Auf jeden Fall feiern wir im nächsten Jahr zünftig "Stadtbahnprogramm 2020! - War da was?", denn die Strehlensache war als Anbindung/Verknüpfung zur S-Bahn schon vorher fest im Plan, auch um nicht nochmal die kaputte Wasastrasse tramtauglich machen zu müssen.
Ich bin nun aber gar nicht unglücklich, dass diese herben Verzögerungen am Stadtbahnprogramm eintraten. Die vorgelegten Planungen sind für mich ziemlich inakzeptabel: da wird verbreitert und versiegelt was das Zeug hält, Eingriffe sondergleichen, Megakreuzungen und natürlich in real doch alle Bäume weg. Gerade Nürnberger Strasse, - Ei und -Platz, aber auch bis zum Zelleschen Weg, sind somit eher sehr schwierige Abschnitte. Alle diese Strassen ändern ihr Abbild, die Verkehrsanlagen rücken den Wohnbauten auf den Leib, die Schneisenwirkung wird erhöht.
Infolge der vieljährigen Verzögerung sollte man fast schon überlegen, ob man den bisherigen vorgegebenen Planungsgrundsätzen noch folgen möchte, oder ob man nicht besser die Bau- und Förderrichtlinien-Nouvellierung bis 2023 abwartet. Ab 2023 SOLL es deutlich besser möglich sein, eine Tramstrecke stadtverträglicher zu bauen, auch SOLL der Zwang zum Eigenen Gleiskörper gemildert oder abgeschafft werden. Heisst: die DVB wären wie auch andere nicht mehr gezwungen, den ausschließlich finanzierten eigenen Gleiskörper zu bauen. Das ist nun irgendwie eine Knackpunktfrage.
Gleichwohl bin ich bis dahin äusserst skeptisch, daß man in diesem Land noch zu vernünftigeren bzw vereinfachten Rahmenbedingungen kommt (hier Bundesthema), ich glaube ebensowenig dass unsere tollen Stadtpolitiker solche Dinge mitbedenken, noch daß man nun 2023 abwartet und schaut, was rauskommt (wenn's denn pünktlich käme), noch daß man schonmal vorab losplanen könnte - auf Grundlage einer kolportieren, aber noch unsicheren neuen Richtliniengrundlage. Vermutlich wird man nun in den letzten Jahren der veralteten Richtlinien schöne breite Schneisen mit geheiligten Inselbahnsteigen und Gigaknoten bauen, während die lange Bauzeit sich längst ins neue Zeitalter geläuterter Lösungen erstrecken und man sich qua Eröffnung dann in den Allerwertesten beissen könnte. Der obligatorische Mastenwald samt Himmelsnetz schrumpft dabei fast zur Nebensache.
Ein Abwarten auf bessere Tage betrifft vorrangig die "angebauten" Streckenabschnitte wie die Nürnberger Strasse, allerdings vorausschauend auch die Chemnitzer- und Budapester-, Pfote, Pillnitzer- und Striesener Strasse. Auf beiden letzteren würde je etwa die halbe Grünzugbreite geopfert. Schaut man sich das vor Ort an, erkennt man den Wahnsinn. Wie gesagt bin ich skeptisch, daß man ab 2023 plötzlich einfach mal Gleise im MIV-Fahrbahnraum einbaut - und nur die Haltestellen und Knoten anpassen bräuchte, also ohne Raumgreifung daneben. Ebenso, dass man vielleicht auch mal zu Lösungen von Gleislagen am Rand jetziger Kfz-Fahrbahnen käme, usw. Irgendwie hoffe ich, dass man noch drei Jahre weitere Verzögerung fabriziert. Die bisherigen Bauvorschriften sind schuld, da kommt zu viel Mist raus, das ist eher Wirtschaftsförderung mit langen Baustellen zu immer höheren Kosten und natürlich unbedacht zu Lasten der Stadtstrukturen und derer Anwohner. Sollen sie eben die Nossener Brücke machen und das ganze Ding auf "Stadtbahn 2030" umbenennen.