Albrecht-Gelände.
    Diesen Ort haben wir Lea Rosh zu verdanken. Das war bereits vor der Entstehung sehr umstritten.
    Dennoch finde ich es würdig zum Gedenken, aber nicht hindernd für die geplante Randbebauung.

    @ Potsdamer
    "Ach und bitte, nennen Sie mir einen Bafög-Empfänger der einen Spendenziegel gekauft hat."


    Ja ich, natürlich ehemaliger Bafög-Empfänger, und engagierter Befürworter von Rekonstruktionen, die das Stadtbild heilen.
    Aber allerdings bin ich ausreichend Demokrat, um akzeptieren zu können, wenn eine repräsentative Mehrheit in Potsdam gegen die Kirche ist.

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    Ist die heutige zentrale "Leere" würdiger? Und definiere ich den Übergang Potsdamer/Ebertstraße fälschlicherweise als Kreuzung? Überdies stand der Verkehrsturm bzw. sein Vorgänger mittig. Vielleicht kann einer mal die alten Raumgefüge mit den heutigen überlagern, und sichtbar machen was geht, und was nicht.